Dein Puls steigt und du suchst deine mentale Stärke.
Schon wieder landet der Ball deines Gegners mit drei Ballhaaren an der Außenkante der Linie.
Schon wieder ist die Netzkante auf der Seite deines Gegners.
Du versuchst, deine Wut zu kontrollieren. Dein Gegner soll schließlich nicht erkennen, ob du wütend, entspannt oder fröhlich bist.
Du legst deine volle Konzentration auf deine Emotionen – und vergisst, wie es eigentlich im Aufschlagspiel steht. Deine Aufmerksamkeit richtet sich fast ausschließlich auf die Kontrolle deiner Emotionen.
Fehlanzeige!
Deine Emotionen können dein Spiel blockieren. Und die Blockaden löst du nicht, indem du vor deinen Emotionen davonläufst. Sie werden dich einholen. Und auf dem Weg dorthin lenken sie dich von deinen Fähigkeiten ab. Du musst also intelligent mit deinen Emotionen auf dem Tennisplatz umgehen. Du wirst während einem Match von so vielen Emotionen geradezu durchgerüttelt, dass es allerhöchste Zeit wird, richtig mit diesen Emotionen umzugehen.
Dein Tennis wird es dir danken.
Emotionen sind Energie. So ein Schlägerrahmen bricht nicht einfach so. Du musst schon eine Menge an Energie aufbringen, um den Schläger so hart auf den Boden oder gegen den Netzpfosten zu knallen, damit der Rahmen auch zuverlässig bricht.
Was zerstört den Rahmen? Richtig, deine Emotionen. Die aufgestaute Wut, respektive Energie, entlädt sich in einem fachmännischen Rahmenbruch. Fernab mentaler Stärke.
Du wirst dabei zum Sklaven deiner Emotionen. Deine Emotionen kontrollieren dich.
Deine Emotionen sind also Energie. Was solltest du mit Energie niemals tun? Versuche nicht diese aufzuhalten. So entstehen Blockaden. Lass die Emotionen stattdessen einfach laufen, ohne dich zu sehr von diesen beeinflussen zu lassen.
Um dies zu tun, stehen dir auf dem Tennisplatz mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:
Ein gutes Beispiel für einen mental starken Spieler ist der junge Amerikaner Brandon Nakashima.
Wenn du vernünftig mit deinen Emotionen umgehst, kannst du lernen, wie du negative Emotionen umwandelst. Aus Wut wird beispielsweise Mut. Aus Verzweiflung wird eine „Jetzt-erst-recht“ Einstellung. Manchmal musst du bei dieser Umwandlung Umwege gehen.
Beispielsweise wenn du frustriert bist. Dann kommt zunächst der Frust. Diesen lässt du einfach zu. Daraus entsteht Wut. Und aus der Wut heraus entsteht Mut. Mut kann dich durch einige gelungene Schläge und Winner dann hin zum Selbstvertrauen führen. Diesen Prozess durchläuft Juan Martin del Potro des Öfteren, wenn er bei den US Open 0:2 Sätze zurückliegt, eine Vorhand aus dem Nichts über den Platz hämmert und dann das Match dreht.
Auch in diesem Beispiel greift die „alchemistische“ Formel:
Das widersprüchliche Beispiel hierzu ist das anhaltende Ärgern über den eigenen Frust oder die eigene Verzweiflung. Dann blockierst du deine Emotionen, lässt ihnen nicht den freien Lauf und nimmst dir selbst jegliche Möglichkeit aus diesem „Loch“ wieder herauszukommen. Meist werden diese negativen Emotionen durch eine Blockade noch intensiver. Dann geht nicht nur dein Puls vor lauter Wut in die Höhe; du bekommst noch Schweißausbrüche dazu. Du steigerst dich vollkommen in diese negative Emotion hinein und weißt dann teilweise wirklich nicht mehr wie es im Aufschlagspiel oder im Satz steht.
Es gibt noch eine andere Möglichkeit, um mit deinen Emotionen umzugehen. Versuche die Situation mit dem dritten Auge zu sehen. Werde zum Beobachter deiner Emotionen. Dies ist nicht ganz leicht, vor allem wenn du mitten im Matchplan bist und alles sehr schnell geht. Vielleicht fällt dir aber, je nach deinem Charakter, diese Möglichkeit leichter.
Stelle dir einen alten, weisen Mann vor, der dich auf dem Platz sieht. Wie würde dieser an deiner Stelle reagieren? Was würde er dir sagen? Wie würde er konkret in deiner Situation handeln?
Würde er beleidigt und voller Selbstmitleid über den Platz watscheln und sämtliche Punkte einfach abschenken, weil es gerade nicht läuft? Nein, dies würde ein weiser Mann wahrscheinlich nicht tun. Indem du dich in eine andere Person hineinversetzt, nimmst du automatisch Abstand zu deinen Emotionen. Du löst auf diese Weise erneut die Blockade, die dich durch deine Emotionen hemmt.
In den Phasen, in denen du auf dem Platz überhaupt nicht mehr weißt was du tun sollst, hilft es fast immer sich vorzustellen, was jemand anderes an deiner Stelle tun würde.
Dies ist ein kleiner aber simpler Trick, um dich psychologisch wieder in die Bahn zu bringen.
Es ist verdammt nicht leicht die eigenen Emotionen zu kontrollieren und diesen gegenüber intelligent aufzutreten. Es ist aber möglich. Das Gute ist, dass du schon kleine Verbesserungen sofort bemerken wirst. Lass dich nicht entmutigen, wenn du mal wieder die Fassung verlierst und einige Punkte und Spiele einfach so vor dir weglaufen.
Das ist normal und passiert jedem.
Setze die in diesem Artikel besprochenen Methoden regelmäßig auf dem Platz um. Nicht nur in wichtigen Matches, sondern auch in deinen Trainingsmatches. Du wirst Stück für Stück merken, wie dich Kleinigkeiten nicht mehr so sehr von deinem eigentlichen Matchplan abhalten.
Mentale Stärke zu trainieren und zu entwickeln ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Wenn du schnelle Erfolge erwartest, dann muss ich dich bereits jetzt enttäuschen.
Wenn du ein Bild malen willst, dann bist du nach ein paar Pinselstrichen auch noch kein Picasso. Ähnlich verhält es sich, wenn du mentale Stärke in dein Tennis integrieren willst. Leichte Fehler, vor allem mit der Vorhand aus dem Halbfeld, werden dich auch nach dem lesen dieses Artikels noch aufregen.
Aber du weißt jetzt, wie du mit diesen Emotionen umgehen kannst. Die Kunst ist es das erworbene Wissen um mentale Stärke jetzt auf dem Platz, in den hektischen Situationen, umzusetzen. Ich bin mir sehr sicher, dass du diese Umsetzung schaffen wirst, wenn du einen langen Atem hast und von dir selbst keinerlei Wunder erwartest.
3 Kommentare
Hierfür braucht es einen erfahrenen Trainer,der das unterscheiden kann.Ist das ein Kind ,was einen ungeheuren Druck aufbaut,dem man hilft ,indem es mal richtig Dampf ablassen darf,oder ist das ein Kind ,das jeden Anlass nutzt um sich darzustellen bzw.eine Hilfe braucht sich zu verhalten,wenn es einen Fehler macht oder gar verliert.
sehr gute Ergänzung zum Artikel. Danke dir!
Marco
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