3 simple Methoden, um weniger leichte Fehler zu riskieren

Marco Kühn
von Marco Kühn

Du hast die gelbe Filzkugel genau im Blick.

Du siehst, wie sie sich durch deinen Topspin in der Luft dreht. Schemenhaft, etwas verschwommen, erkennst du deinen Gegner. Du erkennst, wohin er sich bewegt. Ball und Gegner finden immer näher zueinander. Der verschwommene Gegner und die gelbe Filzkugel treffen sich.

Jetzt wird deine Aufmerksamkeit wie ein Kit Kat gebrochen.

Dein Gegner hat den Ball geschlagen.

Aber du stehst immer noch wie festgewurzelt an derselben Stelle, an der du deinen letzten Ball gespielt hast. Du hast dich keinen Millimeter bewegt, sondern nur deinem eigenen Ball hinterher geschaut.

Du hast vollkommen vergessen, dass der Ballwechsel trotz deines tollen Schlages noch weiter läuft. Dieses Phänomen lässt sich im Hobbybereich oft beobachten. Ein Leser von tennis-insider.de ist diesem Phänomen von allein auf die Schliche gekommen und hat bemerkt, dass er seinen eigenen Schlägen viel zu oft zu lang hinterher schaut.

Dies hat sich dann auf seine Qualität im Spiel ausgewirkt – leider negativ. 

In diesem Artikel wollen wir uns deshalb damit beschäftigen, wie du leichte Fehler in deinem Spiel vermeiden kannst, indem du den Ball richtig anschaust. Dies klingt im ersten Moment simpel, ist aber mit einer hohen Dosis an Konzentration verbunden.

Zum Ball laufen, richtig stehen, Ausholen, Körpergewicht nach unten verlagern, Ball anschauen – all das wirst du in dieser kurzen Zeit nicht mehr schaffen.

Die Folge sind schlechtes Timing, leichte Fehler, schnelle Punkte für den Gegner, mehr verlorene Aufschlagspiele, mehr verlorene Sätze und dadurch mehr verlorene Matches.

Warum schaust du dem Ball so lange hinterher?

Du interessierst dich mehr für deinen Schlag, als für den Ausgang des Ballwechsels.

Es fehlt dir in diesen Spielsituationen die Fähigkeit, das Match und den Ballwechsel lesen zu können.

Es gibt keine technische Erklärung oder ein taktisches Mittel, welches du zu Rate ziehen könntest. Du musst deine Fähigkeit, den Verlauf eines Ballwechsels lesen zu können, signifikant verbessern.

Manchmal ist Tennis wie Schach. Schlecht ist es, wenn du Schach nicht beherrschst.

Ich bin der Meinung, dass du das Hinterherschauen deiner Schläge nicht mit einer Übung oder einem Zaubertrick abstellen kannst wie eine Waschmaschine. Viel mehr sollte dir dieser Fehler in deinem Spiel ein Anreiz sein, dein Spielverständnis zu schulen.

Wenn du ein besseres Auge für Tennis und die Abläufe in den Ballwechseln hast, wirst du dadurch automatisch aufhören deinen Schlägen nachzuschauen wie einer hübschen Frau.

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Methode #1: Es geht nicht um dich

Tennis ist ein egobeladener Sport.

Jeder Tennisspieler bringt ein einäugiges Monster mit auf den Platz, das sabbert und obszön auf jeden Fliegenschiss reagiert.

Dieses Monster nennt sich: Ego.

Du wirst niemals dein Tennis verbessern können, wenn du es nicht schaffst, dein Ego zumindest ein wenig zu kontrollieren.

Ist das schon eine Methode? Definitiv. Denn deine grundlegende innere Haltung auf dem Platz ist die Grundlage von allem, was du auf dem Platz tun wirst.

Dein Spielverständnis liegt in den Händen deiner Beobachtungsgabe. Diese Gabe wurde dir vom lieben Gott mit auf den Schläger gelegt.

Du musst diese Gabe aber nutzen.

Ich stelle dir jetzt zwei weitere Methoden vor, mit denen du beginnen kannst dein Spielverständnis zu schulen. Diese Methoden lesen sich simpel. Sie werden dich aber effektiv verbessern.

Methode #2: Der Ball

Du wirst gegen deinen Gegner besser spielen, wenn du erkannt hast, wie sich seine Bälle drehen. Du kannst gegen Gegner spielen, die mit viel Topspin, Slice oder Tempo agieren. Bei all diesen verschiedenen Spielertypen dreht sich der Ball anders.

Beim Topspin dreht er sich nach vorn, schräg, verzwirbelt sogar.

Beim Slice dreht sich der Ball seitlich. Dazu rotiert die Kugel schräg nach vorn. Beim Slice gibt es enorm große Unterschiede in der Qualität dieser Schlagvariation. Es gibt Spieler, auch im Hobbybereich natürlich, die zwar oft einen Slice einstreuen, dieser dann aber nicht wirklich effektiv ist. Der Schnitt ist dann nicht fies, der Absprung des Slice nicht schnell und flach genug.

Bei Spielern, die mit hohem Tempo in den Grundschlägen agieren, dreht sich der Ball wesentlich weniger. Die Rotation ist geringer und der Ball macht nicht mehr allzu viele „Kunststückchen“, wenn er in deinem Feld abgesprungen ist. Beim Topspin und beim Slice macht der Ball dagegen einen ganzen Zirkus verrückt 😉

Je nach Qualität der Schläge.

Du kannst auf den schnellen Ball nicht so spielen, wie du es auf den Ball mit viel Slice tust – und umgekehrt. Du hast gar keine andere Wahl, als dich mit deinem Gegner zu beschäftigen. Wenn du dies nicht tust, wirst du dein Potenzial niemals abrufen können. Erst wenn du auf dem Platz etwas genau verstanden hast, kannst du Maßnahmen ergreifen, um darauf einzugehen.

Wenn du nicht bemerkst, dass der Schnitt im Slice deines Gegners der Grund dafür ist, dass du jede zweite Vorhand am Rahmen triffst, dann kannst du auch nur wenig dagegen tun. Die meisten Spieler ärgern sich dann und machen äußere Umständen wie den Platz oder den Wind für ihre Fehler verantwortlich.

Das Problem: weder am Platz, noch am Wind, können sie in diesen Situationen etwas verändern 😉 An ihrem eigenen Spiel hingegen schon.

An dieser Stelle möchte ich mal mit einem Mythos aufräumen:

Ich kann mein Potenzial nicht auf dem Platz abrufen

Falsch.

Du kannst dein Potenzial nicht abrufen, weil du nicht in der Lage bist, dich mit deinem Gegner und dessen Spielweise auseinanderzusetzen.

Es geht auf dem Platz nicht um dich, sondern um deinen Gegner. Dein Potenzial kann sich nur entfalten, wenn du deinen Gegner verstehst.

Du musst wissen wo seine Stärken liegen, wie stark sein Spin im Ball ist, wie hart sein Aufschlag ist, wie gut er sich an der Grundlinie und nach vorn bewegt.

Erst dann kannst DU deine Waffen in der Schlacht einsetzen. Erst dann kannst du dein Potenzial auf den Platz bringen.

Schule dein Auge für die Schläge deines Gegners. Erkenne, wie sich der Ball dreht und wie sich der Ball nach dem Absprung verhält.

Dies wird dich als Tennisspieler weiterbringen.

Methode #3: Was mag dein Gegner?

Es ist essentiell für dich zu wissen, in welchen Bereichen des Platzes sich dein Gegner gern aufhält und in welchen Bereichen nicht.

Ich habe einmal ein Match verfolgt, in dem zwei Spieler gegeneinander spielten, die relativ gleichwertig von der allgemeinen Spielstärke her waren.

Allerdings spielte einer der Beiden eine unglaublich gute Vorhand. Besonders wenn dieser Spieler im Feld stand, konnte er mit der Vorhand tun, was er wollte.

Sein Glück?

Der Gegner bemerkte dies nicht.

Es war als Zuschauer ein verrücktes Schauspiel.

Der eine Spieler konnte das gesamte Match über seine Vorhand einsetzen. Der andere Spieler merkte dies nicht und regte sich darüber auf wie schlecht er denn spielen würde.

Dies ist ein Paradebeispiel dafür, dass du dein Potenzial nur auf den Platz bringen kannst, wenn du deinen Gegner verstehst.

Wenn dein Gegner dir vier oder fünf Bälle mit der Vorhand aus dem Halbfeld um die Ohren haut, dann nimm ihm die Möglichkeiten dazu.

Wenn dein Gegner vier oder fünf richtig starke Slicebälle bis kurz vor deine Grundlinie spielt, nimm diesen Schlag aus seinem Repertoire.

Wenn dein Gegner deinen zweiten Aufschlag auf die Rückhand jedes mal zu einem direkten Returnwinner nutzt, dann spiele deinen zweiten Aufschlag nicht auf seine Rückhand.

Viele Spieler ignorieren diese klaren Signale auf dem Platz und verzweifeln, weil sie ausschließlich sich selbst auf dem Platz sehen.

Nicht aber ihren Gegner.

Nutzt du deine Beobachtungsgabe, um deinen Gegner zu verstehen, wirst du automatisch nicht mehr auf dem Platz rumstehen und deinen eigenen Schlägen hinterher schauen.

Du wirst dich dem Spiel anpassen, neue Entscheidungen treffen und ein effektiverer Spieler werden.

Ein Spieler, der sein Potenzial auch tatsächlich auf den Platz bringen kann.

Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden und ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besser Tennis zu spielen. Er schrieb bereits für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

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1 Kommentar

G.Möhlmann
G.Möhlmann
Vielen Dank für Deine Ausführungen wünsche Dir schöne Feiertage ....

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