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Den besten Blogartikel zum Thema mentale Übungen im Tennis.
Hast du zehn Minuten Zeit?
Perfekt.
In diesem Artikel erfährst du, wie du ein mental starker Tennisspieler mit echter Matchhärte werden kannst.
Zunächst:
Warum habe ich das Recht über mentale Übungen im Tennis zu sprechen?
Keine Sorge. Ich will dir nicht imponieren. Ich möchte, dass du mir aufmerksam zuhörst.
Wir starten mit einer wahren Geschichte.
Das 20-Zuschauer-Publikum rieb sich verwundert die Augen.
Passierte das gerade wirklich auf Platz 3 der kleinen Tennisanlage in der Nähe von Dortmund-Hörde? Sahen die Zuschauer gerade mentale Übungen?
Der Zweier der gegnerischen Mannschaft saß dort.
Auf der Bank.
Aber nicht mit einem Handtuch über dem Kopf.
Sondern im Schneidersitz.
Meditierend.
Als hätte er sich einen Timer gestellt, löste er diesen Sitz nach exakt 90 Sekunden wieder auf. Dann schnappte er sich sein Head-Racket, das links neben ihm an der Bank stand.
Er schritt fast schon erhaben zur Grundlinie und servierte in seinen Bewegungen so ruhig, dass man hätte denken können Buddha wäre auf dem Court.
Gibt es außer Meditation überhaupt mentale Übungen? Sollst du jetzt ein Meditationskissen mit auf den Court nehmen?
Und wie sollst du als Tennisspieler bitte mental trainieren?
Lass uns das gemeinsam in diesem Artikel aufklären.
Und ja, die Geschichte zu Beginn dieses Artikels ist wahr. Ich möchte ja nicht, dass du während dieses wichtigen Artikels für deine Tenniskarriere darüber nachdenkst, ob der meditierende Spieler von Platz 3 wirklich im Schneidersitz während des Seitenwechsels meditierte.
Du hast als wissbegieriger, ehrgeiziger Tennisspieler zwei wichtige Instrumente, um mentale Übungen durchzuführen.
Da wäre die Visualisierung.
Du kannst dir Bilder in deinem Kopf malen, Spielsituationen analysieren, Ballwechsel nochmal durchgehen und Spielzüge simulieren.
Im Mentaltraining spricht man von der Disney-Technik.
Du kennst aus deiner Kindheit die tollen Zeichentrickfilme, die dein Vorstellungsvermögen und dein Verständnis von verschiedensten Dingen unterstützt haben. Auch als Erwachsener kannst du dich dieser coolen Technik bedienen.
In vielen meiner Trainings kommt die Disney-Methode zum Einsatz und wir werden auch in diesem Artikel mit dieser Technik arbeiten.
Ich kann dich beruhigen.
Du musst nicht das kreativste Köpfchen auf dem Filzkugelplaneten sein, um diese mentale Technik erfolgreich für dich einsetzen zu können.
Das zweite extrem hilfreiche Instrument für dein mentales Training ist der innere Dialog. Du weißt schon, dieses "Ach Mensch, heute klappt mal wieder rein gar nichts ...".
Du kennst im Fitnessstudio die unterschiedlichen Geräte mit den verschiedenen Gewichten.
Im mentalen Training führst du deine Übungen mit deinen Gedanken (das ist dein Trainingsgerät) aus. Du kannst beispielsweise Ballwechsel gedanklich detailliert durchgehen oder analysieren, wie du zwischen den Ballwechseln zu dir selbst gesprochen hast.
Ein simples Beispiel ist der Trainer, der dir in deinen Trainerstunden klare Anweisungen und Verbesserungen mitgibt.
Im Match fehlt dieser Trainer.
Aber: Du selbst kannst diese Rolle für dich einnehmen. Und zwar, indem du dich selbst aufmunterst, deinen letzten Schlag analysierst und dir selbst sagst: "Mensch, mehr in die Knie gehen bei der Rückhand!".
Je regelmäßiger du deine Gedanken und Bilder im Kopf trainierst, desto mental stärker wirst du. Es ist dann nicht dein Bizeps der wächst, sondern deine Frustrationstoleranz nach ärgerlichen Fehlern.
Schau mal, ob dir diese Szene bekannt vorkommt:
Du zählst sie wieder.
Die Sandkörner auf dem Ascheplatz, während du kopfschüttelnd nach unten schaust.
Du atmest tief durch, doch stockt dein Atem bei jedem zweiten Atemzug.
Deine Wut und dein Frust blockieren dich. Die Hände hast du auf deinen Hüften abgestellt. Dein Tennisschläger baumelt zur Seite, weil nur dein Zeigefinger ihn im Zusammenspiel mit deiner Hüfte durch das Schlägerherz hält.
Du blickst wieder nach vorn; in Richtung deines Gegners.
Deine Zuversicht ist verflogen.
Aber du willst dir dies nicht anmerken lassen. Dein Gegner soll nicht wissen, wie es dir mental geht. Welche negativen Gedanken durch deinen Kopf jagen.
Du stellst dich zu deinem Aufschlag.
Noch immer fliegen dir Gedankenfetzen durch den Kopf, die dich runterziehen.
Ohne dich zu fokussieren, wirfst du den Ball zum Aufschlag hoch. Dein Unterbewusstsein beginnt nun deinen Bewegungsablauf zu steuern.
Dein Aufschlag landet 40 Zentimeter unter der Netzkante.
Erkennst du dich in dieser Matchsituation wieder? Hast du solche Situationen bereits selbst auf dem Court erlebt?
Deine mentale Verfassung ist der Boden für dein Spiel. Ist dieser Boden trocken und ohne Leben, spielst du schlecht. Bist du hingegen psychisch vollkommen frei und auf der Höhe, kann sich deine Leistung extrem verbessern.
In diesem Artikel möchte ich dir drei Übungen zur Verbesserung deiner mentalen Verfassung vorstellen.
Mentale Übungen sozusagen.
Ohne Yoga oder Meditation.
Ich möchte dir jetzt fünf Übungen für mentales Training vorstellen.
Es geht dabei nicht um Hokuspokus oder einen Zaubertrank. Wenn du für dich überlegst, was macht deine Leistung auf dem Platz eigentlich aus? Wo befindet sich der Ursprung für deine Erfolge?
Du besitzt auf der einen Seite eine sehr gut ausgebildete Technik bei deinen Grundschlägen wie der Vorhand oder der Rückhand.
Auf der anderen Seite gibt es aber noch einen zweiten Faktor. Dieser wird von vielen Spielern in vielen Vereinen immer wieder als Mentalität bezeichnet. Dieser Begriff ist aber, wie ich finde, äußerst schwammig. Er ist nur schwer greifbar und von wenigen Spielern zu definieren.
Wenn wir dieser Mentalität auf den Grund gehen, dann kommen wir zu einem entscheidenden Punkt, der dieser Mentalität so etwas wie ein Gesicht gibt:
deine Gedanken.
Deine Gedanken rufen ein Gefühl in dir hervor. Dieses Gefühl kann Selbstvertrauen und Unsicherheit sein. Je nachdem, wie du dich auf dem Court fühlst, so spielst du auch. Der Kern sitzt aber in deinen Gedanken.
Das ist ein Grund, warum mentales Training dich rasant zu einem besseren Spieler machen kann. Brandon Nakashima ist ein sehr gutes Beispiel für einen jungen, mental starken Spieler.
Im Match musst du schnell Entscheidungen treffen. In jedem Ballwechsel verlangt Tennis von dir eine hohe Entscheidungsfreude.
Triffst du gute Entscheidungen, wirst du gute Ergebnisse erzielen.
Logisch, oder? 😉
Deine Entscheidungsfreude wird durch deine mentale Verfassung beeinflusst. Wenn du voller Wut bist, wirst du nicht klar denken können und mehr emotionale Entscheidungen treffen.
Dies kann ein Frust-Aufschlag sein, den du mit 120% Power spielst (Jiri Lehecka lässt grüßen!), nachdem du zuvor eine leichte Vorhand drei Meter ins Aus geprügelt hast.
Du hast dann für deinen Aufschlag eine Entscheidung getroffen.
Eine emotionale Entscheidung, die dir schadet 😉
Wie kannst du trainieren schnell gute Entscheidungen zu treffen?
Die Antwort lautet: triff viele Entscheidungen!
Du kannst dies in deinem Alltag üben.
Nimm dir zwei Tage in der Woche, in denen du schnell Entscheidungen triffst.
Du stehst morgens ratlos vor deinem Kühlschrank und überlegst, welche Wurst du auf dein Brot schmieren willst?
Entscheide dich schnell – innerhalb von drei Sekunden.
Zack!
Greif zielbewusst nach der Leberwurst mit Kräutern – fertig.
Stell dir deine Entscheidungsfreude wie einen kleinen Muskel vor, den du trainierst.
Auf dem Platz wirst nach einiger „Trainingseinheiten“ merken, dass es dir leichter fallen wird schnell Entscheidungen zu treffen.
Gute Entscheidungen 😉
Das kannst du für dein mentales Training mit dieser Übung machen:
Du nimmst dich selbst viel zu ernst.
Dieser Angewohnheit, die dich im Match nur bremst, kannst du mit Mentaltraining dagegen steuern.
Dadurch wirst du von deinen Emotionen gesteuert. Dabei wäre es für dich wesentlich effektiver, wenn du deine Emotionen steuern könntest.
Oder nicht? 😉
Um deine Emotionen besser in den Griff zu bekommen hilft es dir, wenn du deine Sicht auf die Matchsituation änderst.
Du veränderst im wahrsten Sinne des Wortes deinen Blickwinkel.
Diese Übung funktioniert wie folgt:
Du spielst eine leichte Vorhand aus dem Halbfeld ins Aus. Im Normalfall ärgerst du dich und beginnst zu fluchen. Setze nun das dritte Auge ein und beobachte dich selbst.
Dabei hilft dir deine Vorstellungskraft.
Stelle dir vor, wie eine zweite Version von dir aus deinem Körper springt, sich neben dich in den Schneidersitz hockt und dich beobachtet.
Mit dieser Methode kannst du nicht nur wunderbar deinen Fehler mit der Vorhand analysieren. Du gewinnst auch entscheidenden Abstand von deinen Emotionen, die dir in dieser Spielsituation einzig und allein nur schaden und nicht helfen.
Wende diese Übung in deinen Trainingsmatches an, um dich in diesem Bereich Schritt für Schritt zu verbessern.
Deine mentale Verfassung wird „Danke!“ schreien.
Das kannst du für dein mentales Training mit dieser Übung machen:
In meinem Mentalkurs ist das Thema Visualisierung bereits ein wichtiges Thema. Ich habe schon öfters darüber geschrieben.
Jetzt möchte ich dir, um deine Fähigkeit zur effektiven Visualisierung zu entwickeln, eine wirksame Übung zeigen.
Ich nenne sie:
Male ein Bild.
Der beste Zeitpunkt für diese Übung ist der Abend vor deinem nächsten Trainingsmatch, wenn du im Bett liegst.
Schließe die Augen und stelle dir eine weiße Wand vor. Rechts von dir steht ein Eimer Farbe, daneben liegt ein großer Pinsel.
Deine Aufgabe besteht nun darin, diese weiße Wand mit einem Bild zu bemalen. Dies findet ausschließlich in deinen Gedanken statt.
Du lässt dich von nichts ablenken. Deine komplette Aufmerksamkeit gilt dem Bild, welches du in Gedanken an die weiße Wand malen wirst. Male einen Tennisplatz.
Auf diesen Platz zeichnest du anschließend mit kleinen kreisen die Punkte ein, die du am nächsten Tag mit deinem Aufschlag treffen willst.
Meine Tipps für diese Übung:
Diese Übung entwickelt deine Fähigkeit zur Visualisierung und stärkt deine Konzentration.
Kennst du das?
Du fährst zu einem wichtigen Medenspiel und willst eines:
Viel.
Du willst viel von dem umsetzen, was du im Training gelernt hast. Du willst viele direkte Winner schlagen, eine hohe Quote beim ersten Aufschlag bringen und natürlich keine Fehler machen.
Dazu willst du selbstbewusst auf deinen Gegner wirken und ihm klar machen, dass du der King im Ring bist.
Das ist alles gut, lieber Tennisfreund.
Aber:
Du packst dir deinen Rucksack mit zu vielen Utensilien voll. Diesen Rucksack nimmst du mit auf den Court. Und auf dem Court, in der Hitze des Gefechts, wird dieser schwere Rucksack auf deinen durchtrainierten Schultern zu einer Last.
Unter dieser Last brichst du mental zusammen.
Das sieht dann so aus:
Meine Idee für dein nächstes Match:
Pack dir deinen Rucksack nur mit maximal drei Ideen. Halte diese Ideen so simpel wie möglich. Es liegt an deiner Spielweise und deinem Charakter, der du auf dem Platz bist. Spiele mehr cross, bewege dich aufmerksamer auf die Bälle zu oder animiere dich dazu den Ball genauer anzuschauen.
Das können Ideen für deinen schmal gepackten Rucksack sein, der für dich nicht zu einer Last im Match wird.
Was?
Habe ich gerade "Töte" geschrieben?
Ja.
Denn viele Hobby-Turnierspieler erschaffen sich während ihrer mentalen Matchvorbereitung einen Drachen, den sie dann auf dem Platz unmöglich besiegen können.
Dieser Drachen ist ihr Gegner, den sie sich so stark denken und reden, wie es der Gegner selbst über sich niemals tun würde.
Du erschaffts einen Drachen, wenn du vor dem Match die letzten Ergebnisse deines Konkurrenten stalkst. Wenn du mit anderen Spielern über deinen nächsten Gegner sprichst oder wenn du dir exakt ausmalst, wie stark dieser Gegner wohl sein könnte.
Jetzt wird es politisch.
ich gebe dir das alles zersägende Gegenargument:
Beim Tennis gibt es unterschiedliche Spielertypen. Und du kannst vor einem Match gegen einen dir unbekannten Gegner nicht wissen, welch Spielertyp dieser sein mag. Es kann sein, dass dir die Spielweise hervorragend liegen wird und du keine Probleme mit ihm haben wirst.
Dieses kleine Detail übersehen viele Hobby-Turnierspieler.
Es ist aber das entscheidende Detail, um sich den Drachen vom Leibe zu halten.
Der mental schwache Spieler will stets alles mit Logik lösen.
Er trainiert zwei Wochen lang täglich seinen Aufschlag, um beim nächsten Turnier wie Milos Raonic zu servieren. Im ersten Match kommt in den ersten zwei eigenen Aufschlagspielen dann allerdings nur ein erster Aufschlag.
Sein logisches Denken, was ihm sagt, dass der Aufschlag kommen muss, weil er diesen ja so hart trainiert hat, macht es ihm unmöglich ruhig auf dem Platz zu bleiben und nach Lösungen zu suchen.
Die Selbstgespräche des mental schwachen Spielers stürzen sich in diesen Matchsituationen ohne Ausnahme auf die Logik, was ein Zeichen mangelnder mentaler Stärke und vor allem Flexibilität ist. Dabei ist es niemals verkehrt auch mal eine andere Sicht auf die Dinge zu gewinnen.
In diesen Momenten siegen die Emotionen über seine Logik.
Die Emotionen beginnen langsam, schleichend und zerstörend gegen den Spieler zu arbeiten. Der Mechanismus des Sumpfes tritt ein – der Spieler wird immer tiefer in seine für ihn logischen Erklärungen gezogen.
Lesetipp: Mentales Training für langfristigen Erfolg
So weit, bis er irgendwann keine Chance mehr hat aus diesem Sumpf herauszukommen.
Das Ergebnis dieses Mechanismus zeigt sich dann auf der Anzeigetafel.
Die Basis der mentalen Schwäche ist immer das Denken zwischen den Ballwechseln und beim Seitenwechsel, welches aus Selbstgesprächen und negativen Vorstellungen in Form von schwachen Bildern besteht. Es ist unmöglich, in diesen Phasen des Matches nicht zu denken.
Der mental schwache Spieler nutzt diese Phasen, um durchweg negativ zu denken, zumeist in enger Verbundenheit mit der nur selten für einen arbeitenden Logik.
Der mental schwache Spieler hat große Probleme damit Verantwortung in kritischen Spielituationen zu übernehmen.
Der mental schwache Spieler fürchtet sich mehr vor dieser Verantwortung, als das er diese als Herausforderung und Probe ansieht.
Der mental schwache Spieler empfindet kritische Spielsituationen als Bestrafung.
Seine Angst vor der Verantwortung überträgt sich direkt auf seinen Körper und damit auf seine Bewegungen bei seinen Schlägen. Der Aufschlag wird zu einer Zitterpartie. Die Grundschläge lassen den Schlagarm schwer werden. Die eigentlich runden Ausholbewegungen werden zu einer hölzernen Bewegung.
Das Potenzial des Spielers wird in eine Kiste gesteckt, in den Keller geschleppt und verschlossen.
Die Emotionen kontrollieren den mental schwachen Spieler. Nicht der mental schwache Spieler seine Emotionen.
Für den mental schwachen Spieler ist es unmöglich einen Matchplan durchzuziehen, entscheidende Punkte konzentriert zu spielen oder auf eine Negativspirale angemessen zu reagieren.
In allen genannten Situationen wird immer die just in diesem Moment gegenwärtige Emotion das Handeln des Spielers bestimmen.
Der mental schwache Spieler ist immer mehr mit sich, seinen Gedanken und seiner Angst vor der Verantwortung beschäftigt, als mit dem Gegner.
Der mental schwache Spieler besitzt nur ein begrenztes Spielverständnis.
Dies liegt nicht an seinen spielerischen Fähigkeiten. Diese können von hoher Qualität sein, technisch wie taktisch.
Dennoch bringen dem mental schwachen Spieler seine spielerischen und taktischen Qualitäten nicht die gewünschten Ergebnisse, da er sich so gut wie nie mit dem Feind außerhalb seines eigenen Kopfes, dem Gegner auf der anderen Seite des Netzes, auseinandersetzen kann.
Seine Angst vor der Verantwortung, seine Emotionen und die damit verbundenen andauernden, negativen Selbstgespräche nehmen ihn so sehr ein, dass er nach einem Match nicht weiß, welche Stärke seines Gegners das Spiel entschieden hat.
Der mental schwache Spieler setzt immer sich selbst in das Zentrum seines Denkens, so dass ein Tunnelblick auf das eigentliche Geschehen auf dem Platz entsteht.
Sein Gegner könnte vier Spiele in Folge ausschließlich mit seiner starken Vorhand punkten – dem mental schwachen Spieler würde dies nicht auffallen.
Stattdessen würde er bei sich selbst nach der Ursache suchen. Er würde sich darüber beschweren, dass seine Schläge zu kurz sind.
Das aber nicht nur die Länge seiner Schläge, sondern vor allem die Platzierung die Ursache für seine verzwickte Situation im Match ist, würde er nicht bemerken.
Du brauchst nicht nur für enge und entscheidende Spielsituationen deine mentale Stärke. Deine mentale Stärke zeichnet deinen gesamten Charakter auf dem Platz und beeinflusst deine unterbewussten Entscheidungen. Da du im Match instinktiv und eben unterbewusst handelst, ist mentale Stärke für dich von höchster Priorität.
Der mental schwache Spieler ignoriert all die in diesem Teil des Artikels aufgeführten Punkte vehement.
Diese Ignoranz gegenüber seinen Fehlern ist der Knackpunkt seiner mentalen Schwäche.
Deine Tennistasche kann den Ausgang deines Spiels entscheiden.
Das glaubst du nicht? Dann empfehle ich dir jetzt unbedingt weiterzulesen. Du wirst einige Ratschläge in diesem Teil des Artikels erhalten, die dir in engen Matches einen mentalen Vorsprung verschaffen können.
Und du wirst aus eigener Erfahrung wissen: Die mentale Fitness sollte auch bei einem LK-Turnier niemals unterschätzt werden.
Lass uns ein Match analysieren:
5:7 4:5.
Cedric muss gleich gegen den Verlust des Matches servieren.
Er ist nervös und energielos. Hektisch kramt er in seiner Tennistasche, die links neben ihm auf der Bank steht.
Bereits zwei Lagen Handtücher und eine Lage Shirts hat er beiseite geräumt. Seine Kopfhörer fliegen ihm entgegen, sein Smartphone rutscht beim kramen die ganze Zeit quer durch die Tasche.
Cedric ist auf der Suche nach seiner Banane.
Er weiß, dass er diese halb braune, halb gelbe Energieschleuder eingepackt hat. Doch in Cedrics Tasche herrscht größeres Chaos als unter seinem Bett.
Schimpfwörter kommentieren die verzweifelte Suche. Cedric beginnt wütend zu werden.
Sein Gegner erhebt sich bereits von seiner Bank, als Cedric endlich, in der hintersten Ecke seiner Tasche, die Banane entdeckt.
Hektisch schält Cedric sie auf, nimmt einen Bissen und läuft entnervt zur Grundlinie.
Noch immer von seiner Wut mental gezeichnet, tippt Cedric den Ball auf, wirft ihn hoch und drischt die Filzkugel in die Netzwurzel.
Cedrics Wut brodelt.
Ohne sich Zeit zu nehmen und Gedanken zu machen beginnt er seinen zweiten Aufschlag.
Dieser landet 20 Zentimeter seitlich im Aus.
Doppelfehler. 0:15.
90 Sekunden später hat Cedric das Match durch zwei weitere leichte Fehler und einen Returnwinner des Gegners verloren.
Cedrics Tennistasche hat das Match entschieden.
Deine Tennistasche ist ein Spiegel deiner Seele
Herrscht in deiner Tennistasche das pure Chaos, lässt du dich auf dem Platz von Problemen und leichten Fehlern schnell an der Wutsehne kitzeln. Du verlierst schnell die Fassung und wirst von deinen Emotionen getrieben wie der 8-jährige Lukas, der unter dem Weihnachtsbaum anstatt dem roten den blauen Traktor entdeckt.
Dir fehlt die Ordnung und eine klare Richtung.
Deinen Schläger würdest du ja auch nicht mit der Wolle deiner Großmutter bespannen. Aber deine Tasche widmest du weniger bis gar keine Aufmerksamkeit. Da wird einfach mal alles schnell reingeschmissen, ohne dass du dir Gedanken machst. Ein paar Kopfhörer, Shirts, Griffbänder und vielleicht noch ein Springseil. Alles kommt in ein Fach, obwohl dein Racketbag zwei große Fächer für dich parat hat.
Das Nebenfach wird mit allerlei Kleinigkeiten vollgestopft.
Nicht selten findest du in diesem kleinen Fach noch ein paar Cent oder ein Stück der Verpackung des Energieriegels, den du im Match vor sieben Wochen verzehrt hast. So zerstreut die Kleinigkeiten in deiner Tasche umherfliegen, so zerstreut bist du auf dem Platz.
Dir fällt es schwer, deinen Matchplan umzusetzen, obwohl dieser nur aus zwei Facetten besteht: hoch und sicher spielen. Du lässt dich von drei guten Schlägen des Gegners aus der Bahn werfen. Ebenso schwer fällt es dir deine Banane in der Tasche zu finden.
Verrückt, oder?
Novak Djokovic fiel bereits als kleiner Steppke dadurch auf, dass er mit einer penibel gepackten Tasche zum Training kam. Jeder dachte, dass seine Eltern für diese Ordnung in der Tasche des Kurzen verantwortlich waren. Doch war es Novak selbst, der nicht wenig Zeit in dasPackens einer Tasche investierte.
Hast du bei den TV-Übertragungen mal eine Tennistasche eines Profis gesehen, die chaotisch gepackt war? Wo alles heraus quillte, wie die Flüssigkeit aus einer geschüttelten Flasche Apfelschorle?
Wahrscheinlich nicht.
Rafael Nadal weiß genau um die Bedeutung des Chaos um einen Tennisspieler herum. Er legt nicht nur größten Wert auf Ordnung in seiner Tasche, sondern auch außerhalb dieser.
Deine Tasche ist die Grundlage, der Ausgangspunkt für dein Match.
Dies beginnt, wenn du die Tasche einen Tag zuvor oder am Morgen packst. Wirfst du deine sieben Sachen einfach in die Tasche hinein, ist deine Grundlage chaotisch und ohne eine klare Struktur.
Es ist dann nicht verwunderlich, wenn du eben so auf dem Platz agierst: chaotisch und ohne Ideen.
Du kannst mit einer vernünftig und sauber gepackten Tasche die Grundlage für dein Match legen. Eine Grundlage, die auf einer klaren Linie baut, auf Ordnung und einem sauberen „zu Hause“.
Ähnlich wie auf dem Platz musst du beim Packen deiner Tasche simple Lösungen finden.
Durch einfache Regeln bist du in der Lage deine Tasche ordentlich zu halten. Ist deine Tasche ordentlich, ist auch dein Geist sortiert und klar auf das Match fokussiert. Du kannst dir diese Wirkung wie einen Waldteich vorstellen.
Wenn deine Tasche ordentlich ist, du sofort alles findest und beim Blick in die Tasche Struktur und Ordnung vorfindest, ist der Waldteich, dein Geist, ruhig und treibt gemütlich vor sich hin.
Brodelt aus deiner Tennistasche allerdings das reine Chaos empor, sobald du den Reißverschluss öffnest, ist dem so, als würdest du Felsbrocken in den Waldteich werfen. Dein Geist ist unruhig und der innere Balancepunkt, der für deine Konzentration und Ruhe zuständig ist, wird durcheinander gewirbelt.
Lass uns zurück in das Beispiel zu Beginn des Artikels gehen.
Cedric hat durch das Suchen seiner Banane so viele Felsbrocken in den Waldteich geworfen, dass er das enge Match verloren hat. In einem ungünstigen Zeitpunkt war es eine Lapalie, die über den Ausgang des Matches entschieden hat.
Das ist das Schöne am Tennis. Alles was du tust, vor und während dem Match, hat eine Bedeutung für das Match. Streitest du dich vor dem Endspiel der Clubmeisterschaften mit deinem Lebensabschnittspartner, wirst du schlechter spielen, als wenn ihr zuvor einen tollen Abend verbracht habt.
Lesetipp: Was eine forensische Psychiaterin dir über Angst im Tennis erzählen kann
Das noch Schönere am Tennis ist, dass du selbst dafür verantwortlich bist, mit welchen Voraussetzungen du in ein Match gehst. Deine Tennistasche kannst du zu einem Ort der Ruhe und Struktur machen. Durch simple Regeln.
Miste jetzt deine Tennistasche aus
Wenn du etwas Neues lernen willst, musst du zuvor deinen Gedankenmüll, der über die Thematik vorhanden war, in den mentalen Mülleimer werfen.
Im Falle der neuen Ordnung in deiner Tennistasche ist dies das Ausmisten von allem, was du nicht brauchst. Anschließend packst du die Sachen in deine Tasche, die du immer brauchst und die dir wichtig sind.
Aber vernünftig gepackt, versteht sich 😉
Allein das Ausmisten wird dich wahrscheinlich ein wenig beruhigen und dir ein gutes Gefühl für deinen nächsten Besuch auf der Tennisanlage geben. Du weißt dann, dass du mit einer vernünftig gepackten Tasche sofort losziehen und den Filzball verprügeln kannst.
Fühlt sich gut an, oder? 😉
Befreie deine Tasche auch von den ganzen Kleinigkeiten, die kein Tennisspieler – und erst recht du nicht, braucht. Es fliegen noch Vibrationsdämpfer im Nebenfach herum, obwohl du seit drei Jahren ohne spielst?
Raus damit.
Das Dextro-Energen, welches seit neun Jahren sein Dasein in deiner Tasche fristet und keine Miete zahlt?
Raus damit.
Die Socken, die du seit drei Jahren als „Notfall-Socken“ in der hintersten Ecke des Hauptfaches rumfliegen hast?
Raus damit.
Wenn du alle Kleinigkeiten aus dem Waldteich befreit hast, kannst du dich daran machen deine „neue“ Tennistasche zu packen. Deine neue Tasche steht für Ordnung, Sauberkeit und vor allem für Einfachheit.
Halte die Ordnung einfach, dann fällt sie dir nicht schwer.
Deine Schläger kommen in das dafür vorgesehene Fach – und nur die Schläger. Dort haben keine losen Bälle etwas verloren.
In das Hauptfach kommen Klamotten und Handtücher. Keine Kopfhörer, Smartphones oder Energieriegel. Trenne die für dich wichtigsten Bestandteile voneinander, damit du dich nicht lange mit dem Suchen aufhalten musst.
Denk an Cedric und die Banane 😉
Deine Bestandteile kannst du wie folgt unterteilen:
Einfach und strukturiert.
Zurück zu Cedric.
Wie hätte sich ein solches Match entwickeln können, wenn Cedric zuvor diesen Artikel gelesen hätte und die Ideen umgesetzt hätte?
Ein kurzer Blick und zack – da wäre die Banane auch schon fast geschält gewesen.
Während dem Essen hätte sich Cedric überlegen können, wie er aufschlagen wird, wenn die ersten beiden wichtigen Punkte anstehen.
Ich habe hier einen Artikel über die verschiedenen Variationen beim Aufschlag geschrieben.
Cedric hätte sich einen Notfallplan machen können, wie er bei 0:30 oder 15:30 servieren will. Er hätte auf der Bank beim Seitenwechsel besser den Waldteich still halten können. Er hätte höchstens ein paar Kieselsteine reingeworfen.
Er wäre mit einer vollkommen anderen mentalen Einstellung zurück auf den Platz gekommen, um gegen den Verlust des Matches zu servieren.
Ob er gewonnen hätte? Das kann man nicht sagen.
Was man aber bestimmt sagen kann ist, dass er bessere Chancen mit einer sorgfältig gepackten Tennistasche gehabt hätte.
Wofür brauche ich diesen mentalen Quatsch? Wirkt das?
Siegmund Freud schrieb in seinem Buch über Traumdeutungen davon, dass jedes Erlebnis und jede Fähigkeit im menschlichen Geist gespeichert bleibt. Selbst wenn man sich gar nicht mehr daran entsinnen kann.
Im Match musst du intuitiv reagieren, dein Unterbewusstsein ist nicht selten eine unsichtbare Verlängerung deines Schlägers.
Wenn du dein Unterbewusstsein mit Mentaltraining fütterst, wirst du auf dem Platz besser intuitiv handeln können.
Wenn du Herr über deine Emotionen bist, dir taktische Spielzüge bereits bevor sie gespielt werden detailliert vorstellen und du messerscharf und klar denken kannst, wirst du während eines engen Matches die entscheidenden Vorteile haben.
Garantiert.
4 Kommentare
ich habe gestern ein tolles Medenspiel gehabt.
obwohl ich 3:6,6:4, 8:10 verloren habe kann ich sagen das ich mich an deinen
hinweisen nicht zu über powern und den Aufschlag kontrolliert zu schlagen , und 1,5 und höher über das Netz den Ball zu führen gehalten.
Ich hatte da durch mehr zeit und konnte das erste mal so richtig taktische Züge umsetzen.
vielen Dank für deine Hilfe, und ich denke das ich jetzt Mental auf dem richtigen weg bin.
Gruß Bernd
Was denkst du?