Beinarbeit: 3 simple Übungen, um flinker und wendiger auf dem Tennisplatz zu werden

Marco Kühn
von Marco Kühn

Bitte hebe jetzt die Hand, wenn du die Beinarbeit liebst.

Ich sehe, dass deine Hand unten geblieben ist.

Und ich kann dich verstehen. 

Die Beinarbeit ist das, was der durchschnittliche Vereinsspieler versucht zu vermeiden. Das Minimalprinzip wird in diesem Bereich so häufig in Szene gesetzt, dass die Vorhand zu eng am Körper gespielt wird.

Wenn du mal auf YouTube schaust, dann findest du zahllose Videos, die deine Vorhand schneller machen. Es wird dir dort genau erklärt, wie du mehr Power in deine Schläge bekommst. 

Aber eine Sache wird dort kaum gefilmt: Wie du dich richtig zum Ball stellen musst.

Du wirst ohne die Beinarbeit keine schnellere Vorhand oder beidhändige Rückhand spielen können. Zumindest nicht ins Feld. Und erst recht keinen giftigen Slice.

Die Beinarbeit ist deine Grundlage, um deine Schläge optimieren zu können.

Aber was hat es mit deinen Füßen auf sich? Warum sind diese so wichtig?

Leicht verständlich & anwendbar:

Vergisst du unter Druck alle Basics, die im Training ohne Nachdenken funktionieren? Probiere meinen Mentalreport mit konkreten Übungen aus:

Zum Mentalreport
Bereits über 6.430-mal runtergeladen.

Auf dem Platz geht es teilweise rasant zur Sache. Du musst für jeden Schlag viele Entscheidungen treffen:

  • Wann laufe ich los?
  • Wie weit laufe ich?
  • Wohin laufe ich?
  • Wann muss ich stehenbleiben?
  • Wann muss ich mich wieder zurück zur Mitte orientieren?

Verdammt. 

Du hast eine ganze Menge bei nur einem einzigen Ballwechsel zu tun. Wer ist für die Beantwortung dieser ganzen Fragen zuständig? 

Deine Beinarbeit.

Du bist fit, schnell und konditionell überdurchschnittlich gut drauf? Trotzdem hast du Probleme bei der Beinarbeit?

Manch einer sagt zu dir:

Würdest du dich besser bewegen, wärst du noch besser

Dann solltest du jetzt dran bleiben 😉

Die gleich folgenden drei Veränderungen werden deine Beinarbeit verbessern. Ich denke, wir sind uns bei der folgenden These einig:

Unter den Top 100 auf der Profitour sind alle Spieler topfit und schnell. Spielt aber Roger Federer gegen Denis Istomin, so ist sehr gut zu erkennen, dass Federer für Istomin viel zu schnell spielt. 

Ein anderes Beispiel ist Rafael Nadal. 

Sein Spin wird auf Sand zur Hölle für jeden Spieler. Kaum einer kommt aus der Mühle von Rafa wieder heraus. Nach dem vierten oder fünften Ball wird es zu schnell.

Es bringt dir also noch nicht viel, wenn du super fit bist und die 100 Meter in drei Sekunden läufst.

Es ist die Frage nach dem „Wie“.

Wie bewegt man sich am besten auf dem Tennisplatz? Wie bewegt man sich am besten im Ballwechsel?

Schnelligkeit allein reicht meist nicht.

Beginnen wir mit der ersten minimalen Veränderung.

1) Split-Step bei der Beinarbeit

Der Bereitschaftssprung, auch Split-Step genannt, wird gerne vergessen. 

Oder besser gesagt: er ist gar nicht im Kopf eines Spielers existent. Man denkt an den gestrigen Netflix-Marathon, das Date vom Wochenende – aber nicht an diesen verflixt nochmal wichtigen Split-Step.

Mein Trainer in Dortmund, Tobbe, hat diesen Split-Step in jeder Trainingsstunde mindestens dreimal vorgemacht. Er hatte Spaß daran – und wir haben mehr gelernt als viele andere Tennisspieler je lernen werden. Denn dieser Split-Step kann dein ganzes Tennis auf ein neues Level heben, wenn du verstanden hast, wie wichtig dieser ist. 

Wenn du diesen richtig in deine Beinarbeit implementieren kannst, dann wirst du besser zu deinen Grundschlägen stehen.

Nutze diesen cleveren Trick (klappt selbst bei faulen Spielern)

Ein Beispiel:

Louis ist ein kleiner und flinker Spieler. Er erläuft an der Grundlinie eigentlich jeden Ball. Steht aber, wenn er selbst mal das Heft in die Hand nehmen kann, falsch zum Ball. Er kommt zumeist auch nicht mehr aus seiner Defensive heraus.

Louis macht einen Fehler.

Louis konzentriert sich nur darauf die Bälle zu erlaufen. Egal WIE. Er macht sich um das WIE keinerlei Gedanken.

Dabei wäre die Beinarbeit von Louis wesentlich effektiver, wenn er den Split-Step clever einsetzen würde. Anstatt nach einem Schlag aus der tiefsten Rückhand-Ecke so weit wie möglich in die Platzmitte zu laufen, sollte Louis vielmehr im Moment bevor sein Gegner den Ball trifft den Split-Step machen.

Doch warum?

Seine Stabilität und sein Fokus nehmen zu. Louis bekommt vollkommen neue spielerische Möglichkeiten.

Er kann durch den Split-Step einen wesentlich direkten Laufweg zum nächsten Ball nehmen. Er bringt sich in eine bessere Position für den nächsten Schlag. Dies ermöglicht Louis wesentlich mehr Optionen den Ballwechsel aktiver selbst zu gestalten. Und das nur durch einen kleinen Bereitschaftsschritt.

Einfachheit ist der Schlüssel zur Brillanz

Ein Zitat des wunderbaren Bruce Lee.

Leicht verständlich & anwendbar:

Vergisst du unter Druck alle Basics, die im Training ohne Nachdenken funktionieren? Probiere meinen Mentalreport mit konkreten Übungen aus:

Zum Mentalreport
Bereits über 6.430-mal runtergeladen.

Der Split-Step muss dabei nicht in der Mitte des Platzes erfolgen. Du kennst sicherlich den guten alten Spruch:

Orientiere dich nach jedem Schlag zurück zur Platzmitte

Das wichtigste und entscheidende Wort in diesem Satz: „Orientiere“.

Es bedeutet nicht, dass du auf Teufel komm raus wie ein wildgewordener Esel zur Platzmitte sprinten sollst. Vielmehr muss es dein Ziel sein, in eine bestmögliche Position für den nächsten Schlag zu kommen.

Und dies gelingt dir durch ein Orientieren zurück zur Platzmitte in Kombination mit dem Split-Step. Verlasse dich auf deinen guten Sinn für die richtige Orientierung. Leider habe ich es schon oft gesehen, dass viele Spieler manchmal überhaupt nicht wissen, wo sie sich auf dem Platz überhaupt befinden.

Damit du für dein nächstes Match ein Bild im Kopf hast, habe ich dir zwei Beispiele eingezeichnet:

beinarbeit split step 

Der rote Punkte zeigt die Ecke, aus der du so gerade eben noch die Vorhand des Gegners gekratzt hast. Anschließend musst du nicht wie ein Irrer bis zur Platzmitte laufen. Stattdessen orientierst du dich Richtung Platzmitte und nutzt, sobald dein Gegner kurz davor ist die Kugel zu treffen, an dem grünen Punkt den Split-Step.

So machst du dich fit für deinen nächsten Schlag.

Du solltest dich im Ballwechsel nicht so bewegen:

beinarbeit fehler

Schau, wie weit die Strecke aus der Rückhand-Ecke bis zur Platzmitte ist.

Wenn du dir als Ziel nimmst unbedingt die Platzmitte erreichen zu wollen, dann hast du keine Zeit den Split-Step zu nutzen.

Das ist einer der Gründe, warum viele Spieler in einem längeren Ballwechsel von Schlag zu Schlag hektischer werden. Sie hetzen über den Court und wollen unbedingt den Heiligen Gral, die Platzmitte, erreichen.

Das funktioniert nicht.

Orientiere dich am ersten Schema.

2) Kleine Schritte zum Ball - ein kleines Geheimnis für eine bessere Beinarbeit

Die zweite minimale Veränderung bei deiner Beinarbeit ist der Fokus auf kleinen Schritten zum Ball hin. Du versuchst also nicht möglichst weit mit jedem Schritt zu kommen, sondern möglichst genau zu laufen. Das ist ein riesiger Unterschied, der über die Qualität deiner nächsten Vorhand oder Rückhand entscheidet.

Warum kleine Schritte? Hier sind ein paar Stichpunkte für dich, die Überzeugungsarbeit leisten:

  • Besseres Timing beim Schlag
  • Du stehst besser zum Ball
  • Du kannst dich mehr auf den Schlag konzentrieren
  • Du begräbst etliche Fehlerquellen bereits im voraus
  • Du erhältst wesentlich mehr Optionen für deine Schläge

Was aber genau bedeutet „zum Ball hin bewegen“?

Nach dem Split-Step bist du bereit für den nächsten Schlag. Du fokussierst dich auf den Ball und machst dich auf dem bestmöglichen Weg den Ball zu schlagen. Du beginnst an einem für dich passenden Punkt mit deiner Ausholbewegung.

Und genau JETZT!

Jetzt ist der Zeitpunkt für die ganz kleinen Schritte zum Ball hin. Die letzten paar Schritte, bevor du den Ball schlägst. Trainiere dies in deinem nächsten Training. Achte zunächst darauf, wie du dich eigentlich zum Ball hin bewegst. Und achte dann penibel darauf, wie es sich mit kleinsten schnellen Schritten zum Ball hin anfühlt.

Du wirst einen Unterschied feststellen.

Wir sehen uns das auf dem Court an:

zum ball bewegen 

Der rote Punkt ist deine Ausgangsposition.

Die dicken grünen Pfeile kennzeichnen deine größeren Schritte in Richtung der Kugel. Die dünnen gestrichelten Striche zeigen dir kleine, flinke Schritte auf den Ball zu an.

Wenn du dich ausschließlich mit großen Schritten auf die Bälle bewegst, dann verlierst du an Timing. Du stehst dann zu nah am Ball oder auch zu weit entfernt.

Trainiere die kleinen Schritte (die gestrichelte Zeichnung).

Leicht verständlich & anwendbar:

Vergisst du unter Druck alle Basics, die im Training ohne Nachdenken funktionieren? Probiere meinen Mentalreport mit konkreten Übungen aus:

Zum Mentalreport
Bereits über 6.430-mal runtergeladen.

3) Bewege dich auf den Zehenspitzen

Die letzte minimale Veränderung ist kein allzu großes Geheimnis. Doch wird auch dies sehr oft gern vernachlässigt. Wenn du schnell und spritzig auf dem Tennisplatz sein willst, dann musst du schnell von der Stelle kommen.

Viele kleine Sprints und Bewegungen sind entscheidend auf dem Court.

Damit du in diesem Bereich eine bestmögliche Grundlage hast, solltest du dich größtenteils auf deinen Zehenspitzen bewegen – vor allem beim bereits vorgestellten Split-Step.

So besitzt du die Basis um schnell von der Stelle zu kommen, um flink zu sein und die vielen kurzen Strecken auf dem Platz schnell abzudecken.

Ebenso verhält es sich beim Side-Step oder auch dem Kreuzschritt.

Auch bei diesen, enorm wichtigen, Bewegungen solltest du auf den Zehenspitzen sein. Dies habe ich erst letztens einem meiner Ferncoaching-Klienten geraten. Er konnte sofort bessere Ergebnisse bei seiner Beinarbeit erzielen.

Fazit

Die Beinarbeit ist dein Motor im Spiel. 

Je besser und feiner du sie ausführst, desto besser stehst du zum Ball. Wenn du besser zum Ball stehst, hast du wesentlich mehr Optionen für deine Schläge. Kleine, schnelle Schritte zum Ball hin können dein Tennis nachhaltig wesentlich verbessern. Es sind oft die Kleinigkeiten die den Unterschied machen.

Beherzige diese drei Kleinigkeiten aus dem heutigen Artikel und du wirst auf Dauer merken: „Da habe ich mich jetzt merklich verbessert“.

Hast du Fragen zur Beinarbeit? Stelle sie mir in einem Kommentar – ich antworte dir 😉

Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden und ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besser Tennis zu spielen. Er schrieb bereits für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

Unterlaufen dir im Match zu viele vermeidbare Fehler, die dich frustrieren?

Trage dich für meine täglichen E-Mail-Tipps ein und erhalte kostenlos das Mini-eBook (PDF) "Mental stark durchs Match: Wie man mehr Matches gewinnt":
Deine Daten sind sicher wie das Cross-Spiel von Daniil Medvedev. Hier ist meine Datenschutzerklärung. Mit deiner Eintragung erhältst du täglich Tipps und Angebote zu Kursen und Seminaren.

1 Kommentar

Joachim
Joachim
Hi Marco,
Ich bekomme bei der Vorhand einfach die richtige Gewichtsverlagerung nicht hin. Im Prinzip sollte es doch wohl so sein, daß sich die rechte Schulter nach vorne zum Treffpunkt bewegt. Ich habe es mir leider über Jahre hinweg angewöhnt, zwar die Schulter zu drehen, aber quasi nicht nach vorn, sondern mehr nach links, ich kippe also mehr nach links rüber mit der Gewichtsverlagerung auf den linken Fuß, so daß sich quasi der gesamte Oberkörper im Schlag eher nach links als nach vorne bewegt.
Jemand hat das mal als "aus dem Schlag rausgehen" bezeichnet. Entsprechend reiße ich den Schläger auch mehr in Hüfthöhe um mich herum statt mit dem Arm vernünftig durchzuschwingen.
Hoffe, ich habe es halbwegs vernünftig beschrieben.
Obwohl ich es weiß, verfalle ich immer wieder in diese Bewegung.
Irgendwelche Tips, wie ich mir das "abüben" kann?
Dank im voraus.

Was denkst du?

© 2023 tennis-insider.de

DatenschutzImpressum
Tippfehler entdeckt? Sende mir eine E-Mail und erhalte einen Tipp für dein nächstes Match.
..