Du stehst zur Vorhand bereit.
Deine Ausholbewegung stimmt. Du bist gut in die Knie gegangen und hast dadurch dein Körpergewicht nach unten verlagert. Du stehst seitlich – vorbildlich – zum Ball.
Der Ball kommt langsam auf dich zu. Du erkennst die Spielsituation und gehst dem Ball noch einen Schritt entgegen.
Das Timing stimmt.
Du triffst den Ball mittig mit deiner Schlägerfläche und bist fest davon überzeugt, dass deinem Gegner eine richtige Kanone von Vorhand entgegenfliegen wird.
Ein wahres Brett, mit Vollspeed kurz vor die Grundlinie, so dass dein Gegner kaum noch eine Möglichkeit hat auszuholen.
Aber die Kanone zündet nicht. Sie verpufft.
Deine Vorhand landet gerade einmal 13 cm hinter der T-Linie.
Kein Druck.
Kein Knall.
Keine Kanone.
Du hast es schon am Klang deiner Bespannung gehört, dass diese Vorhand nicht so kommt, wie du es dir wünscht.
War eine höhere Macht am Werk?
Oder hast du vielleicht doch einen entscheidenden technischen Aspekt vergessen?
Ich hatte vor einiger Zeit über die Vorhand und deine Hüfte geschrieben. Die Geschwindigkeit für deine Vorhand kommt nicht aus deinem Bizeps und auch nicht aus deiner Schulter.
Die Power für deine Vorhand entwickelst du aus dem Zusammenspiel aus Hüfte und Schulter. Schau dir dazu gerne Jiri Lehecka an.
Es gehört auch ein wenig Psychologie dazu.
Wenn du locker in dieser Drehung bist, bekommst du mehr Tempo auf die Filzkugel, als wenn du den Ball mit purer Kraft schlägst.
Du musst den Schläger frei schwingen lassen.
Schwung erzielst du durch eine Drehung deiner Hüfte und deiner Schulter.
Stell dir dies wie bei einem Bogen vor.
Im ersten Teil der Bewegung wird der Bogen gespannt. In dieser Bewegung geht deine rechte Hüfte nach hinten, deine linke schiebt sich dadurch nach vorn. Dies geschieht bevor du den Ball triffst.
Jetzt ist der Bogen gespannt.
Im zweiten Teil der Bewegung wird der Pfeil mit brachialer Geschwindigkeit abgefeuert. Du lässt das Seil des Bogens, nachdem du es gespannt hast, los.
Dies gelingt dir, indem du beim Schlag deine rechte Hüfte nach vorn durch den Ball bringst und mit deinem Gewicht durch den Schlag gehst. Nach dem Schlag sollte dann deine rechte Schulter samt Ellbogen zum Gegner zeigen.
Deine rechte Hüfte grüßt ebenfalls Richtung gegnerischer Seite.
Dein Blick bleibt auf deinen Gegner gerichtet.
Dabei spielt es keine Rolle, ob du seitlich oder offen zur Vorhand stehst. Die Rotation mit der Hüfte ist ein fester Bestandteil deiner Vorhand und somit der Motor samt Sprit für das Tempo im Schlag.
So entsteht ein Vorhandschuss.
Brandon Nakashima setzt dies übrigens sehr gut um.
Diese Bewegung der Hüfte muss sich in dein Unterbewusstsein graben.
Ziel muss es für dich sein, dass du dich nicht mehr auf die Bewegung fokussieren und konzentrieren musst, sondern diese Bewegung stattdessen vollkommen automatisch abläuft – wenn du sie auf dem Platz brauchst. Alles muss vollkommen automatisch ablaufen.
Der Grund ist simpel: deine Bewegungen werden flüssiger.
Wenn dein Gehirn weiß, was es zu bestimmten Zeiten auf dem Platz zu tun hat, kannst du dich besser auf andere Dinge, wie beispielsweise deinen Gegner, konzentrieren. Wenn deine Bewegungen flüssiger sind, wirst du weniger Eigenfehler in deinem Spiel haben.
Du kennst sicherlich das Gefühl, wenn du verkrampft bist, deine Sicherheit verloren hast und fast schon Angst vor dem nächsten Schlag hast. Genau in diesen Momenten sind deine Bewegungen alles andere als flüssig 😉
Wie kannst du diesen Bewegungsablauf trainieren, wenn du nicht auf dem Platz stehst?
Du kannst verschiedene Übungen in deinen Alltag integrieren. Eine dieser Übungen möchte ich dir nun vorstellen. Dabei geht es nicht um den Witz an der Sache. Mir geht es darum dir zu zeigen, wie du auch in banalen Alltagssituationen effektiv an deinem Tennis arbeiten kannst.
Mein Bezirkstrainer riet mir früher dazu, beim Zähneputzen zu tänzeln und den Split-Step zu üben.
Während du in der Küche stehst und darauf wartest, dass deine Spiegeleier endlich zum Verzehr geeignet sind, kannst du folgendes tun:
Du simulierst die Bewegung, die du auf dem Platz brauchst. Auch auf dem Court bleibt dein Blick auf Ball und Gegner nach vorn gerichtet. Du drehst deine Hüfte, auch deine Arme arbeiten mit.
Anschließend bringt du deine Hüfte wieder nach vorn. Das alles geschieht stets mit dem Blick nach vorn gerichtet.
Um diese simple Übung zu erweitern, kannst du dich auch seitlich vor die Pfanne stellen. Gleichzeitig kannst du ein Stück in die Knie gehen.
Auch diese Bewegungen simulieren auf wunderbar einfache aber effektive Weise die Hüftdrehung bei deiner Vorhand.
Diese Hüftdrehung ist entscheidend für die Qualität deiner Vorhand. Wie du zu Beginn dieses Artikels gelernt hast, musst an deiner Technik feilen, um mehr Tempo in deine Vorhand zu bekommen. Natürlich sind Griffhaltung und Ausholbewegung wichtig. Aber die Sahne auf dem Törtchen, das was deine Vorhand zu einem Highlight macht, ist die Hüftdrehung.
Du kannst dich beim Einspielen einfach mal selbst beobachten.
Konzentriere dich bei deiner Vorhand ausschließlich auf diese Hüftbewegung. Bleib bei deinen Schlägen locker und entspannt. Halte deine Bewegungen flüssig, ohne dabei viel Kraft aufzuwenden.
Du wirst feststellen, dass du nicht nur eine bessere Kontrolle über den Ball hast. Obendrauf wirst du das Tempo deiner Vorhand viel gewissenhafter „fühlen“. Ich habe schon öfters darüber geschrieben, dass du den Ball fühlen und nicht prügeln musst.
Prügeln kann jeder. Fühlen können den Ball nur wenige. Aber die Spieler, die den Ball fühlen, haben viel mehr spielerische Möglichkeiten.
Wenn du diese simple Bewegung trainierst, kannst du auch außerhalb des Platzes effizient deine Vorhand verbessern. Man muss nicht immer hunderte Bälle schlagen um einen Schlag zu verbessern.
Es ist die Effektivität, die zählt.
Bleibe bei deinen Hüftbewegungen locker und verkrampfe nicht zu sehr. Wenn du zu verkrampft und steif bist, bremst du deine Hüftrotation aus.
Du verlierst dadurch an Schwung für deine Vorhand.
Und wenn du an Schwung verlierst, verlierst du gleichzeitig an Tempo für deine Vorhand.
Ich wünsche dir ein sportliches Spiegeleier braten 😉
2 Kommentare
idealerweise klappst du dieses ab. So, dass du mit deiner Schlägerfläche besser unter den Ball kommst. Dein Handgelenk sollte flexibel, nicht steif, sein.
Liebe Grüße
Was denkst du?