Warum du nie schneller spielen solltest, als du dich bewegen kannst

Marco Kühn
von Marco Kühn

In der zweiten Folge des Kurz Cross Podcast lernst du ein taktisches Konzept kennen.

Es ist nicht spektakulär. 

Kann es dein Spiel verbessern? Da bin ich mir sicher.

Schalte ein und lerne das Konzept des schnellen Balles kennen:

Fühlst du den Druck im Match?🧠

Probiere meinen "Mental stark durchs Match"-Leitfaden für mentale Stabilität aus (nein, du musst nicht meditieren beim Seitenwechsel):

Jetzt herunterladen

Bereits über 13.430 Leser.

Transkript

Hinweis: Das folgende Transkript ist die Folge als Artikel und nicht 1:1 der Wortlaut der Folge.

Mein Name ist Marco und du hörst den Kurz Cross Podcast. 

Wir haben es tatsächlich in die zweite Folge geschafft. Ich hatte bei der ersten Folge hinterlegt, dass ich das Feedback abwarte. Das Feedback war durchweg positiv. Sehr viele Leute haben den Podcast abonniert. Viele Leute haben mir geschrieben und allgemein war die Stimmung auf die ganze Geschichte mehr als positiv. Deswegen habe ich mir gedacht, nehme ich eine zweite Folge auf und dann werden wir mal schauen, was die Zukunft bringt. 

In dieser Folge habe ich eine kleine Geschichte mitgebracht, die ich damals als 14-Jähriger erlebt habe. Ich bin damals mit meiner Tennistasche durch den Wald zum Training gelaufen. Unsere Halle war auf einem kleinen Berg. Derzeit wird sie leider abgerissen.

Auf jeden Fall konnte ich von zu Hause durch ein kleines Waldstück gehen, dann war ich direkt bei der Halle. Dort hatten wir grünen Granulat. Langsamer und rutschiger als Teppich, aber auch ein bisschen schneller als Asche. Damals trainierte ich bei Philip. Er war ein sehr, sehr guter Trainer. Er hat damals Verbandsliga gespielt. Er war, meine ich, so ungefähr Mitte 20. Ich hatte bei ihm neben meinen Trainingseinheiten in Dortmund am Wochenende Trainerstunden. Und in dieser Trainerstunde spielten wir uns gemütlich ein, so wie man das so macht. Erst ein bisschen im T-Feld, dann sind wir zwischen T- und Grundlinie gegangen. Dann sind wir an die Grundlinie gegangen, haben ein paar Bälle gespielt. Und im Verlauf der Ballwechsel hat Philipp dann immer schneller gespielt.

Und ich wollte, wie das halt mit dem jugendlichen Leichtsinn so ist, dieses Tempo des viel älteren, viel stärkeren, viel besseren Spielers mitgehen. Immer wieder kam es dann zu der Situation, dass ich nicht mehr richtig an den Ball gekommen bin. Mehr im Vorhang hing, als dass ich den Ball auf der Schlägerfläche kontrollieren konnte. Philipp grinste und rief mich ans Netz. Er sagte:

"Marco, komm mal hier hin, wir müssen was besprechen!". Da sagte Philipp zu mir einen Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe, obwohl das fast 30 Jahre her ist. Philipp sagte zu mir:

"Pass mal auf, du kannst immer nur so schnell spielen, wie du dich auch bewegen kannst."

Dieser Satz hat sehr viel für mein Spielverständnis getan. Er hat auch sehr viel für meine taktische Ausrichtung getan. Leider nicht so viel für meine Beinarbeit. Aber ich finde diesen Satz sehr, sehr gut.

Die Lehre dahinter ist definitiv etwas, worüber ich mit dir jetzt in den nächsten Minuten sprechen möchte. Zunächst müssen wir die Frage beantworten, warum das Ganze denn so ist. Warum kannst du nur so schnell spielen, wie du dich auch bewegen kannst? Wir können jetzt viele Spielsituationen durchgehen. Man kann viele Fallbeispiele nehmen. Die Hauptursache, der Hauptgrund, warum du nur so schnell spielen solltest und kannst, wie du dich eben auch bewegen kannst, ist, dass du mit dem Timing bei deiner Ausholbewegung, bei deiner Beinarbeit, bei der Bewegung zum Ball schlicht nicht mehr hinterher kommst. 

Also ich habe das damals auch gemerkt, dass ich teilweise in Rücklage war, dass ich die Schlägerfläche nicht richtig schließen konnte, wenn ich den Ball getroffen hatte, dass ich den Ball auch überhaupt gar nicht vor dem Körper treffen konnte, sondern irgendwo im Rücken.

Ich stand nicht stabil zum Schlag. Geschweige denn stand ich still beim Schlag. 

Wenn der Gegner plötzlich schneller spielt, als dein Kopf „Moment mal!“ sagen kann, passiert Folgendes: Du rennst los, holst irgendwie aus – und genau dann ist der Ball schon längst wieder da. Dein Gehirn sitzt derweil hinten auf der Bank und winkt nur noch müde zu. Und wenn der Kopf nicht mitkommt, kommt der Schlag auch nicht mit. Du reagierst nur noch, anstatt zu agieren. Das Spiel übernimmt dich – nicht umgekehrt. Verlierst du dann auch noch das Timing, ist der Ballwechsel praktisch schon vergeben. Entweder du haust den Ball ins Aus oder so kurz rüber, dass dein Gegner freie Wahl hat: Angriff, Platzierung, Schaufelbagger. Völlig egal, du bist nur noch Statist.

Kurz gesagt: Wenn der Fokus weg ist, übernimmt das Chaos. Und Tennis mit Chaos spielt sich ungefähr so gut wie Tanzen mit zwei linken Schuhen.

Wenn du schneller spielst, als sich dein Körper überhaupt bewegen kann, passiert etwas völlig Unromantisches: Du triffst den Ball zu spät. Und wenn du zu spät triffst, kontrollierst du gar nichts mehr. Die Bespannung fühlt sich dann an wie ein Trampolin auf Speed. Noch schlimmer: Schnelle, kurze Rallys ziehen dir schneller die Kondition ab als jeder Mondball-Marathon gegen einen astreinen Ballonier-Zombie. Schnelles, flaches Tennis ist schön für YouTube-Highlight-Videos – aber im echten Leben frisst es Fokus. Und Energie. Und Nerven.

Fühlst du den Druck im Match?🧠

Probiere meinen "Mental stark durchs Match"-Leitfaden für mentale Stabilität aus (nein, du musst nicht meditieren beim Seitenwechsel):

Jetzt herunterladen

Bereits über 13.430 Leser.

Also stellst du dir irgendwann die Frage: Was zum Teufel mache ich jetzt?

Die Antwort ist simpel und alt wie Tennis selbst:

Du spielst nur so schnell, wie du dich auch bewegen kannst.

Heißt: Tempo rausnehmen. Und ja – „Tempo rausnehmen“ ist eine aktive Entscheidung. Das ist nicht passiv. Das ist pure Kontrolle. Ein langsamer Ball ist ein kleiner psychologischer Trick: Es ist viel schwerer, einen langsamen Ball schnell zu machen, als einen schnellen Ball noch schneller zurückzuspielen. Hardhitter hassen diesen Trick. Wenn die Rally dir davonläuft, du ständig zu spät dran bist und dein Schlagbild aussieht wie moderne Kunst – dann kommt Schritt eins:

1. Körpergewicht nach unten.

Nimm die Skifahrerposition ein. Knie runter, Schwerpunkt runter, Stabilität rauf. Sinner macht das ständig. Nicht, weil er Ski mag, sondern weil es ihn im schnellen, flachen Spiel stabil hält. Wenn du tiefer bist, kommst du besser unter den Ball. Und das führt zu Schritt zwei:

2. Gib Spin. Viel Spin.

Mehr Topspin bedeutet mehr Kontrolle und automatisch weniger Tempo. Benutz dein Handgelenk. Schau den Ball besser an. Komm sauber unter ihn. Topspin ist der natürliche Geschwindigkeitsdämpfer.

Was brauchst du noch?

3. Spiel höher.

Spin + Höhe = Geschenkpapier für den Hardhitter. Er bekommt deinen Ball langsamer, höher und länger zurück – und muss daraus wieder Tempo erzeugen. Der Bonus: Du hast wieder Zeit. Du kannst wieder atmen. Du kannst wieder stehen, statt zu stolpern. Und du bist wieder der, der entscheidet – nicht der, der hinterherhechelt. Wenn du im Match also merkst: „Ich treffe zu spät. Ich komm nicht hinterher. Ich hänge in den Seilen.“ Dann weißt du jetzt:

  • Runter in die Knie.
  • Mehr Spin.
  • Mehr Höhe.
  • Mehr Länge.

Probier’s im nächsten Match aus. Schon ein einziger guter, hoher, langer Topspin kann die komplette Dynamik drehen und dein Gegner fragt sich, warum du plötzlich so entspannt aussiehst.

Wenn du Fragen zu diesem Konzept hast oder Fragen zu irgendeinem Punkt aus dieser Podcastfolge, schreib gerne einen Kommentar hier drunter oder schreib mir auch gerne eine E-Mail. 

Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du einen guten Gedanken aus dieser Folge mitnimmst, dass du eine Sache davon umsetzen kannst.

Ich freue mich auf die Folge 3 und sage: "Bis bald!".


Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden, ehemaliger Jugendranglistenspieler und heute Tennis-Mentaltrainer für Hobby-Turnierspieler, Jugendspieler und Profispieler. Er publizierte Fachartikel für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

Unterlaufen dir im Match zu viele vermeidbare Fehler, die dich frustrieren? 

Trage dich für meine täglichen E-Mail-Tipps ein und erhalte kostenlos den Leitfaden "Mental stark durchs Match: Wie man mehr Matches gewinnt". Der Leitfaden verrät, warum spielerisch starke Spieler an ihren Nerven scheitern - und wie man mental stabil bleibt. An welche Adresse darf ich den Leitfaden senden?
Deine Daten sind sicher wie das Cross-Spiel von Daniil Medvedev. Hier ist meine Datenschutzerklärung. Mit deiner Eintragung erhältst du täglich Tipps und Angebote zu Kursen und Seminaren. Hier ist die langweilige Datenschutzerklärung.

Noch keine Kommentare vorhanden

Was denkst du?

..