Spielertypen im Tennis: Welcher Tennisspieler-Typ bist du?

Marco Kühn
von Marco Kühn

Peter sprach zu seinem Bruder:

"Fritz, da haste wieder einen erwischt!".

Medenspiel. Samstag. Die Sonne knallt.

"Diesen Spielertypen kennst du ja schon, nicht wahr? Jeder Ball Bogenlampe drei Zentimeter vor die Grundlinie. Du hast hoffentlich gute Nerven mitgebracht!".

Wir alle kennen diese Situation.

Diesen Schock.

Wenn wir einen Gegner erwischt haben, der den Ball nur bringt. Der darauf aus ist, das Spiel zu zerstören. 

Wer dieser Spielertyp ist und welcher Tennisspieler-Typ du bist, das besprechen wir in diesem Artikel.

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Spielertyp 1: Der aggressive Grundlinienspieler aka Der Dominator

Der aggressive Grundlinienspieler liebt die Kontrolle. Er will das Spiel diktieren. 

Er verlässt sich auf die Stärke seiner Schläge von der Grundlinie. Der Gegner soll laufen. Er strebt aggressiv nach Winnern. 

Die größte Waffe dieses Spielertypen ist die Vorhand. Sie nutzen die Geometrie des Platzes, um sich Raum für Winner zu öffnen. 

Da diese Spieler aggressiv sind, werden sie kurze Bälle im Spielfeld attackieren beziehungsweise nehmen sie auch unnötige Fehler in Kauf, um zu Punkten.

Das ist ein wichtiger Punkt.

Wenn du dich zu den aggressiven Grundlinienspielern zählst, dann gehören Fehler zu deiner Spielweise dazu. Anders als beim Mondballspieler, zu dem wir später noch kommen werden. Harte, flach über das Netz gespielte Schläge sind von ihrer Natur her riskanter als ein hoher Ball.

Ein sehr gutes Beispiel für den aggressiven Grundlinienspieler war früher der Tscheche Tomas Berdych. Dieser trainiert heute übrigens Jiri Lehecka, der einen ähnlichen Spielstil pflegt.

Lehecka geht auf jeden Ball voll drauf. 

Er hat das Ziel, kurze und knackige Ballwechsel zu spielen. In meinem Artikel zu Ballwechsel-Statistiken haben wir herausgefunden, dass der durchschnittliche Ballwechsel beim Tennis 0-4 Schläge lang ist.

Hier ein mögliches Schema:

  • Aufschlag/Return
  • aggressiver Grundschlag
  • Gegner zu einem kurzen Ball zwingen
  • Punkt

Das ist das Brot und die Butter eines aggressiven Spielers, der das Match diktieren will.

Bist du ein aggressiver Grundlinienspieler?

  • Willst du selbst Dampf im Ballwechsel machen?
  • Agierst du mehr, als du reagierst?
  • Willst du innerhalb der ersten vier Schläge mit deiner Vorhand den Punkt selbst bestimmen?

Hast du diese drei Fragen mit einem klaren Ja beantwortet, dann bist du ein aggressiver Grundlinienspieler.

Wir kommen zum zweiten Spielertyp, der leider vom Aussterben bedroht ist. Nicht nur im Clubspieler- und Medenspiel-Bereich. Auch bei den Profis.

Spielertyp 2: Der Serve-and-Volley-Spieler aka Der Schönspieler

Ich war als Knirps riesiger Edberg-Fan.

Zu einer Zeit, als in Wimbledon der Bereich um die T-Linie noch abgelaufener war als an der Grundlinie. Die Zeiten haben sich geändert. Serve-and-Volley-Spieler sieht man fast gar nicht mehr.

Auch im Clubspieler-Bereich suchen nur wenige Spieler den Weg ans Netz. 

Was zeichnet Serve-and-Volley-Spielertypen aus?

Serve-and-Volley-Spieler attackieren nach dem Aufschlag das Netz. 

Sie kommen nach fast jedem ersten Aufschlag, und oft auch nach dem zweiten, nach vorne. Es kann auch sein, dass sie ans Netz gehen, nachdem Sie das Service retourniert haben. In den Phasen, in denen sie nicht sofort nach vorne kommen, wollen sie trotzdem so schnell wie möglich dorthin, normalerweise innerhalb der ersten paar Ballwechsel während einer Rally. 

Ihre typische Punktkonstruktion besteht darin, zu servieren, einen gut platzierten ersten Schlag zu setzen, der den Platz öffnet, um dann abschließend einen weiteren guten Schlag zu platzieren, der ihnen dann den Punkt bringen soll. 

Das sieht dann ungefähr so aus: 

Bum, Bum, vorbei. Bum, Bum, vorbei. Punkt für Punkt für Punkt.

Es gibt aber auch Spieler, die gerne Chip n Charge einstreuen. Was das genau ist, kannst du hier nachlesen.

Diese Spielertypen gehen nicht direkt nach dem Aufschlag oder dem ersten Schlag ans Netz. Sie können an der Grundlinie abwarten. Sie lesen das Spiel sehr gut. Und nutzen dann eine gute Gelegenheit, um ans Netz zu kommen.

Patrick Rafter war das Musterbeispiel dieses Spielertypen.

Der Australier mit der Sonnencreme im Gesicht war richtig stark darin, die richtigen Momente für einen gnadenlosen Netzangriff zu wählen.

patrick rafter serve and volley

Jetzt stellen wir uns die Frage:

Bist du der Serve-and-Volley-Spielertyp, der lieber den Punkt am Netz sucht?

Ich kenne viele ältere Haudegen, die gerne einen cleveren Slice setzen und diesem ans Netz folgen. Es gibt in zahlreichen Tennisvereinen richtig gute Doppelspieler, die ein sehr gutes Verständnis für das Spiel am Netz haben.

Zählst du dich zu diesen Spielertypen? Fühlst du dich am Netz wohl? Magst du es, einer guten Vorhand nachzugehen und die Entscheidung am Netz zu erzwingen?

Du musst nicht wie ein Irrer nach jedem Aufschlag ans Netz rennen, um als Volley-Spieler zu gelten. Mach dir bewusst, dass du als Volley-Spielertyp Stärken mitbringst, die fast jeden Gegner ärgern können. Die meisten Spieler sind es heutzutage nicht mehr gewohnt, wenn der Gegner oft ans Netz kommt. Die Winkel für den Grundlinienspieler verändern sich. 

Was ich an Spielern mag, die gerne ans Netz gehen?

Diese Spielertypen sind in der Lage den Gegner vor eine Entscheidung zu stellen. Sie setzen ihm die Tennispistole auf das Racket und zwingen ihn, einen starken Ball spielen zu müssen. Sei es einen grandiosen Passierschlag oder einen gut getimten Topspin-Lob.

Allein diese Waffe im Taktik-Giftschrank zu haben, ist beim Tennis eine Menge wert.

Wir kommen zum nächsten Spielertypen. Einem, dem man nicht gerne begegnet.

borg

Spielertyp 3: Der Konterspieler aka Die Nervensäge

Kurze Story zum Konterspieler.

Als ich Mitte der 90er Jahre bei einem Jugendranglistenturnier gegen Andre (den Nachnamen lasse ich lieber mal weg) spielte, bekam ich von diesem Spielertypen Albträume.

Andre spielte im Einschlagen eine grundsolide Kugel. Vorhand mit Pfeffer und Spin. Die Rückhand beidhändig, gerade und ebenfalls stramm.

Sobald das Match begann, war davon aber nichts mehr zu sehen. Andre spielte sein "schönes" Tennis anscheinend nur, um den Gegner im Einschlagen zu imponieren. Im Match ließ er mich machen, spielte viele langsame Bälle und konzentrierte sich auf das Reagieren.

Er nahm immer wieder das Tempo meiner Schläge, um selbst einen starken Ball spielen zu können. 

Andre selbst mache nie Druck. Er spielte nie einen Winner von sich aus. Er wollte die Ballwechsel gar nicht diktieren. Er brauchte das Tempo meiner Schläge, um selbst aktiv die Ballwechsel gestalten zu können.

Andre war ein typischer Konterspieler, der aber zeitgleich ein sehr starker Spieler war.

Der Konterschläger, auch „Pusher“ genannt, ist für seine konsequente Verteidigung bekannt. Dieser Spielertyp kennt die Schussstatistiken und Prozentzahlen im Tennis und trifft seine Schläge meistens. Er weiß ganz genau, dass 2/3 der in dieser Sportart gewonnenen Punkte aus Fehlern bestehen, also versucht er, so gut es geht, keinen zu fabrizieren. 

Er wird nie zu viel Power in seinen Schlag geben, er macht auch wenig Winner und trotzdem gehen die meisten Punkte an ihn, weil der Gegner den Fehler machen wird. Zum drüberstreuen sind diese Spieler normalerweise auch schnell und decken somit den gesamten Platz ab. Sie zwingen ihren Gegner dazu, zu viel zu riskieren, sodass diese den Fehler produzieren. 

Die besten Konterschläger halten ihre Bälle flach, spielen, wenn nötig, gute halbhohe Schläge und platzieren Bälle äußerst effektiv.

Bist du ein Konterspieler?

Fühlst du drei Meter hinter der Grundlinie wohl?

Liebst du es, schnelle Bälle des Gegners zu entschärfen? Ist dein Körper, deine Fitness, eine der größten Stärken in deinem Repertoire?

Dann gehörst du vermutlich zu den Konterspielern.

Längere Ballwechsel liegen dir mehr als die kurzen. Halte den Ball im Spiel und lass den Gegner kommen. Lass dich gerne mal in den Ballwechseln nach hinten zurückfallen. Verpasse aber auch nicht die Gelegenheiten, um selbst Dampf in der Rally zu machen.

4. Der All-Court-Spieler aka Der Allrounder

Der Allrounder ist so solide, er könnte in einem Tennismuseum stehen.

Er kann jeden Schlag gut. Aber keinen richtig gut. Er hat keine Schwächen in seinem Spiel. Die absolute Stärke allerdings auch nicht.

Und:

Der Allrounder spielt dir jede Schlagvariation auf Knopfdruck.

  1. Topspin
  2. Kurz-cross
  3. Stopp
  4. Lob
  5. Slice

Alles, was du dir wünscht.

Der All-Court-Spieler ist, wie der Name schon sagt, ein Spieler, der auf jedem Belag zurechtkommt und verschiedene Schläge im Talon hat. 

Er passt sich dem jeweiligen Untergrund an und verwendet die am besten geeigneten Schläge, um die Schwächen des Gegners auszunutzen. 

Du hast ja bereits gelernt: 

Der Allrounder kann alles. 

Und er kann alles auf jedem Untergrund passend einsetzen.

Gegen Konterschläger attackieren All-Court-Spieler das Netz. Gegen Serve-and-Volley-Spieler bleiben sie konstant auf der Grundlinie. Sie besitzen eine unglaubliche Vielfalt in ihrer Spielweise – sind quasi Alleskönner, die jeden Ball wie im Bilderbuch platzieren können, egal ob Grundlinienspiel, Volleys, Stopps oder wunderschöne Lobs. Da All-Court-Spieler gelernt haben, alle Schläge zu beherrschen, besitzen diese jedoch meist keine besondere, alles überragende Waffe in ihrem Arsenal.

Bist du der typische Allrounder?

Sagt man dir nach, keine echte Schwäche zu haben?

Kannst du dich im Match dem Gegner gut anpassen? Kommst du auf langsamer Asche bei Nieselregen genauso gut klar, wie auf dem schnellen Teppich in der Halle?

Sitzt du gerade nickend vor deinem Smartphone, dann kann ich dir gratulieren.

Du scheinst ein echter Allrounder zu sein.

Hier ein kleiner Tipp für dein Racket:

Versuche irgendwie eine echte Stärke in dein Spiel zu integrieren. Einen Killerschlag, vor dem sich deine Gegner fürchten werden. Das kann zum Beispiel eine Vorhand aus dem Halbfeld sein.

Leicht verständlich & anwendbar:

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5. Der Mondballspieler aka Der Mondball-Zombie

Wie oft wolltest du deine Karriere seinetwegen beenden?

Wie oft hat er dich frustriert den Court abziehen lassen - als Verlierer?

Ich brauche dir hier nichts erzählen. Du weißt, von wem ich spreche.

Aber, wir wollen ein wenig die Contenance bewahren.

Der Mondball-Zombie hat selbstverständlich Fähigkeiten, die andere Spieler nicht haben. Er ist meist mental sehr stark. Er ist ein geduldiger Spieler, der keine Scheu vor langen Rallys hat. Er kann sich sehr gut in den Kopf des Gegners einfinden und das psychische Spielchen auf seine Seite des Netzes ziehen. Der Mondballspieler ist ein Typ, der taktisch gut versiert ist. 

Der Mondballspieler kann die Stärken eines aggressiven Grundlinienspielers mühelos torpedieren. 

Kurzum:

Der Mondball-Zombie ist ein taktisch ausgebuffter Spielertyp, der sich jederzeit im Match in die Waden des Gegners beißen kann.

Symbolisch betrachtet, versteht sich.

Die größte Stärke des Mondballspielers ist die Ungeduld, das Nervenkostüm und der Wahnsinn im Kopf des Gegners. Der Mondballspieler gewinnt erst das mentale, dann das eigentliche Match auf dem Court.

Bist du solch ein Tennis-Strolch?

Spielst du liebend gerne mit den Nerven des Gegners? Bist du sehr gut darin, den Ball lang und hoch auf der Rückhand des Gegners zu halten? Auf Fehler zu warten?

Falls ja, dann bist du einer der gefürchtesten Spielertypen im Clubspieler-Bereich. Spieler zwischen LK 15 und LK 20 bekommen Panikattacken, wenn sie innerhalb der ersten drei Aufschlagspiele ausnahmslos hohe Bälle auf ihre Rückhand serviert bekommen.

Fazit

Alle Spielertypen haben unterschiedliche Fähigkeiten.

Ich möchte diesen Artikel mit einer kleinen Geschichte von Milos Raonic beenden.

Ja, er ist der Haudrauf, der aggressive Typ, der kurzen Prozess in jedem Ballwechsel machen will. Böse Zungen nannten ihn auch schon den Waldbrandaustreter. 

Aufgrund seiner simplen Spielweise.

Aber Milos konnte Erfolge erspielen, die nur wenige andere Spieler erreichen konnten. Raonic hat aus seinen wenigen Fähigkeiten das absolute Maximum herausgeholt.

  • Aufschlag
  • Vorhand

Raonic sagte mal in einem Interview, wie er über sein Spiel denkt.

Und das, was der gute alte Milos da sagte, kann für dich einen unglaublichen hohen Wert haben.

Er sagte:

"Ich habe mich nie auf meine Schwächen konzentriert. Ich habe immer in meiner Karriere überlegt, wie ich meine Stärken noch weiter verbessern kann!".

In diesem Sinne:

Ran an deine Stärken!

Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden und ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besser Tennis zu spielen. Er schrieb bereits für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

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