Liebst du das Spiel zwischen den Ohren?
Willst du mental so stark wie eine Mutation aus Jannik Sinner und Carlos Alcaraz werden?
Dann bleib dran. Es wird sich für dich lohnen.
Du interessierst dich für mentales Training im Tennis, aber hast noch keine Ahnung, wie das überhaupt funktioniert?
Dann habe ich fantastische Neuigkeiten für dich.
In diesem Artikel breche ich Schritt für Schritt für dich herunter, wie sich ein ganz normaler Vereinsspieler innerhalb von drei Monaten mental, aber auch taktisch, verbessern konnte.
Verbesserung bedeutet im Mentaltraining:
Gleich vorweg:
Wir bleiben realistisch. Tennis ist ein komplexer Sport. Wer dir verspricht, dass du innerhalb von einem Monat deutlich besser wirst, der erzählt dir ein Märchen.
Du wirst vermutlich ein wenig enttäuscht sein beim lesen dieses Artikels. Die Methoden sind simpel. Der Artikel enthält keine hawaiianischen Heilmethoden, bei denen du auf dem Platz ein Feuer auf Höhe der T-Linie errichten musst. Es werden auch keine Yogaposen während deiner Seitenwechsel besprochen.
Und nein, du wirst auch keine Anleitung für das garantierte Verfluchen deiner Gegner erhalten.
Als Tennisspieler kannst du die folgenden Bereiche mental trainieren:
Um nur einige zu nennen.
In der Studie The Effect of Mental Training on Precision Tasks in Tennis and Soccer aus dem jahr 2012 steht:
"Vor allem im Profi-Tennis sind psychologische Strategien wichtige Instrumente zur Leistungssteigerung. Laut einer Umfrage von DeFranesco und Burke (1997) verwenden professionelle Tennisspieler Strategien wie mentales Training, Vorbereitungsroutinen, Entspannungstraining Zielsetzung und systematisch strukturierte Selbstgespräche, um ihre Leistung zu verbessern."
Mentales Training für Tennisspieler ist nicht die Lösung gegen alle psychologischen Probleme. Mentales Training unterstützt den Spieler. Das ist ein wichtiger Unterschied.
Viele Spieler finden mich, weil sie Lösungen für ihre Angst, Nervosität und ihre Blockade im Match suchen. Das Training für deinen Kopf dient allerdings deiner Leistungssteigerung.
In ihrer Studie aus dem Jahr 2015 untersuchten Hegazy, K., Sherif, A. M. und Houta, S. S, wie sich mentales Training auf die Ausführung der Schläge im Tennis auswirken kann. Dazu führten Tennisspieler neben dem Training auf dem Platz zusätzlich mentale Übungen aus.
Bedeutet:
Sie trainierten zusätzlich auf der Couch liegend, ohne sich zu bewegen, ihre Grundschläge.
Das Ergebnis?
Eine Kombination aus dem Training auf dem Platz und einem mentalen Training führt zu den bestmöglichen Ergebnissen.
Heißt für dich:
Wenn du noch nicht die mentalen Hanteln schwingst, dann wird es langsam Zeit.
Im Jahr 2016 untersuchte eine Studie unter der Feder von Richard G. Cowden insgesamt 351 Tennisspieler.
Cowden untersuchte die Auswirkungen von äußeren Stressfaktoren auf die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit von Tennisspielern.
Sein Ergebnis:
Die Spieler, die besser mit Stress umgehen konnten, waren geistig UND körperlich leistungsfähiger.
Hier ein Auszug aus der Studie:
"In Anbetracht der potenziell schädlichen Auswirkungen von Stress auf das geistige und körperliche Wohlbefinden eines Sportlers (Crocker et al., 2015) sind MT und Resilienz vergleichsweise wichtig für den erfolgreichen Umgang mit Stressoren oder die Vermeidung der Auswirkungen von Stress beim Streben nach Spitzenleistungen (Gucciardi et al., 2008; Fletcher und Sarkar, 2012)."
Glaubst du nicht?
Schau:
Die richtigen Atemtechniken zur richtigen Situation im Match regulieren deine Emotionen. Dein Nervensystem beruhigt sich. Dein Puls geht runter.
Das sage nicht ich.
Das sagt die Studie Sports Performance and Breathing Rate: What Is the Connection? A Narrative Review on Breathing Strategies aus Basel. Nicht alt. Die Studie wurde im Mai 2023 veröffentlicht.
Obwohl nicht abschließend geklärt werden konnte, ob Atemtechniken enizig und allein für Erfolge reichen, stand nach der Studie fest:
Jeder Sportler kann durch gezielte Atemtechniken Konzentration und Fokus im Wettkampf verbessern.
In Sportarten wie Volleyball mag das nicht entscheidend sein. Für dich als Tennisspieler sind Ruhe zwischen den Ballwechseln, ein erhöjhter Fokus und eine stabile Konzentration kleine Hebel zu einem besseren Tennis.
Mentales Training hat in meiner Arbeit das Ziel den Spieler mit einem besseren Gefühl im Punktspiel (oder auch gerne Match genannt) auszustatten. Du kennst sicherlich dein Gefühl, wenn du nach einem hektischen Arbeitstag im Büro direkt auf den Platz hetzt, beinahe noch mit Krawatte auf dem Platz stehst und hibbelig drei Vorhände in Serie zwei Meter ins Aus spielst. Du bist dann erst recht entnervt und die eigentlich schöne Stunde Tennis ist nach fünf Minuten bereits im Eimer.
Dein Gefühl für dich, für den Sport und die verschiedenen Spielsituationen ist essentiell, wenn du in Zukunft bessere Ergebnisse auf dem Platz erleben willst. Ein Kopf voller Zweifel, Ängste und Sorgen wird niemals deine tollen Trainingsleistungen im Match umsetzen können.
Dein Training mit einem Trainer auf dem Platz, der deine Schläge korrigiert, ist wichtig. Dies ist deine Grundlage.
Deine Arbeit ist damit aber nicht abgeschlossen. Du musst auch deinen Kopf so trainieren, dass er deine Fähigkeiten und dein Potential abrufen und bestmöglich umsetzen kann.
Wir stürzen uns jetzt voller Freude auf die Fallstudie und schauen anschließend, was du daraus mitnehmen kannst.
Dein Charakter kommt immer mit auf den Platz. Wenn wir über mentales Training im Tennis sprechen, dann sprechen wir auch über den Charakter. Wir schauen uns zunächst Peter etwas genauer an und erstellen ein Profil.
Name: Peter
Alter: 52
Beruf: Unternehmer
Vater, Ehemann und stolzer Hundebesitzer
Charakter:
Tennis:
Der Kopf ist der Kapitän des Schiffes. Wenn der Kapitän in der rechten Hand eine Bierdose und in der linken ein Backfischbrötchen hält, dann hat er kaum noch Kapazitäten frei, um das Schiff zu manövrieren.
Peter musste im ersten Schritt eine wichtige Sache lernen: Er musste auf dem Platz weniger tun. In der Praxis sah das so aus, dass er ein bis drei Ziele für jedes Trainingsspiel bekam. Eine höhere Anzahl an Aufgaben verwirrt den Kopf und die darin befindlichen Gedanken nur. Je mehr ein Tennisspieler auf dem Platz denkt, desto verkrampfter wird die Vorhand.
Diese ein bis drei Ziele sahen wie folgt aus:
Ich stattete Peter mit diesen Aufgaben für den Kopf aus. Der Gedanke dahinter war, dass jede Aufgabe für den Kopf einen direkten und möglichst positiven Effekt auf sein Spiel haben sollte.
Höher über das Netz spielen = Mehr Sicherheit, besserer Schlagrhythmus
Ball anschauen = Sauberer Treffpunkt, mehr Kontrolle beim Schlag
Beinarbeit = Besserer Abstand zum Ball, besseres Gefühl
Ich könnte schneller als Stephen King einen ganzen Roman über die Fehler schreiben, die viele Spieler im Kopf regelmäßig begehen. In den letzten Jahren haben sich aber folgende Fehler auffällig oft wiederholt:
All diese Bereiche werden unweigerlich dazu führen, dass die eigene Leistung im Match wesentlich schlechter wird, als es das Potential eines Spielers hergibt.
Peter war erstaunt, dass er weniger auf dem Platz tun sollte. Er war davon ausgegangen, dass er richtig was auf den Schläger bekam und richtig viel umsetzen sollte. Zaubersprüche, Meditationsübungen und okkulte Rituale.
Das war aber ein Trugschluss.
Es war im Falle von Peter wichtig, dass er auf dem Court möglichst wenig im Kopf hatte. Aufgrund seiner Arbeit und dem Stress, den er schon außerhalb des Platzes zu handeln hatte, war beim Tennis Einfachheit angesagt.
Die einfachen Aufgaben sollten auch seinen Ehrgeiz bündeln. Ehrgeiz ist Energie. Leider wird diese oft in den falschen Bereichen eingesetzt. Das vorhandene Maß an Energie auf wenige und simple Aufgaben zu verteilen funktionierte im Falle von Peter hervorragend.
Wir hatten ein Stückchen weiter oben bereits besprochen, dass dein Charakter immer mit auf den Platz kommt. Das ist ein Paradebeispiel dafür, wie du dich mental auf deine Matches vorbereiten kannst - auf Grundlage deines individuellen Charakters.
Der nächste wichtige Schritt zu einer spürbaren Verbesserung war das Spielverständnis, ergo die Spielintelligenz.
Ein kurzer Zwischenruf:
Viele Vereinsspieler sind auf dem Platz mit allerlei Dingen beschäftigt. Sie müssen sich extrem auf die Ausführung ihrer Schläge konzentrieren. Sie müssen das Timing zum Schlag managen. Hinzu kommt eine nervliche Belastung durch die Matchsituation. Dies sind nur ein paar Beispiele, was ein Spieler bei jedem Schlag im Match empfindet.
Die Emotionen sind unter anderem:
Diese Emotionen sind stark und treten konstant auf. Du kannst dir jetzt vielleicht ungefähr vorstellen, warum du immer mal wieder das Verlangen verspürst den Netzpfosten mit deinem Schläger zu Kleinholz verarbeiten zu wollen. Das ist menschlich, normal und alles andere als schlecht.
Ende des Zwischenrufes ;-)
Peter sollte in der Lage sein die Geschehnisse während des Matches selbst analysieren zu können. Er sollte verstehen, warum etwas auf dem Platz passierte und was er direkt im nächsten Ballwechseln tun konnte, um das Ergebnis zu verbessern.
Hierzu ein kleines Beispiel:
Peter gab an, dass seine Rückhand unsicher war. Er fühlte sich mit diesem Schlag nicht wohl. Das sind alles tiefgreifende Aussagen, die aber noch nicht an den Kern der Sache stoßen. Ich analysierte mit Peter, warum denn seine Rückhand anfällig war. Spielte er sie zu kurz? Zu oft ins Netz? Flog sie permanent seitlich ins Aus? Ging die Kugel immer nach hinten raus ins Aus?
Die Antworten zu diesen Fragen sind wichtig, wenn man sein Spielverständnis schulen will.
Erst wenn du weißt, warum etwas nicht funktioniert, kannst du starten eigene Lösungen zu entwickeln. Ich nenne dies im mentalen Training das lösungsorientierte Denken. Leider verhaspeln sich viele Vereinsspieler in ihren Matches im problemorientierten Denken.
Du, als mental starker Spieler, musst aber stets in Lösungen denken.
Wir analysierten, dass Peter die Rückhand zu oft ins Netz spielte. Er stellte dies in weiteren Matches fest. So konnten wir mentale Maßnahmen ergreifen, um seine Fehlerquote bei der Rückhand zu minimieren. Peter war in der Lage zu erkennen, wenn seine Rückhand zu oft ins Netz flog. Dieses Verständnis führte ihn dazu eine der drei Aufgaben für seinen Kopf umzusetzen:
Höher über das Netz spielen.
Wir hatten ein Problem und Peter konnte im laufenden Match ab sofort die Lösung für dieses Problem eigenständig auf den Schläger nehmen. Als Mentaltrainer im Tennis ist es nicht möglich sich selbst auf den Platz zu stellen und seinem Schützling zu helfen. Die Aufgabe des Mentaltrainers besteht darin seinem Schützling die Gedanken mitzugeben, die dieser nutzen kann, um die bestmöglichen Entscheidungen auf dem Platz treffen zu können.
Ich zeige dir jetzt, welche psychologischen Auswirkungen dies auf Peter hatte.
Eines der größten Kopfprobleme von Tennisspielern ist das Gefühl der Hilf- bzw. Planlosigkeit. Dieses Gefühl kann für ein Match tödlich sein. Meist entsteht daraus ein nicht mehr zu brechender Kreislauf, der direkt in die Niederlage führt.
Damit Peter nicht in diese eben erwähnte Hilf- und Planlosigkeit abdriftet, entwarfen wir die auf seinen individuellen Charakter und seine Spielweise angepassten Lösungen. Dieses Wissen, diese Spielintelligenz, gab Peter ein Gefühl von Sicherheit. Ein Match verhält sich immer dynamisch. Es wird Phasen geben, die du dominierst und es wird ebenso Phasen geben, die dein Kontrahent dominieren wird. Deine Aufgabe besteht darin, beide Phasen ruhig, analytisch und lösungsorientiert zu spielen.
Es war für Peter wichtig diese Sicherheit im Match zu haben. Die Gedanken wirken sich direkt auf die Spielweise aus. Peter war vor dem Mentaltraining permanent in Unsicherheit und Zweifeln gefangen.
Dies war selbstverständlich keine besonders gute Grundlage, um sein bestmögliches Tennis in Drucksituationen abrufen zu können.
Du hast vermutlich eher selten über Training für deinen Kopf nachgedacht. Das ist gut, denn du besitzt dadurch einiges an Potential in diesem Bereich. Mentales Training ist individuell und orientiert sich an dem Charakter des Spielers. Dennoch gibt es für dich ein paar Hinweise, die du aus dieser Fallstudie für dich mitnehmen kannst.
Der wichtigste Punkt ist, dass du beginnst dich als Charakter auf dem Platz kennenzulernen. Was macht dir Angst im Match? Welche Spielweise bringt dich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs? Wie entstehen deine Siege und Niederlagen? Wo liegen deine individuellen Stärken und Schwächen?
Behältst du in kritischen Situationen die Ruhe oder lässt du dich dann zu sehr von deinen Emotionen leiten?
Die Antworten bringen dich ein Stück weiter, wenn es darum geht deinen Charakter als Tennisspieler zu entdecken. Alles, was dich an deinen Gegnern irritiert, führt dich zu deinen Stärken und Schwächen.
Ich empfehle dir deinem Kopf vor jedem Ballwechsel eine analytische Aufgabe zu geben. Mit dieser recht simplen mentalen Technik lenkst du dich von negativen Gedanken ab und bleibst nicht in diesen stecken.
Starte mit diesen zwei Ansätzen und du wirst schnell merken, dass sich deine Gedanken auf dem Platz verbessern werden.
Ich habe auf dem Tennisplatz eine harte Lektion gelernt, die dir jetzt Tennis Mental Tipps für deine Karriere gibt.
Du lernst jetzt aus meinen Fehlern 😉
Fast jeder Tennisspieler ist auf dem Platz der Sklave seiner Emotionen. Kaum ein Spieler kann sich gegen seine Emotionen wehren. Du hast es schon selbst erlebt, wenn Spieler 6:2 und 4:0 führen, einen Passierball aus dem Lauf heraus knapp neben die Seitenlinie spielen und dann beginnen sich künstlich aufzuregen:
„Was eine schlechte Qualität heut von mir, ey …. Da kommt aber auch gar nix heute …..“
Soll ich dir was verraten? Du bist mit deiner Beobachtung nicht alleine.
Dieses Jammern, obwohl man klar führt und das Match im Griff hat, erlebt man auf jeder Tennisanlage. Ich glaube, mit dieser These lehne ich mich nicht zu weit über die Netzkante. Dieses Jammern zeigt aber auch die emotionale Spannung, die im Spieler aktiv ist. Jeder ist nervös, jeder hat Angst. Tausende negative Gedanken rasen pro Match durch deinen Kopf. Du malst dir Horrorszenarien aus, die noch nicht mal ansatzweise eingetroffen sind.
Das würde dir natürlich niemand sagen. Wenn man einen Spieler nach seinen Schwächen fragt, dann kommt als Antwort meist:
Meine beidhändige Rückhand kommt derzeit nicht.
Mein zweiter Aufschlag ist zu ungefährlich.
Das mag alles sein.
Aber die größte Schwäche sind die Emotionen. Dabei ist es ziemlich egal, ob man im Match führt oder ob man überhaupt gar keine Chance hat.
Ich hatte in einem Artikel bereits die Geschichte angeschnitten, in der ich im Einspielen von meinem Gegner verarscht wurde.
Anders kann ich das nicht ausdrücken.
Ich erzähle dir nochmal kurz, um was es genau ging.
Ich spielte bei einem Turnier in Herne.
Mein Gegner war in der Rangliste schlechter platziert als ich. Ich dagegen gehörte bei diesem Turnier zu den gesetzten Spielern und ging als klarer Favorit auf den Platz. Dies sollte nicht unbedingt zu meinem Vorteil sein.
Nach einigen Schlägen im Einspielen merkte ich, dass mein Gegner Schwächen auf der Rückhand hatte und auch seine Vorhand nicht konstant kam. Aber dann veränderte sich nach einem Schlag alles. Mein Gegner spielte mir nach zwei Minuten keinen einzigen Ball mehr zu. Zunächst blieb ich ruhig und spielte einfach weiter.
Dann fragte ich höflich nach, ob er nicht einfach den Ball auf meinen Körper spielen könne. Wir waren ja noch jung, standen nicht auf dem heiligen Rasen von Wimbledon und einen mentalen Krieg führten wir ja auch nicht.
Oder führten wir diesen vielleicht doch?!
Mein Gegner grinste.
Er hatte dunkelblonde, kurze Haare, trug eine Mütze und spielte einen Schläger der Marke Head. Ich mochte ihn von Beginn an nicht, was meinen späteren Zustand auf dem Platz noch verschlimmern sollte.
Du wirst später genau lesen, was ich damit meine.
Um ein paar Volleys zu spielen, so wie es üblich ist, bewegte ich mich nach vorn ans Netz.
Dort angekommen, prügelte mein Gegner jeden Ball direkt auf meinen Körper. Es ging nicht darum schnell zu spielen. Es ging darum mich abzuschiessen. Einigen Bällen konnte ich ausweichen, anderen wiederum nicht.
So langsam brodelte das Blut in meinen Blutbahnen. Wahrscheinlich kennst du es, wenn die pure Wut langsam aber beständig in dir hochsteigt. Diese Wut beginnt ihren Sprint im Magenbereich, um schnell deinen gesamten Körper einzunehmen.
Mein Gegner grinste wieder.
Ich verlor sämtlichen Fokus. Ich war wütend, verstand die Welt nicht und regte mich innerlich extrem auf. Die Umstände konnte ich nicht ändern. Und ich hatte zu diesem Zeitpunkt überhaupt gar keine Ahnung davon, wie man auf dem Tennisplatz, in der Hitze eines umkämpften Matches, mit seinen Emotionen umgehen kann.
Wobei ich sagen muss, dass es mich immer beruhigt hat, wenn ich mal den Schläger in schmiss.
Es passierte etwas, was ich heute ganz gut beschreiben kann:
Es war mir nicht möglich mich auf die einzelnen Schläge zu konzentrieren, da ich mit meiner Wut beschäftigt war. An dieser Stelle hätte ich einen guten Psychologen gebraucht, der mir ein paar mentale Tipps gibt.
Es gibt nun mal ein paar Mentaltipps, die dein Tennis sofort verbessern können.
Weder dachte ich daran meinem Gegner auf die Rückhand zu spielen, noch blieb ich in den Ballwechseln ruhig, um auf Fehler zu warten. All das, was ich an Informationen sammeln konnte, war wie weggewischt.
Ich verlor glatt in zwei Sätzen und wusste danach nicht so recht, wie das überhaupt passieren konnte.
Jetzt weiß ich es.
Tennisspieler sind sensibel, wetten wir?!
Mein Gegner hat meine größte Schwäche attackiert: Emotionen. Ich war ohne den eben erwähnten Psychologen, der mir mentales Training gibt, aufgeschmissen.
Du sollst jetzt natürlich nicht damit beginnen deine Gegner im Einspielen abzuschiessen. Aber du kannst trotzdem mit seinen Emotionen spielen.
Jetzt verrate ich dir einen Trick, den du garantiert schon selbst in Aktion gesehen hast.
Der gewöhnliche Vereinsspieler ist EXTREM sensibel. Er scheint mentale Tipps gekonnt zu ignorieren, weil er sie für Esoterik hält 😉
Da zwitschert ein Vögelchen, wenn der Ball zum Ballwurf die Hand verlässt und schon ist dieses arme Vögelchen schuld daran, dass der Aufschlag ins Netz ging. Da hustet einer der zwei Zuschauer im Ballwechsel und obwohl auf der Nebenanlage gerade ein lautstarkes Fußballspiel stattfindet, ist dieses Husten der Grund für den leichten Fehler mit der Vorhand.
Jetzt stell dir mal vor wie deine Gegner reagieren, wenn du beim Seitenwechsel einfach mal die 90 Sekunden auf der Bank sitzenbleibst, die dir zustehen!
Fast jeder Spieler steht nach 30 Sekunden wieder auf, um weiterzuspielen. Jetzt bleibst du drei Seitenwechsel 60 Sekunden länger sitzen. Das wird deinen Gegner rasend machen. Er wird dir dies nicht zeigen, aber innerlich wird er brodeln wie eine Linsensuppe im Winter.
Mach dir kurz vor dem Return die Schuhe auf und wieder zu. Übertreibe es nicht, aber integriere diese Finten in dein Spiel. Drehe dich kurz vor dem Return mit dem Rücken zum Gegner, um deine Saite zu richten. Lass dir vor deinem Aufschlag ein bisschen mehr Zeit, indem du zu deinem Gegner schaust und den Blickkontakt hältst.
Dein Gegner wird innerlich wahnsinnig, wenn du ihn zehn Sekunden anschaust und nicht aufschlägst.
Halten wir die Punkte, die deinen Gegner auf faire Weise in den Wahnsinn treiben können, kurz in einer Stichtwortliste fest:
Diese Kleinigkeiten kitzeln die Emotionen deiner Gegner immer und immer wieder. Wenn dann noch ein paar leichte Fehler hinzukommen, hast du deinen Gegner auf vollkommen legitime Art und Weise aus der Ruhe gebracht.
Und das wird zu deinem Vorteil sein.
Dann drehst du das mentale Spiel um und entscheidest dieses zu deinen Gunsten. Tennis ist immer ein Fight im Kopf. Darüber schreiben wenige und noch weniger Trainer sprechen darüber. Es ist wunderbar, wenn du die Vorhand technisch perfekt spielen kannst und dein erster Aufschlag mit einer Quote von 75% kommt.
Unterschätze aber nie, egal wie nett dein Gegner auch sein mag, dieses psychologische Spielchen.
Dieses Spielchen kann ein Match drehen, die Dynamik von einem Ballwechsel zum anderen ändern und eine echte Waffe in deinem Repertoire für mentale Tipps werden.
8 Kommentare
Ich bin noch 60 Jahre jung und spiele Tischfussball, Challenger und auch immer mal wieder Weltranglisten Turniere sowie in der Mannschaft in der 2.Senioren Bundesliga. Tischfussball nennt man bei uns auch "Hochgeschwindigkeitsschach" nichts passiert durch Zufall und reagieren ist nur sehr bedingt möglich. Es geht darum zu antipizieren, das Spiel des Gegners zu lesen, Lösungen zu finden und wir in 5 Gewinnsätzen jeweils bis 5 Tore oft im 5. Satz beim Stand von 4:4 durch den letzten Ball entschieden...Da geht's um Mindset, Matchplan, mentale Stärke, Nerven usw. etc. pp...Jetzt verstehst du vlt auch warum ich als nicht Tennisspieler deine Blogs so liebe.
Sie geben 1:1 die Probleme in meinem Sport wider und zeigen Lösungen auf wodurch ich mich weiter entwickelt habe, DANKE
Gruß Andreas ⚽️🙌👌
danke für dein extrem cooles Feedback 👍 Ja klar, die Prinzipien sind natürlich auch auf andere Sportarten anzuwenden. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg auf deiner mentalen Reise und viele coole Partien am Tisch!
Marco
mal wieder ein sehr sehr interessanter Artikel über ein Thema das gerade viele Amateur-Spieler so extrem vernachlässigen.
Wir fokussieren uns auf unsere Vorhand Technik. Wollen den technisch saubersten Schlag spielen, um im Match den Gegner vom Platz fegen zu können. Aber dann machen die meisten schon den ersten Fehler und vernachlässigen ihre Schwächen. Zum Beispiel die Rückhand oder vielleicht die Fitness.
Über viele Jahre hinweg konnte ich wegen beruflicher Umzüge dieses Schauspiel in den verschiedensten Vereinen und Gruppen beobachten. Überall ist es doch ähnlich. Taktik ist da genau so eine Sache. Die fällt gern in täglichen Training mal hinten über.
Ganz zu schweigen davon, dass viele nicht wegen des Trainings zur Anlage fahren. Vielmehr um mit den Kumpels hinter einen zu saufen. Was ich nicht verurteilen will. Kommt natürlich auf die eigenen Ambitionen an. Aber wer besser werden will und einen Trainer bezahlt, sollte das Trinken meiner Meinung nach auf andere Tage verlagern.
Dann wäre da noch die Einstellung zum Training. Als Mannschaftsführer weiß ich zu Genüge, dass viele der Teamkollegen nicht so mega motiviert sind. Doch gerade dort kann ich viel Probieren, mich mit der richtigen Einstellung verbessern. Intensiv habe ich mich als Mannschaftsführer auch mit den Übungen im Training auseinander gesetzt. Wenn der Trainer nicht da war, bin ich immer gefragt worden was wir denn machen könnten. Ich weiß zwar nicht, was mich dafür qualifizierte, bin ja kein Trainer.
Aber ich habe mich dazu belesen und dann brav geliefert. Viele der Übungen (und Tipps) habe ich heute sogar auf meinem Blog niedergeschrieben: https://www.sandplatz-tennis.de/tennis-training-effektiv-meistern/
Mentales habe ich da bisher allerdings nicht so behandelt. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, mentale Stärke ist im Tennis essenziell! Wer nicht an sich glaubt, verliert auf jeden Fall. In ein Match muss ich rein gehen und den Gegenspieler zerstören wollen. Mit voller Wucht. Egal wie meine und seine Fertigkeiten aussehen. Glaube ich nicht an meine Vorhand, kommt sie im Match auch nicht.
Selbst bei den Profis ist der Unterschied zwischen TOP 50 und TOP 20 der Weltrangliste die mentale Stärke. Weltklasse Spieler müssen noch mehr an sich glauben. Auch wenn das Publikum gegen sie ist, der Schiedsrichter eine Fehlentscheidung trifft oder an diesem Tag ständig ein Flugzeug über dem Platz kreist bei eigenem Aufschlag.
Darum: Seid stark, glaubt an euch und arbeitet daran diese mentale Einstellung unter Druck abzurufen.
Viele Grüße
Ronny
Danke dir für dein tolles Feedback und das Lob.
Liebe Grüße
Marco
Hinweis: Tippfehler können ignoriert werden. Aber: Ein korrekt getippter Text erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Leser die Qualifikation des Autors akzeptiert und der Inhalt leichter verstanden wird.
Z.B.:
" Durch die hohe Arbeitsbelastung fehlt ich teilweise die Ruhe auf dem Platz"
" Wie wir zu Beginn erörtern haben ist das Gefühl auf dem Platz entscheidend."
Mit sportlichem Gruß
Lothar
danke dir für dein Feedback und deinen Kommentar.
LG
Marco
Was denkst du?