10 einfache Ideen für großartiges Hallentennis mit Köpfchen

Marco Kühn
von Marco Kühn

Kein blauer und wolkenloser Himmel. 

Kein Vogelzwitschern.

Stattdessen hallt es. Du kannst nicht mehr rutschen. Du triffst in den ersten Trainingseinheiten den Ball zu spät. 

Du fluchst. 

Das schnelle Spiel macht mehr Spaß, fordert allerdings auch andere Eigenschaften von dir.

Das Hallentennis hat begonnen. 

Das Spiel auf schnelleren Hallenbelägen unterscheidet sich zu dem Spiel auf Sand.

Bleib hier; und schaue, wie du die erfolgreichste Wintersaison deiner Clubspieler-Karriere spielen kannst. Wir werden in diesem Artikel zehn Gebote erarbeiten, die deine Basis für die nächsten Monate sind. 

Damit du richtig gutes, solides Hallentennis auf den Teppich zaubern kannst.

Bedenke:

Viele Clubspieler nutzen die Wintersaison kaum, um an ihrem Spiel zu arbeiten. Das ist einer der Hauptgründe, warum so viele Spieler seit Jahren auf einem Leistungsniveau verharren. Sie spielen im Sommer mit vollem Elan und lassen die Wintersaison einfach so dahinplätschern. Du kannst dir also im Winter einen Vorteil gegenüber deiner Konkurrenz verschaffen.

Was unterscheidet Hallentennis vom Sandplatz-Tennis?

Die Filzkugel ist beim Hallentennis schneller unterwegs als auf der roten Asche.

Wir haben beim Tennis in der Halle verschiedene Bodenbeläge:

  • Granulat
  • Teppich
  • Kunstrasen
  • Kunstrasen, mit Sand überstreut

Ich würde behaupten, dass alle Bodenbeläge beim Hallentennis schneller sind als die rote Asche. Wenn du auf Teppich Tennis in der Halle spielst, dann geht die Kugel richtig ab. Der Ball springt flacher ab, wird schnell und der Untergrund ist stumpf.

Du kannst auf Teppich deswegen hervorragend mit Slice agieren. Der Slice wird eine wahre Rakete, wenn er auf der Seite des Gegners aufspringt. Der Topspin wird auf Teppich hingegen nicht so gut angenommen.

Auf Granulat ist das Hallentennis nicht ganz so schnell wie auf Teppich. Hier springt der Ball höher ab, du hast bei deinen Schlägen mehr Zeit.

Okay, wir haben uns etwas warm gemacht. 

Ich schlage vor, wir gehen jetzt zehn Gebote für richtig starkes Hallentennis bequem durch.

Let`s go!

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Hallentennis Gebot #1: Jammer-Verbot

„Der Aufschlag ist so schnell. Wie soll ich den returnieren?“

Oder:

„Der Typ da hinten trifft jeden Ball. Davon geht jeder genau vor die Linie. Wie soll ich da auf Teppich was machen?“

Ja. Das Spiel auf Teppich ist schnell. Sehr schnell. Und ist vielleicht nicht gerade das, was dir am meisten liegt. Aber soll ich dir etwas verraten?

Es interessiert keinen, ob du dich auf dem Platz wohlfühlst oder nicht. Schon gar nicht das Ergebnis, welches am Ende auf dem Tableau oder dem Spielbericht steht.

Suche nicht nach Ausreden und Gründen – suche bitte nach Lösungen. Welche Lösungen das sein können, liest du in den nächsten Punkten.

Hallentennis Gebot #2: Lass dein Ego auf dem Sandplatz

Du musst dich anpassen. An den neuen Untergrund, der allerlei neue Eigenschaften mitbringt. Dein Topspin, der selbst Rafael Nadal Probleme bereiten würde, wird vom Teppich verschluckt wie ein Reiskorn von einem Sumoringer.

Gnadenlos. Ohne mit der Wimper zu zucken.

Du musst spielerische Umstellungen in deinem Spiel vornehmen. Nutze dein Training, um Spielzüge und Schläge zu üben. Baller im Training nicht blind auf die Bälle drauf. Setz dir Ziele für jedes einzelne Trainingsmatch.

Setze dir sogar Ziele, wenn du an einem Sonntag mit deinem Kumpel eine Stunde lange Bälle spielst.

Geh niemals planlos auf den Court. Das hast du in deiner bisherigen Karriere schon zu oft getan.

Was können Ziele sein? Lass dich inspirieren:

  • Slice auf das T-Feld
  • Gesunde Länge in deinen Grundschlägen
  • Gefühl für einen besseren Treffpunkt erarbeiten
  • Fokus auf kleine Schritte zum Ball
  • Auge-Hand-Koordination beim Treffpunkt
  • Tiefer Körperschwerpunkt
  • Nachgehen ans Netz – nach einem guten Schlag
  • Testen verschiedener Position beim Return

Hallentennis Gebot #3: Schlag mit mehr Würze auf

Wir sind uns einig, dass der Aufschlag einer der wichtigsten Schläge im Tennis ist?! 

Sehr gut.

In der Halle besitzt der Aufschlag eine Keule mehr Macht. Du kannst deinen Gegner noch effektiver dazu zwingen, einen zu kurzen Return zu spielen. Du kannst deinen Gegner direkt unter Druck setzen. Der Ball geht schneller vom Fleck. Ist flacher – und schneller.

Wie kannst du den Ball NOCH flacher und schneller machen? Mit Slice 😉

Hallentennis Gebot #4: Schlag variabel auf

Kommen wir zu den Variationen, die du deinem Aufschlag mit auf seine Reise geben kannst. Auf Teppich kannst du die erhöhte Geschwindigkeit nutzen, um deine Variation vor jedem Aufschlag festzulegen.

Richte verschiedene Ordner in deinem Kopf ein, in welche du verschiedene Variationen packst. Hier einige Beispiele:

Ordner = Hohes Risiko beim Aufschlag
Inhalt = Aufschlag hart durch die Mitte

Ordner = Zweiter Aufschlag
Inhalt = Aufschlag mit Slice – langsam und sicher – auf Mann

Ordner = Mittleres Risiko / Variation bei 30:0 und 40:15
Inhalt = Aufschlag mit 80% Geschwindigkeit auf Mann

Diese Ordner kannst du im Training trainieren, um Sicherheit für diese zu gewinnen. Je sicherer du bei deinen Ordnern bist, desto größer ist dein Selbstvertrauen, diese im Match zu spielen.

Hallentennis Gebot #5: Setze dir Ziele

Wie willst du etwas erreichen, wenn du kein Ziel hast? Alles, was du ohne ein konkretes Ziel erreichen willst, ist nur ein Wunsch. 

Eine Vorstellung.

Ziele aber sind konkret. Setze dir ein Ziel. Und mache dir einen Plan, wie du dieses erreichen wirst.

Nehmen wir den Gewinn eines Turnieres als Beispiel. Ein Turnier, welches du schon immer gewinnen wolltest. Bisher hat es vielleicht nicht geklappt, weil einer deiner Angstgegner dir im Halb- oder Viertelfinale den Schokokern aus dem Ben & Jerry`s Eis gepopelt hat.

Gebot #6: Geh mehr in die Knie

Wie in diesem Artikel bereits geschrieben, ist der Ball in der Halle flacher unterwegs. Was bedeutet dies also für dich und dein Spiel? Du musst den Ball tiefer nehmen; und idealerweise einen tieferen Körperschwerpunkt besitzen.

Dies ist nicht einfach zu handlen. Du wirst es in vielen Spielsituationen vergessen. Das ist aber normal, (noch) möchtest du ja nicht die ATP-Tour angreifen 😉

Lege Wert darauf, von Grund auf ein Stück in die Knie zu gehen. Ermahne dich selbst, wenn du dich beim Nichteinhalten erwischt. Schimpfe mit dir. Schimpfe immer wieder mit dir. Bis sich dein grundlegender Körperschwerpunkt nach unten verschiebt.

Du wirst merken, dass sich dein Treffpunkt beim Schlag verbessern wird. Dir wird es leichter fallen, die Kugel zu kontrollieren. Triffst du zu Beginn der Wintersaison den Ball oft nur mit dem Rahmen? Geh in die Knie 😉

So spielst du besseres Hallentennis.

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Hallentennis Gebot #7: Geh einen Schritt zurück

Der Return ist tricky. Der Ball kommt schneller auf dich zu. Du musst probieren. Viel probieren. Nutze auch hierfür deine Trainingseinheiten – nicht das Match.

Verschiebe deine Position beim Return. Unterscheide genau zwischen dem ersten und zweiten Aufschlag deines Gegners. Beobachte, wie dein Gegner serviert. Und stelle dich darauf ein.

Wie kannst du deine Position beim Return verschieben?

Nach ….

  • vorn
  • hinten
  • links
  • rechts

Bist du beim Return flexibel, kannst du dich besser auf schnelle Aufschläge des Gegners einstellen. Nimm dir ein Beispiel an Andy Murray.

Hallentennis Gebot #8: Überprüfe dein Material

Hast du mal überlegt, dein Racket anders bespannen zu lassen? Auch in diesem Bereich kannst du probieren und trainieren. Es kann sein, dass du mit einer härteren Bespannung mehr Kontrolle und Gefühl auf dem schnellen Teppich gewinnst.

So verschieden die Anforderungen an dich beim Hallentennis sind, so sind sie dies auch an dein Material.

Es kann nie schaden, neues zu probieren. Wenn du bisher noch nie deine Bespannung für den Winter umgestellt hast, solltest du vielleicht genau dies noch heute tun.

Hallentennis Gebot #9: Nimm Tempo raus

Das schnelle Spiel in der Halle sorgt für einen schnellen Gewinn an Rhythmus. Das ist einer der Gründe, warum es dir so viel Spaß macht, in der Halle lange Bälle zu kloppen.

Deinem Gegner macht dies auch Spaß. Aber nur so lange, bis du diesen Rhythmus brichst. Du stellst deinen Gegner auf diese Weise vor neue Herausforderungen.

Wie kannst du den Rhythmus deines Gegners in der Halle brechen?

Der Slice ist natürlich ein hervorragendes Instrument, um das Orchester deines Gegners durcheinander zu bringen. Es ist allerdings nicht leicht, einen Slice auf einen sehr schnellen Ball zu spielen. Du verlierst schnell die Kontrolle über den Ball auf deinem Schläger.

Setze stattdessen auf Spin.

Der Topspin ist in der Halle nicht der effektivste Schlag. Doch reicht er aus, um den Schlagrhythmus deines Gegners zu stören. .

Peile Ziele an. Der Cross-Schlag ist die einfachste Methodik. Der Ball ist lang in der Luft. Du bekommst Zeit, dich neu auf dem Court zu positionieren.

... und Nummer #10: Steh wieder auf

Auch wenn du mit diesen Tipps nicht die erfolgreichste Wintersaison deiner Karriere spielst: steh wieder auf. Lass den Kopf nicht hängen. Du hast Ziele als Tennisspieler. Auch wenn deine Matches nicht von Matthias Stach auf Eurosport kommentiert werden. Auch wenn deinen Weg keine große Öffentlichkeit verfolgt. Du hast deine Visionen für deine Karriere.

Halte an diesen fest. Und gebe immer alles.

Ich wünsche dir eine grandiose Hallensaison, starkes Hallentennis und viele spektakuläre Winner!

Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besseres Tennis zu spielen, als sie sich selbst zutrauen. Marco ist Mentaltrainer der Pro Tennis Performance Akademie in Wetzlar.

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1 Kommentar

Bram
Bram
Vielen Dank für den interessanten Artikel über Tennis. Ich finde das Thema sehr spannend und habe im Internet auch schon einige gute Seiten gefunden.

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