Du erinnerst dich vermutlich sofort daran, als du das letzte Mal mit einem Zitterarm deinen zweiten Aufschlag gespielt hast.
Angst ist die detaillierte Vorstellung von negativen, zukünftigen Ereignissen, die schwere körperliche Symptome hervorrufen, aber fast nie zur Realität werden.
Du wirst auf dem Tennisplatz ständig mit Angst konfrontiert.
Vor einem wichtigen Match. Vor dem Matchball. Vor dem zweiten Aufschlag. Oder beim Seitenwechsel.
Die Angst prasselt in wahnwitziger Geschwindigkeit auf dich ein – und meist bekommst du es gar nicht mit. Die Angst äußert sich dann in einem schweren Arm oder starken Zögern bei der Vorhand. Auch ein erhöhter Puls und Krämpfe in der Magengegend sind Indizien dafür, dass du Angst hast.
Angst wird häufig falsch assoziiert.
Nicht nur ein Horrorfilm kann Angst erzeugen. Auch Unwissenheit und eine falsche Vorstellung der Zukunft. Seine eigenen Vorstellungen gründen aus den vergangenen Erfahrungen. Wenn du sechsmal nacheinander gegen einen Spieler verlierst, der den Ball immer nur hoch zurückspielt, wirst du beim siebten Match natürlich sofort Angst bekommen, sobald du feststellst, dass du erneut an einen solchen Spielertyp geraten bist.
Angst ist nicht das Erschrecken aufgrund einer unvorhergesehenen Situation. Sondern die Vorstellung, dass etwas schlechtes für dich passieren könnte. Du handelst dann automatisch ängstlicher und aus einer unwirklichen Realität heraus.
Unweigerlich ist Angst also ein detailliertes, negatives Bild vor deinen Augen, welches dich in deinen Bewegungen und damit in deinem Handeln stark beeinflusst und schwächt. Angst kann in einem fortgeschrittenem Stadium sogar deine Grundeinstellung werden, mit der du auf den Platz gehst und spielst. Es gibt keine schlechtere Ausgangslage für ein Match als Angst.
Du musst lernen, so wenig Angst wie möglich mit auf den Platz zu bringen. Dies bedeutet, dass du positive Bilder vor deine Augen zeichnen musst.
Wenn du Angst vor deinem zweiten Aufschlag hast, stellst du dir unterbewusst vor, dass dieser ins Aus oder ins Netz geht. Oder das dein Gegner dir diesen zweiten Aufschlag direkt um die Ohren haut. In deinen Gedanken und Bildern über diese Spielsituation existiert gar keine andere Möglichkeit als dein Versagen.
Es ist an der Zeit, dass du in genau diesen Situationen auf dem Tennisplatz beginnst anders zu denken. Das ist der Grundstein für Veränderung. Du kannst beginnen morgens auf der anderen Seite des Bettes aufzustehen. Du kannst beginnen deinen Kaffee ohne Milch zu trinken. Das alles wird dir nichts nützen, so lange deine Gedankenmuster und dein Bewusstein immer noch negativ sind. Deine Veränderung beginnt nicht außerhalb, sondern in deinen Gedanken.
Bleiben wir bei unserem Beispiel, den zweiten Aufschlag. Du stehst an der Grundlinie, nimmst dir kaum Zeit, wirfst den Ball hastig hoch. Während dessen braut sich in deinen Gedanken ein Sturm der Versagensangst zusammen.
Wird dein zweiter Aufschlag platziert, lang und sicher?
Natürlich nicht.
Wenn du dich das nächste Mal in einer solchen Spielsituation befindest, lege deine Zunge gegen deinen Gaumen. Achte auf deinen Bauch und fange gleichzeitig an durch die Nase zu atmen.
Konzentriere dich genau auf diese Abfolge:
Du kannst nicht einen positiven und einen negativen Gedanken gleichzeitig denken. Das ist vollkommen unmöglich. Du kannst dich nicht auf das Atmen durch die Nase konzentrieren und gleichzeitig einen Sturm der Angst in deinen Gedanken erzeugen.
Du wirst spürbar ruhiger werden, wenn du auf die richtige Art und Weise atmest. Das richtige Atmen ist wie ein Zügel für deine rastlosen und negativen Gedanken vor deinem zweiten Aufschlag. Schaffst du es diese schlechten Gedanken zu beruhigen und in ihre Schranken zu weisen, bist du bereit neue Bilder in deinen Gedanken zu zeichnen.
Positive Bilder.
Jeder deiner Gedanken wird in deinem Unterbewusstsein abgespeichert. Du kannst dir durch deine Gedanken einen ganzen Schrank an positiven Einflüssen schustern. Kaum ein Clubspieler macht von diesen geistigen Gesetzen gebrauch, obwohl Tennis ein so intuitiver Sport ist. Dein Unterbewusstsein steuert viele deiner Entscheidungen und Emotionen. Du kannst durch deine Gedanken deine Angst, egal ob vor dem Sieg oder vor der Niederlage, in den Griff bekommen.
Entwickel in deinen Gedanken einen Beobachter. Dieser thront über deinem Gedankenchaos und teilt das Chaos in verschiedene Gruppen ein.
Der Beobachter erkennt deine negativen und ängstlichen Gedanken, zieht diese aus deinem Gedankenchaos heraus und stempelt sie ab. Wenn du den Beobachter mit der Zeit entwickelst, wirst du zwangsläufig ein vollkommen anderes Gefühl zu deiner Angst auf dem Platz bekommen. Die Angst wird dich nicht mehr im Griff haben, da sich deine Bilder nicht mehr mit möglichen Spielsituationen beschäftigen, sondern mit deinem Beobachter.
Verrückt, oder?!
Das mag für dich vielleicht verrückt klingen. Aber verrückte Wege sind nie verkehrt. Wenn du wirklich etwas essentielles in deinem Tennis verändern willst, musst du bei deinen eigenen Gedanken starten. Achte bei deinem nächsten Trainingsmatch auf das was du denkst. Du wirst feststellen, dass sich deine Gedanken immer wiederholen werden. Und das diese Gedanken zumeist negativer Natur sein werden. Änderst du deine Gedanken, änderst du deine Einstellung zu deinem ganzen Spiel.
Wenn du dich traust, mach dich auf den Weg zu einer neuen Denkweise.
Du wirst verblüfft sein, was du alles erleben wirst.
3 Kommentare
Ich bin ansonsten ein solider Spieler mit guter krachenden Vorhand. Rückand ist stabil, aber keine Winner Rückhand. Gewinne im Trainingsspiel auch gegen besser plazierte Spieler. Aber im echten Spiel wird es für mich eine wahre Plage...zum weinen.
Was kann ich tun?
lies dich mal bitte auf tennis-insider.de/blog ein. Dort findest du viele Artikel zu deinem Thema.
Herzliche Grüße
Marco
Vor allem ist es wirklich so: Man kann nichts gegen die Nervosität tun, wenn man keine Strategie/Methode hat. Sich einfach einreden, dass das nicht wichtig ist, funktioniert nicht.
Ich spiele manchmal völlig belanglose Spiele auf einer internen Rangliste, bei der mir vordergründig völlig egal ist, ob ich gewinne oder verliere. Beispiel: 40 Leute spielen mit. Die besten 20 sind ohne Diskussion deutlich besser als ich. Ob ich dann an 25. Stelle stehe oder an 28., ist - auch mir - völlig egal. Bin ja auch schon 50plus. Insofern: Hauptsache Spaß haben und nicht verletzen dabei.
Trotzdem klappt in den Spielen nichts, was ich sonst im Training locker hinbekomme. Griff, Schlägerhaltung, Ausholbewegung, Auf-den-Ball-gucken, Treffzeitpunkt .... Alles weg.
Mal schauen, was ich da für mich rausziehen kann. Das Beispiel mit dem zweiten Aufschlag passt zwar nicht so ganz, weil bei mir einfach die ganzen Abläufe betroffen sind; aber das Prinzip ist ja ein grundlegendes.
Was denkst du?