tennis-insider.de https://www.tennis-insider.de/blog/ Thu, 25 Apr 2024 06:53:55 +0000 de-DE hourly 1 Die wichtigsten Ballwechsel-Statistiken im Tennis, die dich verblüffen werden https://www.tennis-insider.de/blog/ballwechsel-statistiken/ https://www.tennis-insider.de/blog/ballwechsel-statistiken/#comments Tue, 19 Mar 2024 18:22:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/ballwechsel-statistiken/ Weiterlesen

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Rafael Nadal und Novak Djokovic würden diesen Artikel mit einem müden Lächeln lesen.

Die gleich folgenden Ballwechsel-Statistiken sind verblüffend.

Wir werden auch besprechen, wie aussagekräftig Zahlen wirklich sind. Wie sieht die Geschichte aus, wenn du gegen einen Mondball-Zombie spielst?

Oder Novak Djokovic gegen Andy Murray? Früher, zu ihren besten Zeiten? 

Bevor wir uns auf Zahlen und Fakten stürzen, müssen wir zum Einstieg eine Frage beantworten:

Wie zählt man die Schläge in einem Ballwechsel?

Nicht ganz unwichtig, oder?

Ich kenne Leute, die zählen erst ab dem Return.

Aber:

Jeder Ballwechsel startet mit dem Aufschlag und dem Return des Gegners. Dabei wird der Aufschlag als erster Schlag des Ballwechsels gerechnet. Der Return des Gegenspielers als der zweite Schlag. Jeder dann folgende Schlag ist ein weiterer Schlag innerhalb des Ballwechsels.

Ein Ass ist ein Ballwechsel mit einem Schlag.

Ein Returnwinner ist ein Ballwechsel mit zwei Schlägen. 

Du verstehst, wie die ganze Geschichte gezählt wird?!

Wie lang geht ein durchschnittlicher Ballwechsel im Tennis?

Rally-Längen von 0 bis 4 Schlägen sind im Durchschnitt am häufigsten. Sie kommen in 70 % der Ballwechsel vor (sowohl bei Männern als auch bei Frauen). Ballwechsel-Längen zwischen 5 und 8 Schlägen kommen etwa 20 % der Zeit vor und die Verbleibenden neun und mehr Rallye-Längen kommen etwa 10 % der Zeit vor. 

Bedeutet für Nicht-Mathemathiker wie mich:

1 1/2 Sätze spielst du kurze, knackige Ballwechsel. Der Rest wird aufgestockt mit einigen längeren Ballwechseln. Ab und an, wenn beide Spieler die Buchsen voll haben, werden längere Ballwechsel gespielt.

Es gibt noch eine Ausnahme.

Abseits der Profitour und in einem LK-Bereich zwischen 13 und 20, kann eine Sonderregelung eintreten.

Und zwar dann, wenn zwei Mondball-Zombies zur gleichen Zeit den Weg auf den Court gefunden haben. Ich habe Matches erlebt, bei denen der durchschnittliche Ballwechsel 8-15 Schläge ging 😎. Nach manchem Ballwechsel war der Zuschauer verwundert, dass kein Schnee auf der Murmel war.

Mondballspieler vermeiden von ihrer Natur her den schnellen, flachen Ball. Dadurch unterlaufen ihnen viel weniger Fehler ins Netz. Dazu spielen sie gerne sehr kontrolliert, was nicht verkehrt ist. Treffen zwei solcher Spielertypen aufeinander, werden die Ballwechsel natürlich länger.

Das muss allerdings nicht der Fall sein, wenn ein Mondballspieler auf einen Hardhitter trifft.

Was ist ein Hardhitter?

Ein Spieler, der den Ball sehr hart, sehr flach über das Netz spielt. Ohne Spin, ohne Schnörkel. Der Spielertyp Hardhitter möchte lange Ballwechsel vermeiden. Er will dominant spielen, den Gegner zum reagieren zwingen.

Hier eine interessante Grafik dazu:

ballwechsel statistiken

Grafik von researchgate.net

Die Grafik zeigt, dass bei Damen und Herren durchschnittlich ca. 22 % der Ballwechsel im Match 2-3 Schläge dauern. Ganz rechts auf der Grafik siehst du die Mondball-Zombies ☠. Nach vier Schlägen nimmt die Quote deutlich ab. 

Das führt uns zur folgenden Frage:

Was bedeutet es für dich als Spieler, wenn ein Ballwechsel 0-4 Schläge geht?

Zwei Schläge sind entscheidend. Auf ihnen baut dein Spiel auf. Sie sind die Bodenplatte deines Tennis-Hauses.

Das sind:

1) Dein Aufschlag

2) Dein Return

"Kühn, dein ernst?" - denkst du jetzt.

Ich weiß, ich weiß ...

Damit erzähle ich dir nichts Neues. Aber hast du wirklich mal darüber nachgedacht, wie wichtig der Schlag nach dem Aufschlag und Return ist?

Dieser Schlag wird oft unterschätzt. 

Ein Novak Djokovic zum Beispiel hat eine unglaublich gute Quote an gewonnenen Aufschlagspielen. Bei den Big-Points ist er der König. Er ist schwer zu breaken. Egal, gegen welchen Spielertypen er spielt.

Ist er das, weil er wie ein Ungeheuer serviert?

Keinesfalls.

Der Djoker spielt nach seinem Aufschlag famos weiter. Er positioniert sich clever. Er dosiert seine Schläge richtig. Er platziert Vor- und Rückhand so, dass der Gegner laufen muss. 

Das ist der Grund für seine starken Aufschlag-Statistiken. 

Es ist nicht sein Aufschlag, der seinen Aufschlag stark macht. Es sind die ein, zwei Schläge nach seinem Aufschlag.

Ich habe eine Statistik aus dem Jahre 2019 gefunden. 

In dieser geht es um nicht returnierte Aufschläge. In dieser Liste ist der Djoker "nur" auf Rang sechs gelistet. Hinter Roger Federer, Felix Auger-Aliassime, John Isner und - Achtung - Cristian Garin.

Hier ein Blick auf die Statistik:

djokovic aufschlag statistik

Quelle: medium.com

Verblüffend, oder?

Der Djoker macht gar nicht so viele freie Punkte mit seinem Aufschlag. Ich will jetzt auch nicht sagen, dass er die Kugel nur einwirft. Das stimmt nicht. Er serviert mit viel Variation. Der Gegner kann sich nur schwer auf seinen nächsten Aufschlag einstellen.

Er platziert seine Aufschläge, wie auch die Grundschläge, mit Köpfchen.

Was kannst du daraus lernen?

Du kannst dir wichtige Fragen für dein Spiel stellen:

1) Wie will ich nach meinem Aufschlag weiter spielen? Wohin will ich den Ball wie spielen?

2) Wo will ich mich nach meinem Aufschlag und Return positionieren? Will ich aggressiv an der Grundlinie stehen? Oder lieber abwartend ein bis drei Schritte hinter der Grundlinie?

Lügen Ballwechsel-Statistiken? Brauchst du jetzt nur noch Aufschlag und Return trainieren?

Lass uns kurz zusammenfassen, was wir bisher wissen.

70 % der Ballwechsel gehen laut Statistiken nicht länger als vier Schläge. Die meisten dieser kurzen Ballwechsel sind 2-3 Schläge lang.

Das wären:

1) Aufschlag

2) Return

3) Vorhand, Rückhand, Volley, Überkopfball etc.

Diese Statistiken würde ich als grobes Schema bezeichnen. Klar, die Statistiken zu den Ballwechseln in unserem oft gliebten, oft gehassten Tennissport sind wichtig. Jeder von uns weiß, dass die ersten vier Schläge wichtig sind. Der Aufschlag und der Return sind die beiden wichtigsten und vor allem auch entscheidendsten Schläge.

Du merkst schon, es kommt ein Aber.

Wir müssen Fragen stellen.

Wie lang ist ein Ballwechsel, wenn der Spieler über den zweiten Aufschlag gehen muss?

Dazu gibt es keine offiziellen Statistiken.

Sorry für die Enttäuschung.

Da es keine Daten gibt, müssen wir darüber sprechen.

Und:

Mal unter uns.

Wie oft sitzt dein erster Aufschlag?

Eben ...

Bei den Profis, aber auch bei uns Clubspielern, ist die Dynamik nach einem zweiten Aufschlag eine ganz andere. Der Ballwechsel verläuft anders, wenn ein Spieler über den zweiten Aufschlag gehen muss. Hinzu kommt die Qualität des ersten und zweiten Aufschlages. Nicht jeder Spieler serviert wie Milos Raonic.

In den letzten Jahren habe ich eine interessante Beobachtung gemacht.

Die Kanonen-Aufschläger gibt es in dieser Form nicht mehr. Alle starken Spieler servieren gut, spielen aber auch gut nach ihrem Aufschlag weiter. Darüber haben wir ein Stückchen weiter oben bereits in der "Causa Djokovic" gesprochen. 

Die Spieler zeichnet ein starkes Grundlinienspiel mehr aus, als ein 240 km/ Aufschlag. Diese enorm harten Aufschläger werden von den Young-Guns weg-returniert. Sinner, Alcaraz, Rune und der junge Tscheche Jakub Mensik sind herausragende Returnspieler.

Auf unserem Clubspieler-Niveau gilt ein ähnliches Prinzip.

Du wirst mit deinem ersten Aufschlag nur selten alles in Grund und Boden dominieren. Du lebst nicht von einfachen Punkten dank deines ersten Aufschlages. Du kannst in manchen Ballwechseln einen guten ersten Aufschlag als eine Basis für das Aufbauen des Punkts nehmen.

Aber mehr, ehrlich gesagt, auch nicht.

Es lohnt sich daher nicht, einfach nur noch Aufschlag und Return zu trainieren. Die weiteren Schläge, Schlagentscheidungen und taktischen Spielzüge sind mindestens ebenso wichtig.

Was ein ziemlich cooles Beispiel aus der Vergangenheit zeigt.

Als Novak Djokovic und Andy Murray jede Ballwechsel-Statistik ad absurdum geführt haben

Der Djoker und Sir Andy Murray haben das Grundlinienspiel auf ein neues Niveau gehoben.

Rafa gehörte natürlich auch dazu.

Im Jahr 2017 spielten die beiden Grundlinien-Experten Murray und Djokovic in Doha ein Finale gegeneinander. Es soll uns jetzt nicht um das Ergebnis gehen.

Sondern um die Ballwechsel-Statistiken aus diesem Match.

Hier sind sie:

djokovic murray doha 2017

38 % der Punkte waren in dem Bereich von 0-3 Schlägen.

So, wie wir es bis dato auch gelernt haben.

Aber:

26 % der Ballwechsel gingen zehn Schläge und mehr. Und das ist eine Hausnummer. 

Der Grund dafür waren die beiden Spielertypen. Beide Spieler waren keine Kanonen-Aufschläger. Beide Spieler waren sehr gute Returnspieler. Beide Spieler waren in diesem Match sehr starke Grundlinienspieler. 

Ich bin ein Freund dieser Statistiken. Aber immer mit den richtigen Fragen zu diesen Statistiken. 

Eine Ballwechsel-Statistik, die nicht die Spielertypen des Matches beachtet, kann nicht aussagekräftig sein. 

Mal angenommen, du spielst mit deiner starken Vorhand, deiner soliden Rückhand und der manchmal etwas holprigen Beinarbeit gegen einen Serve-and-Volley-Spieler.

Kannst du davon ausgehen, dass 26 % der Ballwechsel länger als zehn Schläge gehen? Wohl kaum.

Spielst du gegen einen Mondballspieler, der selbst von dir zu kurze Bälle ins T-Feld hoch und langsam zurückspielt, wirst du viel längere Ballwechsel spielen.

djoker

Wir halten fest:

Jede Statistik ist interessant. Noch interessanter sind die Spielertypen, die für diese Statistik gesorgt haben.

Aber, eine kurze Zwischenfrage:

Gibt es beim Damentennis längere Ballwechsel als im Herrentennis?

Trotz einiger kleiner Unterschiede in der Spielweise zwischen Männlein und Weiblein, wie z. B. das Verhältnis von Arbeit und Ruhe (Männer 1:3,63±0,38; Frauen 1:4,05±0,73), die Punktdauer (Männer 5,93±0,67 s; Frauen 5,44±1,11 s) und die Anzahl der Ballwechsel (Männer 4,85±0,48; Frauen 4,47±0,72), wurden in einer Studie von researchgate.net keine Unterschiede in der Ballwechsel-Länge gefunden.

So, nimm dir einen Schluck Kaffee oder Tee.

Wir kommen jetzt zu der vielleicht interessantesten Ballwechsel-Statistik. Ich kann dich beruhigen. Sie ist nicht sehr zahlenlastig und einfach zu verstehen.

Die Ballwechsel-Statistik, die über Sieg oder Niederlage entscheiden kann

Ich zeige dir zunächst die Grafik. Dann sprechen wir darüber.

Hier ist sie:

attacke sieg quote

Quelle: atptour.com

Links finden wir die Siegchance in Prozent.

Fängt mit 50 % an, weil es beim Tennis kein Unentschieden gibt.

Rechts finden wir eine interessante Prozentzahl. Diese zeigt an, wie oft ein Spieler die Chance hat im Ballwechsel zu attackieren. Das kann ein zu kurzer Ball des Gegners sein. Das kann ein sehr aggressives Grundlinienspiel eines Spielers sein.

Das kann aber auch ein herausragender erster Aufschlag sein, der bei vielen Punkten bei eigenem Aufschlag die Chance zur Attacke eröffnet.

Die Grafik zeigt:

Je höher die Prozentzahl der Chance in den Attacke-Modus zu schalten, desto höher die Siegchance im Match.

Kurz gesagt:

Wer aggressiver spielen kann, der wird mit größerer Wahrscheinlichkeit den Curt als Sieger abziehen. 

Die Betonung liegt hier aber auf dem kleinen Wörtchen kann. Denn die Daten sagen nicht aus, dass du wie ein Berserker bei jedem Schlag auf den Punkt gehen sollst. Viel mehr bedeuten die Daten, dass der Spieler, der mehr Attacke-Chancen kreieren kann, schlussendlich auch öfters gewinnt.

Stelle dir gerne dazu folgende Fragen:

  • Wie kann ich meinen Gegner zu kurzen Bällen zwingen?
  • Wie kriege ich das hin, ohne viele Fehler dabei zu machen?

Viele Clubspieler überlegen stattdessen, wie sie möglichst schnell den Punkt beenden können. Das ist löblich. Aber es fehlt eine Zwischenstation auf dem Weg zu diesem Beenden. Diese Zwischenstation ist das Kreieren von Chancen, in den Attacke-Modus schalten zu können.

Jannik Sinner ist hier ein sehr schönes Beispiel.

In diesem Artikel schrieb ich darüber, was er sich von Novak Djokovic für sein Spiel abgeschaut hat.

Es ist das kontrollierte Spiel durch die Mitte. Diese Spielweise, lang und mit wenig Fehlern im Verlauf eines Ballwechsels durch die Mitte zu spielen, zwingt den Gegner zu Handlungen. Dieser muss etwas tun. Nicht selten überpowert er dann und macht den Fehler. Oder er wird im Laufe des Ballwechsels zu kurz.

Und genau dann kann Sinner zupacken.

Er besitzt unheimlich harte Grundschläge. Er kann problemlos in den Attacke-Modus schalten, wenn er die Chance bekommt. Sinner hat es in den letzten Monaten geschafft, mehr dieser Attacke-Chancen zu kreiren.

Wie?

Tja, indem er kontrollierter und - Achtung - langsamer spielte.

Das führt uns zur folgenden Überlegung:

Du erhähst deine SIegchancen, indem du deine Attacke-Chancen erhöhst. Dafür musst du Situationen im Ballwechsel kreieren, die dir die Chance zur Attacke geben. Musst du aber deswegen ultra-aggressiv spielen?

Jannik Sinner verrät es uns.

Nein, lieber Tennisfreund, das musst du keinesfalls. Das Gegenteil ist der Fall. Du kannst mehr Attacke-Chancen kreieren, indem du langsamer und kontrollierter spielst. Ich habe auf meinem Blog, in meinen Onlinekursen und in meiner E-Mail-Community oft darüber geschrieben:

Es ist immer einfacher einen schnellen Ball des Gegners noch schneller zu machen, als einen langsamen Ball des Gegners zu beschleunigen.

Das ist ein grundlegendes Tennis-Gesetz, auf dem du deine komplette Taktik aufbauen kannst.

Dieses Gesetz gibt dir auch die Chancen deine Attacke-Quote zu erhöhen. Ohne mehr Risiko gehen zu müssen. Ohne dabei zu viele unerzwungene Fehler zu machen.

Fazit

Ballwechsel-Statistiken sind nicht nur interessant.

Sie können auch das Spiel eines jeden Spieler beeinflussen und verbessern. Wir müssen aber genauer hinschauen. Es lohnt sich, bei Ballwechsel-Statistiken in die Tiefe und nicht nur in die Breite zu gehen. 

Dazu gehört die wichtige Frage:

Welche Spielertypen spielen da überhaupt gegeneinander? Und wie lassen sich die allgemeinen Statistik-Schemata auf dieses beiden Spielertypen anwenden?

Wir haben aus unseren Statistiken gelernt:

  • Aufschlag und Return sind die beiden wichtigsten Schläge im Tennis

  • Die Qualität des Aufschlages ist aber nicht entscheidend. Entscheidend ist, wie gut der Spieler nach seinem Aufschlag weiter spielt

  • Wenn zwei Grundlinien-Spezialisten gegeneinander spielen, dann werden die Ballwechsel länger, das Match physisch fordernder

  • Es gibt keine Unterschiede bei Männern und Frauen, was die Länge der Ballwechsel betrifft. Bei beiden Geschlechtern sind 70 % der Ballwechsel zwischen 0 und 4 Schlägen lang

  • Je öfter ein Spieler in den Attacke-Modus schalten kann, desto höher ist seine Chance auf den Sieg des Matches

Halte den Ball im Spiel und packe zu, wenn du die Chance bekommst.

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Winning Ugly: Die 10 besten Lehren aus dem Klassiker von Brad Gilbert https://www.tennis-insider.de/blog/winning-ugly-gilbert/ https://www.tennis-insider.de/blog/winning-ugly-gilbert/#comments Sat, 21 Oct 2023 14:11:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/winning-ugly-gilbert/ Weiterlesen

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Ich hatte gerade die Vorhand-Longline seitlich ins Aus geschlagen, da rief mich mein Coach Tom.

"Marco, komm mal rüber!".

Ich schlurfte Richtung Bank. In der Zeit kramte Tom in seiner Tennistasche.

Ich erreichte die grüne Bank neben unserem Trainingsplatz Nummero 2. Sie wurde das letzte Mal vor 50 Jahren gestrichen. Zumindest sah sie so aus.

"Du fängst jetzt an, zu lesen. Winning Ugly heißt das Buch. Es ist von Brad Gilbert!" - sagte Tom.

Bis dahin war ich mehr der Typ, der Batman-Filme und verbotene Horrorfilme schaute.

Aber:

Ich verschlang das Buch innerhalb weniger Tage. Mir wurde klar, warum Tom verrückt in Sachen Strategie und Taktik war. Und mir wurde auch klar, wie wenig ich über Wettkampf-Tennis und Medenspiele wusste.

Winning Ugly ist DAS Clubspieler-Buch. Brad Gilbert spricht den typischen Clubspieler in diesem Buch auch explizit an.

Es ist ein Buch von einem ehemaligen Profi für den von Mondball-Zombies gejagten Clubspieler. Für Spieler, die technisch gut sind, aber ihr Potenzial im Match nicht abrufen können. 

Ich bin mit diesem Schinken quasi groß geworden. In diesem Artikel stelle ich dir die Lehren vor, die dein Tennis innerhalb kürzester Zeit nach vorne bringen können. 

Wann erschien Winning Ugly?

Die erste Auflage von Winning Ugly erschien im Jahr 1993.

Mit den Jahren verlor das Buch nie an seinem Einfluss für Tennisspieler. Auch wenn die Beispiele älter wurden. Im Jahr 2021 wurde eine leicht erneuerte Ausgabe veröffentlicht.

Unter anderem ist das Cover jetzt moderner. Inhaltlich hat sich, aus meiner Sicht, nicht allzu viel verändert. Das spricht auch für das Buch.

Die Lehren aus Winning Ugly sind zeitlos.

Wer hat Winning Ugly geschrieben?

Brad Gilbert war federführend. 

Er war selbst Profispieler, der gegen Boris Becker und Jimmy Connors spielte. Du findest in Winning Ugly allerlei Beispiele aus seiner aktiven Zeit. Es ist cool, seine Gedanken zu verschiedenen Matches und Spielsituationen zu lesen. 

Oft stecken dort kleine, feine Tricks für dich als Clubspieler drin.

Steve Jamison, der "Co" des Buches, ist Autor für verschiedene Tennis- und Golfmagazine.

Warum ist Winning Ugly so berühmt?

Die lockere Schreibweise und die vielen Beispiele aus dem Tennisleben werden von Clubspielern geliebt.

Dazu ist es eines der wenigen Sachbücher für Tennisspieler. Mit konkreten Tipps für großes Tennis trotz Wackelarm und Tennis-Dämonen im Kopf.

Das Buch zeigt eine andere Sichtweise, erfolgreicher Tennis zu spielen. Es geht nie um Technik. Bei Winning Ugly stehen Mentalität und Strategie im Mittelpunkt.

Okay, wir haben uns aufgewärmt.

Jetzt schauen wir uns die 10 besten Lehren aus Winning Ugly genauer an. 

Klopf dir die Asche aus den Grätensohlen und richte deine Saiten.

mcenroe

Die 10 besten Lehren aus Winning Ugly

1) Du musst nicht perfekt spielen. "Nur" besser als der Gegner auf der anderen Seite

Hebe die Hand, wenn du einen Tennis-Perfektionisten in dir hast.

Streben wir nicht alle nach DEM perfekten Match, DEM perfekten Schlag?

Ja, wenn wir ehrlich sind, dann tun wir das. Ich mein, wer will nicht reihenweise Vorhand Lonline-Winner ins Eck des Gegners prügeln?

Diese mentale Einstellung führt allerdings nicht zu mehr Siegen. Sie führt zu mehr Frust.

Ich wollte damals als Jugendspieler immer schön spielen. Wer schön spielt, der muss auch gewinnen. Das war meine Annahme.

Diese Annahme ist komplett falsch.

Wir beide haben vermutlich viel zu oft gegen Mondballspieler verloren, die den Ball nur hoch im Spiel halten. 

Die vielleicht wichtigste Lektion aus Winning Ugly lautet daher:

Spiele nicht perfekt. Spiele einfach nur ein Stück besser als der Gegner, der dir in deinem Match gegenüber steht!

Wie du das schaffst, klären wir gleich noch.

2) Viele Matches gewinnt oder verliert man VOR dem Match

Vor einem wichtigen Medenspiel grübelst du über deine Rechnungen nach.

Deine Waschmaschine ist letzte Woche kaputtgegangen. Dein Sohn hat eine schlechte Matheklausur mit nach Hause gebracht. Auf der Arbeit geht dir dein Chef seit zwei Wochen mit immer neuen Aufgaben auf den Sack.

Am Wochenende fährst du dann zu deinem Medenspiel. Du willst gewinnen, klar.

Aber bist du auf dein Match mental vorbereitet?

Brad schreibt in Winning Ugly:

Die Topspieler kamen mit der Erwartung auf den Platz, mich genüsslich zu verspeisen. An den ersten Bissen dachten sie bereits, seitdem sie wussten, dass ich auf dem Speiseplan stand. Sie brauchten keine vier oder fünf Spiele, um Appetit zu entwickeln, sie waren vom Start weg hungrig. Der Hauptgang: überbackener Gilbert.

Hier ein paar Ideen, wie du dich mental auf deine Matches vorbereiten kannst:

  • Wenn du den Gegner kennst: Welche Schwächen hat er? Welche Stärken musst du aus dem Spiel nehmen?
  • Wenn du den Gegner nicht kennst: Wie willst du deine Punkte aufbauen? Wo willst du beim Return stehen? Welche Aufschlagvariationen willst du nutzen?
  • Wie sieht dein Plan aus, wenn du schnell 0:3 zurückliegen solltest? Wie willst du dann die Ballwechsel aufbauen? Wie sieht deine Körpersprache dann aus?

Wir kommen gleich noch weiter auf diesen mentalen Part zu sprechen.

3) Winning Ugly Methode: Verlangsame das Tempo des Matches. Vor allem, wenn es nicht läuft

Einer meiner absoluten Favorites aus dem Buch.

Diese Technik lehre ich in einigen meiner Kurse und dem Mentalgiganten Trainingsnewsletter.

Brad schreibt in Winning Ugly über ein Match gegen Ivan Lendl:

Das Match wird so verlangsamt, dass man das Gefühl hat, in Treibsand zu spielen

Was meinte der gute, alte Brad damit?

Lendl lag zurück und begann kurz vor seinem Aufschlag eine Diskussion mit dem Schiedsrichter. Er nutzte jede Möglichkeit, das Tempo des Matches zu verlangsamen. Er nahm sich mehr Zeit zwischen den Ballwechseln. Kurz bevor Brad servieren wollte, hob er die Hand und fuchtelte nochmal an seiner Kleidung oder dem Racket herum.

All das hatte nur ein Ziel:

Den Rhythmus von Brad zerstören.

Nicht nur den spielerischen, auch den gedanklichen Rhythmus.

Ich habe einigen Spielern ähnliche mentale Taktiken mitgegeben. Hier eine kleine Auswahl, die du für dich nutzen kannst:

  • Hole stets den am weitesten entfernten Ball
  • Nach einem Aufschlag ins Netz: Immer den Ball rausnehmen, auch wenn er nur drei Zentimeter aus dem Netz gekullert ist
  • Stelle dich vor einem wichtigen Return mit dem Rücken zum Gegner und richte deine Saiten. Ich nenne das die Sharapova-Taktik

Alles klar, wir machen weiter.

Winning Ugly Mentale Kriegsfuehrung im Tennis Wie Sie mit der Strategie des legendaeren Erfolgstrainers bessere Spieler schlagen Das Standardwerk erweitert und ueberarbeitet Gilbert Brad Jamison Steve Amazon de Bue

4) Die Stärken und Schwächen des Gegners führen dich zum Sieg. Oder: Spiele nicht immer stur deinen Stiefel herunter

Mal unter uns:

Es gibt nur ganz wenige Spieler, die einfach ihren Stiefel herunterspielen und zuverlässig gewinnen können. Wir als Clubspieler müssen uns am Gegner orientieren. Besonders in den Matches, in denen wir der Underdog sind.

Brad schreibt in Winning Ugly viel über die spielerischen und MENTALEN Schwächen deiner Gegner.

Aber was meint er mit diesen mentalen Schwächen?

Hier ein Beispiel aus dem Buch:

Je schlechter der Spieler ist, desto kürzer will er sich in der Regel einspielen

Das Einschlagen wird mir zu sehr unterschätzt. Ein paar Minütchen bequem Bälle schlagen, acht Aufschläge und zuvor drei Volleys

Das war`s oft.

Nein nein, lieber Tennisfreund.

Das Einschlagen ist deine Analyse des Gegners. Du machst dich auf die Suche nach Informationen. Wie holt er aus? Bewegt er sich gut? Oder ist er ein Kühlschrank ohne Beinarbeit?

Schlägt er die Vorhand mit viel Spin oder sehr gerade? 

Merkst du, wie viele Strategien und Spielzüge du dir zurechtlegen kannst, allein NACH dem Einspielen?

Hier ein weiterer Tipp, wie du mentale Schwächen beim Gegner bereits im Einschlagen feststellen kannst:

Als ich irgendwann Anfang der 2000er ein Turnier spielte, rastete mein Gegner im Einschlagen fast aus.

Er regte sich über jeden zu kurz oder ins Aus gespielten Schlag auf.

Im Einschlagen!

Er war aber ganz sicher kein schlechter Mann. Seine Vorhand war stark, seine beidhändige Rückhand sehr schnell. Dazu war er fit und schlug mit dem ersten Aufschlag sehr hart auf.

Spielerisch war er stark. Doch offenbarte er im Einspielen klare mentale Schwächen. Es ist nicht normal, sich im Einspielen aufzuregen. Dazu ist es alles andere als normal, sich über zu kurze Schläge aufzuregen.

Was tat ich?

Mein Matchplan stand nach drei Minuten:

Ruhig bleiben, höher über das Netz spielen, gut bewegen - und auf Fehler warten. Bloß NICHT selbst das Tempo in den Ballwechseln forcieren. 

Ich war nicht der bessere Spieler auf dem Court. Aber ich gewann das Match. 

Oder anders gesagt:

Der Gegner verlor das Match.

5) Peile vom ersten Schlag an die Grundlinie an

Für mich einer der besten Tipps bei akuter Nervosität.

Brad schreibt dazu in Winning Ugly:

Kurze Schläge sind die Folge von enormer Anspannung

Fokussiere dich vom ersten Schlag an auf die Länge in deinen Schlägen. Ich würde dir dazu raten, dich bewusst auf das Anschauen des Balles zu konzentrieren.

Dein Ziel für den Beginn eines Matches sind nicht tolle Winner oder brachiale Vorhände. Dein Ziel sind lange, kontrollierte Schläge zwischen T- und Grundlinie.

Die ganze Geschichte hat auch eine psychologische Wirkung:

Deine Gedanken wandern von deinen angsterfüllten zu lösungsorientierten Gedanken. Du beschäftigst dich mit deinem Schlag, dem Jetzt. Und nicht mit deiner Nervosität, die sich meist um einen negativen Ausgang des Matches dreht.

Warum du auf keinen Fall gegen deine Nervosität kämpfen solltest, das erfährst du gleich noch.

6) Mentale Checklisten

Wir haben gelernt, wann ein Match beginnt.

Nicht beim Einschlagen. 

Es beginnt ein oder sogar zwei Tage VOR deinem Match. Brad gibt in Winning Ugly coole mentale Checklisten als kleine Unterstützung.

Zum Beispiel:

  • Was will ich bewirken?
  • Was will ich verhindern?

Im Mentaltraining ist das die Frage-Methode.

Bedeutet:

Du gehst unangenehme Fragen durch und gibst dir ehrliche Antworten. Dieses Prinzip eignet sich hervorragend als mentale Matchvorbereitung. Die zwei Fragen aus Winning Ugly reichen für den Einstieg in die mentale Wettkampfvorbereitung absolut aus.

Du kannst aber viel tiefer gehen:

  • Wohin willst du deinen ersten Return spielen?
  • Wohin willst du deinen ersten Aufschlag spielen?
  • Wie willst du deine Vorhand spielen? Höher über das Netz oder flach?
  • Willst du abwartend oder aggressiv spielen?

Gehe bei deiner mentalen Matchvorbereitung in die Tiefe, nicht in die Breite.

7) Deine Tennistasche ist matchentscheidend

Du hast die ersten drei Aufschlagpsiele komplett verschlafen.

Bei 0:3 sitzt du genervt auf der Bank. Du suchst deine Banane, die du definitiv eingepackt hast. Deine Tennistasche entblößt nach dem Öffnen des Reißverschlusses das absolute Chaos.

Dir springen Shirts und Socken entgegen. Dein Portemonnaie hat sich verselbstständigt und all dein Kleingeld fliegt durch deine Tasche.

Anstatt genussvoll in deine Banane zu beißen, gehst du mit noch mehr Frust auf dem Racket wieder an die Grundlinie zurück.

Merkst du, wie wichtig deine Tennistasche für deine Matches ist?

Brad gibt in Winning Ugly nicht nur den Tipp, die eigene Tasche frei von Chaos zu halten. Er gibt auch Ideen mit, was in deine Tasche gehört:

  • Energielieferante wie zum Beispiel Riegel
  • Griffbänder
  • Ersatzschläger
  • Wasser
  • Pflaster und Verbände
  • Muskelgel
  • Ersatzsocken
  • Ersatzschuhe
  • Mütze
  • Handtücher
  • Sonnencreme

Diese Ideen sind top für eine gut gepackte Tennistasche.

8) Wärme dich auf und nutze das Einspielen

Niemand kann sich davon freisprechen.

Mal ehrlich, wer wärmt sich schon auf?

Dabei ist das Aufwärmen extrem wichtig für deine langfristige Gesundheit. Du vermeidest unnötige Verletzungen. Du gehst besser vorbereitet in dein Match.

Lockeres Stretching, Laufen, Trockenübungen der Schläge.

Diese drei Punkte reichen aus, um dich gut vorzubereiten. Brad schreibt in Winning Ugly viel darüber, wie "kalt" viele Clubspieler ins Match gehen. Sie nutzen das Einschlagen und die ersten drei, vier Aufschlagspiele zum warm werden.

Da kann der erste Satz für dich gelaufen sein.

Bring deinen Kreislauf vor dem Betreten des Courts in Schwung. Gehe in Gedanken Spielzüge und Schläge durch. Kombiniere die körperliche mit der mentalen Matchvorbereitung.

Dann bist du bereit, auf dem Platz zu gewinnen.

9) Nervosität ist normal

In zahlreichen Mentalcoaching-Gesprächen höre ich immer wieder:

"Was kann ich gegen meine Nervosität tun?".

Die ehrliche Antwort:

Nichts.

Das schreibt auch Brad in Winning Ugly:

Es ist normal, vor einem wichtigen Match nervös zu sein; egal ob es um einen bestimmten Spieler oder ein bestimmtes Turnier geht

Die Wahrheit ist:

Du kannst lernen MIT deiner Nervosität besser Tennis zu spielen. Du kannst aber nicht lernen OHNE Nervosität zu spielen. Sie gehört zu deinen Matches wie der Netzpfosten.

Dieser Wechsel der inneren Haltung bringt uns auf eine ganz andere Sichtweise. Du versuchst nicht mehr, NICHT nervös zu sein. Diesen Kampf kannst du unmöglich gewinnen. Du überlegst, wie du trotz Nervosität besser im Match funktionieren kannst.

Brad gibt dazu zwei Tipps:

  • Atmen, als hättest du Asthma
  • Füße bewegen

Die Atmung ist deine effektivste Waffe bei Nervosität. Allein das bewusste, tiefe Ein- und langsame wieder ausatmen, kann deine Nerven beruhigen. Ein ruhigerer Geist denkt zielgerichteter. Du kommst auf bessere Ideen für dein Spiel.

Die wichtige Lehre für deine Medenspiele lautet klar und deutlich:

Lerne MIT deiner Nervosität zu spielen. Bekämpfe sie nicht.

10) Die beste Strategie gegen Schummler

Lässt du dich von Schummlern aus deinem Rhythmus bringen?

Dann denk bitte nochmal nach.

Was will der Schummler, wenn er schummelt?

Du hast recht. Es ist sein Ziel, dich aus dem Rhythmus zu bringen. Er will deinen Zorn sehen. Er will frustrierte Fehler von dir sehen.

Möchtest du ihm diesen Gefallen tun? Ich denke nicht. 

Lass dich nicht veräppeln auf dem Court. Es geht nicht darum, ob der Ball wirklich im Aus war oder nicht. Es geht um das mentale Spielchen zwischen den Ohren. Es geht darum,ob du dich auf diese Spielchen einlässt, oder nicht.

Brad schreibt in Winning Ugly dazu:

Ein früher Hinweis an Ihren Gegner, dass Sie sich faire Entscheidungen erhoffen, sorgt meist dafür, dass er ein bisschen genauer hinsieht. Gehen Sie freundlich, aber bestimmt nach einem unstrittenen Punkt auf ihn zu - das hat die Erfahrung gezeigt -, wird er nachher sogar Bälle im Feld sehen, die eigentlich im Aus gewesen sind

In einem Workshop habe ich die 3er-Regel vorgestellt.

Sie kam bei Spielern und Trainern gut an.

Wie sie lautet?

Beim dritten knappen Ball, der deiner Meinung nach zu unrecht ausgegeben wird, greifst du ein. Ab diesem dritten Ball greifst du bei jeder knappen Entscheidung ein. Du zeigst klar, dass du dich nicht am Racket herumführen lässt.

Zusammenfassung

Das Buch besitzt viele kleine Tipps und Tricks. 

Allein aus den Geschichten von Brad könnte man einen Artikel bauen.

Damit du nicht von Informationen überwältigt wirst, gibtkommt jetzt eine Zusammenfassung dieses Artikels. Diese Zusammenfassung kann ein Matchplan für dich sein:

  • Analysiere die Schwächen und Stärken deiner Gegner
  • Verabschiede dich von deinem Perfektionismus. Du musst nicht perfekt spielen. Du musst "nur" besser spielen, als der Gegner
  • Kreiere eine mentale Matchvorbereitung
  • Gehe im Kopf und körperlich aufgewärmt in deine Matches - nicht "kalt"
  • Verlangsame das Tempo des Matches, wenn du Schwächephasen hast oder dein Gegner einen Lauf hat
  • Peile vom ersten Schlag die Grundlinie an. Gehe auf Länge und KOntrolle bei deinen Schlägen. Nicht auf Tempo und Winner
  • Packe deine Tennistasche mit Köpfchen. Halte Ordnung und sei gut organisiert. Das innere deiner Tennistasche spiegelt die Seele deines Tennischarakter wider
  • Lerne MIT Nervosität Tennis zu spielen. Kämpfe nicht mehr gegen sie an
  • Gib Schummlern keine Chance. Ab dem dritten umstrittenen Punkt greifst du ohne zu zögern ein

Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg auf dem Court!

Dein Marco

PS:

Wenn du noch nicht genug hast, dann lies dir noch den Artikel zur mentalen Matchvorbereitung durch.

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Ratgeber: Wie du den perfekten Tennisschläger für deine Spielweise findest https://www.tennis-insider.de/blog/tennisschlaeger/ https://www.tennis-insider.de/blog/tennisschlaeger/#comments Tue, 03 Oct 2023 14:35:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/tennisschlaeger/ Weiterlesen

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Komm, sei ehrlich.

Wie oft hast du deinem Tennisschläger schon die Schuld an einem Fehler gegeben? 

Wir alle haben nach mancher leicht verschlagenen Vorhand verdutzt auf unseren Schläger geschaut.

Wusstest du, dass du einen Tennisschläger finden kannst, der ideal zu dir als individuellen Spieler passt?

Ich meine so, dass dein Racket deine Spielweise unterstützt, wie ein Trainer?

Wenn du auf der Suche nach dem perfekten Tennisschläger für deine Spielweise bist, dann bleib dran.

Gib uns fünf Minuten Zeit und du wirst alle Informationen haben, um den für dich perfekten Schläger zu finden.

In diesem Artikel erfährst du unter anderem:

  • Was die Größe des Schlägerkopfes mit deiner Spielweise zu tun hat
  • Welche Griffstärke für dich optimal ist
  • Nach welchen Kriterien du deinen nächsten Tennisschläger auswählen solltest

Es soll tatsächlich Spieler geben, die ihren Tennisschläger aufgrund der Größe, Farbe oder dem Gewicht auswählen 😃.

Oder, auch witzig:

Sie kaufen einfach den Schläger, den ihr Lieblingsspieler spielt.

Warum diese Strategien weniger erfolgsversprechend sind und was du stattdessen tun kannst, das wirst du in diesem Artikel herausfinden.

Wir starten, lieber Tennisfreund.

Warum solltest du einen Tennisschläger finden, der zu deiner Spielweise passt?

Als Erwachsener, der eine richtig gute Kugel spielen will, würde ich mich NICHT an der Körpergröße orientieren. Meine Recherchen zu diesem Artikel haben gezeigt, dass viele Clubpieler tatsächlich nach ihrer Körpergröße gehen.

Tu das nicht.

Vergiss diese Idee.

Klar, es gibt Tennisschläger in unterschiedlichen Längen. Mit unterschiedlichen Gewichten.

Richte die Wahl deines Rackets aber lieber an deiner Spielweise aus.

Warum?

Weil du auf dem Platz Ergebnisse sehen willst. Du willst eine giftige Vorhand spielen. Eine stabile Rückhand schlagen.

Hervorragend servieren.

Das alles hat nicht so sehr mit deiner Körpergröße, sondern mit deiner Spielweise zu tun.

Warum?

Ein Spielertyp, der viel Topspin spielt und die Kugel lieber im Spiel hält, der wird vermutlich ein anderes Racket wählen als ein Spielertyp, der hart, flach und aggressiv spielt. Es gibt Tennisschläger, die deine natürliche Spielweise unterstützen können. 

Ich erzähle dir später noch die Geschichte von Roger Federer und seinem Schläger. Aus dieser kleinen Story wirst du eine Menge lernen können.

Wie ich einen Tennisschläger finden konnte, der zu meiner Spielweise passte

Ich habe früher viele Schläger mit größeren Schlägerköpfen gespielt. Unter anderem, weil ich Michael Chang so cool fand. Allerdings hatte meine Spielweise mit der von Chang nichts gemeinsam. Und ich habe mich auch nicht im Ansatz so gut bewegt wie er.

Ich war und bin weit davon entfernt.

Ein paar Jahre spielte ich mit dem Chang-Racket. Dann bekam ich den Wilson-Schläger mit den USA-Sternen in meine kleinen Finger. Den Schläger spielte damals Jim Courier. Es war ein ganz anderer Schläger, der nicht nur kleiner im Schlägerkopf war. Er verhielt sich beim Schlag auch ganz anders. Ich hatte ein bisschen mehr Kontrolle über meine Schläge.

In meinen Onlinekursen Jimmy Djoker und Novak KonstantOvic geht es um Kontrolle, Konstanz und Schlagrhythmus. Nicht um maximales Tempo in den Schlägen. Bereits als Kind und Jugendlicher lernte ich von meinen Trainern das sichere, konstante und durchdachte Tennis mit Köpfchen.

Nicht das Haudrauf-Tennis a la Carlos Alcaraz.

Ziemlich schnell stellte ich fest. wie die neue Wilson-Keule meine Spielweise unterstützte. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, diesen Schläger mal in die Hand zu nehmen. Es war zufällig, weil mir beim Training meine beiden Saiten gerissen waren und ich einen anderen Schläger benötigte.

Was ich dir sagen will:

Am Anfang steht deine Spielweise, dein Charakter auf dem Platz, er immer einzigartig ist. Erst dann, im zweiten Step, kommt der für dich passende Schläger dazu. Es ist nicht so, dass du dich dem Schläger anpassen musst. 

Dein Schläger soll deine Spielweise unterstützen, so gut er kann. Und das ist definitiv problemlos möglich, wenn du diesen Artikel bis zum Schluss aufmerksam liest.

Wir werden im Verlauf dieses Artikels immer wieder auf deine Spielweise eingehen.

Im ersten Step solltest du dir also überlegen:

Welcher Spielertyp bist du?

Es gibt zig unterschiedliche Spielertypen.

Da haben wir den berühmt-berüchtigten Mondballspieler. Wir haben den Slice-Fummler. Dann haben wir den Hardhitter, der bei jedem Schlag einen Winner mit 239 km/h spielen will. So wie Tomas Berdych früher oder Felix Auger-Aliassime heute.

Mach dir auch Gedanken darüber, was für ein Tennischarakter du bist.

Magst du Kontrolle beim Schlag?

Oder willst du, dass dein nächster Tennisschläger viel von alleine macht?

All die Antworten auf diese Fragen helfen dir, den idealen Schläger für deine Spielweise zu finden.

Ich hatte vor ein paar Jahren den Yonex-Schläger von Wawrinka. Dieser machte allerdings so viel Dampf, dass ich kaum noch Kontrolle über meine beidhändige Rückhand hatte. Auch meinen Aufshclag konnte ich zwar härter, aber ganz sicher nicht kontrollierter spielen.

Es war ein langes hin- und her. 

# Lesetipp: Die 10 besten Lehren aus Winnig Ugly.

An manchen Tagen traf ich sensationell. An anderen Tagen war meine Fehlerquote viel zu hoch. In dieser Zeit lernte ich mich als Tennisspieler nochmal neu kennen. Ich traf die Entscheidung mehr mit Kontrolle als mit Power Tennis spielen zu wollen. Anders als Jiri Lehecka ;-).

Also nahm ich diese Entscheidung zum Anlass auch ein Racket zu suchen, das zu meiner Spielweise passte. Daher kann ich dir nur empfehlen ebenfalls einige Gedankengänge in Ruhe "durchzudenken", bevor du dich als Spielertyp beruteilst und dich auf die Suche nach einem neuen Tennisschläger machst.

Wir schauen im nächsten Step, welche Schlägerkopfgröße dein nächstes Racket haben könnte.

Den richtigen Tennisschläger für deine Spielweise finden: Welche Schlägerkopfgröße passt zu deinen spielerischen Stärken?

Hier eine Übersicht über die verschiedenen Größen des Schlägerkopfes:

  • Midsize: 625 cm2
  • Midplus: 630–675 cm2
  • Oversize: 680–740 cm2
  • Super Oversize: > 750 cm2

Ich habe in meinem Tennisleben alle Schlägerkopfgrößen gespielt. 

Mein größter Schläger war damals der bunte Agassi-Schläger von Head:

agassi1

Ich wollte den Return so schnell spielen und die Grundschläge so früh nehmen wie Agassi.

Klappte nicht so ganz.

Heute spiele ich einen wesentlich kleineren Schlägerkopf:

Screenshot Capture 2023 10 03 12 55 22

Welchen Unterschied macht die Schlägerkopfgröße?

Ein größerer Schlägerkopf verzeiht mehr. 

Du spielst mit einem größeren Schlägerkopf, weniger Rahmenbälle. Der Sweetspot ist größer.

Was ist der Sweetspot beim Tennisschläger?

Der mittige Bereich deiner Bespannung, der für die Kontrolle bei deinem Schlag sorgt. Je mittiger du den Ball auf deiner Bespannung triffst, desto besser. Der Sweetspot fällt bei größeren Schlägerköpfen eben ein Stückchen größer aus als bei Schlägern mit einem kleinen Schlägerkopf.

Das bedeutet für dich:

Analysiere deine Schläge. 

Triffst du viele Bälle mit dem Rahmen? Hast du viele Misshits pro Stunde? Dann würde ein Tennisschläger mit einem größeren Schlägerkopf für dich Sinn ergeben.

Roger Federer hat damals, als er so langsam aber sicher von Rafael Nadal und Novak Djokovic düpiert wurde, ebenfalls seinen Schläger gewechselt. Roger spielte quasi seine gesamte Karriere über mit einem recht kleinen Schlägerkopf.

Da ihm in den endlosen Ballwechseln mit Rafa und dem Djoker immer wieder Rahmenbälle unterliefen, vor allem auf der Rückhand, wechselte er die Schlägerkopfgröße seines Wilson-Schlägers.

Du siehst:

Selbst der beste Tennisspieler aller Zeiten hat seinen Schläger an seiner Spielweise ausgerichtet. 

Ebenfalls nicht ganz unwichtig, aber auch nicht wirklich entscheidend, ist der Rahmen.

Die folgenden Maße geben dir Aufschluss über die unterschiedlichen Rahmenprofile bei Tennisschlägern:

  • 17,0–22,9 mm: dünner Rahmen mit viel Kontrolle, aber wenig Ballbeschleunigung
  • 23,0–26,9 mm: Allround-Tennisschläger
  • 27,0–29 mm und mehr: dicker, steifer Rahmen mit viel Ballbeschleunigung, aber weniger Kontrolle

Ein dünner Rahmen gibt dir mehr Gefühl bei deinen Schlägen. 

Du kannst besser die Länge deiner Schläge kontrollieren. Du hast mehr Spielraum bei deinen Schlägen. Der Nachteil ist, dass du nicht so viel Beschleunigung auf die Kugel bekommst.

Wenn du ein Spielertyp bist, der seinem Gegner innerhalb der ersten vier Schläge direkt ein Pfund um die Ohren hauen will, dann ist ein sehr dünner Rahmen nicht deine beste Wahl. Ich würde dir als Clubspieler, der noch nicht zwischen LK 1 und 10 steht, immer dazu raten mehr Wert auf die Kontrolle als auf das Tempo deiner Schläge zu legen.

Warum?

Nun, dir nützt es wenig, wenn du durch Zufall von zehn Schlägen drei grandiose Winner triffst. Allerdings nicht weißt, wie du das eigentlich geschafft hast. Klüger ist es, die volle Kontrolle über seine Schläge und sein Spiel zu haben, um dann mit Köpfchen das Tempo in den Ballwechseln zu erhöhen.

Selbstverständlich ist das Ansichtssache und du kannst auch als LK 19-Spieler der nächste Tomas Berdych werden.

Der Rahmen ist die ein Baustein. Der zweite Baustein ist, ob dein Tennisschläger griff- oder kopflastig ist. Dazu kommen wir später noch.

Zunächst:

Wie du die perfekte Griffstärke für deinen Tennisschläger findest - und diese manipulieren kannst

Du kannst einen Tennisschläger mit einer Griffstärke zwischen 0 und 5 kaufen. 

Die durchschnittliche Griffstärke für Erwachsene ist die Griffstärke 4. Wenn du eine kleine Hand hast, dann nimmst du Griffstärke 3. Solltest du eine ordentliche Pranke haben, dann wählst du einen Schläger mit Griffstärke 5.

Damit ist es aber nicht genug.

Ich habe immer die Griffstärke manipuliert. So kannst du ein weiteres, dünnes Griffband über das sogenannte Basisband wickeln. Der großartige Richard Gasquet hat sein Griffband so gewickelt, dass nur seine rechte Hand für die Vorhand einen dickeren Griff hatte. Da er eine wunderbare einhändige Rückhand spielt, hat er das Griffband nicht über den kompletten Griff gewickelt.

Ich habe früher gerne das Gegenteil von der "Gasquet-Taktik" getan.

Da ich die Rückhand beidhändig spiele, habe ich ein dünnes Griffband ein Stückchen höher gewickelt, als das Basisband. Wenn ich in dem Wahnsinn eines Tennismatches mal zu hoch gegriffen hatte bei der Rückhand, so hatte ich immer noch einen guten Grip.

Das muss man nicht machen. Kann man aber ;-).

Wie du noch deine Griffstärke manipulieren kannst:

Du entfernst das Basisband und wickelst dann ein dünneres Griffband direkt auf das Holz des Schlägergriffes. Ich kenne viele Spieler, die so verfahren. Auf diese Weise lässt sich die Griffstärke noch ein Stück besser kontrollieren. 

Übrigens ist das Basisband eines Tennisschlägers nicht immer das Beste. 

Ich empfehle dir, verschiedene Griffbänder auszuprobieren. Das Griffband ist ein unterschätzter Baustein beim Schläger. Ich habe NIE das Basisgriffband bei meinen Rackets genutzt. Mir war es immer wichtig, einen richtig guten Grip zu haben. Je nachdem, wie schwitzig deine Handflächen im Match werden.

Es gibt auch Spieler, die ihr Griffband absichtlich enger wickeln. Du setzt dann beim Wickeln nicht immer an der oberen Kante an, sondern etwas darunter. Dies soll nochmals zu mehr Grip führen.

Ich habe keinen großen Unterschied gemerkt. Aber eventuell kannst du diese "Taktik" ausprobieren und stellst eine Verbesserung für dein Spiel fest. 

Wir haben jetzt über die Schlägerkopfgröße, den Rahmen und das Griffband gesprochen.

Kommen wir zum nächsten Schritt:

Grifflastiger oder kopflastiger Tennisschläger? So findest du den idealen Schläger für dich

Du streckst deinen Arm aus.

Deine Finger sind gerade, zeigen nach vorn. Die Handfläche zeigt zum Boden.

Du nimmst deinen Schläger und legst ihn mit dem Schlägerherz so auf deine ausgestreckte Hand, dass der Griff nach rechts und der Schlägerkopf nach links zeigen.

Fällt dein Tennisschläger auf der Schlägerkopfseite nach vorn, so hast du einen kopflastigen Schläger. Bleibt der Schläger einfach auf deiner Hand liegen, so hast du einen eher grifflastigen Schläger.

Wir kommen wieder zu deiner Spielweise.

Hältst du die Kugel lieber kontrolliert im Spiel? Lässt du deinen Gegner die Fehler machen, anstatt selbst auf die direkten Punkte zu gehen?

Dann würde ich dir einen eher grifflastigen Schläger empfehlen.

Hast du keine Geduld im Ballwechsel? 

Ist ein Ballwechsel mit drei Schlägen für dich ein knallhartes Konditionstraining? Willst du am liebsten mit jedem Schlag, aus jeder Spielsituation heraus, den direkten Winner schlagen?

In diesem Fall würde ich dir einen eher kopflastigen Schläger empfehlen, der deinen Schlägen noch etwas mehr Power verleiht.

sampras neu

... und was ist mit dem Gewicht des Tennisschlägers?

Im ersten Schritt ist deine "Krankenakte" wichtig.

Was meine ich damit?

Hattest du Verletzungen oder Wehwehchen mit der Schulter? Neigst du dazu, dich schnell am Schlagarm zu verletzen?

Hier sind vor allem Sehnenverletzungen wichtig.

Wenn du verletzungsanfällig bist, dann ist ein leichterer Tennisschläger besser für dich. 

Du solltest neben deiner Krankenakte aber auch, du ahnst es, deine Spielweise im Hinterkopf haben. Für Hardhitter und Powerspieler empfiehlt sich ein Tennisschläger mit höherem Gewicht.

Spieler, die lieber die Filzkugel kontrolliert mit 25 km/h ganze drei Zentimeter vor die Grundlinie schaufeln, fahren mit einem leichteren Schläger besser.

Wie viel wiegt ein leichter Tennisschläger? Im Rahmen von 260 g bis 280 g.

Ein schwerer Schläger ist ca. 290 g.

Damit du eine Richtung hast, in die du dich orientieren kannst. 

Der größte Fehler beim Kauf eines neuen Tennisschlägers

Ich habe zum Glück noch nie einen getroffen.

Aber es soll Spieler geben, die "blind" einen Tennisschläger kaufen.

Das tust du bitte nicht. Du surfst jetzt NICHT zu tennis-point.de und suchst mit den Infos aus diesem Artikel einen Schläger aus, bestellst zwei Stück und freust dich.

Dein nächster Schritt, nach diesem Artikel, ist das Probespielen verschiedener Schläger - und nichts anderes.

Beim Probespielen achtest du bitte nicht darauf, ob deine Vorhand besser kommt oder nicht. Du analysierst bitte dein Gefühl beim Schlag. Eine Vorhand, die 15 cm ins Aus geflogen ist, muss keine schlechte Vorhand gewesen sein, wenn du sofort gespürt hast, wie weit diese Vorhand ins Aus fliegen wird.

Hier ein paar weitere Ideen für dein Probespielen mit einem neuen Schläger:

  • Wähle 2-3 unterschiedliche Schläger aus, die du testen willst
  • Spiele mindestens 1 Stunde mit jedem Schläger
  • Teste Topspin, Slice und schnelle Grundschläge. Prüfe, wie sich die Schläger dabei unterscheiden

Fazit: Deine Checkliste, um den perfekten Tennisschläger für deine Spielweise zu finden

Wir fassen diesen Artikel nochmal in Stichpunkten zusammen.

Damit sollten wir dann eine Roadmap zu deinem neuen Schläger festelegen können.

Sie geht so:

  • Analysiere, welcher Spielertyp du bist
  • Wähle 2-3 Schläger aus, die deinem Spielertyp entsprechen
  • Achte auf Schlägerkopfgröße, Rahmen und Gewicht des Schlägers
  • Schaue auch, welche Profis welchen Schläger spielen. Du findest eventuell einen Spieler, der eine ähnliche Spielweise wie du besitzt 
  • Wichtig: Probespielen!
  • Zwei Nächte schlafen und Voila - du hast deinen neuen Tennisschläger gefunden

Bonus: Schläger manipulieren mit Gewicht 

Du kannst aus einem nicht ganz so kopflastigen Tennisschläger eine echte Wucht bauen.

Wie das geht?

Mit sogenanten Bleiband-Strips.

Diese Streifen klebst du an den inneren Rahmen deines Schlägers. Es ist dir überlassen, ob du das weiter oben am Rahmen oder weiter unten tust.

Durch die Bleiband-Streifen wird dein Schläger kopflastiger. Diese Streifen können also aus einem von Natur aus kopflastigen Schläger eine absolute Racket machen.

Sie können aber auch aus einem eher grifflastigen Schläger einen kopflastigeren Schläger machen. Gerüchte besagen, dass der großartige Pete Sampras früher seinen Schläger mit Bleiband-Streifen manipuliert haben soll.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Wahl deines Tennisschlägers und viele grandiose Winner auf dem Platz!

Dein Marco

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Wie du hohe Bälle mühelos konterst https://www.tennis-insider.de/blog/hohe-baelle-kontern/ https://www.tennis-insider.de/blog/hohe-baelle-kontern/#comments Wed, 09 Aug 2023 11:54:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/hohe-baelle-kontern/ Weiterlesen

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Hohe Bälle sind wie Small-Talks.

Man wünscht sich, dass es schnell vorbei ist mit dem Graus.

Aber es passiert das Gegenteil.

Es geht immer weiter, und weiter, und weiter ...

Die Frage ist:

Wie kannst du hohe Bälle möglichst mühelos kontern? Im Idealfall so, dass du nicht frustriert von einem Punkt zum nächsten gehst und deine Nerven über die gesamte Länge eines Matches behältst.

In diesem Artikel schauen wir, wie du deine Beinarbeit nutzen kannst, um hohe Bälle mit Leichtigkeit zu kontern. Wir gehen dabei ein simples Konzept durch, das du direkt in deinem nächsten Spiel anwenden kannst.

Bist du bereit?

Der Horror eines jeden Spielers, der starkes Tennis spielen will

Hohe Bälle sind Schläge deines Gegners, die mindestens zwei Meter über das Netz fliegen, kaum Spin besitzen und im schlimmsten Falle zwei Zentimeter vor deiner Grundlinie eintrudeln.

In manchen Matches bekommst du Nackenschmerzen vom Anschauen des hohen Balles. Früher sagte ein Scherzkeks aus unserem Verein zu hohen Bällen: "Gleich liegt da Schnee drauf!".

Du merkst schon, das klingt nach einer ganze Menge Spaß - nicht!

Spielertypen, die diese Art des Gruseltennis pflegen, nennt man auch gern Mondballspieler, Schupfer oder Löhmer-Heinis.

Hohe Bälle nehmen das Tempo aus dem Ballwechsel und fordern von dir ganz eigene Qualitäten.

Welche Qualitäten das sind?

Hier ein paar Beispiele:

  • Geduld
  • Erkennen von Spielsituationen
  • auf den Ball zugehen
  • langsame Bälle schnell und kontrolliert spielen (eine der wichtigsten Fähigkeiten, die man als Tennisspieler entwickeln sollte!)

Wir werden gleich Strategien und Ideen besprechen, damit du hohe Bälle in Zukunft problemlos kontern kannst. Hohe Bälle sind die Schläge, die von vielen spielerisch und technisch starken Spielern gehasst werden.

Warum ist das so?

Leider ist es fast egal, wie ausgefeilt deine Schlagtechnik bei Vor- und Rückhand ist. Bei hohen Bällen unterlaufen technisch starken Spielern viel mehr Fehler als bei einem höheren Tempo im Ballwechsel.

Was uns zum nächsten wichtigen Punkt führt.

Warum sind hohe Bälle so kompliziert zu kontern?

Du kennst das.

Du öffnest die neue Balldose, riechst an den Filzkugeln, marschierst Richtung Grundlinie, säuberst mit deinem rechten Fuß diese Grundlinie und spielst locker-flockig die ersten Bälle mit deinem Spielpartner.

Normales Tempo, mit Rhythmus, um in den Schlag zu kommen.

Hohe Bälle zerstören dieses "normale" Tempo. Sie zerstören deinen Spielfluss, deinen Rhythmus. Dir wird etwas genommen, was du als Tennisspieler sehr gerne hast.

Nein, nicht nur Siege.

Es wird dir vor allem das Tempo genommen, das du so gern vom gegnerischen Schlag mitnimmst. Ich sehe immer wieder sehr viele Spieler, die sehr viele Fehler auf sehr langsame Bälle des Gegners machen.

Das hat nichts damit zu tun, dass diese Spieler nichts drauf oder einen schlechten Tag erwischt haben. Nein, nein. Hohe, langsame Bälle müssen ganz anders behandelt werden, als normale, schnelle Bälle.

Wir gehen gleich noch weiter auf diese Thematik ein.

Wann spielen Mondballspieler, Schupfer und Löhmer-Heinis hohe Bälle?

Ich habe in meiner Karriere und als Zuschauer zig verschiedene Versionen von Mondballspielern gesehen.

In den 90ern spielte ich bei einem Ranglistenturnier in Dortmund gegen einen jungen Spieler aus Lippstadt. Leider fällt mir gerade sein Name nicht mehr ein.

Die ersten drei Aufschlagspiele, bis zum 3:0 aus meiner Sicht, war es ein ganz normales Match. Mein Gegner spielte eine giftige Vorhand mit viel Spin, machte dabei aber auch einige Fehler. Seine Rückhand spielte er super konstant, ruhig und abgeklärt, ohne viel Tempo, lang vor die Grundlinie.

Da mein Paradeschlag schon immer die Rückhand-Longline war, konnte ich mit exakt diesem Schlag ganz gut die Ballwechsel öffnen und dann mit meiner Vorhand die Punkte aufbauen.

Das klappt bis zum 3:0 wunderbar.

Dann setzte sich der Coach, Vertraute, wer auch immer, zu meinem Gegner auf die Bank. Er flüsterte ein paar Wörter in dessen Ohr. Allein diese Szene regte mich innerlich auf. Sie brachte mich aus dem Rhythmus. Vor allem aus meinem Denk-Rhythmus.

Als hätte die Turnierleitung meinen Gegner ausgetauscht, spielte der Typ auf der anderen Seite plötzlich jeden Ball ohne Drall, ohne Tempo, einfach nur langweilig und hoch und langsam auf meine Rückhand.

Ab diesem Zeitpunkt spielte ich die meisten meiner Schläge von hinten aus dem Zaun. Da mein Gegner wirklich alles andere als ein schlechter Tennisspieler war, nutzte er meine kurzen Schläge auf seine Mondbälle, um die Punkte mit seiner giftigen Vorhand zu machen.

Ich schrie, fluchte, schmiss den Schläger und hätte am liebsten meinem Gegner und seinem Tennis-Flüsterer den Hals verdreht. Ich holte noch exakt zwei Aufschlagspiele und ging mit einer krachenden 4:6 und 1:6 Niederlage vom Platz.

Das sind die Mondballspieler-Typen, die richtig gefährlich sind.

Sie nutzen Mondbälle taktisch, um den Rhythmus des Spiels zu verändern.

Auf der anderen Seite gibt es Mondballspieler, die diese Art Tennis spielen, weil sie nicht anders Tennis spielen können. Diese Leute sind wesentlich leichter zu schlagen, weil ihnen schlicht die Variation und die Waffe in ihrem Spiel fehlt.

Wir kommen jetzt zu deinen Füßen. Besser gesagt zu deiner Beinarbeit und wie dir diese hilft, hohe Bälle mühelos zu kontern.

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Wie man hohe Bälle mit der richtigen Beinarbeit kontert

Langsame, hohe Bälle zu kontern ist mehr eine Denksport- als eine Technikaufgabe.

Du musst bedenken:

Dein Gegner gibt dir kein Tempo, das du einfach so mitnehmen kannst. Du musst bei hohen Bällen selbst das Tempo kreieren.

Das ist keine leichte Aufgabe.

Wie kannst du dieses so wichtige Tempo eigenständig kreieren?

Durch deine Beinarbeit und deine Stellung zum Ball. Ich möchte dir jetzt ein simples Prinzip auf dein Racket legen. Dieses Prinzip kannst du selbständig in deinen Spielen anwenden.

Wie lautet dieses Prinzip?

Schau:

Entscheide bei jedem einzelnen Schlag, ob du den hohen Ball im Steigen oder im Fallen treffen willst.

Wir können es auch wie folgt formulieren:

Gehe auf den Ball zu oder lass ihn austrudeln. Bei beiden Strategien ist deine Beinarbeit entscheidend.

Aber warum ist die Beinarbeit bei hohen Bällen so wichtig für dich?

Ganz einfach: hohe Bälle verlangen von dir, dass du in die Aktion kommst. Du musst heiß auf den Ball sein, ihn fokussiert anschauen und Körperspannung aufbauen.

Nur weil der Ball langsam auf dich zukommt heißt das nicht, dass du dich auch langsam auf den Ball zubewegen darfst. Das ist der große Denkfehler bei hohen Bällen.

Du erinnerst dich. Wir haben ein paar Zeilen weiter oben darüber gesprochen, wie sehr Mondbälle eine Denksportaufgabe sind.

Wir gehen ein Beispiel durch.

Du servierst bei 15:15 deinem Gegner auf dessen Rückhand. Dieser löhmert die Kugel lang, hoch und langsam auf deine Rückhand. Jetzt hast du die Möglichkeit ziemlich viele Fehler auf einmal zu machen.

Dazu gehört:

  • du bleibst wie ein Kühlschrank stehen und wartest einfach nur auf den Ball
  • du willst deine Rückhand umlaufen, damit du direkt mit deiner Vorhand den direkten Winner spielen willst
  • du bist von dem hohen Ball genervt, vergisst deine Beinarbeit, besitzt null Körperspannung und hast dadurch bei deinem Schlag überhaupt keine Kontrolle

All das, davon bin ich überzeugt, sind Ziele des Mondballspielers. Sei es bewusst oder unbewusst.

Eine viel bessere Strategie ist es, dass du das eben gelernte Prinzip einsetzt. Entscheide schnell, ob du die Kugel im Steigen oder Fallen spielen willst.

Starte mit deiner Schlagvorbereitung.

Dann:

  1. Nutze viele kleine Schritte
  2. Schau den Ball genau an
  3. Bleib cool
  4. Bleib in Bewegung
  5. Fokussiere dich auf einen Treffpunkt vor dem Körper, auf Höhe deiner Hüfte

Dieser Ablauf ist das genaue Gegenteil von dem, was der Mondballspieler will. Ich bin fest davon überzeugt, dass Ruhe und Coolness bei hohen Bällen eine psychologische Wirkung auf den Löhmer-Heini haben.

Wenn dieser spürt, dass du vollkommen entspannt bist und auch 123 Mondbälle in Serie zurückspielen würdest, dann wird der Mondballspieler nervös und genervt.

Und nicht du.

Was kannst du tun, wenn du die Ruhe verlierst?

Machen wir uns nichts vor.

Kein Mensch auf diesem Tennisplaneten kann immer cool und konzentriert bleiben, wenn es gegen den typischen Mondballspieler geht.

Das ist auch gar nicht deine Aufgabe und sollte auch niemals dein Ziel sein. Dein Ziel ist es, dass du von zehn Ballwechseln sechs bis acht cool bleibst.

Was bedeutet cool bleiben im Detail?

Du gehst nicht direkt beim ersten oder zweiten Schlag in der Rally auf den Winner. Du wartest geduldig ab, bis sich die passende Situationen für einen Vorhandschuss ergibt. Das ist im Regelfall ein zu kurz geratener Mondball deines Gegners.

Welche Regeln können wir für einen Vorhandschuss festlegen?

1) Du stehst beim Schlag im Feld

2) Du bist von einem längeren Ballwechsel nicht außer Atem

3) Du planst den Vorhandschuss, du spielst ihn nicht aus Verzweiflung

Deine Checkliste, um mühelos hohe Bälle zu kontern

Wir haben in diesem Artikel viele kleine Details besprochen, damit du in Zukunft hohe Bälle mühelos kontern kannst.

Ich möchte dir als kleine Zusammenfassung eine Checkliste mitgeben, die du direkt in deinem nächsten Spiel anwenden kannst. Trainieren geht über studieren. Entscheidend ist, dass du in die Umsetzung kommst, deine eigenen Erfahrungen mit den Tipps und Tricks sammelst und darauf aufbauend dein Spiel verbesserst.

Bedenke, dass beim Tennis sehr wenige Dinge von jetzt auf gleich oder von heute auf morgen funktionieren. Du solltest bei deiner Entwicklung stets mehr in die Tiefe als in die Breite gehen. Wende die in diesem Artikel vorgestellten Ideen in möglichst kleinen Happen an.

Nimm dir zum Beispiel nur einen Schritt deiner Beinarbeit vor. Den Schritt, den du auf den Ball zu machst. Perfektioniere diesen einen Schritt und du wirst viel besser zu deinen Schlägen stehen.

Was passiert, wenn du besser zum Schlag stehst?

Exakt. Du triffst den Ball früher, kannst besser und lockerer durchschwingen, deine Fehlerquote sinkt und deine Power im Schlag steigt - wie bei Jiri Lehecka. Das sind eine ganze Menge an Vorteilen, die du mit nur einer einzigen Verbesserung erzielen kannst.

Das ist doch ein ganz guter Deal, oder nicht? ;-)

Alles klar, hier ist die Checkliste:

1) Langsame Bälle des Gegners bedeuten nicht, dass du dich auch langsam auf diese Bälle zubewegen sollst. Das Gegenteil ist der Fall. Viele kleine Schritte zum Ball hin, Körperspannung aufbauen

2) Sei heiß auf die Kugel. Geh ran, schaue den Ball fokussiert an

3) Entscheide vor jedem Schlag, ob du den hohen Ball im Steigen oder Fallen spielen willst

4) Gehe erst auf den Vorhandschuss, wenn du im Feld stehend einen zu kurzen hohen Ball des Gegners attackieren kannst

5) Setze dir nicht als Ziel, jeden Ballwechsel gegen Mondballspieler perfekt spielen zu wollen. Setze dir als Ziel, sechs bis acht von zehn Ballwechseln ruhig und konzentriert zu spielen

Was kannst du in deinem nächsten Match sofort umsetzen?

Unter uns:

Direkt alles aus diesem Artikel umsetzen zu wollen, das ist keine gute Strategie. Ich würde an deiner Stelle in kleinen Schritten vorgehen.

Du kannst beginnen im Kopf die so wichtige Entscheidung bei jedem Schlag zu treffen:

Nimmst du den hohen Ball im Steigen oder im Fallen?

Allein dieser erste Step wird dein Spiel gegen Mondballspieler verbessern. Achte darauf, das kann bereits der zweite Schritt sein, dass du cool bleibst. Lass dich nicht zu früh zu riskanten Schlägen verleiten.

Gehe die hohen Bälle mit. Warte geduldig auf deine Chance, das Tempo anzuziehen.

Das ist ein Mini-Matchplan, auf dem du aufbauen kannst.

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Medenspiele: Ich habe 50+ Clubspieler analysiert und das habe ich über Tennis gelernt https://www.tennis-insider.de/blog/medenspiel/ https://www.tennis-insider.de/blog/medenspiel/#comments Fri, 21 Apr 2023 11:32:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/medenspiel/ Weiterlesen

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Wenn du zehn Minuten Zeit hast, dann wird dir dieser Artikel verraten, wie du mental und taktisch fitter in deine Medenspiele gehen kannst.

Du lernst unter anderem etwas über:

  • Matchvorbereitung
  • Gegneranalyse
  • Mentalität im Match

Denn:

Ich habe in den letzten sieben Jahren die Spiel- sowie Denkweise von über 50 Clubspielern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich analysiert.

Die taktischen Bereiche habe ich als Zuschauer zahlreicher Matches unter die Lupe genommen. Das Spielchen im Kopf konnte ich durch mehr als 140 Mentalcoachings mit Clubspielern analysieren. 

Ich habe dennoch "50+" Spieler in den Titel geschrieben, da diese Zahl den Schnitt ganz gut darstellt.

Die Kombination aus Spiel- und Denkweise ist nicht nur interessant. Ich bin überzeugt, dass du auch zwischen den Zeilen sehr viel für deine Entwicklung als Tennisspieler mitnehmen wirst.

Hier sind die Inhalte:

1) Dieser Vergleich führt langfristig zu Blockaden im Medenspiel

2) Diese Taktik führt Spieler zwischen LK 12 und LK 20 zu konstanten Erfolgen

3) Die Recherche des nächsten Gegners hat einen negativen Einfluss auf die eigene Leistung

4) Diese Eigenschaft hebt Clubspieler von ITF- und Challenger-Spielern ab

5) Der zweite Satz ist wichtiger als der erste Satz

Bonus: Checkliste: Wie jeder Clubspieler sein Spiel verbessern kann

Alles klar, lieber Tennisfreund. 

Wir legen los.

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1) Dieser Vergleich führt langfristig zu Blockaden im Medenspiel

Eine etwas peinliche Geschichte:

Als ich ca. neun Jahre jung war, stand ich beim Vorlese-Wettbewerb unserer Schule im Halbfinale. Ab diesem Halbfinale fand das Vorlesen in der Schulaula statt.

Rappelvoll mit Eltern, Schülern und fremden Personen.

Wir mussten fünf Seiten vortragen.

Ich bereitete mich Zuhause akribisch auf meinen Auftritt vor. Ich konnte meine Passage auswendig. Im heimischen Wohnzimmer, wo nur meine Eltern zuhörten, las ich perfekt vor. 

Die Betonung saß. 

Kein Stottern, kein "Ähm" - es war ein perfekter Lesefluss.

Wie war mein Auftritt in der prall gefüllten Aula?

Eine Katastrophe!

Mir lief der Schweiß vom Nacken den Rücken hinunter. Ich stammelte irgendwas vor mir her. Der Blick von der Bühne ins Publikum radierte meine Vorbereitung komplett aus.

Ich verlor das Halbfinale sang- und klanglos.

Was kannst du aus dieser Geschichte lernen?

Ja, Training und Match sind zwei verschiedene Sportarten. 

In meiner Clubspieler-Analyse habe ich immer und immer wieder gehört:

"Ich spiele im Training so stark, aber sobald es um Punkte geht, ist alles vorbei ..."

Dieses Phänomen hörte ich so oft, dass es zum Slogan auf der Startseite dieses Blogs wurde. Der Aufschlag wird im Match zu einem Hass-Schlag.

Ich habe noch weiter analysiert und die folgende „Entdeckung“ gemacht:

Viele Clubspieler verbrennen ihre mentale Energie wie Konzentration, Mut, Motivation und Fokus in zu vielen Trainingsspielen VOR einem Medenspiel oder Turniermatch. 

So wie du ein Budget an physischer Energie hast, so hast du auch leider nur ein begrenztes Budget an mentaler Energie.

Auch, wenn man das nicht wahrhaben will.

Denn:

Viele Clubspieler geben immer alles. Auch in ihren Trainingsspielen. Sie geben am Montag um 17.00 Uhr, am Mittwoch um 18.00 Uhr und am Freitag um 16.30 Uhr alles, was in ihnen steckt.

Und stehen dann mental und auch körperlich leer am Wochenende im Medenspiel auf dem Court und wundern sich, dass es nicht gut läuft. Du findest übrigens in diesem Artikel, warum deine LK unwichtig ist - und was viel wichtiger ist.

Klar, in den Trainingsspielen mit ordentlich Energie läuft es fantastisch. Aber niemand ist eine Maschine. Und bedauerlicherweise kann man nicht immer 100 % geben.

# Lesetipp: DIe 10 besten Lehren aus Winning Ugly

Eine kurze Story dazu:

Im Jahr 2019 arbeitete ich mit einem Spieler aus der Herren 40 Regionalliga im mentalen Bereich. Er war extrem heiß auf jeden Medenspiel. Seine Selbständigkeit hielt ihn nie davon ab, viel Zeit auf dem Platz zu verbringen. 

Dazu ging er Laufen und machte Yoga.

Du merkst schon, da ging viel mentale und physische Energie innerhalb einer Woche drauf.

Am Wochenende fand er aber oft nicht "den Fokus", wie er es immer nannte. Er nahm sich viel für seine Medenspiele vor und war aber nie wirklich zufrieden. Auch dann nicht, wenn er locker gewann und ganz gut spielte.

In einem unserer Gespräche fiel dann der berüchtigte, goldene Groschen.

Er sagte (sinngemäß):

" ... heute war mal wieder eine Katastrophe. Ich bin nach einem langen Arbeitstag runter zur Anlage, um einen Satz zu spielen. Da wollte ich den Frust vom Arbeitstag ablassen. Aber hey, nichts ging, nichts funktionierte. So schlecht habe ich schon lange nicht mehr gespielt ..."

Klar, ich mein, wie will man auch mental ausgelaugt großes Tennis spielen?

Wir beschlossen, dass er solche Trainingsspiele als Werkstatt ansehen solle. Er sollte nicht auf ein gutes Ergebnis spielen, sondern sich ein simples Ziel für solche Trainingsspiele setzen. 

In diesem Falle lautete das Ziel:

  • 80 % hoch, sicher und mit Rhythmus zwischen T- und Grundlinie spielen

Er war zunächst verblüfft. Denn diese Herangehensweise forderte von ihm eine ganz neue Einstellung zu seinen Trainingsspielen.

Aber:

Er konnte sich so seine mentale Energie besser einteilen. Er konnte im Kopf frischer in seine Medenspiele am Wochenende gehen.

Wir halten fest:

  • Training und Match sind zwei verschiedene Sportarten
  • Der Vergleich der eigenen Leistungen in diesen Sportarten ist unfair dir gegenüber
  • Teile dir deine Energie besser ein

Wir kommen zum nächsten Learning:

2) Diese Taktik führt Spieler zwischen LK 12 und LK 20 in Medenspielen zu konstanten Erfolgen

Vor knapp 20 Jahren hörte ich auf einer Tennisanlage diesen Satz:

"Bis zur Verbandsliga gewinnst du alles, wenn du zehnmal mit Spin kurz vor die Grundlinie spielen kannst!"

Das schaut dann taktisch so aus:

lang spielen gif

In diesem Satz stecken einige Wahrheiten und Lehren. 

Die klugen Leserköpfe können aus diesem Satz eine ganze Spielphilosophie bilden. Denn im Kern setzt die Spielweise eines Novak Djokovic oder auch eines Daniil Medvedev exakt dort an.

Auf Clubspieler-Niveau bedeutet es aber noch viel mehr. 

In meinen Mentalcoachings habe ich von Spielern sehr oft gehört, dass sie sich als Schönspieler bezeichnen. 

Sie wollen schönes Tennis im Medenspiel zeigen. Sie wollen spektakuläre Winner schlagen. Sie wollen wenig Fehler machen. Manche wollen sogar Chip n Charge oder Serve-and-Volley spielen.

Das Problem ist:

Viele dieser Clubspieler sind technisch mehr als grundsolide. 

Sie spielen eine astreine Kugel. 

Doch ihr Kopf ist im Gegensatz zu ihrer Technik nicht stark genug trainiert. So ergibt sich eine enorm große Diskrepanz zwischen dem, was man eigentlich spielen kann und dem, was man schlussendlich im Medenspiel auf den Court bringt.

Dann gibt es die Clubspieler, die eine Sache verinnerlicht haben:

Du musst nicht besonders schön, besonders spektakulär oder überhaupt besonders spielen!

Das heißt nicht, dass du zum Mondballspieler mutieren sollst. Um Rogers Willen, das auf keinen Fall. Wer meine Onlinekurse kennt, der weiß, dass meine Tennis-Philosophie aus stoischer Gelassenheit und taktischer Raffinesse besteht.

Aber:

Der Kern einer jeden guten Spielweise ist ein sicheres Grundlinienspiel, das von einem sauberen Schlagrhythmus diktiert wird. 

Und hier habe ich in meiner Analyse einen Denkfehler bei vielen Clubspielern erlebt:

Sie wollen nur schön, gut und clever spielen. Dafür müssen sie aber zunächst sicher und kontrolliert spielen. Es fehlt also ein wichtiger Step vor dem eigentlichen Vorhaben.

Bevor du deine Schläge so platzieren kannst:

platzieren gif

Wir halten fest:

Wer konstant starkes Tennis und gute Ergebnisse spielen will, der setzt Rhythmus und Kontrolle vor dem "schönen" Spiel.

3) Die Recherche des nächsten Gegners hat einen negativen Einfluss auf die eigene Leistung im Medenspiel

Kennst du ihn?

Ich habe ihn mit den Jahren genau kennengelernt.

Er ist riesig, knapp drei Meter hoch, zwei Meter breit. 

Er ist grün. 

Und er speit ein Feuer, das man nicht aufhalten kann.

Sein Name:

Don Dracho.

Der Don entsteht, wenn ein Clubspieler sein Smartphone zückt und beginnt seinen nächsten Gegner zu checken.

Man kann auch sagen: zu stalken.

Durch dieses Stalking kreiert der Clubspieler aus einem gewöhnlichen Gegner, der ebenso wie alle anderen Spieler Stärken und Schwächen besitzt, einen monströsen Drachen.

Einen, der nur Stärken hat und auf dem Platz dann zu einem übermächtigen Gegner mutiert, der nicht zu schlagen ist. 

Diese Kreatur, die rein in den Köpfen durch intensives Stalking entsteht, ist eine spielerische Mixtur aus Björn Borg, Stefan Edberg, Rafael Nadal und Roger Federer.

Don Dracho kann alles und ist bereits im Einspielen ein furchteinflössender Gegner.

Du lachst jetzt ...

Aber das ist die Wahrheit. 

Und das Kreieren dieses Dons hat Einfluss auf das eigene Leistungsniveau im Medenspiel - kein Scherz. Denn alles, was vor einem Match an Gedanken durch deinen Kopf fließt, hat direkten Einfluss auf deine Performance. Das erklärt die forensiche Psychiaterin Dr. Nahlah Saimeh in diesem Artikel ganz gut.

Das, was du denkst, das spielst du.

Ich habe es in Mentalcoachings in Serie erlebt.

Doch sobald der Spieler beginnt seinen nächsten Gegner als einen gewöhnlichen Spieler zu betrachten, der natürlich Stärken und Schwächen besitzt, steigt automatisch die Leistung dieses Spielers.

Wir halten fest:

  • Recherchiere ruhig deinen nächsten Gegner
  • Male aber ein realistisches Bild dieser Person
  • Bedenke: Tennis hat sehr viel mit Spielweise und Tagesform zu tun

Okay, wir machen weiter, lieber Tennisfreund.

4) Diese Eigenschaft hebt Clubspieler von ITF- und Challenger-Spielern im Medenspiel ab

Ich hätte es selber nicht für möglich gehalten.

Aber es ist, wie es ist.

Diese Analyse konnte ich nach knapp zehn Jahren und vielen persönlichen Erfahrungen mit Spielern aus allen möglichen Alters- und Leistungsklassen treffen:

Clubspieler besitzen mehr Biss sich weiterzuentwickeln als Spieler auf der ITF- und Challengertour. 

Sie sind motivierter und haben eine viel höhere intrinsische Motivation zur Verbesserung ihrer technischen, taktischen und mentalen Fähigkeiten. ITF-und Challengerspieler sind - mein Eindruck - einverstanden damit, ein bisschen durch die Gegend zu reisen, ein bisschen Tennis zu spielen und lustige Bilder bei Instagram zu posten.

Aber echter Biss mal gegen Alcaraz auf einem Center Court bei einem Grand Slam zu spielen? Zu viel Aufwand!

Das gilt nicht zwangsweise für aufstrebende, junge Talente.

Ein Grund, warum ein Holger Rune, auch dank seiner hervorragenden mentalen Einstellung, fast alle aus seinem Jahrgang überrannt hat.

Aber im Schnitt ist der Clubspieler viel heißer als der Challengerspieler.

Das führt allerdings auch zu einer angehobenen Erwartungshaltung. Der Clubspieler ist im Medenspiel mehr mit seinen Erwartungen konfrontiert. Wir haben weiter oben bereits angesprochen, dass der Clubspieler in jedem Training und in jedem Trainingsspiel 100 % Gas gibt.

Für dieses Gas geben will er in seinen Medenspielen natürlich belohnt werden. Umso höher sind dann die Erwartungen des Clubspielers an seine eigenen Leistungen. 

Der Druck, den sich der Clubspieler selbst macht, kann zu großen Blockaden im Spiel führen. 

Wir halten fest:

Manage deine Motivation und deinen Biss. Schraube an deiner Erwartungshaltung. Der großartige Rafael Nadal hat mal treffend gesagt:

"Ich kann im Match nicht mehr machen als zu versuchen meine Probleme zu lösen!"

Diese Einstellung trifft es doch ganz gut, oder?

sampras neu

5) Der zweite Satz ist im Medenspiel wichtiger als der erste Satz

Jetzt wird`s etwas psychologisch.

Wie im vergangenen Punkt 4 angesprochen, haben Clubspieler enorm Biss und sind heiß auf tolles Tennis und gute Ergebnisse.

Dementsprechend heiß gehen sie in ihre Matches.

Teilweise schlafen Clubspieler vor einem wichtigen Medenspiel nur dank starken Medikamenten einigermaßen. 

Bedeutet: Maximal vier Stunden. 

Roger Federer wird vor einem Wimbledonfinale besser geschlafen haben.

Ohne Medikamente.

Der erste Satz wird dann mit so viel Konzentration, Fokus, Mut und Willen gespielt, dass all diese mentale Energie ab Beginn des zweiten Satzes futsch ist. Der Spieler fühlt sich wie ausgebrannt, hat keine innere Spannung mehr und Punkt um Punkt rast an ihm vorbei, als wenn er neben einer Autobahn sitzen und die Autos zählen würde.

Das ist übrigens ein Grund, warum man sich nach seinen Matches nur noch an ein paar besondere Ballwechsel erinnern kann. Die Aufmerksamkeit ist weg. Die Aufmerksamkeitsspanne von uns Menschen ist dank des Smartphones eh auf ein absolutes Minimum geschrumpft. 

Es reicht mit Ach und Krach noch für ein 2-Minuten-YouTube-Video.

Ich habe mit dem Professor für kognitive Psychologie, Stefan van der Stigchel, über Konzentration gesprochen. Diesen Artikel findest du hier.

Der Professor sagt ganz klar:

Du kannst nicht ein ganzes Match lang mit voller Konzentration spielen. Du kannst nicht vom ersten Ballwechsel bis zum verwandelten Matchball Vollgas geben.

Was ist die Lösung?

Es gibt mehrere Möglichkeiten.

Eine:

Überlege dir bereits vor deinem Medenspiel, wie du Anfang des zweiten Satzes spielen willst. 

Mache dir einen langfristigen Matchplan. Baue darin ein, was du tun willst, wenn es nicht gut läuft. Wenn du Fehler machst, deine buddhistische Ruhe verlierst, wenn du einfach den Faden verlierst.

Funfact:

Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eine dieser Sachen passieren wird, ist groß. Du bist nur ein Mensch. 

Der kluge Clubspieler bereitet sich auf diese Phasen vor.

Eine andere Option:

Teile dir deine mentale Energie besser ein. 

Spiele und denke so, dass du bei den Big-Points geistig und körperlich frisch bist. Denn es bringt dir wenig, wenn du dein bestes Tennis bei 1:1 und 15:15 im ersten Satz spielst, dann aber bei 4:4 und 30:30 mental platt bist und nach Luft schnappst.

Wir halten fest:

  • Der zweite Satz ist wichtiger als der erste Satz
  • Baue dir einen langfristigen Matchplan, der auch Schwächephasen beinhaltet
  • Teile dir deine mentale Energie besser ein

Zum Schluss dieses Artikels gebe ich dir noch eine Checkliste mit.

Es ist die Liste, die ich während der Jahre für meine Schützlinge im Mentaltraining erstellt habe. Es sind Prinzipien, wenn du so willst. Diese Prinzipien leiten dich zu einer besseren Denk- und Spielweise.

Wichtig: 

Denke dabei für dich, aus deiner Sicht, mit deiner individuellen Spielweise.

Los geht`s.

#Bonus Checkliste: Wie jeder Clubspieler sein Tennis verbessern kann

  • Setze Sicherheit und Kontrolle in deinen Schlägen über einen spektakulären Winner
  • Du bist zwei Spieler: Ein Spieler im Training, ein Spieler im Match. Analysiere, was der Spieler aus dem Match von dem Spieler aus dem Training lernen kann
  • Training und Match sind zwei verschiedene Sportarten
  • Bestleistungen im Medenspiel kreiert man durch eine stoische Gelassenheit in Kombination mit taktischer Raffinesse
  • Du kannst besser spielen, als du dir zutraust
  • Erwartungen und Druck machst du dir selbst. Daher kannst du selbst auch daran arbeiten

Wie sieht es bei dir aus?

Wie bereitest du dich auf deine Medenspiele vor? Lass es mich in einem Kommentar unter diesem Artikel wissen.

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Jiri Lehecka: Biografie, Powertennis und unglaubliche Statistiken https://www.tennis-insider.de/blog/jiri-lehecka/ https://www.tennis-insider.de/blog/jiri-lehecka/#comments Fri, 24 Mar 2023 12:13:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/jiri-lehecka/ Weiterlesen

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"Kühn, was ist da los?"

Ich konnte nicht antworten, da ich gerade mit der Sauerstoffaufnahme beschäftigt war.

Mein Trainer sprach weiter:

"Wie oft haben wir darüber jetzt gesprochen?"

Er fuchtelte wild mit seinem Prince-Racket.

"Deine Beinarbeit ist eine 4-. Du bist einfach ein lauffauler Sack. Wie willst du schnell spielen, wenn sich deine Füße langsam bewegen?"

Was sagt uns das?

Jiri Lehecka ist definitiv schnell auf den Beinen.

Denn:

Der junge Tscheche spielt ein sagenhaftes Powertennis. Mehr Daten zu dieser Power gibt es im späteren Verlauf dieses Artikels.

Kurz zurück zum Intro:

Ich trainierte damals für ein recht großes Ranglistenturnier und lernte in einer einzigen Trainerstunde:

Du kannst nur so schnell spielen, wie du dich auch bewegen kannst.

Was uns ohne Netzroller direkt zu einem der Young-Guns führt. Wenn du mich fragst: 

Jiri Lehecka ist mindestens ein kommender Top-10-Spieler. 

Auch wenn dieser Artikel im späteren Verlauf viele seiner Schwächen thematisiert.

Bevor wir in die Tiefen des Powertennis und die Lehren für dich eintauchen, lernen wir den guten Jiri erstmal kennen.

Wer ist Jiri Lehecka?

Ich habe Lehecka das erste Mal bei einem Hallenturnier so richtig kennengelernt. Es war meine ich in Stockholm. Mir imponierte, wie cool er im Match blieb. Die ganzen Auf und ab`s eines Matches schienen ihm wenig auszumachen.

Er blieb stets emotional kontrolliert.

Mehr noch:

Selbst nach seinem für viele Zuschauer überraschenden Sieg gegen Grigor Dimitrov freute er sich nicht überschwänglich. Er flippte nicht aus vor Freude. Das ist eine hervorragende Eigenschaft, die jeden Spieler mental verbessern kann:

Sei weder zu euphorisch, noch zu negativ im Match.

Schauen wir uns die Fakten zur Person Jiri Lehecka an.

  • Herkunft: Tschechien
  • Geburtstdatum: 07.11.2001
  • Größe: 185 cm
  • Gewicht: 80 kg
  • Schlagarm: Rechts, beidhändige Rückhand
  • Profi seit: 2020 (verrückt, oder?)
  • Sein Coach: Michal Navratil
  • Racket: Wilson Six One 95, 349 Gramm

Seinen Instagram-Account findest du hier. Bei Twitter zwitschert er hier (beziehungsweise seine Marketing-Firma ;-) ).

Funfact:

Seine Eltern waren selbst professionelle Sportler (Mutter: Leichtathletin, Vater: Schwimmer). Jiri kommt also aus einer Wettkampf-Familie.

Eventuell verhält er sich deshalb so mental stark auf dem Platz. Die Herkunft sowie die Umgebung formen jeden Spieler. Das ist definitiv Fakt. Jiri Lehecka ist von klein auf mit Wettkämpfen groß geworden.

Ein kleiner Vorteil, wenn es um Bestleistungen unter Druck geht.

Wo steht Jiri Lehecka in der Weltrangliste?

Stand März 2023 steht Jiri Lehecka auf Rang 44 im Ranking. Seine Position war bisher Rang 37. Ich bin mir sicher, dass es noch viel weiter nach oben gehen wird.

Jiri Lehecka war die Nummer 10 der Jugend-Weltrangliste. Höher ging es für ihn damals nicht. Auf der Junioren-Tour spielte er übrigens bis 2019, ehe er sich dann für den Wechsel zu den Profis entschied.

Da kam er recht schnell durch, wie man feststellen kann.

Wir können festhalten:

Der Sprung von den Juniors zu den Profis ging rasant. Daher schlage ich vor, dass wir uns mal mit seiner Psyche beschäftigen.

Die (bis dato) besten Ergebnisse von Lehecka

Der gute Jiri spielte bis auf 2017 immer eine positive Matchbilanz:

  • 2017: 1:3
  • 2018: 8:6
  • 2019: 20:16
  • 2020: 29:16
  • 2021: 63:26
  • 2022: 42:32
  • 2023 (bis dato): 16:8

Darunter schlug er bereits gute Spieler wie:

  • Cameron Norrie
  • Felix Auger-Aliassime
  • Andrey Rublev
  • Lorenzo Musetti
  • Alexander Zverev
  • Grigor Dimitrov

Sein ganz klar bestes Ergebnis in seiner noch jungen Karriere:

Das Viertelfinale bei den Australian Open 2023.

Dort unterlag er Stefanos Tsitsipas mit 6-3, 7-6 (2), 6-4.

Bis 2020 spielte Jri Lehecka ausschließlich Future- und Challenger-Events. Wahnsinn, wie schnell er sich auf der ATP-Tour nach oben gespielt hat.

Welches Racket spielt Jiri Lehecka?

Lehecke spielt den Wilson Six One 95 18×20. Dieser ist wie der neue Wilson Blade lackiert. Der Schläger ist seiner Spielweise perfekt angepasst. Der Wilson Six One ist für Hardhitter, die ordentlich Dampf auf die Kugel bekommen wollen.

wilson six one

Das psychologische Profil von Jiri Lehecka

Der bisher größte Erfolg von Jiri Lehecka war definitiv bei den Australian Open 2023.

Er schlug Cam Norrie (gibt es einen Spieler, der noch langweiliger spielt?) und Felix Auger-Aliassime. Nach seinem Triumph gegen Norrie sagte Jiri beim On-Court-Interview:

"Ich habe gelernt, niemals aufzugeben. Tief in mir haben ich und mein Team immer an große Erfolge geglaubt."

Hier bekommen wir einen Einblick, wie echtes Selbstvertrauen auf dem Tennisplatz auszusehen hat. Klar, man kann Selbstvertrauen sehr einfach wie ein Schauspieler spielen. Man kann auf dem Platz so tun, als wäre man selbstbewusst.

Du gehst aufrecht, hältst Blickkontakt mit dem Gegner, klopfst dir auf die Brust nach einem Vorhand-Winner die Linie entlang, brüllst laut "Come on!" und guckst böse.

Aber die entscheidende Frage ist doch nicht, was du nach außen zeigst, sondern wie es tief in dir, in deiner Tennisspieler-Seele, ausschaut.

Ein paar Zeilen zuvor hatte ich geschrieben, dass Lehecka für sein Alter unglaublich cool und abgebrüht wirkt. Das ist also keinesfalls gespielt. Das können wir aus seiner Aussage entnehmen. 

Er wirkt nicht selbstbewusst. Jiri Lehecka ist selbstbewusst.

Dieses Innere spiegelt sein Tennis wider. Er ist das Gegenteil von einem Mondballspieler. Jiri traut sich was, wenn es um die Big-Points geht. Wir kommen im weiteren Verlauf dieses Artikels noch zu seiner Spielweise, seinen spielerischen Stärken sowie Schwächen.

Lass uns zunächst analysieren, was wir noch von Jiri über mental starkes Tennis lernen können.

Nach seinem Match gegen einen meiner persönlichen Lieblinge, Felix Auger-Aliassime, sagte Lehecka

"Der erste Satz war nicht so schlecht von meiner Seite. Danach habe ich nur noch versucht, mich auf meinen Return zu konzentrieren, weil er ziemlich gut aufgeschlagen hat, und ich habe versucht, eine Lösung zu finden, um besser zu returnieren. Das ist mir auch gelungen. Ich hatte das Gefühl, dass das Halten und die Konzentration auf meinen Aufschlag das Wichtigste sein wird. Im ersten Tiebreak habe ich viel besser gespielt. Im zweiten Tiebreak stand es 50:50. Ich habe einen unglaublichen Schlag gespielt, eine Vorhand die Linie runter, mit der er überhaupt nicht gerechnet hat. Das waren ein paar Momente, in denen ich großartiges Tennis gespielt habe und auch er hat mir mit ein paar Fehlern geholfen."

Du hast in deinen Matches zwei Optionen:

  1. du denkst problemorientiert
  2. du denkst lösungsorientiert

Wer meine Onlinekurse kennt, der kennt dieses mentale Spielchen.

Nehmen wir ein Match gegen einen apokalyptischen Mondballspieler als Beispiel. Du kannst dich über seine hohen Bälle aufregen. Du kannst seine Spielweise als Anti-Tennis bezeichnen, fluchen und hinterher jedem erzählen, der "konnte ja nix".

All das, lieber Tennisfreund, ist problemorientiertes Denken.

Du denkst nur über deine Probleme im Match nach. Stell dir mal vor, du würdest in deinem Job nur über deine Probleme nachdenken - nie über Lösungen. Wärst du dann erfolgreich in dem, was du tust? Ganz sicher nicht!

Exakt so läuft es auf dem Tennisplatz.

Du solltest in Lösungen, nicht in Problemen, denken. Jiri Lehecka sagte in diesem On-Court-Interview:

"Danach habe ich nur noch versucht, mich auf meinen Return zu konzentrieren, weil er ziemlich gut aufgeschlagen hat, und ich habe versucht, eine Lösung zu finden, um besser zu returnieren. Das ist mir auch gelungen. Ich hatte das Gefühl, dass das Halten und die Konzentration auf meinen Aufschlag das Wichtigste sein wird."

Das ist lösungsorientiertes Denken.

Lehecka dachte nicht an die brachialen Grundschläge von Felix. Er dachte auch nicht an das kaum zu breakende Serve des Kanadiers. Jiri dachte nur an die Dinge, die ihm zum Erfolg helfen könnten.

Mit Erfolg.

sampras neu

Welcher Spielertyp ist Jiri Lehecka?

Lehecka „modellierte“ sein Spiel nach Tomas Berdych.

Wenn man die beiden Spieler miteinander vergleicht, dann fällt dies recht schnell auf. Ein paar Videos auf YouTube verraten, dass ihre Spielanlage sehr ähnlich ist:

  • flach über das Netz
  • schnell über das Netz
  • weniger Spin
  • mehr Power
  • Attacke, nicht abwarten

Was sagt Tomas Berdych zu seinem tschechischen Thronfolger?

"Er ist sehr jung. Aber was ich gesehen habe, ist wirklich die Art und Weise, wie er sich auf dem Platz gibt sehr gut. Was ich mag, ist seine Fitness und sein starker Körper. Einige der jungen Spieler haben damit zu kämpfen.
Sie brauchen mehr Muskeln oder es fehlt ihnen an Kraft. Das ist definitiv nicht bei ihm der Fall, was mir gefällt."

Berdych hat recht.

Ein Jannik Sinner ist immer noch zu dürr. Ihm fehlt dadurch einfach diese wichtige Stabilität. Dazu marschiert der Südtiroler zwischen den Ballwechseln wie angeschossen über den Platz. Es ist für den Gegenüber nicht gerade beeindruckend, wenn der Gegner im dritten (oder fünften) Satz bei 4:4 ein Bein nach dem anderen hinter sich her schleift, um sich zum nächsten Punkt zu schleppen.

Das ist nicht nur ein körperlicher, sondern auch ein mentaler Nachteil.

Jiri Lehecka strotzt hingehen vor körperlicher Power. Er ist unglaublich fit und für einen jungen Tennisspieler muskulös. Weder ein Zverev, ein Auger-Aliassime noch ein Sinner sind auch nur im Ansatz so fit. 

Ein Alcaraz hat im körperlichen Bereich, trotz seiner jüngeren Jahre, ordentlich zugelegt.

Diese körperliche Power braucht Lehecka auch, um seine Art Tennis spielen zu können. Er ist ein Spieler, bei dem man in jedem Verein sagen würde:

Spiel dem bloß nicht auf die Vorhand!

Ein Berdych in jung, mit einer starken Mentalität.

Welche Stärken besitzt das Spiel von Jiri Lehecka?

Hast du Lust auf ein paar Zahlen?

Cool, dann lass uns mal schauen.

Laut den Statistiken von Tennis Data Innovations und TennisViz hat Jiri Lehecka bereits eine der stärksten, giftigsten Vorhände der Welt. 

Leheckas durchschnittliche Vorhandgeschwindigkeit liegt bei 79,2 Meilen pro Stunde, mit einer durchschnittlichen Spinrate von 2.992 Umdrehungen pro Minute. 

Das ist eine beängstigende Kombination aus Geschwindigkeit und Spin.

Wie gesagt, Jiri ist einer, dem man nicht auf die Vorhand spielen sollte.

Damit liegt Lehecka in der gleichen Größenordnung wie die bekannten Hardhitter Felix Auger-Aliassime (78,4 Meilen pro Stunde und 3.178 Umdrehungen pro Minute), Andrey Rublev (78,2 Meilen pro Stunde und 2.917 Umdrehungen pro Minute) und Jannik Sinner (77,8 Meilen pro Stunde und 2.901 Umdrehungen pro Minute). 

Er liegt sogar darüber.

Der ATP-Tour-Durchschnitt für Vorhandgeschwindigkeit und Spin liegt bei 75,1 Meilen pro Stunde bzw. 2.713 Umdrehungen pro Minute.

Eine solche Vorhand spielt Lehecka beim T-Feld-Tennis ;-)

Hier nochmal die Vorhand-Rangliste:

  1. Jiri Lehecka
  2. Felix Auger-Aliassime
  3. Andrey Rublev
  4. Jannik Sinner

Ich dachte bisher immer, dass Rublev das Hardhitting-Monster sei.

Tennis Data Innovations und TennisViz erstellen auch eine Metrik namens "Shot Quality".

Diese misst Geschwindigkeit, Spin, Tiefe und Weite. 

Dazu wird die Auswirkung des Schlages auf den Gegner analysiert. 

Leheckas 52-Wochen-Durchschnitt dieser Metrik auf der Vorhandseite liegt bei 8, und in den letzten 10 Matches hat er sich auf 8,3 verbessert. Im vergangenen Jahr lag seine Schlagqualität im gleichen Bereich wie die von Auger-Aliassime (8,1), Rublev (7,9) und Sinner (7,9). 

Der Tour-Durchschnitt liegt bei 7,2.

Woher kam diese Verbesserung?

Lehecka experimentierte mit verschiedenen Schläger- und Saiten-Setups, um seine Schläge besser kontrollieren zu können. Sein Trainer, Navratil, sagte dazu:

"Er hatte ein großes Problem mit der Saite. Er war in der Lage, die Saite in 10, 15 Minuten zu zerstören."

Lehecka hat seine Schläger zunehmend härter bespannen lassen, um seine brutalen Schläge mehr zügeln zu können:

"Es ist schon komisch. Letztes Jahr war etwas ganz Besonderes. Er hat letztes Jahr in Australien 35/33 bespannt. Am Anfang war er wirklich ein Biest mit so viel Kraft. Aber schließlich hat er es geschafft, sie zu kontrollieren und alles. Trotzdem denke ich, dass er nicht mit dem vollen Prozentsatz seiner Power spielen kann, weil ich denke, dass es auf dieser Welt keine Schläger gibt, die er voll ausreizen und gleichzeitig kontrollieren kann."

Was uns zum Punkt bringt:

Die größte Stärke im Spiel von Jiri Lehecka ist seine Power, die kein Schläger auf diesem Planeten zähmen kann. 

Wenn man seinem Trainer glaubt, dann hat Lehecka zu viel Power. Dazu passt die Einschätzung von Tomas Berdych. Er sagte ja, dass Lehecka ein Fitness-Biest sei.

Ich habe viele Matches von Jiri Lehecka analysiert. Dabei habe ich einige Stärken entschlüsselt, die gleichzeitig aber auch zu seinen Schwächen führen. 

Mehr dazu später.

Wir bleiben zunächst bei seinen Stärken.

Was mir sehr gut bei ihm gefällt, ist das Nachrücken ans Netz. Lehecka sucht bewusst den Weg nach vorn. Er nutzt sein Powertennis als Sprungbrett ans Netz. Er kann mit Vor- und Rückhand Gas geben. Vor allem seine Netzangriffe, die er mit seiner Rückhand einleitet, kommen für den Gegner oft überraschend. Dazu nimmt er die Kugel mit seiner beidhändigen Rückhand im Feld stehend, massakriert die Filzkugel, und geht dann diesem Schlag nach.

Sehr gern spielt er diese Rückhand cross:

lehecka rueckhand angriff

Der grüne Pfeil zeigt den Weg ans Netz, den Lehecka nach seiner Rückhand einschlägt.

Er kann auch auf langsamere Schläge des Gegners ein Irrsinns-Tempo entfachen. Das ist eine Qualität, die nicht viele Spieler haben. 

Er kann nicht nur einfach das Tempo des Gegners mitgehen. Lehecka kann selbst Tempo forcieren. Und zwar unglaubliches Tempo.

Passend zu seinem Powertennis steht Lehecka natürlich wo in den Ballwechseln? Klar, sehr nah an der Grundlinie. Ich habe analysiert, dass er bereits nach seinem Aufschlag entweder auf oder kurz hinter der Grundlinie positioniert bleibt. Er verschiebt seine Position nicht nach hinten. Er will, vermutlich auch aus seinem Unterbewusstsein gesteuert, direkt Tempo machen, den Gegner maximal unter Druck setzen.

Nach dem Motto:

"Mein Freund, du sollst keine Zeit zum ausholen haben!"

Wir finden Jiri Lehecka daher oft hier in den Ballwechseln:

jiri lehecka grundlinie

Diese grundlegende Position von ihm führt uns zu seiner größten Waffe im Spiel. Diese Waffe ist eine Kombination aus seiner Psyche, seiner Mentalität, sowie seiner Power.

Wenn es läuft und Jiri viele gute Winner geschlagen hat, dann gibt es kaum noch ein Halten. Ich habe dies in einigen Matches beobachten können. Er ist selbstsicher, ohne arrogant zu sein. Jiri weiß ziemlich genau, was er spielen kann. Und wenn das dann richtig gut funktioniert, dann kommt bei ihm ziemlich viel zusammen:

  • viele Winner
  • weniger Fehler
  • sehr viele, gute Netzangriffe
  • bessere Quote beim ersten Aufschlag
  • maximales Vertrauen in sein Powertennis

Mein Eindruck war, dass sich dieses Selbstvertrauen dann in verschiedenen Facetten in seinem Spiel zeigt. Er sucht noch häufiger den Weg nach vorn.

Und:

Er returniert aggressiver.

Meiner Meinung nach steht er beim ersten Aufschlag des Gegners etwas zu weit hinten. Es kann sein, dass ich nur die falschen Matches gesehen habe. Es kann aber auch sein, dass er diese Position wählt, wenn er sich nicht ganz so selbstbewusst auf dem Court fühlt. Man müsste ihn mal fragen.

Auf jeden Fall steht er beim zweiten Serve des Gegners viel näher an der Linie. Etwas, was sich Daniil Medvedev mal von ihm abschauen sollte. Der steht ja stets im Publikum bei Aufschlag des Gegners.

Spürt Lehecka dieses natürliche Selbstvertrauen, dann finden wir ihn beim Return auf den zweiten Aufschlag gerne hier:

jiri lehecka return

Sein Spiel ist auf eine Sache ausgelegt:

Maximale Power, maximaler Druck auf den Gegner. Im besten Falle soll der Gegner so wenig Schläge wie möglich spielen. Lehecka will nicht beschäftigt werden (so wie ein Daniil Medvedev zum Beispiel), er will beschäftigen. Dazu nutzt er seine unbändige Power und seine Netzangriffe.

Wie bereits geschrieben:

Ich bin großer Fan seines Netzspiels. Er spielt einen besseren Volley als ein Tsitsipas. Wäre ich Trainer von Jiri Lehecka, so würde ich das Abdecken des Netzes, die Bewegungsrouten am Netz selbst, weiter ausbauen und verbessern.

Falls du dich fragst, warum ich bisher noch kein Wort zu seinem Aufschlag verloren habe, so kann ich dich beruhigen. Ich bin kritisch. Und daher habe ich seinen Aufschlag zu den Schwächen gepackt.

Warum?

Das kannst du jetzt herausfinden:

Welche Schwäche(n) hat Lehecka?

Bereits in der Analyse zu Brandon Nakashima schrieb ich, dass die Young-Guns ein wenig hirnlos spielen. Sie können die Kugel unglaublich hart schlagen. Sie sind alle fit. Aber es fehlt der Spielwitz, das Überraschende in ihrem Spiel.

Carlos Alcaraz besitzt seine Stoppbälle, seine Kreativität, seine Netzangriffe.

Aber was besitzt ein Jannik Sinner? 

Oder eben ein Jiri Lehecka?

Ja klar, Lehecka hat bereits jetzt dieses tolle Netzspiel. Das ist ein sehr guter Anfang. Aber mir fehlt da die Würze, der Pfiff - dieses geistreiche. Sein Aufschlag ist dafür das beste Beispiel. Das ist ein Brett, klar. Seine Technik ist, wie ich finde, schon sehr ausgereift. Aber warum verdammtnochmal serviert er nicht mal mit Witz?

Seine meisten Aufschläge folgen einem Muster, bei dem ich während meiner Analysen fast eingenickt wäre:

lehecka serve

Die Richtung seiner Aufschläge ist eintönig. 

Nicht nur, dass er kaum variantenreich serviert. Er serviert auch sehr oft immer gleich. Die Topspieler mit einem starken Return haben dieses gähnend langweilige Muster innerhalb von drei Aufschlagspielen durchschaut. Ein Djokovic wird die Aufschläge von Lehecka problemlos lang vor die Füße returnieren.

Nicht, weil der Aufschlag von Jiri Lehecka schlecht ist.

Ich finde, er hat einen harten, technisch sauberen Aufschlag. Aber er macht viel zu wenig aus den Möglichkeiten, die er ja eindeutig besitzt. So, als würde er auf einer Truhe voll Gold sitzen. Er weiß nur nicht, dass in dieser Truhe unter seinem Po alles voll Gold ist.

Dabei könnte er vom Aufschlag weg hervorragend die Punkte so strukturieren, dass er sein Powertennis perfekt einsetzen kann. Eine simple Slice-Aufschlag-Vorhand-Kombi wäre da ein wirklich gutes Mittel:

jiri lehecka aufschlag kombi

Ja klar, das ist ein simpler Spielzug.

Aufschlag nach außen, kürzerer Return, Attacke mit der Vorhand.

Aber man muss die spielerischen Waffen für diesen Spielzug haben. Und Jiri Lehecka hat all diese Optionen. Er besitzt einen starken Aufschlag und die laut Zahlen mächtigste Vorhand der Welt.

Die Preisfrage, die wir uns daher stellen, lautet:

Warum spielt Lehecka diese Kombi nicht viel öfters? Warum serviert er viel zu oft stur nur knallhart auf Mann? Ich weiß es leider nicht.

Mir sind noch ein paar andere Schwächen aufgefallen. Alles, Dinge, die eventuell auch auf dein Spiel zutreffen. Nur auf einem etwas anderen Niveau ;-)

Punkt 1:

Wenn es bei Lehecka nicht gut läuft, dann ist die Streuung in seinen Schlägen enorm. Ihm unterlaufen dann vor allem viele Fehler, wenn er mittig angespielt wird. Ihm fehlen dann die Winkel für seine Schläge. Wird er mittig angespielt und sein Selbstvertrauen ist nicht On-Point, dann verschlägt er viele Bälle nach hinten ins Aus.

Punkt 2:

Aus der Defensive heraus will er zu viel. In meinen Analysen sah ich immer wieder ein wiederkehrendes Muster.

Hier ein Screenshot aus den Analysen:

lehecka analyse screenshot

Wenn der Gegner Lehecka bewegt bekommt, und wenn Lehecka mehr reagieren muss als agieren kann, dann will er aus der Defensive auf den Winner gehen.

Das macht, rein taktisch gesehen, fast nie Sinn.

Hier mal ein Beispiel:

jiri lehecka defensive

Er will aus einer tiefen Defensive heraus Winner schlagen. Vermutlich, weil er verzweifelt ist? Ich weiß es nicht. Dieses taktische Verhalten führt dazu, dass er aus einer Mühle des Gegners nur selten heraus findet.

Ergo:

Wird Jiri Lehecka in die Defensive gedrängt, dann steht er nackig auf dem Platz ;-) Seine Stärken, die Power, kann er nicht mehr einsetzen. In manchen Phasen habe ich dieses Phänomen bereits gesehen, wenn er vom Gegner bewegt wurde.

Was meine ich damit genau?

Wenn Lehecka drei, vier Bälle in Serie aus dem Lauf heraus spielen musste, dann ging seine Fehlerquote automatisch weiter nach oben. Was uns zum nächsten Punkt, der nächsten Schwäche in seinem Spiel führt.

Es gibt den Berrettini-Komplex.

Dieser tritt dann auf, wenn ein Spieler mit unglaublichen harten Schlägen und Power-Tennis in den entscheidenden Spielsituationen den Fehler statt dem Winner schlägt. Ich mein, man könnte ja auch einfach mal nur reinspielen und den Kopf einschalten.

Berrettini ist darin absolute Weltklasse. 

Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum er nie ein Grand-Slam-Turnier gewinnen wird.

Bei Lehecka sehe ich Ähnlichkeiten.

Seine Fehlerquote ist einfach noch zu hoch. Er muss seine Power besser dosieren. Er muss sein Powertennis mit Witz, Charme und Köpfchen würzen.

Was kannst du von Jiri Lehecka lernen?

Ich denke, du kannst eine Menge von Jiri Lehecka lernen.

Ganz gleich, ob du ein LK-1er bist oder noch Anfänger.

Echte Powertennis benötigt körperliche Fitness. Immer und immer wieder, in jedem Ballwechsel voll auf die Kugel draufzugehen, schlaucht. Selbstverständlich sollst du immer mit Schwung Tennis spielen - nicht mit Kraft. Dennoch ist dieser Spielstil anstrengend.

Wir haben im Verlauf des Artikels aber auch über die Fehlerquote gesprochen. Wenn du echtes Powertennis zeigen willst, dann halte deine Fehlerquote im Auge. Richte deine Power im besten Falle immer an deinem Selbstvertrauen im Match aus.

Merke:

Es ist ganz natürlich, dass sich dein Vertrauen in deine spielerischen Fähigkeiten im Match verändert. Mal spürst du die Kugel besser im match, mal schlechter. Das ist normal. Wichtig ist hier, und das haben wir auch von Jiri Lehecka lernen können:

Sei weder zu euphorisch, noch zu negativ auf dem Court.

Für mich, als Mentaltrainer, ist dies eine tolle Qualität in seinem Spiel. Sein Tennis-Charakter ist sehr sehr stark. Und hier kannst du dir auch einige Dinge von ihm abschauen.

Wie zum Beispiel:

  • Zeige deinem Gegner nicht, wie du dich innerlich fühlst
  • Fokussiere dich auf das, was in deinem Einflussbereich liegt (saubere Schläge, gut bewegen, Ballwechsel planen und strukturieren) und fokussiere dich nie auf den möglichen Ausgang eines Matches
  • strebe nach einem ruhigen, kontrollierten und zielstrebigen Art und Weise auf dem Platz
  • nutze Open-Eye-Meditationen während deiner Seitenwechsel
  • setze dir als Ziel deine innere Balance zu halten, damit die spielerische Balance in den Ballwechseln folgen kann

Ich wünsche dir viel Spaß und erfolg auf dem Platz!

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Brandon Nakashima: Herkunft, Coach und Biografie https://www.tennis-insider.de/blog/brandon-nakashima/ https://www.tennis-insider.de/blog/brandon-nakashima/#comments Fri, 10 Mar 2023 09:09:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/brandon-nakashima/ Weiterlesen

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Du suchst alle wichtigen Informationen zu Brandon Nakashima?

In diesem Artikel erfährst du alles zu seinem Ranking, seiner Herkunft, seinem Coach und natürlich zu seiner Spielweise.

Dazu gibt es Tipps und Tricks für dein Spiel. Du lernst, was du dir von Brandon für dein Spiel abschauen kannst.

Lass uns zunächst schauen, wie der Weg von Brandon Nakashima verlief, bevor er Champion bei den NextGen-Finals wurde.

Bist du dabei? Cool!

Wer ist Brandon Nakashima?

Alle Infos zur Person:

  • Rechtshänder, beidhändige Rückhand
  • Geburtsdatum: 02.08.2001, Brandon stammt aus Kalifornien
  • er ist 188 cm groß
  • Brandon wiegt 84 kg
  • Profi seit 2019, dazu gleich noch ein paar interessante Fakten mehr
  • Trainer derzeit (Stand März 2023): Franco Davin und Eduardo Infantino
  • zieht das Bein beim Aufschlag nicht nach ;-)
  • ist der Sohn von Wesley Nakashima und Christina Nakashima
  • Brandon hat einen jüngeren Bruder: Bryce

Kurzer Einschub:

Franco Davin ist alles andere als ein unerfahrener Trainer. Er coachte und betreute bereits Leute wie Grigor Dimitrov, Juan Martin del Potro, Fabio "ich spiele, wenn ich Lust habe" Fognini, Gaston Gaudio und zum Beispiel Kyle Edmund.

Zurück zu Brandon Nakashima.

Er begann Tennis schon mit drei Jahren. 

Vermutlich saß er auf der T-Linie und spielte seine Vorhände im Sitzen ;-)

Derzeit ist Brandon der jüngste Amerikaner unter den Top 50 im Ranking. Er ist ein ruhiger Charakter mit buddhistischem Gemüt, der aber sehr selbstbewusst ist. Brandon weiß, was er kann. Er wirkt auf mich sehr selbstsicher auf dem Court. Wir werden uns gleich auch sein psychologisches Profil anschauen.

Sein Lieblingsbelag ist ganz klar der Hardcourt. Auch Rasen liegt ihm und seiner Spielweise. Asche mag er hingegen eher weniger. 

Das mag an seinem recht glatten Spielstil liegen. 

Mehr dazu später.

sampras neu

Nakashima absolvierte von 2017 bis 2019 eine erfolgreiche Juniorenkarriere. Brandon spielte unglaublich erfolgreich College-Tennis und zeigte bereits dort, dass sein Weg in die großen Stadien dieser Tenniswelt führen sollte.

Hier ein paar interessante Fakten, Storys und Ergebnisse aus seiner College-Zeit:

Sommer 2019:

  • Qualifizierte sich weiterhin für Juniorenturniere im Sommer 2019 und rückte in der Juniorenweltrangliste auf Platz 4 vor.
  • Erreichte das Halbfinale im Einzel bei den USTA Boys 18s National Championships und gewann das Spiel um Platz drei. Brandon wurde dazu Zweiter im Doppel
  • Erreichte das Halbfinale der Junior US Open im Einzel und das Viertelfinale im Doppel
  • Er erreichte das Achtelfinale im Einzel und das Viertelfinale im Doppel bei den Junior Wimbledon Championships und die dritte Runde im Einzel bei den Junior French Open

2018-19:

  • ACC "Freshman of the Year". Brandon war erst der sechste Spieler in der Geschichte dieses Programms, dem diese Ehre zuteil wurde
  • All-ACC First Team, der einzige Neuling im ersten Team
  • ITA Atlantic Region Rookie des Jahres
  • Beendete das Jahr mit einer 17-5-Bilanz im Einzel, einschließlich eines 3-0-Sieges bei der NCAA-Meisterschaft
  • Im Doppel erzielte er eine Bilanz von 20:3, wobei er 19 dieser Spiele zusammen mit Henrik Wiersholm gewann. Das Tandem gewann alle vier Doppelspiele im NCAA-Team-Turnier
  • Beendete die Saison mit einer 8-0-Bilanz im Doppel in ACC-Spielen
  • Gab sein Debüt auf dem College, indem er William & Marys Finbar Talcott mit 6-0, 6-3 auf besiegte
  • ACC-Spieler der Woche (12. Februar), nachdem er eine wichtige Rolle beim 5:2-Sieg der Cavaliers über das topgesetzte Wake Forest gespielt hatte, indem er die Nr. 21 Bar Botzer in zwei Sätzen besiegte. Am selben Wochenende besiegte er auch Derek Austin vom Boston College auf dem ersten Platz und fügte Austin mit 6:3, 6:2 seine erste Niederlage in der Saison zu
  • ACC-Einzel- und -Doppelspieler der Woche nach Einzelsiegen gegen North Carolina. Er und Wiersholm besiegten das an Nummer 28 gesetzte Duo von UNC und verhalfen der UVA damit zum entscheidenden Doppelpunktgewinn gegen die Tar Heels
  • Beendete die High School ein Semester früher, um sich im Januar in Virginia einzuschreiben
  • Qualifizierte sich (aufgrund seines Alters) dennoch für Juniorenturniere im Sommer 2019 und wurde als Nummer 4 der Junioren weltweit eingestuft. Erreichte die dritte Runde bei den Junioren French Open

Weitere Hintergrundfakten:

  • Brandon besiegte den Weltranglistenersten der Junioren Chun Hsin Tseng und gewann die ITF Junior Masters Boys' Singles Championship 2018 in Chengdu, China
  • er nahm 2018 an drei Junior-Grand-Slam-Turnieren teil und erreichte bei den Junioren US Open und den French Open das Viertelfinale im Einzel und beim Junioren Wimbledon das Viertelfinale im Doppel
  • Zum Warm Up für Wimbledon gewann er den Einzeltitel beim Junior International Roehampton Turnier 2018
  • Brandon gewann den Einzeltitel bei den International Spring Championships in Carson, Kalifornien, im April 2018
  • Vizemeister bei den Nationalen Meisterschaften der Jungen 18 im Einzel in Kalamazoo, Mich.
brandon nakashima

Okay, wir wissen jetzt:

Brandon trifft die Kugel recht sauber. 

Er hat auf jeden Fall direkt Gas gegeben. Bereits als sehr junger Spieler hat er viel Wettkampf-Tennis bestritten. Das entnehme ich zumindest aus den Fakten, die wir gerade durchgegangen sind.

Das ist etwas, was auch für dich als Clubspieler gilt:

Spiele so viele Turniere, so viel Wettkampf (selbst wenn es nur das Schleifchen-Turnier zur Saisoneröffnung ist) wie geht. Nur wenn du dich immer und immer wieder in das Turnier-getümmel stürzt, wirst du ein besserer Spieler unter Druck.

Der Weg von Brandon Nakashima zeigt das sehr gut.

Als Trainer für mentale Fähigkeiten im Tennis darf ein Aspekt in diesem Artikel natürlich nicht fehlen:

Wie sieht das psychologische Profil von Brandon Nakashima aus?

Er ist sich vollkommen bewusst darüber, wie viel Arbeit, Opfer und Rückschläge mit einer erfolgreichen Tenniskarriere verbunden sind.

Dementsprechend besitzt er eine unheimlich starke intrinsische Motivation. Er spielt nicht für Geld und Ruhm. Er spielt dafür sein Potential und sich auf dem Tennisplatz zu verwirklichen. Das ist immer der beesere Antrieb.

Brandon bezeichnet sich selbst als schüchtern und introvertiert.

Diese Eigenschaften können beim Tennis aber ziemlich große Vorteile mit sich bringen. Schüchterne Menschen wägen oft Risiken durchdacht ab. Sie können sehr gut analytisch denken. Dafür fehlt ihnen aber in gewissen Situationen der echte Biss, der entscheidende Killerinstinkt.

Brandon wirkt auf mich so, als wenn er im Match seine Gedanken und Emotionen schon ganz gut unter Kontrolle hat. Ich traue ihm ein sehr starkes analytisches Denken zu. Diese Fähigkeit hat er vielleicht noch nicht vollständig entwickelt. Ich könnte ihn mir in Zukunft als einen hervorragenden Strategen vorstellen.

Einer, der sich jederzeit dem Matchverlauf und der Spielweise des Gegners anpassen kann.

Das ist eine Sache, die duch auch als Clubspieler trainieren solltest.

Du spielst immer besser, wenn du das Spiel, den Matchverlauf und die Spielweise des Gegners lesen kannst. 

Brandon spielte früh viele Wettkämpfe. 

Er hat dadurch früh gelernt Niederlagen zu erfahren und aus diesen seine Lehren zu ziehen. Diese Fähigkeit ist eine der entscheidenden, wenn es um gutes und erfolgreiches Turniertennis geht.

Das gilt nicht nur für jüngere Spieler, übrigens ;-)

Ich schätze Brandon so ein, dass er jeden Tag ein Stück besser werden will. Er wird an seiner Technik, seiner Taktik sowie seiner Einstellung feilen.

Deine Einstellung ist DAS Werkzeug für dich als Tennisspieler. Beinahe jeder Erfolg oder Misserfolg lässt sich im Tennis auf die Einstellung des Spielers zurückführen.

Eben eine sehr gute Einstellung präsentierte Brandon Nakashima bei den Next-Gen-Finals 2022. Er spielte im Finale gegen den unglaublich starken Jiri Lehecka. Wir kommen gleich noch zu den spielerischen und taktischen Finessen dieser beiden Jungs.

Brandon blieb in diesem Finale für einen so jungen Spieler ungewöhnlich cool. Er konnte das Finale voll annehmen. Er war konzentriert, fokussiert und spielte "im Jetzt".

Was ist der Unterschied zwischen Konzentration und Fokus?

Dein Fokus ist dein Gedankenkonstrukt auf ein Ergebnis. Zum Beispiel: Den nächsten Punkt gewinnen. Oder den Breakball abwehren. Oder dein Aufschlagspiel bei 5:3 souverän nach Hause servieren.

Konzentration ist die Fähigkeit, die dich dann zu deinen fokussierten Zielen führt.

Brandon Nakashima setzte dieses mentale Spielchen herausragend in diesem Finale gegen einen spielstarken Gegner um.

Nakashima zu den NextGen-Finals:

"Bei diesen kürzeren Sätzen kann es in beide Richtungen gehen. Wenn man ein Break verliert, geht es mit dem nächsten Satz weiter. Das nimmt einem das Element, zu versuchen zurückzukommen, wenn man zurückliegt, weil es so schwierig ist. Es war eine gute Erfahrung für mich, in diesem Format zu gewinnen. Ich persönlich bevorzuge bei Turnieren das normale Wertungsformat, aber es ist ein gutes Konzept, es bei den Next Gen Finals auszuprobieren. Die kürzeren Sätze sind unterhaltsamer für die Fans."
mcenroe

Welcher Spielertyp ist Brandon Nakashima?

Das Spiel von Nakashima zeichnet sich durch einen Baustein aus:

Konstanz.

Aber nicht unbedingt auf eine Weise, wie du jetzt vermutest.

Lass uns etwas genauer hinschauen.

Ich hatte vor einiger Zeit einen ganzen Artikel für Tennisnet über die Disziplin in den Ballwechseln geschrieben. 

Brandon lebt diese Disziplin

Er ist aber kein Spieler, der langweilig und eintönig spielt. Das ist nochmal ein Unterschied. Ich finde, er hat bereits einen gewissen Spielwitz in seinem Spiel. Er kennt die Winkel auf dem Court, in den Ballwechseln. Er variiert seine Schläge in einem laufenden Ballwechsel. 

Brandon spielt mit Köpfchen.

Im Herrentennis haben viele Spieler unfassbar harte Schläge. Sie können den Ball mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit einen Millimeter über die Netzkante prügeln. 

Es fehlt bei vielen aber an der Spielintelligenz - wie ich finde. 

Nur wenige junge Spieler können wirklich ihr Spiel im Laufe eines Matches anpassen. Sie haben kaum einen Blick für den Gegner und wie dieser spielt, welche Stärken und Schwächen er hat. Klar, ihre Grundschläge sind mächtig und ihre körperliche Fitness würde David Goggins vor Neid erblassen lassen. 

Dieser konkrete Spielwitz aber, der fehlt mir ein bisschen.

Kommen wir zurück zum Thema.

Brandon Nakashima gibt dem Gegner Aufgaben.

Was sind Aufgaben für den Gegner?

Er muss Probleme lösen. Ein Mondballspieler ist da das beste Beispiel. Er löffelt dir den Ball gandenlos hoch auf deine Rückhand, kurz vor die Grundlinie, 120 Minuten lang. Damit stellt er dir die Frage:

"Hier, hoch und lang - kannste den?"

Du musst dann dieses Problem, in diesem Falle die hohen Mondbälle, mit deinen spielerischen (und mentalen) Fähigkeiten lösen. Keine einfache Geschichte.

Brandon Nakashima ist aber ganz sicher kein Mondballspieler. Er spielt, flach, gerade und hart über das Netz. Somit ist er eher das komplette Gegenteil eines Bringers.

Brandon sagt mit seinem Spiel zum Gegner:

"Hier, ich spiele wie ein Uhrwerk lang, sicher und kann Tempo machen. Du musst jetzt Lösungen finden. Spiele schneller, spiele genauer oder komm ans Netz. Ich werde meinen Stil weiter spielen und dir keine Ruhe geben!"

Nakashimas Schläge sind schnörkellos. Er spielt die beidhändige Rückhand sowie seine Vorhand mit wenig Spin. Das kann ein Grund dafür sein, warum er auf Sand seine bis dato schlechtesten Ergebnisse gespielt hat. Auf Hardcourt und auch auf Rasen hingegen sind seine Schläge effektiver.

Warum ist sein flaches, gerades und schnörkelloses Spiel auf Sand nicht so effektiv?

Der Sandplatz bremst harte, mit wenig Spin gespielte Schläge immer etwas aus. Das Tempo wird nicht so gut angenommen. Wer mit mehr Spin spielt, der gibt dem Sandplatz die Chance diesen Spin ab dem Aufsprung in Tempo zu verwandeln.

Übrigens spielen viele junge Amis, wie beispielsweise auch Taylor Fritz, auf Sand schwächer als auf Hardcourt.

Welche Stärke zeichnet das Spiel von Brandon Nakashima aus?

Das Finale bei den NextGen-Finals im Jahre 2022 gegen Jiri Lehecka hat Brandon in absoluter Topform gezeigt.

Er konnte das unglaubliche Tempo von Lehecka problemlos mitgehen. Brandon besitzt eine enorme Stabilität im Schlag. Egal wie schnell und lang Lehecka spielte, Nakashima spielte die Kugel fehlerfrei zurück.

Was genau meine ich mit fehlerfrei?

Brandon Nakashima nahm das Tempo der Lehecka-Geschosse mit, kontrollierte die Kugel auf seiner Bespannung und spielte gnadenlos konstant, kurz vor die Grundlinie.

Es steht für mich außer Frage, dass Nakashima noch großes Potential nach oben hat. Er ist noch lange nicht voll ausgereift als Spieler. Seine größte Stärke, zumindest nach meiner bescheidenen Meinung, ist die Kontrolle des gegnerischen Spiels. Er kann hervorragend auf das, was der Gegner spielt, reagieren. Wenn man Brandon Tempo gibt, dann nutzt er dieses Tempo. 

Wenn du ihm Spin gibst, dann bekommt er diesen auf dem Racket kontrolliert.

Er kann dazu im Grunde jeden Schlag:

  • Longline
  • Cross
  • Winkel
  • Kurz-Cross

Eine weitere Stärke, ich hatte sie etwas weiter oben angesprochen, ist die Ruhe am Ball und die dadurch gewonnene Konstanz innerhalb eines Ballwechsels. Damit meine ich jetzt nicht die Konstanz auf Matchdauer gesehen. Das ist nochmal etwas ganz anderes. Seine Konstanz innerhalb eines Ballwechsels war die entscheidende Fähigkeit im Match gegen Lehecka.

Je länger die Ballwechsel gingen, desto eher war Brandon der Sieger dieser Ballwechsel.

Was uns direkt zu seinen Schwächen führt.

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Welche Schwäche(n) besitzt das Spiel von Brandon Nakashima?

Hast du zuletzt das Spiel vom BVB gegen Chelsea gesehen?

Ich spreche vom Rückspiel an der Stamford Bridge.

Dem BVB mangelte es an Killerinstikt. Es zog sich eine nicht greifbare Lethargie durch die Leistung der gesamten Mannschaft. Mit Ausnahme von Marius Wolf auf der rechten Außenbahn.

Der BVB spielte einfach nicht zwingend.

Ähnlich kommt es mir oft bei Brandon Nakashima vor. Er spielt gut, er hat alles drauf, er besitzt sehr viel Potential in seinen spielerischen sowie mentalen Fähigkeiten. Aber irgendwie fehlt der letzte Killerschlag. 

Das zwingende Element ins einem gesamten Spiel.

Dadurch, dass er keinen echten Killerschlag besitzt, kann er seine Gegner oft nicht genug unter Druck setzen. Vor allem unter mentalen Druck. Stell dir vor du spielst gegen Alcaraz und es steht 4:4 und 30:30 im ersten Satz. Dann stehst du an der Grundlinie und weißt ganz genau, dass jeder zu kurze Ball von dir einen Winner für Carlos bedeutet.

Das ist mentale Kriegsführung durch spielerische Waffen.

Dieses Element fehlt Brandon, zumindest bis dato, noch in seinem Spiel. In seinem Matchplan. Ich könnte jetzt nicht sagen Brandon besitzt eine schwache Rückhand oder eine schwache Vorhand. Gut, beim Aufschlag kann er noch was rausholen. Es ist mehr seine Aura auf dem Platz, die ihm bisher noch nicht den ganz ganz großen Durchbruch ermöglicht hat.

Ähnliches gilt übrigens für Felix Auger-Aliassime.

Ich möchte hier mal das Lehecka-Match als Beispiel nehmen.

Nakashima war der in den Ballwechseln disziplinierte Spieler. Er schaffte es den Ball von Schlag zu Schlag nicht noch schneller zu spielen. Er blieb ruhiger an der Kugel.

Lehecka überdrehte dann irgendwann. In den entscheidenden Momenten gewann - wie so oft - der Spieler mit mehr Sicherheit im Schlag.

Aber was passiert, wenn sich ein Spielertyp wie Jiri Lehecka entwickelt und lernt die Ballwechsel mit seinem Powertennis abgeklärt zu Ende zu spielen? Wie verläuft so ein Match, wenn ein Lehecka cooler an der Kugel bleibt und im passenden Moment vielleicht mal ans Netz kommt? 

Dann wird Nakashima diese Matches wahrscheinlich verlieren.

Da fehlen dem guten Brandon eben diese so wichtigen Waffen in seinem Spiel. Sollte er diese aber in sein Spiel integrieren, dann wird er ein noch viel gefährlicherer Spielertyp für viele derzeit noch besser platzierte Spieler werden.

Welche Waffen könnten das sein?

  • Ultra-aggressive Vorhand aus dem Halbfeld, beziehungsweise auf kürzere Bälle des Gegners
  • mehr Winkelspiel, noch mehr Spielwitz. Er besitzt definitiv die Fähigkeiten dazu. Er würde sich damit noch mehr von dem Einheits-Klopper-Brei der anderen Spieler abheben
  • Chip n Charge - und weitere Netzangriffe

Wenn dir weitere mögliche Stärken einfallen, dann schreib sie mir bitte in die Kommentare unter diesem Artikel.

Okay, schauen wir uns an, was für dich drin ist.

Was kannst du von Brandon Nakashima für dein Spiel lernen?

Wir hatten in diesem Artikel an mehreren Stellen darüber gesprochen:

Disziplin im Ballwechsel.

Die Fähigkeit, den Ball des Gegners eben nicht schneller spielen zu wollen, als der Gegner ihn spielt. Das ist eine Fähigkeit, die vielen Clubspielern fehlt. Die aber viele Clubspieler quasi "über Nacht" zu besseren Spielern machen würde.

Warum?

Dir fehlt es im Match an Selbstvertrauen. Selbstvertrauen baust du nur durch sogenannte Mini-Erfolgserlebnisse auf. Mini-Erfolgserlebnisse sind unter anderem fünf bis sieben gelungene Schläge zwischen T- und Grundlinie. Mit anderen Worten: Kontrollierte Sicherheit. 

Oft wird ja von kontrollierter Offensive auf unseren Tennisanlagen gesprochen. Klar, das klingt cool und mag in der Theorie auch schön sein. Funktioniert das aber auch für dich im Match? Vermutlich nur an deinen besten Tagen.

Daher finde ich die Idee der kontrollierten Sicherheit viel effektiver.

Wie sieht kontrollierte Sicherheit auf dem Court aus?

Du bist in der Lage deine Schläge so intensiv auf deiner Bespannung zu fühlen, dass du den Ball im wahrsten Sinne dirigieren kannst. Dabei merkst du sofort, nachdem du den Ball geschlagen hast, ob er ins Aus geht oder nicht. Es geht nicht darum jeden Schlag perfekt zu spielen. Es geht viel mehr darum jeden Schlag perfekt zu spüren.

Brandon Nakashima hat diese Disziplin auf jeden Fall perfektioniert.

Okay, lieber Tenniscrack. Halten wir fest, was du von Brandon Nakashima lernen kannst:

  • spiele viel (viel!) mehr Wettkampf-Tennis
  • akzeptiere Niederlagen, sie sind ein wichtiger Begleiter auf deinem Weg zum wahren Champion
  • Konstanz und Disziplin im Ballwechsel sind starke Fähigkeiten
  • lass dich nicht von schnellen Schlägen deiner Gegner beeindrucken. Spiele diese Bälle langsamer zurück
  • kontrollierte Sicherheit anstatt kontrollierte Offensive

Du hast Fragen?

Schreib mir in die Kommentare unter diesem Artikel!

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Stefan van der Stigchel: Wie Konzentration in einem Tennismatch funktioniert - und wie nicht https://www.tennis-insider.de/blog/stefan-van-der-stigchel/ https://www.tennis-insider.de/blog/stefan-van-der-stigchel/#comments Fri, 13 Jan 2023 09:43:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/stefan-van-der-stigchel/ Weiterlesen

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Blitzstart.

Mit einem 3:0 in deinem kräftigen Rücken schreitest du selbstbewusst nach zehn Minuten Richtung Bank.

Du pusht dich. Du hast den Sieg vor Augen. Auch, wenn es noch etwas früh ist. 

Keine 40 Minuten später sitzt du wieder auf der Bank. Deine Euphorie ist im Netz gelandet. Deine Hoffnung auf den Sieg im Aus.

Du liegst aussichtslos mit 3:6 und 1:4 hinten.

Wie geht das? Und warum hast du so enorme Leistungsschwankungen in deinen Matches?

Wenn du in den nächsten zehn Minuten von einem Professor der kognitiven Psychologie lernen willst:

  • Wie du dich auf ein Match vorbereitest, um maximale Konzentration nutzen zu können
  • Welche Übungen du nutzen kannst, um dich aus Konzentrationslöchern zu ziehen
  • Warum du niemals über ein gesamtes Match voll konzentriert spielen kannst - und was du stattdessen tun solltest

... dann lies bitte weiter.

Wer ist Stefan van der Stigchel?

Bevor ich dir Stefan vorstelle, muss ich dir von unserem Glück erzählen.

Als ich Stefan kontaktierte, schrieb er mit einem echten Zufall zurück.

Wie lautet dieser Zufall?

Stefan und sein Sohnemann spielen selbst Tennis. Verrückt, oder? 

profile stefan

Stefan van der Stigchel ist Professor für kognitive Psychologie in der Abteilung für experimentelle Psychologie der Universität Utrecht. 

Er ist dort Leiter der Forschungsgruppe AttentionLab. Mehr dazu gleich. 

Für seine Forschungen zur visuellen Aufmerksamkeit erhielt er ein VENI- und VIDI NWO-Stipendium sowie ein ERC Consolidator Grant und ein VICI NWO-Stipendium. 

Und:

Stefan ist Autor des populärwissenschaftlichen Buches "How Attention Works". 

Sein zweites Buch "Concentration: Staying Focused in Times of Distraction" wurde im November 2018 in den Niederlanden veröffentlicht und erschien 2020 bei MIT Press. Seine Bücher wurden außerdem ins Russische, Koreanische und Chinesische übersetzt.

Was macht die Forschungsgruppe um Stefan van der Stigchel?

Schau hier:

"AttentionLab ist die von Stefan Van der Stigchel geleitete Forschungsgruppe. Sie ist Teil der Abteilung für experimentelle Psychologie der Universität Utrecht. Das Ziel von AttentionLab ist die Untersuchung von "Aufmerksamkeit" und "visuellem Bewusstsein" im weitesten Sinne in der gesunden Bevölkerung, aber auch in einem klinischen Umfeld. Im AttentionLab werden Aufmerksamkeit und visuelle Wahrnehmung mit verschiedenen Methoden untersucht, wie z. B. Hindernisvermeidung, Aufzeichnung von Augenbewegungen, Läsionsüberlappung und Blitzlichtunterdrückung. Diese Funktionen werden bei verschiedenen Patientenpopulationen wie Hemianopie, visuellem Neglect und dem Korsakoff-Syndrom untersucht. Das Ziel ist es, eine reichhaltige Interaktion zwischen experimenteller Psychologie und Neuropsychologie zu schaffen, mit dem letztendlichen Ziel, das Rätsel zu lösen, wie wir eine Wahrnehmung unserer Welt schaffen."

Als ich nach dem 1:2 im ersten Satz vollkommen K.O. war

Irgendwann Ende der 90er spielte ich ein Turnier in Warendorf.

Es war eine kleine, gemütliche Anlage. Die Auslosung wollte, dass ich in der ersten Runde gegen die Nummer zwei des Turniers ran musste.

Sein Name war David.

Er spielte extrem unspektakulär. Von der Nummer zwei des Turniers erwartete ich, dass sie mich vom Platz pustet. Dem war aber nicht so.

David verstrickte mich in lange Rallys.

Er spielte ungemein sicher. Fast jeder Ball von ihm kam kurz vor die Grundlinie. Er spielte mit viel Topspin, was es noch schwieriger für mich machte. Seine Rückhand war besser als seine Vorhand. In seinen Schlägen war ein Tempo und ein Drall, den ich zuvor nicht kannte. Obwohl es, wie gesagt, eher unspektakulär war, was er in den Ballwechseln spielte. Die Effizienz spürte ich aber auf meiner Bespannung. Es war eine echte Konzentrationsaufgabe seine langen, mit viel Spin gespielten Bälle zu kontrollieren und diese mit Qualität zurückzuspielen.

Ich musste all meine körperlichen und geistigen Reserven anzapfen, um diese fordernden Ballwechsel mitgehen zu können.

Das funktionierte bis zum 1:2 aus meiner Sicht.

Ich war vollkommen K.O. 

Mir fiel es schwer, mich überhaupt auf meinen Aufschlag zu konzentrieren. In meinen Gedanken waren keine Analysen mehr. Ich dachte nicht mehr darüber nach, wie ich mein Serve wohin spielen will. Die Rallys mit David waren so anstrengend, dass ich froh war, wenn ich den Fehler endlich gemacht hatte. So fühlten sich die meisten Ballwechsel zumindest für mich an.

Ich wollte alles, aber nicht noch eine lange Rally gegen dieses Uhrwerk von Tennisspieler auf der anderen Seite des Netzes spielen.

Klar, Kondition ist gleich Konzentration.

Aber was kannst du in deinen Matches tun, um dich so zielgerichtet wie möglich zu konzentrieren?


borg

Stefan van der Stigchel dazu:

"Beim Tennis gibt es immer Urteile in deinem Kopf. Zu jedem Ball, den du schlägst, hast du eine Meinung. 

Deine Gedanken können auch zu anderen Aspekten abschweifen, zum Beispiel zu den Folgen eines Sieges oder einer Niederlage, zu den Geschichten, die du über das Spiel erzählen (d. h. die Ausreden) könntest, zu den Leuten, die dich auf oder neben dem Platz stören.

Da wir uns immer nur auf eine Sache konzentrieren können, besteht der entscheidende Trick darin, sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren. 

Du wirst eine Übung der Selbstkommunikation verwenden müssen. Da deine Gedanken verbal sind und den verbalen Teil deines Arbeitsgedächtnisses beanspruchen, wird die Nutzung einer verbalen Aufgabe es unmöglich machen, an etwas anderes zu denken. 

Du kannst zum Beispiel jedes Mal, wenn der Ball aufspringt, innerlich das Wort "tippen" sagen und jedes Mal, wenn der Ball getroffen wird, entweder von dir oder von deinem Gegner, "schlagen". 

Ich verstehe, dass das vielleicht langweilig ist, aber es wird unmöglich sein, an etwas anderes zu denken."

Interessant, oder?

Ist dir aufgefallen, dass Alexander Zverev seit einiger Zeit vor dem Aufschlag die Kugel bewusst direkt auf dir Grundlinie tippt? Ist das etwa eine neue Konzentrationstechnik unseres ehemaligen Doppelfehler-Monsters?

Wir können nur rätseln. Alex, falls du das liest, du darfst gerne einen Kommentar unter diesen Artikel schreiben ;-)

Wir halten fest:

Sprich, in simplen Worten, mit simplen Inhalten, zu dir. Kommentiere das, was du gerade tust.

In meiner Kurz-Geschichte ein Stückchen weiter oben ging es um Konzentrationsschwankungen. Du startest wie ein Berserker, aber nur, um dann ebenso stark wieder abzubauen.

Wie lässt sich das erklären?

Stefan dazu:

"Es ist fast unmöglich, über einen längeren Zeitraum konzentriert zu bleiben. 

Genau wie bei anderen Aufgaben, die Konzentration erfordern, wie beim Lesen oder Schreiben, gibt es eine Grenze für die Zeit, die man sich konzentrieren kann. Konzentrationsübungen können dir helfen, deine Konzentration zu verbessern (trainiere sie, indem du sie einfach ausführst und den Zeitraum immer länger dehnst), aber auch dann gibt es eine Grenze. Die Gehirnnetzwerke, die für die Konzentration verantwortlich sind, werden "müde", und du musst deine Batterien wieder aufladen. 

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Konzentration aufgetankt werden muss, kann es gut sein, dass du in dieser Pause deine Gedanken schweifen lässt. Selbst eine kurze Konzentrationspause kann ausreichen, um eine neue Konzentrationsphase zu ermöglichen. 

Sei nicht zu hart mit dir selbst: Es gibt keine unendliche Konzentration."

Das bedeutet für uns:

Du kannst nicht in jedem deiner Matches vom ersten Ballwechsel bis zum verwandelten Matchball, mit 100 % Fokus und Konzentration zu spielen.

Verrückt ist, dass sich viele Spieler genau darüber maßlos aufregen. 

Sie bringen sich selbst aus dem Spiel. Weil sie sich über etwas aufregen, das sich nicht ändern lässt. Jeder Buddhist schüttelt gerade im Schneidersitz residierend mit einem Lächeln den Kopf.

Teile dir deine Konzentration lieber ein, anstatt jeden Punkt wie den letzten spielen zu wollen.

Lesetipp bei Tennisarm: Die Masalo Manschette


mcenroe


Kannst du in deinen Matches wirklich von Punkt zu Punkt spielen?

Okay, wenn du dich nicht 90 Minuten am Stück voll konzentrieren kannst, wie lange kannst du dich denn dann in einem Match fokussieren?

Stefan van der Stigchel dazu:

"Auf diese Frage gibt es keine konkrete Antwort, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt: 

in erster Linie von deiner Motivation, davon, wie gut du geschlafen hast, von deiner Umgebung (gibt es ablenkende Elemente?) und davon, was du vor dem Spiel gemacht hast (Videospiele spielen oder ein Nickerchen - das macht einen großen Unterschied für deine Konzentrationsfähigkeit). 

Beachte aber auch, dass es individuelle Unterschiede gibt: Manche Menschen können sich von Natur aus besser konzentrieren als andere. Diese neurologische Vielfalt führt dazu, dass manche Spieler eine längere Konzentrationszeit haben als andere."

Du kannst durch eine clevere Selbstanalyse für dich herausfinden, wie du deine Konzentration im Match am besten einteilen kannst.

Ich würde dir dafür die simple Frage-Methode empfehlen:

  • Bist du Spätstarter in deinen Matches?
  • Startest du stark, baust dann aber stark ab?
  • Fehlt dir der Fokus gegen Ende eines Satzes oder Matches

Wenn du dir diese drei Fragen ehrlich beantwortest, dann bist du in Sachen Taktik und Kopf einen großen Schritt weiter in deinem Spiel.

Was uns direkt zum nächsten wichtigen Punkt führt:

Wie kannst du dich konzentrieren, wenn du unfassbar nervös und angespannt bist?

Stefan van der Stigchel dazu:

"Ich liebe die Konzentrationskreise von Stanislavski, weil ich sie aus meiner eigenen Spielerfahrung so gut kenne (siehe unten). 

Natürlich möchte man in der ersten Zone sein, aber wir denken oft an andere Dinge und sind deshalb in einer anderen Zone präsent. Wenn du ein wichtiges Match spielst und dich in spielentscheidenden Situationen befindest, macht es Sinn, mehr über die Konsequenzen deiner Handlungen nachzudenken. 

Beim Training ist das natürlich nicht der Fall: 

Wen interessiert es schon, ob der Ball drin oder draußen ist? Letztlich geht es darum, den Kreis, in dem man sich gerade befindet, zu erkennen (einen inneren Check-in durchzuführen) und zu versuchen, in die erste Zone zurückzukehren. 

Du kannst die Treffpunkt-Übung (siehe weiter oben) machen oder deine Aufmerksamkeit auf die Fusseln des Balles richten. Da du dich immer nur auf eine Sache konzentrieren kannst, wird die Konzentration auf die Fusseln dazu führen, dass du deine Aufmerksamkeit nach außen statt nach innen richtest. Und es wird sogar dein Spiel verbessern, denn du wirst den Ball besser wahrnehmen können, wenn du aktiv auf ihn achtest."

In meinem Novak KonstantOvic Kurs (exklusiv für Leser meines täglichen Newsletters zu haben) gehe ich intensiv darauf ein, warum das Anschauen des Balles so unglaublich wichtig ist. 

Und warum viele Spieler genau diese "Übung" so oft so falsch machen.

Stefan erklärt hier super, wie wichtig das Beurteilen der jeweiligen Matchsituation plus deiner Situation im Kopf ist.

Das beste Beispiel ist der Aufschlag.

Wir beide kennen viele Spieler, die nach einem langen Ballwechsel wutentbrannt zur Grundlinie marschieren und ohne sich irgendeinen Gedanken zu machen aufschlagen.

Wie gut wird ein Aufschlag unter diesen Umständen werden?

Wir beide kennen die Antwort.

Hier sind die von Stefan angesprochenen Konzentrationskreise von Stanislavski:

stefan


Stefan van der Stigchel: So sieht eine gute Matchvorbereitung aus

Aber wie kannst du dich auf ein Match vorbereiten, um eine Peak-Performance bei deiner Konzentration zu erreichen?

Stefan zu diesem Thema:

"Versuche etwas zu tun, das keine aktive Aufmerksamkeit erfordert: spazieren gehen, ein Nickerchen machen, bekannte Musik hören. Dinge, die automatisch ausgeführt werden können, ohne dein Aufmerksamkeitssystem zu belasten. Auf diese Weise wird dein Konzentrations-Akku voll aufgeladen und ist bereit für eine längere Konzentrationsphase."

Der entscheidende Faktor:

Gib deinem Geist Ruhe vor einem Match.

Daddel nicht auf deinem Smartphone herum. Stell dir einen stillen See vor. Wenn du Ziegelsteine in diesen wirfst, dann wird die Seeoberfläche unruhig. Sie schlägt Wellen.

Diese Wellen willst du für deinen Geist vermeiden. Smartphones sind die Ziegelsteine.

Vor einiger Zeit stolperte ich bei YouTube über ein Video.

Es zeigte den großartigen Rafael Nadal kurz vor einem Match.

Mit Kopfhörern auf den Ohren führte er Trockenübungen aus, machte ein paar Side-Steps und tänzelte auf der Stelle. Niemand sprach ihn an. Wahrscheinlich durfte ihn auch niemand ansprechen. Er war vollkommen für sich. Abgeschottet durch seine Kopfhörer.

Dies ist ein sehr gutes Beispiel für eine solide Matchvorbereitung. Rafa hat ja das eine oder andere Turnier recht erfolgreich bestritten.

Zusammenfassung: Was haben wir gelernt?

In ein paar Punkten möchte ich dir die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Artikel auf dein Racket schreiben:

  1. Da wir uns immer nur auf eine Sache konzentrieren können, besteht der entscheidende Trick darin, sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren. Nimm dir dazu beispielsweise das Balltippen und kommentiere dieses in simplen Worten

  2. Sei nicht zu hart mit dir selbst: Es gibt keine unendliche Konzentration. Du kannst leider nicht 90 Minuten mit 100 % Fokus spielen

  3. Teile dir deine Konzentration ein

  4. Nimm dir zwischendurch immer mal wieder Phasen, um deinen Konzentrations-Akku wieder aufzuladen. Lass deine Gedanken bewusst schweifen

  5. Konzentriere dich in engen Matchsituationen auf die Fusseln des Balles. Ziel: Schaue die Kugel so intensiv und fokussiert wie es dir möglich ist an

  6. Vor einem wichtigen Match: Versuche etwas zu tun, das keine aktive Aufmerksamkeit erfordert: spazieren gehen, ein Nickerchen machen, bekannte Musik hören. Dinge, die automatisch ausgeführt werden können, ohne dein Aufmerksamkeitssystem zu belasten

Alles klar. Zum Schluss verlinke ich dir noch die Website und die Bücher von Stefan. Sie sind auf Englisch, aber leicht zu lesen. Außerdem hast du auf deinem Kindle auch die Option dir Wörter übersetzen zu lassen.

Das Lesen lohnt sich.

Bücher von Stefan van der Stigchel

Concentration: Staying Focused in Times of Distraction

How Attention Works: Finding Your Way in a World Full of Distraction

Hier kommst du zur Website von Stefan van der Stigchel:

Website

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Tennis mit Dr. Nahlah Saimeh: Angst im Match, wiederkehrende Fehler und der Wettkampf-Wahnsinn https://www.tennis-insider.de/blog/nahlah-saimeh/ https://www.tennis-insider.de/blog/nahlah-saimeh/#comments Mon, 26 Sep 2022 19:38:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/nahlah-saimeh/ Weiterlesen

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Angstschweiß macht sich breit.

Der Schläger rutscht bei der Vorhand beinahe aus deiner Hand. Arme und Beine verkrampfen, wenn die fusselige Filzkugel auf dich zufliegt. Du fühlst dich, als wärst du in dicken Stahlketten gefesselt.

Die Coolness aus dem Training ist futsch. Durch deinen Kopf fliegen negative Gedanken. 

So laut wie Düsenjets.

Du bist seit Jahren der Überzeugung, dass etwas mit dir nicht stimmen kann. Du musst ein "Kopfproblem" haben. Im Training sitzt die Vorhand-Longline mit 120 km/h perfekt im Eck. Die Quote beim ersten Aufschlag liegt bei mindestens 70 %. Dein Brett durch die Mitte würde selbst Pete Sampras staunend, mit hoch gezogener Augenbraue, applaudieren lassen.

Aber dann ...

Im Match schubst du deine Vorhand. In Rückenlage, ohne über die Schulter auszuschwingen. Du bist nur darauf aus Fehler zu vermeiden. Und machst dabei noch mehr Fehler.

Du spielst im Training mehr, als dass du denkst. Im Match denkst du mehr, als dass du spielst.

In diesem Artikel lernst du, warum du kein Kopfproblem hast. Dafür habe ich dir Unterstützung von fachfremder Seite mitgebracht. Frau Dr. Nahlah Saimeh ist forensische Psychiaterin. Sie hat mit dem Gefühlsspektrum von Tätern zu tun und hat sich im Gespräch mit mir auf ein episches Fünfsatz-Match eingelassen. 

Mach es dir bequem und lass uns schauen, was du über deine Psyche beim Tennis von einer forensischen Expertin lernen kannst.

Du wirst teilweise verblüfft sein.

Wer ist Dr. med. Nahlah Saimeh?

Frau Dr. Saimeh war bereits beim SWR und Markus Lanz zu Gast. Am Ende des Artikels habe ich dir einige Links zusammengestellt. 

Dr. Nahlah Saimeh

Hier ein kleiner Steckbrief, damit du weißt, mit wem du es zu tun hast:

  • Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
  • Schwerpunkt: Forensische Psychiatrie (Ärztekammer Westfalen/Lippe)
  • Zertifiziert und re-zertifiziert für Forensische Psychiatrie (DGPPN)
  • Zertifiziert durch die Deutsche Gesellschaft für Neurowissenschaftliche Begutachtung (DGNB)
  • Sachverständige für Forensische Psychiatrie

Mitgliedschaften

  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)
  • Deutsche Gesellschaft für Neurowissenschaftliche Begutachtung (DGNB)
  • Interdisziplinärer Arbeitskreis für forensische Psychiatrie und Psychologie (IAFP)
  • Deutsche Gesellschaft für Sexualmedizin (DGfS)
  • Verein Forensische Psychiatrie Berlin (FPPB)
  • Deutsche Sektion der Internationalen Juristen-Kommission e. V.

Du findest am Ende dieses Artikels noch weiterführende Links.

Alles klar. 

Wir haben unseren Gast vorgestellt. Ich würde vorschlagen, wir schwingen jetzt das Racket und schauen, wie sich deine Verhaltensweisen im Dschungel eines Matches erklären - und natürlich verbessern - lassen.

Let`s go!

Was macht dein Kopf mit dir während eines Matches?

Ich habe früher Puzzle gehasst.

Mein Geduldsfaden war so lang wie die Stoppbälle von Carlos Alcaraz. Mir dauerte es zu lange, bis ich ein Ergebnis sah.

Bei einem Puzzle setzen wir Stück für Stück ein Bild zusammen. Dabei müssen wir aufpassen, dass ein Teil zum anderen passt. Puzzeln ist eine ziemlich komplizierte Geschichte. Dein Kopf auf dem Court ist ebenfalls ein Bild, das sich aus verschiedenen Puzzleteilen zusammensetzt. Mit meinem alten Coach Tom unterhielt ich mich an einem heißen Sommertag irgendwann in den 90ern zwischen Korbübungen und Bälle sammeln (das gehörte nicht zu meinem Spezialgebiet!) über Agassi, Sampras und Chang.

Ich weiß leider nicht mehr, über welchen Spieler wir gerade philosophierten. Dann zündete Tom diese Rakete an Tennis-Weisheit:

Der Charakter kommt immer mit auf den Platz!

Ich würde sogar sagen:

Der Charakter spielt die Big-Points.

Lass uns bei der Geburt starten. 

Uff, verrückte Überleitung, oder? ;-) Du wirst im weiteren Verlauf des Artikels verstehen, warum wir genau dort beginnen. Für uns ist es interessant zu wissen: In welchem Alter formt sich der Grundcharakter eines Menschen, der die Sicht auf die Welt maßgeblich festlegt?

Frau Dr. Saimeh dazu:

"Die ersten drei Lebensjahre sind von grundlegender Bedeutung. Aber natürlich formt sich die Persönlichkeit gerade auch in der Pubertät unter dem Einfluss von Peer-Gruppen und dem sozio-kulturellen Milieu, dem man entstammt, beträchtlich. Aber das A und O ist die frühe sichere Bindung. Und wer schon im Mutterleib dadurch vorgeburtliche Gewalterfahrungen macht, weil die schwangere Mutter verprügelt wird, dessen Gene stellen sich auf eine feindselige Umwelt ein. Die Natur hat unglaubliche Anpassungsmechanismen. Das Risiko für eine spätere dissoziale Fehlentwicklung steigt.".

Wir wollen als Tennisspieler von Match zu Match, von Trainerstunde zu Trainerstunde, am liebsten "alles" besser machen. Wir wollen 60 Minuten perfekt spielen. Jeder Schlag soll einzigartig stark sein. Im Wettkampf wollen wir immer konzentriert spielen, keine Fehler machen, dem Gegner mentale Stärke zeigen und bloß nicht den Eindruck erwecken, dass wir uns auch nur ein Stückchen unwohl fühlen könnten.

Vergiss es, das funktioniert nicht.

Viele deiner Verhaltensweisen im Match sind einfach fest. Sie gehören zu deinem Grundcharakter, zu dir. Wenn du dir die Aufgabe stellst deine Verhaltensweisen komplett ändern zu wollen, dann wirst du diese Aufgabe bis zum Ende deiner Karriere nicht lösen. Es ist vergeudete Zeit und Energie. Brandon Nakashima beispielsweise ist schüchtern und introvertiert. Er nutzt diese Eigenschaften aber für sich.

Wir kommen gleich noch darauf zu sprechen, wie du festgefahrene Verhaltensweisen im Match optimieren kannst. Wir bleiben zunächst beim Charakter. Das schrieb mir Frau Dr. Saimeh auf die Frage, ob es ab einem bestimmten Alter noch möglich ist, seine charakterlichen Eigenschaften zu optimieren:

"Charaktereigenschaften sind individuell festgelegte, zeitlich ziemlich stabile Eigenschaften, die man aber – wenn man das selbst will- zumindest einer Verhaltenskontrolle unterziehen kann. Und man kann sehr wohl Eigenschaften verändern, wenn man verstanden hat, welche innere Bedürfnisse an diese Eigenschaften gebunden sind. Man wird aus einem Choleriker nicht jemanden machen, der sich gar nicht mehr aufregt, aber es kann gelingen, dass der Choleriker lernt, mit seiner rasch anflutenden Wut anders umzugehen. Die Persönlichkeit kann sich schon verändern. Sie werden aber aus einem besonnenen Typen auch keinen Choleriker zaubern. Ob jemand eine Verhaltenskorrektur lernt, hat vor allem damit zu tun, ob er das lernen will. Leide ich selbst unter eigenen Eigenschaften, oder leiden Andere unter meinen Eigenschaften? Und ist es mir egal, dass Andere unter mir leiden, oder möchte ich das wirklich verändern? Bei jeder Therapie ist ja die Frage wichtig, was man selbst wirklich will."

Ich finde hier das Wörtchen "Verhaltenskontrolle" interessant.

Ein gutes Beispiel ist Alexander Zverev

Vor einiger Zeit war er noch enorm emotional im Match. Es waren vor allem die negativen Verhaltensweisen, die ihn einige Siege gekostet haben. Er schmiss wütend den Schläger, redete viel mit sich und seiner Box, fluchte - aber das brachte ihm nichts. Er schadete sich selbst.

Frau Dr. Saimeh dazu: 

„Wut ist im Grunde oft eine Wut auf sich selbst, weil die Grenze, an die wir stoßen, uns zeigt, dass wir nicht so allmächtig sind, wie wir gerne wären. Die Grenze, der Fehler, das Scheitern zwingt uns Demut ab. Selbst wenn wir wütend über Andere sind, trifft diese Wut uns selbst, weil der Andere uns an eine Grenze unseres Einflusses führt. Es ist eine Frage der Persönlichkeit, wie man damit umgeht."

Hat er sich nun komplett verändert?

Nein, keineswegs. Er ist immer noch voll dabei. Er trägt immer noch die Ketten um seinen (mittlerweile muskulösen) Nacken. Sein Verhalten kann er aber in hitzigen Situationen viel besser kontrollieren. Ich bin mir sicher, dass er bewusst daran gearbeitet hat.

Kommen wir zu dir. Was kannst du tun?

Lesetipp bei Tennisarm: Die Masalo Manschette

agassi neu

Ich würde vorschlagen:

Analysiere für dich, welche deiner charakterlichen Eigenschaften dich im Match bremsen. Prüfe dann, ob du Wege findest, diese besser kontrollieren zu können. Es geht, wie Frau Dr. Saimeh schreibt, nicht darum aus dir einen komplett neuen Charakter zu formen.

Es geht um die Kontrolle dessen, was du bereits bist.

Okay, kommen wir zu dem Thema, das viele Tennisspieler auf dem Racket haben.

Angst vor und während des Matches

Ich hatte früher nie großartig Angst vor einem Match. Mir ging erst der Puls, wenn ich auf dem Court stand. In meiner Arbeit als Mentaltrainer durfte ich feststellen, dass es zwei verschiedene Typen von Spielern gibt:

1) Die Spieler, die vor einem Match starke Ängste verspüren

2) Die Spieler, die erst im Match von ihrer Angst gepackt werden

Dann gibt es unterschiedliche Arten der Angst. 

Viele, und dazu zähle ich mich ebenfalls, haben Angst davor gegen einen schwächeren Gegner unterzugehen. Das ist ein Grund, warum man gegen stärker eingestufte Spieler etwas lockerer ist. Anderen Spieler gruselt es vor der Wettkampfsituation. Sie fühlen sich von den Blicken der Zuschauer ausgezogen. 

Sie fühlen im Match eine gewisse Scham.

Nun kommt die Preisfrage: Was kannst du tun?

Frau Dr. Saimeh schrieb mir zum Thema Angst:

"Angst ist ein entwicklungsgeschichtlich tief verankertes Gefühl. Sie ist überlebenswichtig. Wer keine Angst erleben kann, erkennt keine Gefahren. Wer keine Gefahren erkennt, stirbt früher. Weil es entwicklungsgeschichtlich sehr früh entstanden ist, ist auch die Kontrolle durch entwicklungsgeschichtlich spät entstandene Gehirnareale schwierig. Angst-Störungen im psychiatrischen Sinne zeichnen sich durch übersteigerte, rational unsinnige, unbegründete Ängste aus. Da hilft bei konkreten situationsbezogenen Ängsten Verhaltenstherapie. Pathologische Angstfreiheit, wie z.B. bei Psychopathen, führt dazu, dass hohe Risiken eingegangen werden, auch auf Kosten anderer Menschen."

Zu der Angst vor dem schwächeren Gegner schrieb sie aber: 

„Das ist eine spezielle Angst, die mit der Angst vor Scham zu tun hat. Wenn man gegen einen schwächeren Gegner verliert, zeigt der „Schwache“ dem „Stärkeren“ wieder seine Grenzen, seine „Schwächen“ auf. Man hat Angst vor dem Moment der möglichen Blamage, in der alle anderen sehen, dass man nicht „stark“ ist. Hier hängen Angst und Selbstwertinstabilität zusammen. Man selbst weiß, was Andere eben nicht wissen: man hat Schwächen und der Gegner könnte sie erkennen und ausnutzen."

Hier ist eine Sache unheimlich interessant. Die meist gestellte Frage in meinem E-Mail-Postfach und von Eltern talentierter Kinder lautet:

"Was kann man gegen Angst machen?!".

Ich zitiere nochmal die wichtige Stelle: "Sie ist überlebenswichtig. Wer keine Angst erleben kann, erkennt keine Gefahren. Wer keine Gefahren erkennt, stirbt früher".

Wenn du als Spieler im Match keine ängstlichen Gefühle hättest, dann würdest du dich kaum konzentrieren können. Leider konzentriert man sich im Match mehr auf seine negativen Emotionen, als auf den bevorstehenden Ballwechsel. Die Konzentration aber, die ist da. Die "entwicklungsgeschichtlich" tief verankerte Angst kannst du nicht besiegen, wie deinen Gegner auf der anderen Seite des Netzes.

Du solltest dir also nicht die Frage stellen, was du gegen deine Angst machen kannst. Du solltest dich fragen, was du mit deiner Angst machen kannst. Das gibt dir eine gesündere Perspektive. 

Eine Perspektive, aus der du besser im Match handeln kannst.

Wiederkehrende Verhaltensweisen im Match

Roger Federer war dafür berühmt, immer mal wieder eine ordentliche Streuung in den Grundschlägen zu haben. Rafa Nadal ist zu Beginn eines Match sichtlich angespannt und weit weg von seiner Bestform.

Und du kennst mindestens fünf Spieler in deinem Verein, bei denen man mindestens dreimal als Zuschauer sagt:

"Mensch, das passiert dem aber auch immer ...!".

Frau Dr. Saimeh zu wiederkehrenden Verhaltensweisen, die uns bewusst sind, die wir aber trotzdem nicht ändern können:

"Entwicklungsgeschichtlich sind wir Bedürfnis-Wesen. Wir haften an Gewohnheiten, wenn diese uns für eine bestimmte Zeit irgendwie ein gutes Gefühl geben, uns beruhigen, unseren Selbstwert stabilisieren. Das Belohnungszentrum ist gewissermaßen der Gegenspieler unserer Vernunft. Wir tun Dinge, weil wir emotional etwas davon haben. Wir wollen genießen und knüpfen die Vorstellung von Genuss auch an Problemverhalten.".

Sehr schön und treffend finde ich den Satz:

"Das Belohnungszentrum ist gewissermaßen der Gegenspieler unserer Vernunft".

fed cartoon

Ich habe früher zig Spielsituationen verbockt, in denen ich die Kugel nur noch hätte in das offene Feld schieben müssen. Aber nein, das wäre zu einfach gewesen. Es musste der perfekte Drop Shot sein. Der, der nach dem auftippen wieder zurück auf die eigene Seite springt.

Oder die simple Vorhand aus dem Halbfeld.

Der Punkt war schon gelaufen. 

Der Gegner winkte bereits ab. Doch anstatt den Ball einfach ins Feld zu heben, musste es der perfekt aussehende Schlag kurz-cross sein, direkt ins T-Feld-Eck. 

Vom kurz-cross leiten wir nun zum Fazit über.

Fazit: Hast du ein Kopfproblem?

Die Antwort fällt eindeutig aus: Nein.

Tennis ist eben mehr als ein paar gute Grundschläge und eine feine Technik. Dein Charakter kommt immer mit auf den Platz und spielt die wichtigsten Ballwechsel aktiv mit. Dein Charakter wiederum, der ist noch viel komplexer als jeder Schlag.

Der größte Denkfehler eines Tennisspielers ist, dass er denkt einen Denkfehler zu haben.

Frau Dr. Nahlah Saimeh konnte durch treffende Formulierungen klarstellen, dass beispielsweise Angst etwas vollkommen normales ist. Du hast durch diesen Artikel hoffentlich andere Sichtweisen auf dich und dein Tennis erhalten. 

Du hast allen Grund dich in einem viel besseren Licht zu betrachten. Sei nicht so extrem kritisch mit dir und deinen Leistungen. Verzeihe dir schwächere Tage, akzeptiere Niederlagen und verfluche dich nicht ständig, wenn du mal nicht 60 Minuten am Stück perfektes Tennis zeigst.

Wie es so schön heißt:

Sei dir auf dem Platz ein Freund, kein Feind.   

Anhang

Hier kommst du zur Webseite von Frau Dr. Saimeh

Hier findest du Bücher von Frau Dr. Nahlah Saimeh

Hier kommst du zu einem, meiner Meinung nach nicht ganz unwichtigen, Vortrag zum Thema Empathie

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5 gute Gründe, warum die Tennis LK (oder ITN) uninteressant ist https://www.tennis-insider.de/blog/tennis-lk/ https://www.tennis-insider.de/blog/tennis-lk/#comments Fri, 19 Aug 2022 11:33:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/tennis-lk/ Weiterlesen

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"Wooahhh ...!".

Frank schaute angsterfüllt auf sein Xiaomi-Smartphone, während er sein Prince-Racket im Bag verstaute.

Sein Tenniskollege Björn erkundigte sich sofort nach dem "Wooahhh!".

Er fragte:

"Was ist'n los?! Hat Rafa verloren?".

Frank antwortete:

"Nein, nein ... Schau mal. Der Typ, der Sonntag kommt, der hat LK 8. So'n Mist. Da gibt's für mich ordentlich auf den Deckel!".

Ist das so? 

Haut jeder LK 8er einen 12er vom Platz? Und, was noch viel wichtiger ist: 

Welche (Spoiler an dieser Stelle) katastrophalen Auswirkungen hat das LK-Rätseln auf die eigene Leistung?

Diese Fragen klären wir jetzt. 

Was ist die Tennis LK überhaupt?

Seit einigen Monden wird in Deutschland versucht das Leistungsniveau eines Spielers in Klassen zu unterteilen.

Die Spieler können Erfolge für ihr Ranking sammeln. Je nachdem, wie gut oder schlecht ihr Kontrahent im Ranking steht, gibt`s mehr oder weniger Kohle auf das eigene LK-Konto. Seit Oktober 2020 werden in die Berechnung der LK auch das Alter und die Doppelpartien mit eingerechnet. Das macht die ganze Geschichte etwas flexibler. Ob durch die Berechnung aber tatsächlich Spielstärken ermittelt werden können? 

Das schauen wir uns im weiteren Verlauf dieses Artikels mal an.

Wie wird die LK (Leistungsklasse) beim Tennis berechnet?

Vor einigen Jahren gab es noch simple Punkte für einen Sieg über einen stärker eingestuften Gegner. Seit der LK-Reform im Jahre 2020 ist dies nicht mehr der Fall. Um das eh schon meist kopfschütteln verursachende Prinzip der LK allen Spielern "zugänglicher" zu machen, wurde eine mathematische Formel eingeführt. 

Logisch, oder?!

Diese lautet:

V = G x ( P / H).

Nein. Das steht nicht für Vamos = Grundschlag x (Präzision / Halbvolley). 

V steht für die Verbesserung der eigenen LK. Das P ist die Punktzahl für einen Sieg, die von der LK-Differenz der beiden Spieler abhängig ist. Und das H ist der Hürdenwert. Er definiert sich über die eigene LK. Und das G ist Altersfaktor, der vom Alter des Gegners vorgegeben wird.

Wir schauen uns jetzt an, warum deine Tennis LK unwichtig ist. Und warum sie sogar hinderlich sein kann, wenn du dich langfristig als Tennisspieler verbessern willst.

sampras neu

5 gute Gründe, warum die Tennis LK uninteressant ist

Gleich vorweg:

Natürlich spielt deine LK eine gewichtige Rolle. Sie entscheidet, wo du im Team spielst. Oder ob du überhaupt im Team spielst. Und ja klar, das eigene Ego erlebt einen Wellnesstag, wenn die LK steigt. In meiner Arbeit als Mentaltrainer habe ich in den letzten Jahren aber feststellen müssen, dass das gierige Starren auf die LK die eigene Entwicklung als Tennischarakter negativ beeinflussen kann. Ich gehe einfach mal davon aus, dass du ein besserer Tennisspieler werden willst. 

Deine LK ist dir wichtig.

Das ist schön und gut. Der Weg zu einer besseren LK führt dich aber von dem Starren auf eben diese weg. Er führt dich zu einem anderen Ort, den viele Clubspieler gern vernachlässigen.

Dieser Ort ist deine technische, mentale und körperliche Entwicklung. Vollkommen wurscht, ob du 18 oder 68 Jahre jung bist.

Grund #1: Die LK sagt nichts über die Spielweise eines Spielers aus

Eine wahre Geschichte:

Ein Spieler erzählte mir mal von seiner härtesten Niederlage.

Er spielte zu dieser Zeit in der Regionalliga. Richtig gutes Niveau. Sauberes Tennis, mit Netzangriffen, Aufschlagvariationen, kurz-cross aus dem Halbfeld - alles dabei. Er stand bei LK 4. 

Bei einem Turnier musste er dann gegen einen LK 8er ran. Er schaute nur auf die LK und hakte das Match bereits vor dem ersten Ballwechsel ab.

"Ach, Spaziergang ...!" - dachte er sich.

Im Einschlagen war noch alles okay. Der 8er spielte einen entspannten Ball. Vorhand mit etwas mehr Spin. Rückhand sicher rein. Wenig Fehler, aber auch nichts besonderes.

Dann begann das Match.

Und der Albtraum.

Denn der LK8er war das, was ich gern als autodidakten Mondballspieler bezeichne. Diese Sorte Spieler tummelt sich auf nahezu jedem Spielniveau. Sie sind so etwas wie die Bösewichte im Tennisfilm. Viele Spieler möchten an manchen Samstagen einfach nur ein richtig geiles Match unter Wettkampfbedingungen spielen. Sie wollen sich mit anderen stark aufspielenden Leuten messen. Sie wollen sehen, wo sie derzeit stehen - und eventuell noch hin wollen. 

Sie wollen geile Ballwechsel und eine echte Herausforderung auf dem Court erleben.

Und dann kommt der autodidakte Mondballspieler.

Der Bösewicht, der dieses schöne Szenario eiskalt, gnadenlos und meist auch emotionslos zerstört.

Der LK 4er musste im ersten Aufschlagspiel erleben, dass er einen Mondballspieler erwischt hatte, der keine Gnade kannte. Schlimmer noch:

Dieser Mondballspieler war in der Lage kurze Bälle des Gegners auch noch zu attackieren.

Der LK 4er verlor Mitte des ersten Satzes die Lust auf das Match. Er war mental nicht auf dieses Aufeinandertreffen vorbereitet. Das war sein Fehler. Seine Erwartung kollidierte frontal mit dem, was dann tatsächlich auf dem Court passierte. Er erwartete ein schönes Match mit spektakulären Ballwechseln. 

Er bekam hohe, langsame Bälle auf die Rückhand.

Der 4er verlor sang- und klanglos in zwei glatten Sätzen. Nein, er war nicht der schlechtere Spieler. In einem entspannten Trainingsmatch, mit einer besseren Einstellung, hätte er den 8er vermutlich locker geschlagen. Doch an diesem Tag war die Spielweise des Gegners der zu große Schock für das eigene Nervensystem.

Was kannst du lernen?

Schau dir nicht die LK eines Spielers an. Fokussiere dich lieber im Einschlagen auf die Spielweise des Gegners. Was macht er gut, was macht er schlecht? Wie bewegt er sich? Kannst du eventuell schnell herausfinden, welcher Spielertyp er ist? 

Wie kannst du auf Basis der Antworten auf diese Fragen einen Matchplan basteln?

Das wäre ein besserer Weg. Dieser Weg beginnt damit, dass du die Spielweise des Gegners höher bewertest als dessen LK. Brandon Nakashima beispielsweise spielte bereits junger Spieler regelmäßig gegen bessere Leute - gewann aber oft. Er wird die Spielweise bewertet haben, nicht das Ranking.

Grund #2: Die LK bildet nicht die spielerische Entwicklung eines Spielers ab

Es gibt Spieler, die jagen LK-Turniere wie die Jugend von heute Likes bei Instagram.

Sie spielen alles, was geht. Mit einem Ziel: Eine bessere LK.

Wer das ein paar Jährchen macht, der klettert vermutlich auch im Ranking. Aber hat sich dieser Spieler wirklich auf dem Court verbessert?

Trifft er bessere Schlagentscheidungen bei den Big-Points? Ist er ruhiger, wenn alles gegen ihn läuft? Macht er weniger Fehler? Spielt er länger und platzierter als vor zwei Jahren?

Vielen Clubspielern fällt es schwer sich langfristig zu verbessern. Das Rätsel des "Warum?" ist recht schnell gelöst. Sie schauen von Match zu Match. Sie schauen aber nicht, wie sie einzelne Elemente in ihrem Spiel so verbessern können, dass sie im nächsten Jahr viel besseres Tennis spielen.

Wer mal einen Kurs von mir gekauft hat, der kennt das Credo: Kleine Hebel, große Wirkung.

Auf der anderen Seite gibt es Spieler, die wie ein Künstler an ihrem Kunstwerk des eigenen Spiels feilen. Sie verbessern ihre Beinarbeit und stehen dadurch besser zum Ball. Sie lernen das Winkelspiel und können dadurch viel bessere Schlagentscheidungen im Match treffen. 

Allerdings spielen sie vielleicht nicht so viele Turniere wie andere Tenniscracks.

Was können wir daraus mitnehmen?

Klar, die LK zeigt nicht immer die Entwicklung eines Spielers. Du kannst daher auf niedrige LK-Spieler treffen, die dich aber komplett auseinandernehmen. Das wiederum kann zu Frust und Angst vor Turnieren führen. Wäre diese Angst angebracht?

Auf gar keinen Fall.

Hab daher immer im Hinterkopf: Die LK zeigt nicht immer die Entwicklung eines Spielers an. Deswegen ist dies ein weiterer Grund, warum die Tennis LK uninteressant ist.

Lesetipp bei Tennisarm: Die Masalo Manschette

Grund #3: Die Tennis LK sorgt für unnötige Anspannung, teilweise Angst, vor einem Match

Hebe die Hand, wenn du dich noch nie vor einem Match verrückt gemacht hast.

Ah, ich sehe.

Deine Hand ist unten.

Nervosität gehört zu einem Tennismatch wie der Netzpfosten. Ohne Netzpfosten gäbe es kein Netz. Ohne Netz kein Match. 

Du findest hier übrigens fünf mentale Übungen bei akuter Nervosität.

Sollten irgendwelche YouTuber oder Online-Trainer dir verkaufen wollen, dass du frei von Nervosität Tennis spielen kannst, dann lügen sie dich an.

Du kannst lernen, mit deiner Nervosität besser Tennis zu spielen. Du kannst aber nicht lernen ohne Nervosität Tennis zu spielen.

Nervosität ist wichtig, um Fokus zu entwickeln und die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen. Man neigt als Clubspieler nur leider dazu die erhöhte Konzentration in die falschen Gedanken zu investieren. Aber das ist etwas für einen weiteren Blogartikel.

Wir sind bei der LK. 

Das Recherchieren und Stalken deines zukünftigen Gegners führt, in vielen Fällen, zu einer unnötig erhöhten Anspannung. Ja, manchmal sogar Angst. Diese negativen Emotionen werden aus einem kompletten Luftschloss gebaut. Nichts, aber auch gar nichts, existiert davon in der realen Welt. All die Gefühle, die man beim Stalken des Gegners erfährt, sind ein Produkt der Gedanken - nicht der Realität.

Ich kenne Spieler und Spielerinnen, die Angst davor haben für ihre Mannschaft zu spielen. Sie vermeiden Turniere von sich aus. Lange, lange Zeit habe ich darüber gebrütet um herauszufinden, was denn die Ursache dieser Angst sein könnte.

Bis ich darauf stieß, dass dieses Verrückt machen vor einem Match, das Erschaffen ganzer Horrorfilme im Kopf, im Kern in der LK des Gegners begründet liegt. 

Daher rate ich einigen Spielern, die für solche Horrorfilme anfällig sind, nicht mehr auf die LK zu schauen. Weder auf die des Gegners, noch auf die eigene.

Was uns zum vierten Grund führt ...

agassi neu

Grund #4: Die LK lenkt den Fokus auf Ergebnisse, nicht auf Verbesserung

Er hatte alles gewonnen. 

Alle Rekord gebrochen.

Kinder und Jugendliche aus aller Welt nahmen ihn zum Vorbild.

Was tat Roger Federer zu diesem Zeitpunkt? Jepp, es war etwas, das für alle Clubspieler dieser Welt als Leitfaden dienen sollte.

Roger feilte an seinem Spiel. Gegen die starken Grundlinienspieler wie Rafa oder Nole kam er langsam an seine Grenzen. Er hatte in den längeren Ballwechseln keine Chance mehr.

Du findest hier inspirierende Zitate von Rafael Nadal.

Was tat Roger?

Schaute er zitternd und bibbernd auf die Weltrangliste? Rechte er durch, was er für die Spitzenposition gewinnen musste?

Vermutlich dachte er nicht mal den Gedanken, das zu tun.

Roger begann sein Spiel zu hinterfragen. Er begann an seinen Fähigkeiten zu werkeln. Dazu holte er sich Stefan Edberg ins Team. Roger verbesserte seine Laufwege ans Netz. Er fokussierte sich darauf das Stellungsspiel am Netz zu verbessern.

Der Volley wurde weiter optimiert.

Das alles funktionierte nicht sofort im Match. Er musste erst mal einen Schritt zurückgehen, um dann zwei nach vorn zu machen. Er probierte in dieser Zeit auch einen größeren Schlägerkopf aus.

Was war die Idee hinter diesen Veränderungen?

Der Spieler, der bereits alles gewonnen hatte, wollte besser werden. 

Leider bleiben viele Clubspieler gedanklich zu sehr bei ihrer LK kleben. Sie investieren mehr Gedanken in ihre LK, als in ihre spielerische Entwicklung. Dabei führt die Investition in die spielerische Entwicklung langfristig fast immer zu einer besseren LK.

Denk da mal drüber nach, falls du immer am "LK checken" bist ;-)

Lesetipp: Aufschlag: 18 zeitlose Wege, um großartig zu servieren (+ 3 Strategien für eine höhere Quote)

Grund #5: Die LK macht Spieler wahnsinnig, die eigentlich nicht wahnsinnig sind

Als Matchball dieses Artikels möchte ich dir noch einen psychologischen Grund mit auf dein Racket geben.

Es gibt im Tennis sensible Charaktere. 

Ich würde sogar sagen, dass viele der besseren Spieler sensibel sind. Sie haben ein sehr gutes Auge (und Ohr) für die Stimmungen des Gegners. Sie können sich gut in den Kopf des Gegners versetzen und dadurch für ihr eigenes Spiel bessere Entscheidungen treffen.

Diese Charaktere behaupten allerdings von sich, dass sie im Match " ... nicht richtig funktioneren" oder " ... wie blockiert spielen ...". 

Sie könnten " ... eigentlich viel besser spielen".

Alles, was man vor einem Match - ob bewusst oder unbewusst - konsumiert, hat Einfluss auf das Leistungsniveau an der Grundlinie. Manche Dinge haben einen größeren Einfluss, manche einen kleineren. 

Bei sensiblen Charakteren, die im Grunde richtig gute Spieler sind, kann die LK des Gegners einen enormen Einfluss auf die emotionale Stabilität in einem Match haben. Wenn beispielsweise eine LK 12 Spielerin vor ihrem Match sieht, dass sie gegen eine LK 15 Spielerin ran muss, dann setzt sie das emotional schon vor dem Betreten des Platzes unter Druck.

Wenn dann auch noch diese LK 15 Spielerin ein paar Kugeln sauber trifft, dann kann die LK 12 Spielerin emotional komplett einbrechen. Diese Geschichten kenne ich in verschiedensten Ausführungen. Das Ende ist allerdings immer dasselbe:

Spieler und Spielerinnen, die eigentlich nicht wahnsinnig sind, werden durch die LK wahnsinnig.

Denk da mal drüber nach, falls du im Match teilweise komplett blockierst und echte Angst verspüren solltest.

Wir sind jetzt fünf Gründe durchgegangen. Es gibt noch wesentlich mehr. Der Kernpunkt ist, dass du immer deine spielerische, mentale und auch körperliche Entwicklung über einzelne Ergebnisse stellen solltest. Klar, ein grandioser Sieg gegen einen wesentlich besser platzierten Spieler ist eine tolle Sache. Aber dieses einzelne Ergebnis ist am nächsten Tag verpufft. 

Ein einzelnes Ergebnis hat keine Substanz. Es bringt dich, langfristig gesehen, nicht weiter. 

Die Verbesserungen deiner Fähigkeiten als Spieler hingegen, diese bringen dich langfristig nach vorn.

Was ist das Fazit dieses Artikels?

Alles rund um die LK spielt sich im Kopf ab. Die Wahrheit aber, und das sagen große Champions schon seit Jahrzehnten, spielt sich immer auf dem Court ab ;-)

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Dominic Thiem und drei Lehren, die dich als Turnierspieler langfristig verbessern können https://www.tennis-insider.de/blog/thiem-lehren/ https://www.tennis-insider.de/blog/thiem-lehren/#comments Wed, 15 Jun 2022 11:29:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/thiem-lehren/ Weiterlesen

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Winter 1992.

Irgendwo im verschneiten Deutschland:

"Papa, warum fliegt der Hund mit Kindern auf seinem Rücken durch die Gegend?".

Ich war acht Jahre jung, es war Heiligabend und ich saß mit Topfschnitt im Schneidersitz vor dem Röhrenfernseher. Die Augen folgten gebannt der Geschichte, die in teils skurrilen Bildern mit fliegenden Hunden und sprechenden Orakeln erzählt wurde.

Hast du eine Ahnung, wie der Film hieß?

Ich schaute "Die unendliche Geschichte".

Es war eine coole Ablenkung, bevor am Abend endlich die Geschenke unter dem Tannenbaum ausgepackt werden konnten. So nervte ich nicht die ganze Zeit herum, während die Erwachsenen mit der Organisation des Tages beschäftigt waren.

Ähnlich aufgeregt wie damals vor dem Besuch des Weihnachtsmannes war ich knapp 22 Jahre später, als Dominic Thiem mir ein Mini-Text-Interview via Facebook gab. Mit exakt 0 Lesern auf meinem Blog hatte ich nichts zu verlieren und er nichts zu gewinnen. Trotzdem sagte er sofort "Ja" zu der Idee und sendete mir seine Antworten auf meine Fragen innerhalb von 24 Stunden.

Ja klar, er war damals kein Top 100 Spieler. Und vermutlich würde es heute nicht mehr so ablaufen. Aber ich würde auch nicht mehr dieselben (teils langweiligen) Fragen stellen. Das ist auch nicht so entscheidend.

Viel entscheidender ist dies:

Sein Charakterzug in dieser Geschichte war mir damals eine große Lehre.

Wie lautete diese Lehre?

Wenn man was reißen möchte, dann zählen maßgeblich die Dinge die man tut, wenn keiner einen dabei sieht.

Wir Zuschauer sehen im Stream die Erfolge der Spieler. Wir sehen aber nie die harte Arbeit und den Verzicht, der diese Erfolge formt. Wir waren nicht dabei, als ein Dominic Thiem (oder viele weitere Spieler natürlich) auf der Challenger-Tour unterwegs war, ohne eine Garantie auf eine erfolgreiche Karriere zu haben. Weit entfernt von Geld und Ruhm. Nah dran am Draufzahlen pro Turnier und Reise. Wir als Außenstehende haben keine Ahnung davon, wie schwierig es ist, als ständig Reisender Liebesbeziehungen zu führen.

Die Freundin oder den Freund immer wieder vertrösten zu müssen. Immer wieder und wieder den Sport an die erste Stelle zu positionieren. Oder echte, langfristige Freundschaften aufzubauen und zu pflegen. Abends für sich zu sein, weit entfernt von der eigenen Heimat und ohne einen blassen Schimmer zu haben, ob man das Richtige tut.

Im Zeitalter der (a)sozialen Medien kann jeder geistig halbstarke seinen Gedankenbiomüll über die Leistungen von Tennisspielern verbreiten. Jeder, der dabei respektlos dem Spieler gegenüber wird, sollte die Finger lieber vom Smartphone nehmen, diese desinfizieren und sich dann umgehend an die eigene Nase packen.

Niemand, der erfolgreich ist, spricht oder schreibt abwertend oder respektlos über andere. Respektloses Verhalten ist die eigene, teils seit Jahren angestaute Unzufriedenheit, die wie ein T-Shirt über den Kopf eines anderen gezogen wird.

So, jetzt schauen wir uns mal an, was du von einem Champion wie Dominic lernen kannst, um dich als Tennisspieler maßgeblich zu verbessern. Allen voran in deinen Meisterschaftsspielen und Turniermatches.

Dazu gehen wir ein paar Lehren durch, die du von Dominic Thiem für deine Entwicklung als Tennisspieler mitnehmen kannst.

Die "Bilanz"-Lehre

New York. US Open 2020. Finale.

Leeres Arthur Ashe Stadion.

0:2 Sätze hinten. Und das im vierten Grand-Slam Finale. Die nüchterne Bilanz in diesen großen Finals bis zu diesem Zeitpunkt: 0:3.

Die Aufschläge des Gegners schlugen wie eine Mike Tyson Schlagkombination rechts und links ein. Mit einer Konstanz, die einem den Mut rauben konnte. Immer wieder an die Linien. In nahezu jedem Aufschlagspiel mit einer fast satirisch hohen Quote.

Dominic Thiem spielte bereits gegen Rafa starke Grand Slam Finals. Doch leider reichen herausragende Schläge in diesen epischen Spielen nicht aus. Die satt getroffene Vorhand, die mit einer geringen Fehlerquote gespielte Rückhand. jede Ballwechsel-Statistik würde sich freuen.

All das langt in einem Best of five Match nicht zum Sieg. In großen Spielen brauchst du als wahrer Champ eine Frustrationstoleranz so hoch wie der Mount Everest. Du musst an dich glauben, wenn dein Team dabei ist diesen Glauben an dich zu verlieren. Du musst Phasen, in denen du keine drei Bälle in Serie ins Feld spielst und sich jeder Schlag anfühlt als hättest du eine Bratpfanne in der Hand, emotionslos abhaken können.

Und, die vielleicht entscheidende Fähigkeit eines echten Champions:

Du musst dir in diesem Wahnsinn eines Matches ein Freund und Trainer sein. 

Etwas, was ein Nick Kyrgios beispielsweise, zum Glück für seine Konkurrenten, nie hinbekommen hat und nie hinbekommen wird.

Was tat Dominic in der Stille des Abends?

Er blieb cool, abgebrüht, positiv.

Brandon Nakashima besitzt ähnliche "Wesenszüge" auf dem Court.

Wir können davon ausgehen, dass er wie ein Fuchs auf der Lauer liegend auf seine Chance gewartet hat. Auf den Moment, in welchem Sascha ein bisschen schwächer und Dominic selbst etwas besser spielte. Und in diesem Moment packte er zu.

Jepp, Matthias Stach nennt das Ganze dann Momentum.

Dies kann ein Aufschlag-Game oder auch nur ein einzelner Punkt sein. Da platzt dann ein Knoten für einen der Spieler. Und beim Gegner auf der anderen Seite wickelt sich ein Knoten.

Dominic hat dies im US Open Finale, welches spielerisch - nichts gegen die beiden Jungs - nicht das stärkste war, hervorragend hinbekommen. Er war bei sich, blieb ruhig und hatte auch nach 0:2 Sätzen den Glauben, das Ding noch drehen zu können.

Was können wir aus diesem Match von Domi lernen?

Zeige deinem Gegner nicht, wenn dessen Stärke dich überrollt. 

Dominic blieb trotz der Gewaltaufschläge und dem nahezu fehlerfreien Tennis von Sascha in den ersten beiden Durchgängen cool wie Bruce Willis in Stirb langsam.

Je mehr du deinem Gegner über dein Seelenleben im Match verrätst, desto stärker machst du deinen Konkurrenten.

Eine weitere wichtige Lehre aus diesem Match ist die Fähigkeit den zukünftigen Spielverlauf erahnen zu können - und damit Frieden zu schließen. Was wäre passiert, wenn Sascha auch im dritten Satz wie ein Bär serviert und fehlerfreies Tennis gezeigt hätte? Dann hätte Domi seinem Kumpel gratuliert, ohne sich in irgendeiner Form einen Vorwurf zu machen.

Mal gewinnt man, mal verliert man. So ist das im Tennis.

Dominic blieb aber trotz der 0:3 Grand-Slam-Finalbilanz und dem 0:2 Satzrückstand fokussiert. Wahrscheinlich mit dem Gedanken im Kopf, dass er nochmal eine Chance bekommen würde. Eine großartige Fähigkeit, die dir als Clubspieler viel mehr innere Ruhe geben kann.

Lesetipp bei Tennisarm: Die Masalo Manschette

Die "Wofür man hart trainiert"-Lehre

Wie oft standest du mit hängenden Schultern und fragendem Blick an der Grundlinie und hast dir gedacht:

"Wofür mache ich den Schei$$ hier überhaupt?".

Ich kann dich verstehen. Zu meiner aktiven Turnierzeit habe ich einige Matches gegen Mondballspieler verloren. Nach diesen Spielen hätte ich am liebsten meine Tasche bei eBay verkauft und die Schläger an ein paar Kids verschenkt.

Aber, das gehört leider zum Tennis dazu.

Im Juni 2019, auf dem legendären Court Philippe Chatrier, spielte Dominic gegen die lebendige Ballwand aus Serbien - Novak Djokovic. Stell dir vor, du spielst fünf Sätze gegen einen Typen, der nicht weiß was ein Unforced Error ist.

Und das auf einem nicht mal schnellen Sandplatz.

Ach ja, und derjenige ist zufällig auch noch die Nummer eins der Welt.

Dominic ackerte und rackerte sich zwei Tage an dieser Ballwand ab - und triumphierte. 6:2, 3:6, 7:5, 5:7, 7:5.

Allein beim lesen des Ergebnisses kommen Emotionen hoch.

Nach diesem Brocken wartete ein noch größerer Fels: Rafa Nadal. Was Dominic nach seinem Triumph über den Djoker sagte, ist für uns eine wichtige Lehre.

Er sagte:

" ... das sind genau die Momente, für die ich so hart trainiere das ganze Jahr. Die ganzen Emotionen sind unvergesslich. Es war ein sensationelles Match mit allem, was im Tennis dazugehört ... Es war sicher eines der schönsten Erlebnisse, die ich gehabt habe ...".

In meinen Mentalcoaching-Gesprächen merke ich oft, dass eine große Anzahl an Spielern extrem ergebnisorientiert denkt. Wenn es keinen Sieg gab, dann war es ein schlechtes Match.

Das Problem bei dieser Einstellung?

Beim Tennis ist es unausweichlich niederschmetternde Niederlagen zu erleben. Ich habe als talentierter Jugendlicher gegen einen Senioren bei den Clubmeisterschaften verloren. Diese Story findest du hier.

Tennis ist mit enormen Rückschlägen verbunden. Wer sich für einen schlechten Spieler hält, nur weil er seine letzten drei Matches verloren hat, der erschafft sich eine falsche Tenniswelt.

Ich habe ein riesiges Problem damit ergebnisorientiert zu denken. Klar, Ergebnisse sind wichtig. Aber was kommt denn vor guten Ergebnissen? Ich würde vorschlagen: Harte Arbeit und das Feilen an den eigenen Fähigkeiten. Wer als Clubspieler dreimal die Woche ein paar Bälle schlägt, ein Sätzchen tupft und anschließend drei Bier trinkt, der wird auch in fünf Jahren keine besseren Ergebnisse mit nach Hause bringen.

Feile an kleinen Hebeln in deinem Spiel, um großes Tennis im Turnier zeigen zu können.

Worauf ich hinaus will:

Trainiere nicht (nur) für gute Ergebnisse. Dominic sagte es in dem Zitat ein paar Zeilen weiter oben, nach einem epischen Triumph über einen Novak Djokovic, sehr treffend:

" ... das sind genau die Momente, für die ich so hart trainiere das ganze Jahr. Die ganzen Emotionen sind unvergesslich.".

Trainiere so leidenschaftlich wie es dir möglich ist. Aber nicht, um auf irgendeinem Spielbogen Zahlen zu sehen, sondern um unvergessliche Momente und Emotionen zu sammeln, von denen du auch noch in Jahren anderen Leuten erzählen kannst.

Ein Sieg ist mit deiner nächsten Niederlage wieder vergessen. Aber ein unfassbares Match, das bleibt dir in Erinnerung. Manche sagen sogar, dass diese unvergesslichen Matches die entscheidende Inspiration sein können, wenn man in einem dunklen Loch ist.

Aber das nur so nebenbei ... ;-).

Was ist die Lehre aus dieser Story?

Trainiere nicht für Siege, sondern für deine Entwicklung als Spieler (und Tennischarakter).

Lesetipp: Aufschlag: 18 zeitlose Wege, um großartig zu servieren (+ 3 Strategien für eine höhere Quote)

Die "Zeitreisen"-Lehre

Kennst du das?

Manchmal meint man, dass man nicht vom Fleck kommt. Man verspürt eine Stagnation. Und ganz kurz, für ein paar Augenblicke, verliert man seine Hoffnung.

Ich erinnere mich an ein ominöses YouTube-Video vor vielen vielen Jahren. Es zeigte einen älteren Mann, der mit links spielte. Auf der anderen Seite des Netzes wetzte ein junges Talent herum.

Verrückt:

Der Junge hatte blond gefärbte Haare. Eigentlich hätte sich ja der ältere Herr die Haare färben müssen ;-).

Welche Namen standen im Titel des Videos?

Thomas Muster und Dominic Thiem.

Jepp, Dominic machte mit einem Match in der Wiener Stadthalle gegen den "Ich will es doch nochmal wissen" Thomas Muster auf sich aufmerksam.

Und jetzt überleg` mal, wie weit dieser Junge mit den blonden Haaren gekommen ist. Wie viele andere Spieler haben solche Entwicklungen genommen?

Du kannst sie an zwei Händen abzählen.

Worauf will ich hinaus?

Eine tolle Lehre aus diesem Beispiel ist, dass du für dich mal in Zeitreisen denkst. Wie hast du noch vor fünf oder zehn Jahren aufgeschlagen? Wie sehr hat sich dein Wissen über Tennis in den letzten fünf Jahren erweitert?

Welche neuen Erfahrungen haben dir in den letzten Jahren schon geholfen ein Match doch irgendwie ins Ziel zu spielen?

Es geht gar nicht darum von einem LK 20 Spieler zu einem LK 1 Spieler zu mutieren. Tennis ist ein furchtbar komplizierter Sport. Einer der Gründe, warum so wenige wirklich herausragend Tennis spielen.

Es geht viel mehr darum, dass du dir mal echt bewusst machst, was du schon alles auf dem Court geleistet hast. Wie sich deine Technik oder deine Schlagentscheidungen verbessert haben. Wie du mit deinen ganzen Emotionen bei Meisterschafts- und Turnierspielen umgehst.

Wenn du mal eine Zeitreise unternimmst und viele Jahre zurück gehst, dann wird dir deine Entwicklung erst bewusst. Anschließend kannst du mal in die Zukunft reisen. Überlege dir, wie krass sich dein Spiel entwickeln kann, wenn du ab heute fünf Jahre bewusst an deinen einzelnen Fähigkeiten als Tennisspieler feilst.

Ohne dich zu kennen, aber aus einigen Jährchen Tenniserfahrung kann ich dir sagen, dass da einiges für dich zu holen ist. Es warten noch viele grandiose Matches auf dich, die von dir gespielt werden wollen.

Okay, einiges an Stoff für das Tennis-Köpfchen, oder? Deswegen schlage ich vor, dass wir die wichtigsten Sachen nochmal kurz auflisten:

  • Die Matchbilanz ist auf dem Court nicht so wichtig wie die Fähigkeit sich voll auf das Match zu konzentrieren
  • Messe deinen Erfolg nie an Siegen, sondern an deiner spielerischen, technischen und mentalen Entwicklung
  • Vergiss nie, wie weit du bereits gekommen bist und wie weit es für dich noch gehen kann

Ich möchte diesen Artikel mit einem Zitat beenden:

"You must stay drunk on writing so reality cannot destroy you" - Ray Bradbury.

Ersetze einfach "writing" durch "Tennis".

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Taktik im Einzel: 7 zeitlose Prinzipien für erfolgreiches Tennis im Turnier https://www.tennis-insider.de/blog/taktik-im-einzel/ https://www.tennis-insider.de/blog/taktik-im-einzel/#comments Fri, 18 Mar 2022 14:20:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/taktik-im-einzel/ Weiterlesen

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Ich habe immer Angst, dass er im Ballwechsel umfällt.

Von vielen wird er belächelt, fast ausgelacht. Aber er hat das, was viele nicht haben:

Eine klare Taktik im Einzel.

Und nun frage ich dich:

Hast du eine klare Taktik für deine Matches? Reilly Opelka hat sie. 

Aufschlag. Punkt.

Punkt!

Du schüttelst jetzt mit dem Kopf, während du auf dein Smartphone schaust.

"Hä? Opelka, Taktik? Was schreibt der da?!"

Dr. Holzhammer hat für seine Matches klare Prinzipien. Diese Prinzipien formen sich zu einer Taktik. Diese Taktik gibt ihm die Marschrichtung in jedem Match vor. Stell dir mal vor, der gute Reilly hätte vor zwei Jahren überlegt:

"Hmm, drei Meter hinter der Grundlinie alles ausgraben?! Das würde mein Spiel ja noch flexibler und variantenreicher machen. Man, wenn ich das meistere, dann spiele ich noch besser. Vor allem auf Sand!".

Wäre er mit dieser Taktik weit gekommen? So weit, wie er ohne diese Taktik gekommen ist?

Wahrscheinlich nicht. Eher hätte er sich dabei verletzt. Oder er wäre tatsächlich mal im laufenden Ballwechsel umgefallen.

Reilly hat sich stattdessen auf seine Prinzipien fokussiert. Erst dadurch hat er seine Spielweise, seine Taktik, verfeinert. Ja, fast schon perfektioniert.

Wo wir bei Perfektion angekommen sind:

Mal unter uns: Wie sieht deine Taktik im Einzel aus?

In diesem Artikel möchte ich dir sieben zeitlose Prinzipien vorstellen, die du für deine Taktik anwenden kannst. Wie eine Vorlage, die du auf deine Matches legst.

Du wirst lernen, wie du dein Verhalten im Match verbessern kannst. Wie du bessere Entscheidungen für dein Spiel triffst und wie du dein Niveau in Meisterschafts- und Turnierspielen verbessern kannst.

Aber, bevor wir uns auf die Taktik stürzen:

Was ist der Unterschied zwischen Taktik und Strategie?

Eine Taktik ist ein Hack, ein Trick, ein Spielzug, der dir schnell und kurzfristig einen Vorteil bringt. Eine Strategie hingegen ist eine langfristig ausgerichtete Denkweise, die ohne Hacks und Tricks auskommt.

Wir können festhalten:

Eine Taktik ist ein Spielzug, die Strategie ist die Spielphilosophie, die dahinter steht.

Wie gewinnst du mehr Spiele beim Tennis?

Du gewinnst mehr Matches, wenn du taktisch kluges Tennis spielst und deine Spielweise immer wieder dem Gegner sowie den Dynamiken eines Spiels anpassen kannst. Klingt kompliziert, oder? 

Und das ist es auch. 

Aber das ist in etwa der grobe Rahmen, in welchem du denken kannst. Es ist aus rein psychologischer Sicht clever, wenn du während deiner Matches mit Fragen arbeitest.

Frage dich immer wieder, wie dein Gegner seine Punkte gegen dich macht. Frage dich, wie die meisten Ballwechsel ablaufen. Was kannst du in diesen Ballwechseln besser oder anders machen? Welche Schläge mag dein Gegner? Welche Schläge von dir fügen ihm hingegen Schaden zu?

Mit dieser Art und Weise zu denken, kannst du schnell mehr Spiele beim Tennis gewinnen. Ich sage dir aber nicht, dass dies einfach wird.

Worum soll es heute gehen?

In diesem Artikel geht es um deine Taktik im Einzel. Eventuell schreibe ich später etwas über die Taktik im Doppel. Heute geht es darum dir eine taktische Landkarte für die Orientierung in deinen Meisterschafts- und Turniermatches zu geben.

Damit du dich clever zum Sieg navigieren kannst.

Wir starten, lieber Freund der fliegenden Filzkugel.

Taktik im Einzel: 7 zeitlose Prinzipien für deinen Erfolg als Turnierspieler

Silence, s'il vous plaît ...!

Kurz noch ein Einschub: Was sind Prinzipien überhaupt?

Ein Prinzip ist ein Grundsatz oder Maßstab des Handelns, der einen Spieler leitet. Ein Prinzip ist ein Grundgedanke. Eine Basis, um bestmöglich über das eigene Tennisspiel zu denken.

Bist du bereit für ein paar Grundsätze, die dein Tennis verbessern? Hast du die Saiten gerichtet und das Griffband knitterfrei gewickelt?

Dann geht`s los.

#1 Das Ballwechsel-Prinzip: Es ist leichter einen schnellen Ball noch schneller zu machen, als einen langsamen Ball zu beschleunigen

Bedröppelt stehst du zwischen T- und Grundlinie.

Dein Blick schleicht nach unten. Du schämst dich. Verdammt, das haben gerade einige Zuschauer tatsächlich gesehen.

Wobei wurdest du beobachtet?

Wie du ein Ei des Gegners, einen langsamen halbhohen Ball auf`s T-Feld, zwei Meter hinter die Grundlinie gedroschen hast. Mit deiner Vorhand, deinem stärksten Schlag im Repertoire.

Man, diese einfachen Dinger, die du normalerweise im Schlaf reinspielst. Aber: Im Match arbeiten deine Gedanken mehr als im Training. Du denkst mehr nach. Und wenn dein Gegner langsam spielt, dann hast du mehr Zeit zum nachdenken.

Sprich:

Du hast mehr Zeit Fehler zu machen.

Ich lernte das Prinzip des langsamen Balles von meinem großartigen Tennislehrer Hans-Egon. Er brachte mir bei, dass langsame Bälle besondere Aufmerksamkeit brauchen. Dabei haben wir als Tennisspieler gerade bei diesen Bällen einen Denkfehler.

Wie lautet dieser Fehler in unserem Denksystem?

Wir meinen unterbewusst, dass wir uns auch langsamer auf den Ball zubewegen können. Aber das ist ein fataler Fehler. Du musst dich dynamisch und explosiv auf langsame Bälle zubewegen - wie Rafa Nadal.

Schreibe dir aufs Griffband:

Es ist immer leichter einen schnellen Ball noch schneller zu machen, als einen langsamen Ball zu beschleunigen. 

Du triffst so bessere Entscheidungen im Ballwechsel. Deine sogenannte Shot-Selection verbessert sich.

Kurzer Exkurs: Was ist die Shot-Selection? Diese bezeichnet deine Entscheidungen bei deinen Schlägen. Wohin spielst du deine Vorhand wie? Das Wohin und Wie ist hier entscheidend. Beispiel: Dein Gegner spielt dich mit einem flachen Slice auf deiner Vorhand an. Für welche Variation entscheidest du dich? Topspin und halbhoch? Gerade und flach? Drop Shot mit Gefühl? Diese Entscheidung, die du hier triffst, ist deine Shot-Selection. Spieler mit einer herausragenden Shot-Selection sind: Daniil Medvedev, Carlos Alcaraz, Novak Djokovic oder Rafael Nadal. Spieler mit einer durchwachsenen Shot-Selection sind: Grigor Dimitrov, Benoit Paire oder Matteo Berrettini.

#2 Das Mentalitäts-Prinzip: Jedes Match besteht aus zwei Spielen

Ich gehe jede Wette mit, dass du in deinem Verein mindestens fünf Spieler hast, die immer nur ein Spiel in ihren Matches spielen.

Von welchem Spiel ich schreibe?

Das Spiel während der Ballwechsel.

Beim Tennis wird immer so gern von der Mentalität gefaselt. Nun, als Mentaltrainer möchte ich dir kurz erläutern, was dahinter steckt.

Technik, Taktik, Koordination und ein bisschen Kopf werden von dir während der Ballwechsel gefordert. Das ist das eine Spiel.

Welches ist das andere Game?

Das andere Spielchen spielst du - bewusst oder unbewusst - zwischen den Ballwechseln. In den Pausen von 15:15 zu 30:15 zum Beispiel oder beim Seitenwechsel, wenn du deinen Gedanken hilflos ausgeliefert bist. Hier wirst du psychisch und emotional gefordert. Hier wirst du von deiner Psyche mit Fragen beworfen.

Wie können solche Fragen aussehen?

So:

"Na, Meister, wie steckst du dir den glücklichen Linienball des von dir gehassten Gegners bei 3:3 und 30:30 weg?

Oder:

"Ha, siehste, schon wieder der Fehler mit der Rückhand. Das nagt an deinen Nerven, oder?"

Oder:

" ... immer wieder der vierte oder fünfte Schlag, bei dem du den Fehler machst. Merkst du das denn selber nicht? Zweifelst du nicht so langsam an dir?"

Das ist das mentale Spiel, das du in jedem deiner Matches spielst. Und, das kann ich dir aus einigen Jahren Mentaltraining versprechen:

Je stärker du in diesem Spielchen wirst, desto besser werden deine Leistungen. Vor allem unter Druck, im Turnier. Ein erster Schritt ist es sich diesem Spiel bewusst zu werden.

Ein mächtiges Prinzip, das viel für dich bewegen kann.

Lesetipp: 5 mentale Übungen, die dein Tennis verbessern

Bevor wir mit Prinzip Nummero 3 weiter machen, eine wichtige Sache:

Wie sieht eine Taktik gegen stärkere Gegner aus?

Vor etlichen Monden saß ich bei einem Turnier im Publikum und lauschte meinen Sitznachbarn.

Der Typ muss Trainer gewesen sein und sagte zu seinem Kumpel:

" ... wenn man gegen stärkere Gegner was holen will, dann ist der Kopf entscheidend. Oft spielen die Underdogs gut mit im Match. Aber bei den Big-Points hakt es dann. Ich kann dir aus meiner Erfahrung sagen: Wer eine gute Taktik gegen stärkere Gegner sucht, der sollte in seinem Kopf anfangen zu finden ...".

Wenn du schon einige Matches gegen stärkere Gegner hattest, in denen du sehr gut mitspielen konntest, dann gilt: 

Warst du aggressiv bei den Big-Points? Hast du deinem stärkeren Gegner gezeigt, dass du an den Sieg geglaubt hast?

Ich kann dir aus mehreren Jahren Mentalcoaching verraten:

Der große Favorit kriegt es im Kopf, wenn er einen fokussierten und selbstbewussten Gegner auf der anderen Seite des Netzes sieht. Das, was du auf den stärkeren Gegner ausstrahlst, hat einen direkten Einfluss auf die Ballwechsel. Deine Taktik gegen stärkere Gegner können lange Bälle in die Rückhand, Netzangriffe oder Stopps sein. 

Das ist alles eine feine Sache.

Deine Taktik gegen stärkere Gegner wird aber noch viel effektiver, wenn du deinem Gegenüber deine Stärke auch zeigst.

Hier sind ein paar Ideen dafür:

  • Faust ballen
  • Blickkontakt suchen und halten
  • Tänzeln vor dem Return
  • Gegner mal warten lassen vor einem Punkt
  • Lächeln, wenn dein stärkerer Gegner einen starken Punkt gespielt hat

Setze ein paar dieser Dinge um. Sie alle signalisieren deinem Gegner echte, nicht gekünstelte Stärke, die von innen kommt.

Alles klar, wir machen weiter mit Prinzip Nummer 3.

Lesetipp bei Tennisarm: Die Masalo Manschette

#3 Das Strategie-Prinzip: Wer seinen Gegner nicht versteht, der kann ihn nur schwer besiegen

Sun Tzu war ein chinesischer Militärstratege und Philosoph.

Sunzi lebte zwischen ca. 534 v. Chr. und 453 v. Chr. Und er hat eine verdammt gute Taktik für dich hinterlassen:

Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.

Matteo Berrettini hätte vermutlich längst einen Grand-Slam-Titel geholt, wenn er diesen Spruch kennen und verstehen würde. Stattdessen verlegt er immer noch seine Vorhand bei den Big-Points, wenn es um große Siege geht.

Wäre ich sein Trainer, dann hätte man mich mehrfach vom Platz schleifen müssen, weil ich ihm an den Hals gesprungen wäre.

Wie sieht es bei dir aus?

Verstehst du, was dein Gegner gut kann? Welche Schläge er gerne spielt? Wie er sich zu seinen Schlägen bewegt?

Erkennst du, wenn er nervös wird, Angst hat und an sich zweifelt?

Und:

Verstehst du dich? Kennst du deine Schwachstellen, die Gedanken, die dir Angst machen? Und kennst du deine unverrückbaren Stärken? Kennst du deine Waffen, um ein Spiel zu drehen oder nach Hause spielen zu können?

All die Antworten auf diese Fragen verbessern dein Tennis.

Verinnerliche dieses Prinzip. Ich empfehle dir diese Fragen nach drei Aufschlagspielen mal für dich durchzugehen und zu überlegen:

Wie kannst du diese Fragen beantworten?

Diese Antworten können deinen Matchplan bilden. Sie können dir Spielzüge verraten. Und: Sie machen dich zu einem taktisch stärkeren Spieler - langfristig.

#4 Das Pyramiden-Prinzip: Die eigene Leistung ergibt sich aus einer simplen Pyramide

Hast du Angst vor einem wichtigen Meisterschaftsspiel?

Fühlst du dich hilflos, wenn dein Gegner keine Fehler macht und dir deine kurzen Bälle um die Ohren haut? 

Perfekt, dann bringst du alle Voraussetzungen mit, um eine wichtige Lehre heute mitzunehmen. Diese Lehre wird von den absoluten Champions unbewusst in Perfektion ausgeführt.

Es ist die Lehre von der Pyramide.

Wie sieht diese Pyramide aus?

So:

1) Denken

2) Fühlen

3) Spielen

Was du wie denkst, beeinflusst deine Emotionen. Wie du dann fühlst, beeinflusst deine Spielweise.

Beispiel:

Es steht 4:5 aus deiner Sicht, du servierst bei 30:40 und dein Gegner hat dir bis dato drei von vier zweiten Aufschlägen direkt als Returnwinner ins Eck gejagt.

Du stehst an der Grundlinie bereit, tippst die Kugel ängstlich auf, servierst - und dein erster Aufschlag bleibt an der Netzkante kleben wie damals das Kaugummi unter`m Holztisch im Klassenzimmer.

Was denkst du vor deinem zweiten Aufschlag?

"Oh je, F*ck! Jetzt, bei diesem wichtigen Punkt über den zweiten gehen ... Mist ey ...!"

Wie fühlst du dich durch diesen Gedanken? Verzweifelt, ängstlich. Panik macht sich breit, dass du durch den folgenden zweiten Aufschlag diesen so wichtigen ersten Satz verlieren könntest.

Wie wirst du deinen zweiten Aufschlag vermutlich spielen?

Mit einem Arm so schwer wie ein Yokozuna. Langsam, harmlos - und zu kurz. Eine schlechte Mischung für einen zweiten Aufschlag, wenn der Kontrahent gerade Satzball hat.

Das Pyramiden-Prinzip verrät dir, wie du in solchen Matchsituationen anders denken, dich dadurch selbstbewusster fühlen und anschließend besser spielen kannst.

Wie kann eine Taktik gegen Bringer im Match aussehen?

Der Bringer, oder wie ich ihn gern hier auf tennis-insider.de nenne, der Mondballspieler, ist ein spezieller Spielertyp.

Er ist der Buhmann. Der, den man nicht spielen will, wenn am Wochende das Meisterschaftsspiel ansteht. 

Warum?

Du kannst gegen den Bringer nur dämlich aussehen. Es ist leider so. Ein schönes Match, egal wie deine Taktik gegen den Bringer ausschaut, wird nicht drin sein. In den letzten knapp 30 Jahren zwischen T- und Grundlinie habe ich mit zahlreichen Spielern über die Bringer und eine passende Taktik gesprochen. 

Es fängt alles zwischen deinen Ohren an. Hier eine kleine Checkliste für deinen Kopf:

  • Hake ein geiles Match gegen den Bringer bereits im Einschlagen ab
  • Vergiss die Idee, den Bringer vom Platz schießen zu wollen
  • Sieh das Match als charakterliche Herausforderung, nicht als spielerische

Ich weiß, ich weiß ...

Das ist leichter getextet, als gespielt. Dennoch solltest du dir genau überlegen, ob du wirklich gegen einen Bringer sang- und klanglos verlieren willst - oder nicht ;-)

Und wenn du nicht verlieren willst, dann solltest du mindestens zwei Punkte der Checkliste beherzigen. Deine Einstellung ist die größte Stärke des Bringers. Wenn deine Einstellung aber On-Point ist, dann raubst du dem Bringer seine größte Stärke.

Logisch, oder?

Wir machen weiter mit den sieben Prinzipien für deine erfolgreiche Karriere.

#5 Das Gewohnheits-Prinzip: Jedes einzelne Match ist das Abspulen fester Gewohnheiten

Unser Verhalten besteht aus Gewohnheiten.

Wenn wir morgens aufstehen, dann gehen wir ins Bad. Wenn der Chef auf der Arbeit nervt, dann verdrehen wir die Augen. Wenn der Gegner im Einschlagen besser spielt als es seine LK zuvor versprochen hatte, dann kriegen wir Puls.

Meine Angewohnheit war es schon als Kind mich auf dem Platz so wenig wie möglich zwischen den Ballwechseln zu bewegen. Beinarbeit? Nur, wenn man nichts kann.

Nun, du kannst das Gewohnheits-Prinzip für allerlei Schandtaten auf dem Platz nutzen.

Ich empfehle dir:

Schaue, was dein Gegner für Gewohnheiten hat. Das findest du recht schnell heraus.

Wie?

Indem du darauf achtest, wohin er seine Rückhand spielt, wenn er laufen muss. Ja, du hast richtig gelesen. Viele Spieler haben einfach ihre Gewohnheiten manche Bälle zu spielen. Rafael Nadal zum Beispiel spielt sehr sehr viele Rückhände aus dem Lauf heraus crosscourt.

Novak Djokovic spielt, ich denke ebenfalls rein aus Gewohnheit, viele Bälle exakt so zurück wie sie zu ihm gekommen sind. Er spiegelt das Spiel des Gegners.

Und auch deine Kontrahenten werden so ihre Marotten mit auf den Court bringen. Wir Menschen sind einfach so. Viele Clubspieler bleiben zum Beispiel - aus Gewohnheit - nach einem Schlag stehen. Sie vergessen, dass sie sich zurück zur Platzmitte bewegen müssten.

Stattdessen schauen sie gebannt ihrem Schlag hinterher.

Gegen den Lauf zu spielen könnte in diesem Falle ein Schuss in den Fuß sein ;-)

#6 Das Angst-Prinzip: Wer Angst hat, der verliert. Auch wenn er der bessere Spieler ist

Bei uns spielte früher Sven im Verein.

Technisch unglaublich starker Spieler. Schleife bei der Vorhand-Ausholbewegung. Immer in den Knien, wenn er sich zum Schlag fertig machte. Perfekte Trophy-Position beim Aufschlag. 

Ein Kunstwerk auf dem Tennisplatz.

Dieses Kunstwerk bekam allerdings Risse und Farbflecke, wenn es in die Meisterschaftsspiele ging. Da schlich sich der Feind von hinten an, kletterte über den Rücken in Sven`s Nacken und machte es sich auf seiner Bespannung gemütlich.

Wer war dieser Feind?

Exakt, die Angst.

Wer im Match Angst hat, der:

  • spielt viele Schläge in Rückenlage
  • zieht nicht locker durch
  • trifft falsche Schlagentscheidungen
  • blockiert sich im Kopf
  • macht den Gegner stärker, als dieser tatsächlich ist

Du merkst es, oder?! 

So lässt sich nur schwer ein Match gewinnen. Es wird selbst dann verflucht eng, wenn du der klar bessere Spieler auf dem Court bist. Ich würde hier nicht nur von einer angezogener Handbremse sprechen. Eher von einem Totalschaden, wo bereits eine dichte Rauchwolke aufsteigt.

Wenn du unter Angst im Match leidest, dann kannst du vier Trainerstunden pro Tag nehmen. Deine Leistung im Turnier wird sich nur minimal verändern. Ob sie sich verbessern wird?! Eher nicht.

Ich habe einen Mentalreport geschrieben. Kurz, knackig - flott umsetzbar. Du findest diesen Report kostenlos hier.

#7 Das Niederlagen-Prinzip: Niederlagen sind die besten Trainer

Es wird einfach nicht beachtet.

Ganz ehrlich?! Wer irgendwann mal gesagt hat man solle Niederlagen schnell abhaken, der hatte schlicht keine Ahnung.

Ja, emotional abhaken - okay.

Du findest in diesem Artikel die Geschichte zu meiner peinlichsten Niederlage.

Aber doch bitte nicht spielerisch, taktisch - mental. Es ist doch fatal, wenn man nicht aus seinen und den Fehlern anderer lernt. Wenn du dir das Match von deinem nächsten Gegner anschaust und dort siehst, dass dessen Gegner jeden Ball hoch spielt und dein nächster Gegner diese hohen Bälle alle direkt tötet - spielst du dann hoch?

Wäre das deine Taktik in diesem Match?

Natürlich nicht! Du kannst dir hohe Bälle direkt sparen und deinen Rückhand-Slice einsetzen.

Eine Niederlage kann dir so viel geben:

  • Wie hat der Gegner die meisten Punkte gegen dich erspielt?
  • Wo lagen hier deine Schwächen?
  • Hast du glatt verloren? Wenn ja, waren die Aufschlagspiele wenigstens eng? Falls ja, wo hast du in den engen Situationen versagt?
  • Hast du knapp verloren? Wenn ja, was hat dein Gegner bei den Big-Points besser gemacht? Wie würdest du spielen, wenn du dieses Match nochmal spielen könntest?
  • Wie hast du deine Punkte gemacht? Was zeichnete dein Spiel aus? Hattest du einen klaren taktischen Plan? Falls ja, warum ist dieser gescheitert? Hat dein Gegner dich eventuell bei deinem Taktik-Plan ertappt? Hast du es dann verpasst deine Taktik wieder anzupassen?

Merkst du, was durch eine saubere Niederlagenanalyse alles für dich drin ist?

Der großartige Roger Federer ist das beste Beispiel. Er hatte aus seinen knallharten Niederlagen gegen Rafa und den Djoker so viel über sich und seine Taktik gelernt, dass er begann effektiver und gezielter ans Netz zu gehen. Er konnte seine individuelle Spielphilosophie anpassen erweitern und - verbessern.

Hätte er nicht diese zermürbenden Niederlagen erlebt, dann hätte er sein Spiel niemals so maßgeblich verbessern können.

Ist Roger Federer ein gutes Ende für diesen Artikel?

Ich denke schon ;-)

Nun liegt es an dir diese Prinzipien in dein Tennis zu integrieren. 

Nimm dir zwei bis drei dieser Prinzipien für deine Taktik im Einzel heraus. Setze sie um, sammle deine Erfahrungen.

Und feile weiterhin an deinem Tennis.

Bonus: Taktik und Kopf: Die besten Methoden, um unbekannte Gegner als Verlierer den Platz abziehen zu lassen

Es gibt sie.

Diese Typen, die marschieren.

Juan war so einer.

Du weißt, wen ich meine, nicht wahr?

Juan Martin del Potro hatte damals einen unfassbaren Run. Er gewann 23 (!) Matches in Serie. Vier Turniersiege am Stück. Erst Andy Murray konnte den Turm aus Tandil im Viertelfinale der US Open 2008 stoppen.

Überleg mal:

23 Siege in Serie.

War das Zufall? Ganz sicher nicht.

Juan hatte natürlich einige Vorteile auf der Bespannung. Er war jung, hungrig - und unbekannt. Seine Gegner wussten noch nicht, dass er mit kurzen Slice-Bällen aufs T nichts anfangen konnte. Dazu spielte Juan ein Tempo-Tennis, das man bis dahin kaum gesehen hatte. Ich erinnere mich an ein Match von ihm gegen Rafa Nadal. Teilweise hämmerte del Potro Vorhände aus der Hüfte, so schnell, Rafa zuckte nicht mal.

Der Matador sah keine Chance, an manche Geschosse heranzukommen.

Was uns zur Psychologie hinter diesem Erfolgslauf von del Potro führt.

Diese Psychologie ist wichtig für dich, wenn du Turniere und Meisterschaft spielst. Wir müssen zunächst klären:

Wer ist ein unbekannter Gegner?

Die Frage klingt zu simpel, oder?!

Doch hab Geduld, lieber Tenniscrack. Es kann sein, dass du einen Gegner vom Namen her kennst. Du hast ihn mal auf einem Spielbogen gesehen oder bei Mybigpoint. Es kann auch sein, dass du mal mit ihm auf einem Turnier gequatscht hast.

Exakt, jetzt kommt das Aber:

Kennst du seine Spielweise? Weißt du, ob er Rechts- oder Linkshänder ist?

Eine kurze Geschichte dazu:

Als ich früher bei Jugendranglistenturnieren spielte, lernte ich Julian kennen. Wir trainierten fünfmal die Woche und spielten am Wochenende Turniere. Mit der Zeit lernte man sich untereinander kennen. Bei vielen Turnieren waren dieselben Spieler am Start.

Julian war ein Topspieler, mit einer herausragenden Technik. Nach einem Match, das Julian leider glatt verlor, unterhielten wir uns anschließend. Ich verfolgte das match aufmerksam. Auch immer mit dem Hintergedanken, selbst ein paar neue Dinge für mein Tennis zu lernen.

Schlaue Spieler halten sich nicht für perfekt, vollkommen oder voll entwickelt. Schlaue Spieler halten sich für dumm, um so viel wie möglich lernen zu können.

Auch beim Tennis lernt man am effektivsten, wenn man die Fehler der anderen Spieler analysiert.

Ich sagte nach dem Match zu Julian:

" ... aber hey, warum hast du ihm immer auf seine Vorhand gespielt? Damit hat er ordentlich Dampf gemacht!".

Julian antwortete:

"Echt? Das ist mir nicht aufgefallen. Ich dachte, ich hätte ihm immer in seine Rückhand gespielt ...".

Ich sagte:

" ... Ähm, nee ... der war doch Linkshänder!".

Julian war erstaunt. Er sagte mir, dass er das im gesamten Match nicht gemerkt hätte.

Du glaubst nicht, wie wenig dein Gegner von dir im Match mitbekommt. Es ist erstaunlich.

Schau:

Ein unbekannter Gegner ist ein Spieler, über dessen Spielweise du nichts weißt.

Du kennst weder die Marke seines Rackets, noch weißt du, ob er das Shirt in der Hose trägt oder darüber. Du weißt nicht, ob er Stirnband, Cap oder keine Kopfbedeckung trägt.

Du weißt nicht, ob er mit Dämpfer in der Bespannung spielt - oder ohne.

Kurzum:

Ein unbekannter Gegner ist jemand, dessen Art Tennis zu spielen du nicht kennst.

Es gibt zig verschiedene Spielertypen da draußen auf den Courts. Jeder ist einzigartig. Ich glaube nicht an das Einteilen von vier oder fünf verschiedene Kategorien. Daher rate ich auch dir, dass du mit diesem Quatsch Schluss machst. Falls du ein solches Denken bisher über deine Gegner hattest.

Es gibt keine Spielertypen-Kategorien.

Es gibt nur einzelne Matches. Und in jedem dieser Matches gelten andere, einzigartige Gesetze.

Was uns direkt zum nächsten wichtigen Punkt führt.

Warum ist ein Spiel gegen einen unbekannten Gegner anders?

Na klar gibt es Spieler, die einfach ihr Spiel spielen können. Oder wie der Taktik-Esel stets wiehert:

"Ich spiele meinen Stiefel runter!".

Schön, das kann er auch tun. Aber was machst du, wenn Probleme auftauchen? Wenn dein Stiefel daraus besteht, den Gegner auf der Rückhand festzunageln, dieser dir aber jede Rückhand mit Slice zwei Millimeter vor die Grundlinie setzt?

Was machst du dann?

Rafa Nadal sagte in einem Interview mal:

"Ich gehe einfach auf den Platz und versuche, die besten Lösungen für meine Probleme zu finden. Dabei gebe ich mein Bestes. Ob das reicht? Das sehe ich dann ..."

Merkst du den Switch in der Einstellung?

Weg von dir, hin zum Gegner, zur Spieldynamik, zum großen Ganzen. Das ist ein ganz anderes Denken. Eine vollkommen andere Einstellung zum Match. Rafa hat ja den einen oder anderen Pokal gewonnen. Er wird wissen, wovon er spricht.

Es ist exakt diese Einstellung, die dir in deinen Matches gegen dir unbekannte Gegner hilft. Im Mentaltraining arbeite ich sehr gerne mit Fragen. Man nennt dies auch ganz unspektakulär die Frage-Methode.

Diese kannst du im Match, oder auch davor, für dich einsetzen.

Im Match gegen einen unbekannten Gegner kann das dann so aussehen:

  • Ist er Links- oder Rechtshänder?
  • Spielt er mit viel Spin oder mehr gerade, flach, schnell?
  • Bewegt er sich gut - oder nicht?
  • Spielt er lieber Vor- oder Rückhand?
  • Ist sein zweiter Aufschlag eine Chance, um zu attackieren?

Du kannst auch ein bisschen in die psychologische Richtung gehen:

  • Regt er sich schnell auf?
  • Wie ist seine Körpersprache? Zweifelt er, hat er mehr Angst, als ich?
  • Schaut er viel Richtung Publikum? Dann scheint er unsicher zu sein
  • Lässt er sich Zeit zwischen den Punkten oder ist er hektisch? Dann könnte er auch in längeren Ballwechseln hektisch werden

Tipp: Kopiere dir die beiden Listen in eine App oder drucke sie aus. Sie könnten sich in deiner Karriere noch als äußerst wertvoll erweisen.

Noch ein Tipp: Wenn du Trainer bist, dann kopiere dir die beiden Listen ebenfalls. Du kannst diese Tipps beispielsweise vor einem Match deines Schützlings in einem Gespräch durchgehen. Beim Sammeln der Bälle, beim Abziehen des Platzes oder einfach in einem kurzen Gespräch.

Das funktioniert ;-)

Wie kannst du dich auf ein Match gegen einen unbekannten Gegner vorbereiten?

Wir hatten im Blog bereits darüber gesprochen.

Stalke deinen Gegner nicht.

Weder bei Mybigpoint, noch irgendwo anders. Ich weiß, der Mensch ist von Natur aus neugierig. Du willst wissen, wen du vor die Bespannung bekommst.

Spar dir diese Energie doch lieber und investiere sie stattdessen in deine Matchvorbereitung. In das, auf das du Einfluss im Match hast.

Ist das nicht wesentlich zielführender für ein geiles Match?

Du kannst dir ein paar Basis-Spielzüge zurechtlegen. Wer meinen Jimmy Djoker Kurs hat, der hat bereits zwölf Spielzüge auf seinem Smartphone.

Gehe in detaillierten Bildern das erste Aufschlagspiel des Matches durch. Dabei siehst du nur dich. Nein, du sollst kein Egozentriker auf dieser Welt werden. Doch du kennst den Gegner nicht. Er ist ein schwarzer Schatten.

Hier ein paar Fragen, die du in deinen Bildern beantworten kannst:

  • Wie willst du den ersten Aufschlag des Matches spielen? Mit Slice nach außen? Mit Tempo auf Mann? Ein Brett durch die Mitte?
  • Wann willst du im Ballwechsel auf den Punkt gehen? Direkt mit dem ersten oder zweiten Schlag? Willst du erstmal die Kugel im Spiel halten und Sicherheit gewinnen?
  • Willst du den zweiten Aufschlag deines Gegners attackieren, sofern dies möglich ist? Willst du beim Return weit hinter der Grundlinie stehen? Oder nur einen Schritt dahinter?

Versinke in deinen Vorstellungen. 

Stell dir exakt vor, wie du dich zum Ball stellst, wie der Schlägerkopf vor dem Treffpunkt des Balles unterhalb des Balles ist. Wie du deiner Vorhand ordentlich Spin gibst und diese halbhoch mit unfassbarer Rotation über das Netz fliegt.

Du wirst auf dem Platz merken, dass du dich sicherer fühlst bei deinen Schlägen.

Wann solltest du diese Visualisierungen durchgehen?

Ich würde dir den Abend vor deinem Match empfehlen. Du kennst sicherlich die Storys, wie Studenten und Schüler mit ihrem Buch unter dem Kopfkissen geschlafen haben. Ich kann dir leider nicht zu 100 % garantieren, dass das alles so funktioniert - mit dem Buch.

Ich kann dir aber garantieren, dass du mit detaillierten Visualisierungsübungen ein besseres Timing bei deinen Schlägen haben wirst. Das ist kein Garant für 22 Vorhand-Winner im Match. Ein besseres Timing kann dir aber 13 Winner bescheren ;-)

Wir haben dich taktisch und mental ein bisschen in Form gebracht. Ich habe noch ein paar Beispiele, um das alles für dich zu festigen.

Wie ich bei einem Jugendranglistenturnier gegen einen komplett unbekannten Gegner taktisch und im Kopf vorgegangen bin - und glatt in zwei Sätzen gewann

Auf dem Papier war er weit hinter mir.

Im Einspielen auf dem Court aber nicht.

Er hieß Johannes und spielte die ersten zwei Minuten im Einschlagen unfassbar stark. Kein Fehler, viel Spin - ich bekam schon Pudding im Schlagarm.

Ich blieb einigermaßen cool und wollte schauen, wie es im Match läuft. Einschlagen und Match sind zwei verschiedene Paar Lacoste-Hemden. Stattdessen prüfte ich, wo ich ihn packen könnte.

Ich spielte noch im Einschlagen bewusst ein paar kürzere und langsamere Bälle.

Und tadaa:

Johannes bewegte sich nicht allzu gerne. Ich mein, wer liebt schon Beinarbeit?

Ich schrieb mir auf meinen imaginären Matchplan kurz und knapp "Laufen lassen" auf. Im nächsten Step suchte und fand ich meinen eigenen Schlagrhythmus. Ich war und bin immer noch ein riesiger Fan des "Kontrolle über Tempo Gedanken". Das mag daran liegen, dass uns früher im Verbandstraining mehr das Rhythmusspiel als das Gewalt-Tennis gelehrt wurde.

Aber klar, es liegt auch am individuellen Spielstil des Spielers.

Carlos Alcaraz kannst du nicht mit Rhythmus kommen. Der will knüppeln.

Ich setzte mir im Kopf also folgende Taktik zusammen:

  • Sicher rechts-links spielen
  • Stopps einstreuen
  • Nicht zu viele Punkte durch leichte Fehler verschenken
  • Attackieren, wenn Rafael zu kurz wurde

Da ich Johannes vor unserem Match überhaupt nicht kannte, fand ich diesen Plan ganz gut. Ich hatte ein ziemlich detailliertes Bild und konnte nun anfangen, dieses Bild für meinen Erfolg zu nutzen.

Es funktionierte ganz gut.

Ich möchte hier auch wieder an die Lehre von Rafa erinnern:

Gehe ins Match, stelle dich den Problemen und finde die bestmöglichen Lösungen.

Wie Novak Djokovic beinahe von einem Underdog auseinandergenommen wurde und sich nur knapp retten konnte

Pures Tennisgold sind die Interviews nach den Matches.

Nicht die, die auf dem Court geführt werden. Ich meine die Interviews in der Pressekonferenz. Meist war der Spieler duschen und konnte das Match etwas sacken lassen. Sein Geist hat ein paar Dinge schon verarbeitet.

Diese Weisheiten erfahren wir dann in der Pressekonferenz.

Novak Djokovic sagte mal nach seinem Match gegen den Serve-and-Volley Spieler Maxime Cressy:

" .. unglaublich, er ist immer ans Netz gekommen. Ich kannte seinen Namen, aber ich wusste nicht, wie er spielt. Sein zweiter Aufschlag war enorm stark. Ich glaube, ich musste noch nie so einen gefährlichen zweiten Aufschlag returnieren ..."

Hier finden wir entscheidende Lehren für dein Tennis.

Der Djoker enttarnte schnell den zweiten Aufschlag als Stärke im Spiel von Cressy.

Ungewöhnlich, oder?

In seinem Kopf wird er diese Information als Schlüssel zum Sieg verbucht haben.

Das ist kreativ!

Djokovic nahm schnell wahr, dass Cressy furchtlos ans Netz marschierte. Also musste Djokovic lange Rallys streichen. Das stelle ich mir nicht so ganz einfach vor. Denn die größte Stärke vom Djoker ist eben das Grundlinienspiel.

Lesetipp: Die schnellsten 3 Wege zu einer perfekten Vorhand

Dieses fand gegen Cressy aber fast nicht statt.

Djokovic musste umdenken. Taktisch, aber auch im Kopf. Er konnte nicht einfach "seinen Stiefel runterspielen". Er musste, jetzt kommt wieder Rafa ins Spiel, die Lösungen zu den Problemen finden.

Djokovic fokussierte sich vermutlich stark auf die zweiten Aufschläge von Cressy. Speziell bei den Big-Points wie 30:30 oder Einstand.

Der Djoker gewann das Match in zwei verdammt engen Sätzen.

Zusammenfassung

Was kannst du mitnehmen, um dich perfekt auf deine Matches gegen dir unbekannte Gegner einzustellen?

Hier ist deine Checkliste:

  • Stalke deinen Gegner nicht. Ergebnisse sagen nichts über die Spielweise aus
  • Denk an Rafas Lehre: Suche Lösungen für deine Probleme im Match
  • Stelle dem Gegner Fragen, indem du analysierst, wo seine Stärken und Schwächen sind
  • Lege klar fest, ob du abwartend oder direkt aggressiv spielen willst
  • Das Niveau im Einschlagen hat nichts mit dem Niveau im Match zu tun - lass dich nicht blenden
  • Gewinne ein detailliertes Bild deines Gegners
  • Verabschiede dich von dem "Ich spiele einfach meinen Stiefel runter!" Gedanken

Okay, das war es von meiner Seite für heute.

Ich wünsche dir in Zukunft viel Erfolg gegen unbekannte Gegner und viele geile Matches!

Dein Mentalcoach

Marco

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Die Rutschspur auf dem furztrockenem Sandplatz lieferte den Beweis.

Knapp 70 cm lang. Die Staubwolke floh Richtung Publikum.

Mit ausgestrecktem Schlagarm kamst du mit der Oberkante deines Rackets noch an den Drop Shot ran. 

Ausgegraben hattest du ihn, irgendwie über die Netzkante gewurschtelt.

Das war`s aber auch. 

Der halbe Spagat, der dir auch nur auf dem Court gelingt, nützte nichts.

Dein Kontrahent brauchte die Kugel nur noch ins offene Feld schieben. Du hattest den Punkt, nach großem Fight, verloren.

Wenn wir uns das moderne Tennis anschauen, dann vermissen wir nicht nur Roger Federer. Es fehlt der Witz, das Freche. Ein klug eingestreuter Drop Shot kann ein solch frecher Witz sein. 

In diesem Artikel schauen wir, wann du einen Drop Shot einstreuen und wie du ihn spielen kannst. Du wirst nach diesem Artikel in der Lage sein Spielsituationen zu beurteilen, dein Grundlinienspiel variabel zu gestalten und Stopps zu spielen, die dir Punkte bringen.

Hast du Lust ein paar Gegner zum Laufen zu bringen?

Dann lass uns starten.

1) Wo du beim Drop Shot stehen solltest

Kennst du das?

Wenn man im Ballwechsel platt ist, dann spielt man aus taktischen Gründen einen Drop Shot.

Er ist die Lösung, wenn es keine anderen Lösungen mehr gibt. Das ist schade, denn der Stopp ist ein fantastischer Schlag - wenn man weiß, dass er kommt. Ich habe früher zahllose Stoppversuche hinter mich gebracht, wenn ich irgendwo hinten im Zaun hing und den Ballwechsel abrupt beenden wollte.

Das Ergebnis?

Katastrophal.

Was mir bis dahin kaum ein Trainer verraten hatte, das zeige ich dir jetzt.

Setze deinen Stopp dann an, wenn du im Feld stehst. Du solltest zumindest auf der Grundlinie stehen. Dafür bedarf es ein wenig Erfahrung und Spielübersicht. Schön ist, dass du deine Spielübersicht wunderbar trainieren kannst, indem du in Zukunft darauf achtest, wo du dich bei deinen Schlägen auf dem Spielfeld befindest.

Ich habe dir einen Vorschlag gezeichnet:

stoppball position

Du siehst in der Grafik einen gelben Bereich.

Dieser Bereich ist für dich ideal, um einen Drop Shot zu spielen. 

Wichtiger Hinweis:

Ich empfehle dir, dass der Ball deines Gegners möglichst langsam und mit wenig Rotation auf dich zukommen sollte. Es ist nicht leicht auf einen Slice oder einen gewaltigen Vorhand-Topspin einen kontrollierten Stopp zu spielen.

Dafür brauchst du eine Menge Selbstvertrauen (bekommt man durch mentales Training) und Ballgefühl.

Es gibt drei rationale Gründe, warum du den Dropshot im Feld stehend spielen solltest:

  • Dein Drop Shot ist nicht zu lange in der Luft unterwegs
  • Dein Gegner hat weniger Zeit ihn mühelos zu erlaufen
  • Du musst ihn nicht zu perfekt spielen

Bevor du dir über die Präzision oder über die Griffhaltung oder andere nicht ganz so wichtige Elemente Gedanken machst, überlege dir:

1) "Stehe ich im Feld?"

Oder:

2) "Stehe ich zu weit hinter der Grundlinie?"

Wenn du bisher kein gefürchteter Drop Shot-Spieler warst, dann lag es eventuell an diesen zwei entscheidenden Fragen. Roger Federer war ein sehr gutes Beispiel für das dosierte Stoppen. Gut, er spielte den Schlag meist mit seiner Vorhand, wenn er seine Ausholbewegung plötzlich verkürzte und ein Stöppchen spielte.

Aber mehr brauchte es auch nicht. Seine Position war meist so gut, dass dieser Schlag exakt die richtige Variante in der jeweiligen Spielsituation war. Taktisch clever a la Winning Ugly.

Wenn du in der richtigen Position bist, dann können wir direkt weiter zum zweiten Schritt gehen.

Wir werden uns nun überlegen, wie du einen Stoppball spielst, der für deinen Gegner schwierig zu erlaufen ist. Dazu schauen wir, welche extrem wichtige Eigenschaft dein Stopp in der Zukunft haben sollte, damit du viele tolle Punkte mit dieser Schlagvariation erspielen kannst.

Bereit?

Dann schauen wir jetzt:

2) Der Drop Shot gegen die Laufrichtung des Gegners

Als ich ein kleiner Knirps mit schmalen Schultern und einem Hang zur Lauffaulheit war, sagte jemand zu mir:

Marco, du musst keinen perfekten Stopp spielen, der sich wieder zurück auf deine Seite dreht und über das Netz springt. Schaue lieber, dass dein Gegner einen weiten Laufweg zum Stopp hat. Und wenn dieser Laufweg nicht lang ist, dann sollte der Laufweg kompliziert sein. Deswegen spielst du deine Stopps am besten immer gegen die Laufrichtung des Gegners.

Das gefiel mir.

Ich kann entspannt im Feld stehen. Mein Gegner rennt und ich mache auch noch den Punkt dabei.

Wie kannst du erkennen, ob du wirklich gegen die Laufrichtung deines Gegners spielst?

Aus vielen Gesprächen mit Spielern im Mentalcoaching weiß ich, dass nicht jeder Clubspieler seinen Gegner immer im Augenwinkel beobachten kann. Es ist in engen Spielsituationen nie einfach alles im Blick zu haben:

  • Ball
  • Gegner
  • Ziel des nächsten Schlages

Kreative Tipps, um die Schärfe des Augenwinkels zu trainieren, bringen daher nichts.

Wir müssen überlegen, welche Automatismen unsere Gegner haben. Welche Verhaltensweisen treten immer wieder auf?

Und damit meine ich nicht das chronische Aufregen über die eigenen Fehler.

Beispiel:

Ein Spieler, der sich in der Rückhand befindet und dort seinen Schlag ausführt, wird sich nach diesem Schlag Richtung Platzmitte bewegen. Tut er dies flink, mit Kreuzschritten und Side-Step?

Das wissen wir nicht.

Wir müssen aber davon ausgehen, dass er sich in irgendeinem Tempo Richtung Mitte orientieren wird. Jeder Tennisspieler kriegt dies von seinem Trainer von Tag eins an eingetrichtert. Diese Info ist so extrem im Unterbewusstsein verankert, dass man sich als Spieler fast nicht dagegen wehren kann.

Es sei denn, man ist ähnlich lauffaul wie ich früher.

Was bedeutet das für deinen Stoppball?

Wenn sich dein Gegner in der Rückhandecke befindet, dann kannst du deinen Stopp in exakt diese Rückhandseite spielen. 

Siehe Grafik:

stopp gegen den lauf

Du kannst dir die folgende Formel für deinen Kopf abspeichern:

Ich spiele den Stopp in die Richtung, aus der der Ball gekommen ist!

Du weißt jetzt, wo du stehen solltest und wohin du einen cleveren Dropshot setzen kannst. Im nächsten Schritt überlegen wir, wie du deinen Stoppball ansetzen kannst.

Dazu stellen wir Überlegungen an, was denn das strategische Ziel deines Drop Shots sein kann - und was nicht. Soll der Stopp dir direkt den Punkt bringen?

Oder gibt es noch weitere, sehr wichtige strategische Ziele, die ein Stopp für dich erzielen kann?

Wir machen weiter.

Lesetipp: Die Masalo Manschette beim Tennisarm

3) Das Geheimnis der leeren Flasche

Der Witz über mich ist weit mehr als 20 Jahre her, ich habe ihn aber immer noch auf dem Kasten:

Kühn, du bewegst dich wie Flasche leer!

Heute nutze ich diesen Witz, um meinen Schützlingen im Mentalcoaching das korrekte Ansetzen des Stopps zu erklären.

Ich bin der Meinung, dass ein Stopp nicht immer einen Punkt bringen muss. Ein Stopp war auch erfolgreich, wenn dein Gegner einen langen Weg laufen musste. 

Warum?

Wenn du deinen Kontrahenten im Verlauf eines Matches immer wieder mit geschickten Stopps nach vorn jagst, dann bewegt er sich bei den Big-Points Ende des Satzes oder Matches wie ich damals:

"Wie Flasche leer!".

Wir wissen, dass Kondition irgendwo auch immer Konzentration ist. 

Es gibt nur wenige Spieler, die ihr Ego vor einem Match gemeinsam mit ihrem Auto auf dem Parkplatz parken. Viele Spieler nehmen das Ego mit auf den Court und wollen jeden Ball erlaufen, der möglich erscheint. Sie können es nicht ertragen, wie bestellt und nicht abgeholt an der Grundlinie stehenzubleiben und einen Punkt gegen sich zu schlucken.

Wie kriegst du deinen Gegner dazu, dass er jedem deiner Stopps hinterherjagt und nicht direkt sagt: "Du kannst mich mal!"?

Hier ein kleiner Spickzettel für das Ansetzen deines Stoppballs:

  • Ball höher über das Netz spielen, ca. eine Schlägerlänge hoch
  • Dem Ball Slice mitgeben. Seitwärtsdrall oder Unterschnitt
  • Mit der Bespannung den Ball von unten streicheln
  • Den Ball führen, nicht schlagen

Du hast den Stopp gespielt. 

Wie kannst du dich danach verhalten? Wohin solltest du laufen? Oder bleibst du einfach stehen?

4) Wohin kannst du nach deinem Drop Shot laufen?

Der Stürmer läuft auf den Torwart zu.

Die halbe Kneipe pöbelt, stehend, mit dem 0,3er Bierglas in der Hand, schwankend:

Eyyy, den muss er machen, n` 100%iger!

Zwei Sekunden später wird der Stürmer mit Worten beschimpft, für die mich Google abstraft, wenn ich sie hier hinschreiben würde.

Warum sind diese 100%-igen für den Stürmer so schwierig zu verwerten? Der Torwart verkürzt den Winkel, indem er direkt auf den Stürmer zuläuft. Der Stürmer hat kaum Platz, das Leder am schier übergroßen Torhüter vorbeizuschieben.

Exakt dies ist dein Ziel, nachdem du deinen Stopp gespielt hast.

Du läufst auf den Gegner zu, du folgst deinem Ball nach vorn - und verkürzt die Winkel für deinen Gegner. Entscheidest du dich dafür im Halbfeld stehenzubleiben, dann hat dein Gegner freie Auswahl:

Stoppball Winkel

Dein Gegner hat viele Optionen, die blöd aussehen zu lassen:

  • Gegenstopp
  • Kurz-cross
  • Lang in die Vorhand schieben
  • Lang in die Rückhand schieben

Folgst du deinem Ball stur nach vorn, nimmst du ihm all diese Optionen.

Siehe diese Grafik:

Tennis Stopp Winkel

Ich habe den gelben Bereich, deine Position, nach vorn gezogen.

Du siehst, dass du alle schwarzen Pfeile, die Optionen deines Gegners, abdeckst. Dein Folgen des Stopps lässt die Winkel für den Kontrahenten verschwinden.

Wichtiger Hinweis:

Renne nicht wie in Irrer nach vorne. Du wirst vermutlich noch einen Ball spielen müssen, nachdem du den Stopp gespielt hast. Du sollst dann nicht in den nächsten Schlag hineinlaufen und die Kontrolle verlieren. Ich empfehle kleine, flinke Schritte und einen Blick zum Gegner, um die nächste Spielsituation besser einschätzen zu können.

Du hast nun viel Input erhalten.

Zeit, etwas zu philosophieren.

5) Das Geheimnis der Würze beim Drop Shot

Wie geht es deinem Gegner, wenn er nach vorn läuft?

Was hat er im Kopf, wenn er sich auf dem Weg zu deinem Drop Shot befindet?

Wir können davon ausgehen, dass die Gedankenwege in diesen heißen Phasen kurz sind. Dein Gegner wird überschlagen, wohin er die Kugel lupfen kann, falls er sie noch gut erreicht. Wir haben ein Stück weiter oben daher besprochen, dass du deinem Ball nach vorn folgst und die Optionen für deinen Gegner gering hältst.

Damit dein Stopp noch effektiver wird, kannst du ihm eine besondere Würze mitgeben. Ich empfehle dir, dass du deinem Dropshot Rotation mitgibst. Dein Ball sollte seine Richtung verändern, wenn er im gegnerischen Feld auftippt.

Dein Gegner mag wissen, dass du deinem Ball ein "würziges Geheimnis" mitgegeben hast. Wir haben ein paar Zeilen weiter oben analysiert, dass diese Würze in den Gedanken deines Gegners vermutlich keine allzu große Rolle spielt.

Es ist nur ein kleines Element, aber ein mit Schnitt gespielter Stopp ist definitiv wirkungsvoller als ein Ball, der nur geschoben wird.

Der Ball kann sich in zwei Richtung verändern, wenn du ihm Schnitt verleihst:

  • Zur Seite
  • Rückwärts

Ich empfehle den Stopp so zu spielen, dass er sich beim Aufsprung rückwärts dreht. Der Sinn dahinter ist rational einfach zu erklären:

Der Ball dreht sich noch weiter Richtung Netz. Der Winkel für deinen Gegner, den Ball über die Netzkante zu heben, wird noch steiler. Oft bleibt dem Spieler nur die Option die Filzkugel anzuheben. Das Ergebnis ist dann ein langsamer, harmloser und halbhoher Ball, den du nur noch die das offene Feld schieben musst.

Ähnlich wie in der Spielsituation, die ich zu Beginn dieses Artikels vorgestellt hatte.

Was ich dir dazu sagen muss:

Das ist die ideale Spielszene. Sie sollte nicht dein Ziel sein. Wichtig für deinen Stopp ist, dass du mit dem Schlag nach deinem Dropshot den Punkt mühelos abschließen kannst. Du hast mit deinem Stopp nicht das Ziel, direkt den Punkt einzufahren.

Lesetipp: Die ultimative Anleitung für den perfekten Aufschlag

Warum es totaler Unsinn ist den Drop Shot hoch anzusetzen – und wie du stattdessen spielen solltest

„Marco, Du musst den Stoppball hoch ansetzen. Und mit Rückwärtsdrall spielen“.

Ich fragte mich bereits beim damaligen Training, an einem sehr heißen Sommertag auf Platz 1 unserer recht schönen Tennisanlage in einem Park, warum zum Teufel ich den Stoppball hoch ansetzen solle.

Damit ich den Punkt garantiert verliere?!

Mein damaliger Trainer war da aber anderer Meinung:

„Auf diese Weise spielst Du den Stopp sicherer. Dein Gegner wird auf jeden Fall loslaufen und versuchen, den Stopp zu erreichen. So verliert er weiter an Kondition!“

Nehmen wir diesen wirklich sehr schwierigen und nur in bestimmten Spielsituationen passenden Schlag mal genauer unter die Lupe. Zu welchem Zeitpunkt ein Drop Shot angebracht ist, soll uns in diesem Artikel erst einmal nicht interessieren. Viel mehr interessiert uns an dieser Stelle, WIE wir den Stopp spielen sollten wenn wir ihn denn spielen.

Hoch? Flach? Wie denn jetzt?

In meinem obigen Beispiel sagte mein Trainer, man solle den Stopp hoch ansetzen. Dadurch wird der Schlag, der Ball, automatisch langsamer und ein Stück kontrollierter. Wir haben also etwas mehr Kontrolle über unseren Drop Shot.

Jetzt kommt das Große, erste ABER: Wenn wir unseren "kurzen" mit unserer Ausholbewegung nicht perfekt verstecken können, wird unser Gegner hellhörig.

Er wird mit einem einigermaßen guten Auge zu erkennen wissen, was wir als nächstes vorhaben. Setzen wir unseren Stopp dann zusätzlich hoch an, was wird dann passieren?!

Klar: Unser Gegner läuft früh los. Wir spielen einen vielleicht sehr guten Drop Shot. Durch das Hohe ansetzen hat unser Gegner aber genügend Zeit den Ball zu erlaufen. Und nicht nur das. Er wird ihn vermutlich noch über Höhe der Netzkante spielen können. Oder abapp darunter. Die Wahrscheinlichkeit das wir den Punkt gewinnen? Verschwindend gering.

Im Gegenteil. Wir können auf diese Weise sogar einen großen Nachteil erhalten. Eben wenn der Gegner die Möglichkeit bekommt, den Ball ÜBER Höhe der Netzkante spielen zu können.

Warum dies so ist?

Schau: der Winkel vom Ball zum Netz ist entscheidend. Muss der Gegner den Ball unterhalb der Netzkante spielen, ist der Winkel extremer. Der Gegner kann den Ball nur rüberschieben. Bekommt unser Gegner aber die Möglichkeit, den Ball oberhalb der Netzkante zu spielen, kann er den Ball tatsächlich schlagen. Unser Gegner hat wesentlich mehr Optionen. Er kann dem Ball sogar mit Topspin hinten lang reinspielen.

Dies sollten wir unbedingt vermeiden. Das Ziel deines Stopps muss nicht der direkte Punkt sein. Viel mehr solltest du das Ziel haben, dass dein Gegner einen schwierigen Ball unterhalb der Netzkante spielen muss.

Weiter geht`s …

Ideales Versteckspiel

Doch nicht der Ansatz unserer "kurzen" ist entscheidend, ob dieser gut oder schlecht wird. Das große Geheimnis liegt darin den Stopp so gut zu verstecken, dass unser Gegner nicht ahnen kann was auf ihn zukommen wird.

Wie bekommen wir dies am besten hin? Durch Training! Ziel muss es sein, unsere Ausholbewegung für den Stopps zu trainieren. Wichtig dabei ist, dass wir so lange wie es möglich ist unsere „normale“ Ausholbewegung durchführen.

Erst im letzten Abschnitt unserer Schlagbewegung, kurz bevor wir den Ball treffen, müssen wir unsere Ausholbewegung geschickt und schnell abkürzen.

Auf der Vor- sowie auch auf der Rückhandseite.

Um dabei den Drop Shot möglichst kontrolliert zu spielen, sollten wir in dieser schnellen Bewegung unseren Griff ein kleines Stückchen ändern. Mit dem Topspingriff wird der Schwierigkeitsgrad für einen Stopp um einiges höher 🙂

Beim "kurzen" sollten wir auf beiden Seiten, Vor- und Rückhand, den Griff für den Slice verwenden. Somit haben wir mehr Kontrolle beim Schlag. Hinzu kommt: Wir können unserem Stopp einen kleinen, aber vielleicht entscheidenden Schnitt mit auf den Weg geben.

Fazit: Für einen idealen Stopp sollten wir diesen NICHT zu hoch ansetzen. Ziel sollte es sein, mit dem Drop Shot den Punkt zu beenden. Nicht den Gegner konditionell zu schwächen. Wir sollten unseren "kurzen" gefühlvoll mit dem Griff wie beim Slice spielen, um eine bessere Kontrolle bei der Ausführung dieses schwierigen Schlages zu haben.

Mit ein bisschen Schnitt und Gefühl können wir dann einen idealen Stopp spielen.

Als der Drop Shot gestern in der Zeitung stand

Ein Drop Shot, der vom Gegner problemlos erlaufen wird, stand bereits gestern in der Zeitung.

Diese passende Analogie kommt meist dann zum Einsatz, wenn anhand der Ausholbewegung zu erkennen ist, dass du deinen Gegner mit einem Kurzen überraschen willst.

Es mag viele Tipps und Tricks geben, um diesen "Zeitungsartikel von gestern" zu kaschieren. Ich möchte dir an dieser Stelle den schnellen Tipp weitergeben, der mir früher half ganz passable Stoppbälle zu spielen.

Ich mag es praktisch und kurz:

Hole ganz normal aus, wechsle dann in den Rückhandgriff und wickle den Ball von unten ein.

Du hast es richtig erkannt. In diesem Beispiel meinte ich die Vorhand. Bei der Rückhand bist du im Idealfall bereits beim Rückhandgriff.

Was ist der Hintergrund dieser Methode?

Dein Gegner sieht dich von vorn - falls er dich überhaupt im Augenwinkel hat. Wenn du exakt so ausholst wie bei deiner normalen Vorhand, kannst du anschließend beginnen zu tricksen und den "kurzen" anzusetzen.

Du musst nicht deine komplette Bewegung vor deinem Gegner verstecken. Es reicht, wenn er im ersten Moment wahrnimmt, dass du eine "normale" Vorhand spielen möchtest. Trainiere diese Methode im Trainingsspielchen. Du wirst du von Stopp zu Stopp wohler damit fühlen.

Fazit

Wir halten das Fazit kurz und in Stichpunkten, damit du die entscheidenden Werkzeuge für deinen gefürchteten Drop Shot mitnehmen kannst.

Wir haben gelernt:

  • Stehe im Feld, wenn du einen Stopp spielen willst
  • Dein Gegner sollte einen langen oder komplizierten Laufweg zum Stopp haben - am besten beides
  • Spiele gegen die Laufrichtung des Gegners
  • Spiele den Stopp in die Richtung, aus der der Ball des Gegners gekommen ist
  • Gehe deinem Ball nach vorn nach, ohne dabei zu schnell zu sein
  • Ein Stopp muss nicht der direkte Punkt sein, er kann die Vorbereitung auf den Punkt sein
  • Gib deinem Stopp Schnitt mit, damit dein Gegner eine weitere Aufgabe lösen muss
  • Wer über den gesamten Verlauf eines Matches Stopps einstreut, hat eventuell Vorteile bei den Big-Points


Spielst du gerne Stoppbälle? Ich freue mich über deine Meinung in einem Kommentar!

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Psychologie beim Tennis: Warum der Charakter ein Schlag ohne Racket ist https://www.tennis-insider.de/blog/psychologie-charakter/ https://www.tennis-insider.de/blog/psychologie-charakter/#comments Fri, 29 Oct 2021 10:16:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/psychologie-charakter/ Weiterlesen

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Stapf, stapf, stapf ...

Geduckte Körperhaltung, Blick nach unten. Ein kurzer Schluck aus der Wasserflasche. 

Eh alles für die schwarze Tonne heut`. Wofür auf die Bank setzen beim Seitenwechsel? Du willst schnellst möglich unter die Dusche. Fort von diesem Ort des Grauens, den die nichts wissenden Tennisplatz nennen.

Zack.

Zurück zur Grundlinie. Irgendwie die letzten Aufschlagspiele hinter sich bringen. Ein Plan: Jeden Ball mit 240 km/h prügeln. Dann geht´s schneller. Fehler oder Winner.

Im Match fühlt man sich manchmal wie ein ferngesteuertes Auto. Wir flitzen über den Platz, haben keinerlei Kontrolle über das, was wir tun. Unsere Gedanken rasen wie eine Achterbahn durch unseren Kopf. 

Die Psychologie beim Tennis hat uns im Schwitzkasten.

Du scheinst keine Kontrolle über deine Emotionen zu haben.

Ist hier eine dunkle Macht am Werk? Oder sind dies normale Abläufe, die wir uns über Jahre unbewusst antrainiert haben?

Und, was verflucht hat dein Charakter mit deinen vielen unnötigen Fehlern zu tun?

Wie die Psychologie Tennis beeinflusst

Lehn dich zurück und nimm einen Schluck vom heißen Kaffee.

Wir beschäftigen uns in diesem Artikel mit der Psychologie beim Tennis und werden herausfinden, warum dein Charakter neben deinen Grundschlägen ein wichtiges Element in deinem Spiel ist.

Der Schlag ohne Racket.

Drei Fragen habe ich für uns rausgepickt. Drei Antworten werden wir entdecken. Und diese drei Antworten können dich zu einem besseren Tennisspieler formen. Nicht sofort, nach dem lesen des Artikels. Aber langfristig, wenn du deine neuen Erkenntnisse umsetzt.

Damals, als ich die Vorhand kurz-cross lernte

Brütend heiß war es. Problemlos hätte man ein Spiegelei auf der Motorhaube braten können.

Ich stand auf dem Court, der zwei Minuten nach dem Bewässern trockener war als der Humor von Dieter Nuhr. Mein Coach Tom wollte, dass ich kurze Bälle als kurz-cross spiele. 

Ausschließlich mit meiner Vorhand.

Das gelang mir erst nicht. Ich spielte zu schnell, zu unplatziert und zu kopflos.

Er sagte:

"Marco, du bist doch ein ruhiges Kerlchen, das nachdenken kann. Nimm mal die Hektik raus. Aus deinem Kopf und aus deinen Bewegungen. Bleib ruhiger stehen, wenn du am Ball bist und den Schlag ausführst! So, wie du auch neben dem Platz bist. Ruhig, besonnen, in dich gekehrt."

Gesagt, getan.

Und siehe da. Es fluppte langsam. 

Das war meine erste Begegnung mit dem Charakter auf dem Tennisplatz und wie er auf deine Spielweise, aber auch auf deine Schlagentscheidungen, Einfluss nehmen kann. 

Lass uns gemeinsam schauen, warum du Angst während eines Matches verspürst, wie man Selbstvertrauen auf gesunde Weise aufbaut und was psychisch starke Spieler auszeichnet.

Lust? Dann komm mit.

Lesetipp beim Tennisarm: Die Masalo Manschette

Angst: Warum man sie fühlt und wie sie dich blockiert

Wir alle haben einen kleinen Da Vinci in uns.

Wir malen Bilder von Situationen in unseren Gedanken, so detailreich und perfekt, die wir noch nicht erlebt haben. Man munkelt noch, ob ein anderes Lebewesen außer dem Menschen so perfekt den Gedankenpinsel schwingt.

Wir schauen in den Kopf von Sabine, 47 Jahre jung, Oberligaspielerin mit einer starken Vorhand, flinken Füßen und einer sicheren Rückhand.

Zwei Tage vor dem Match:

"Was wird mein Mann Paul nur denken, wenn ich Samstag mein Einzel verliere? Er weiß, dass ich gegen diese Gegnerin bereits zweimal gewonnen habe. Ich fühle mich so unsicher derzeit und habe Schiss, dass ich mir Samstag wieder selbst im Weg stehe und den Ball nur schubse ... Mist, ich habe jetzt schon Angst!"

Ein Gemälde eines Horrorbildes.

Siehst du die Dunkelheit in diesem Bild? Die Hoffnungslosigkeit? Die pure Angst?

Was passiert im Bereich der Psychologie beim Tennis?

Sabine malt ein Szenario des kommenden Matches. Sie setzt sich durch die mögliche Meinung ihres Mannes, die sie nicht kennen kann, maximal unter Druck. Dazu tupft sie eine Szene in ihr Bild, vor dem sie im Match kapitulieren würde, wenn sie zur Realität wird: 

Das Schubsen des Balles.

Am Tag des Matches steht Sabine mit Pudding in den Beinen, verkrampften Armen und ängstlichen Augen auf dem Court. Das Gegenteil von Winning Ugly.

Was sie nicht wahrnehmen kann, weil sie in sich gefangen ist:

Der Dame gegenüber geht es nicht viel besser.

Die ersten Aufschlagspiele laufen recht gut. Sabine gewinnt längere Ballwechsel, pusht sich und kann ihre Angst hinter einer schmalen, löchrigen und nicht verschlossenen Kellertür verbergen.

Aber dann, scheinbar wie aus dem Nichts:

Der Schalter legt sich um. Es geht nichts mehr. Die ersten zu kurz geratenen und verhalten gespielten Vorhände lassen die Angst wie Michael Myers aus der schmalen, löchrigen Kellertür schnellen.

Ab sofort nimmt die Angst das Racket in die Hand. Sabine ist nur noch ein stiller Beobachter dessen, was nun mit ihrem Spiel passiert.

Hinterher wird sie ihren Teamkolleginnen erzählen, dass sie einfach nichts gegen ihre Unsicherheit tun konnte. Sie kam einfach, diese übermächtige Angst.

Doch stimmt das? Kam diese Angst "aus dem Nichts"?

Die Angst hat in ihren Gedanken vor dem Match eine ganz klar definierte Form angenommen. Sabine hat ihr Unterbewusstsein mit allerhand Informationen gefüllt. Das Unterbewusstsein hat dann, als sich Sabine in der von ihr zuvor im Kopf entworfenen Szene befunden hat, einfach diese Informationen abgespielt.

Ein vollkommen logischer Ablauf der menschlichen Psyche.

Mein Input:

Angst entsteht nicht auf dem Court, während eines Matches. Jede Form der Angst entsteht in den Bildern, mit denen man vor einem Match sein Unterbewusstsein befüllt. Du kannst dich mental besser auf ein Match vorbereiten, wenn du detailliert Spielzüge im Kopf durchgehst, die kein Ende haben. Weder einen Winner, noch einen Fehler.

Wie baut man Selbstvertrauen auf?

Du hättest gelacht, wenn du mich gesehen hättest.

Meine erste YouTube-Gitarrenstunde war ein Krampf. Ich konnte das gute Stück nicht richtig halten und hatte zuvor nicht bekannte Koordinationsprobleme zwischen rechter und linker Hand.

Drei geschlagene Stunde brauchte ich für den ersten Akkord. Und dann brauchte ich eine Pause.

Am nächsten Tag stiefelte ich erneut in mein Arbeitszimmer, griff mir die Gitarre, öffnete den YouTube-Kanal - und schaffte nur die Hälfte von dem, was ich am Vortag auf die Gitarrensaiten zauberte.

Fünf Tage später dann, unser Mini Australian Shepherd Dexter lag bereits mit den Pfoten auf seinen Ohren vergraben in der hintersten Ecke, der Durchbruch.

Dexter

Die erste Melodie kroch aus den Saiten. "Nothing Else Matters" von Metallica konnte zumindest ich am Klangbild erkennen. Seit diesem Tag gehe ich jede Gitarrensession mit Selbstvertrauen, nicht mit Unsicherheit, an.

"Boah Kühn, ich will selbstbewusst wie Djokovic im fünften Satz spielen, was muss ich tun?".

Ruhig Ball, mein Freund.

Viele Spieler setzen sich beim Thema Selbstvertrauen eine zu kurze Frist. Echtes, gesundes Selbstvertrauen, entsteht durch kleine, konstante Fortschritte.

Diese Fortschritte dürfen kleiner als eine Ameise sein. 

Bereits das Wahrnehmen von Situationen in einem Match kann ein Fortschritt sein. Wenn du ein verdammt ängstlicher Charakter auf dem Tenniscourt bist, dann ist es ein Erfolg für dich, wenn du diese Angst bewusst wahrnehmen kannst. 

Der nächste Schritt wäre, dass du diese Angst, diese Schwäche, akzeptierst. Nachdem dies geschehen ist, kannst du beginnen deine Angst mal zu fragen, wie sie es denn immer auf den Platz schafft. 

Und dann, erst dann, kannst du beginnen das Ritual namens Angst mit einem anderen Ritual zu ersetzen. Mut, zum Beispiel. Oder Zuversicht. 

Oder Humor. Der kommt eh viel zu kurz, obwohl der großartige Novak Djokovic sogar in epischen Matches immer mal wieder ein Grinsen zeigt.

Psychologie beim Tennis: Was zeichnet mental starke Spieler aus?

Kommen wir um ihn herum, wenn wir diese Frage präzise beantworten wollen?

Nein, das kommen wir nicht.

Novak Djokovic vereint die wichtigsten Fähigkeiten, die ein psychisch starker Spieler besitzen kann. Er ist nicht nur bei der Dosierung der Essensrationen ein Perfektionist. Seine Denk- und Verhaltensmuster werden ebenso wenig Kommissar Zufall überlassen.

Lesetipp: Die ultimative Anleitung für einen perfekten Aufschlag

Ich habe mir für diese Frage zwei Antworten aufgeschrieben, die sich in ihrer Fähigkeit ergänzen:

1) Kontrolle der Emotionen

2) Akzeptieren von Tatsachen

"Wie? Tatsachen akzeptieren? Das kann ich doch, ich bin doch nicht blöd!".

Nein, das kannst du in vollem Umfang nicht. Und das ist auch nicht schlimm. 

Bisher habe ich noch nicht ergründen können warum, aber:

Während eines hitzigen Matches können nur wenige Spieler Tatsachen einfach hinnehmen. Wie zum Beispiel:

  • Abhaken leichter Fehler
  • Dem Gegner einen grandiosen Punkt gönnen
  • Unsportliches Verhalten des Gegners nicht an sich rankommen lassen
  • Netzroller, Linienbälle oder Platzfehler emotionslos hinnehmen

Du siehst ein paar Zeilen weiter oben, dass wir als Punkt Numero Uno die Kontrolle der Emotionen stehen haben. Diese Fähigkeit, in Kombination mit dem Akzeptieren von Tatsachen, ist der Brandbeschleuniger für die sportliche Entwicklung.

Warum sind diese Fähigkeit beim Tennis so wichtig für dich?

Ein Tennismatch besteht aus einem Element:

Problemen.

Aus psychologischer Sicht musst du nichts anderes tun als ein Problem nach dem anderen zu lösen. Dein Gegner spielt hoch auf deine Rückhand? Mist, das Problem musst du lösen. Du stehst immer falsch zum Ball und wirst zu kurz? Blöd, das Problem musst du lösen.

Du hast die Buchsen voll, spielst jeden Schlag in Rückenlage und machst ab dem dritten Schlag im Ballwechsel den Fehler? Richtiger Mist, das Problem musst du lösen.

Jetzt kommt die Blutgrätsche von hinten:

Wie will man all diese Probleme lösen, wenn man emotional gerade auf einem Rodeobullen sitzt?

Wir schließen den Kreis:

Novak Djokovic spielt in vielen seiner Matches nicht schneller, klüger oder spektakulärer als sein Gegner. Er bewahrt die Ruhe und löst wie ein Roboter ein Problemchen nach dem anderen. 

Wie ein Geschäftsführer, der gelangweilt seine To-Do-Liste abhakt.

Im Finale der US Open gegen Daniil Medvedev ist genau diese Fähigkeit in der Kabine geblieben.

Er hatte sich selbst seiner größten Stärke beraubt.

Das bedeutet für dich:

Die Kontrolle deiner Emotionen ist ein wichtiger Faktor für deinen Erfolg. Durch mentales Training kann diese entwickelt werden.

Lesetipp: 5 mentale Übungen, die dein Tennis verbessern

Wir fassen zusammen

Du hast in diesem Artikel gelernt, wie Angst entsteht. 

Sie ist kein Mysterium, das dich während eines Matches überfällt wie ein Bankräuber. Sie entsteht vor deinen Spielen, wenn du dich, meist unbewusst, mental vorbereitest.

Ein gesundes Selbstvertrauen baust du durch kleine Schritte auf. Sammle kleine Erfolgserlebnisse. Sei fair zu dir und gib dir Zeit, um Selbstvertrauen aufzubauen. Der größte Fehler ist das sofortige Kopf in den Sandplatz stecken, wenn mal etwas nicht direkt klappt.

Hier brauchst du Geduld, Demut und Zeit.

Wir haben von Novak Djokovic gelernt, dass die Kontrolle der Emotionen eine Multiwaffe im Tennissport ist. Sie deckt zahlreiche Bereiche eines Matches ab und kann den klaren Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Spieler zeigen.

All diese Elemente:

1) Angst

2) Selbstvertrauen

3) Kontrolle der Emotionen

sind in deinem Charakter zu finden. 

Wer diesen (Tennis-) Charakter auch nur im Ansatz wie seine Grundschläge trainiert, der wird ein besserer Spieler in kürzerer Zeit.

Und bleibt beim Seitenwechsel 90 Sekunden sitzen, nimmt drei große Schlücke aus der Wasserflasche und steht dann mit einem klaren Plan für den nächsten Return von der Bank wieder auf.

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5 Lehren, die ich aus meiner Niederlage gegen einen 65-jährigen Tennisveteranen ziehen konnte https://www.tennis-insider.de/blog/niederlagen-lehre/ https://www.tennis-insider.de/blog/niederlagen-lehre/#comments Fri, 23 Apr 2021 16:04:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/niederlagen-lehre/ Weiterlesen

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Am Ende zog ich mit gesenktem Kopf und eingefallenen Schultern das Abziehnetz hinter mir her.

Die grüne Baseball-Cap verdeckte mein Gesicht.

Ich wünschte, mich hätte an diesem Tag niemand gesehen,

Abgefallene Blätter von den Bäumen streiften knapp die äußere Linie des Doppel-Korridors. Ich erkannte meine zahlreichen Rutschspuren, die sich durch diese bunten Blätter auf Platz fünf bohrten, die den Herbst ankündigten.

Hätte ich nach diesem Match Kilometergeld erhalten, mein Rentenantrag wäre noch an diesem Tag rausgegangen.

Was war geschehen?

Hatte ich gegen Richard Gasquet und Rafael Nadal gleichzeitig gespielt?

Nein. Es war schlimmer.

Nachdem ich bei den Bezirksmeisterschaften meinen ersten großen Titel holen konnte, musste ich nur wenige Tage später bei den Clubmeisterschaften gegen Helmut spielen. Helmut hätte über Winning Ugly gelacht.

Er war 53 Jahre älter als ich, trug das graue Haar fesch zu einem Seitenscheitel, glänzte durch eine große, moderne, graue Brille mit schmalem Gestell und war für sein Alter fit.

Die Socken hatte er fast bis zu den Knien gezogen. Sein weißes Shirt mit Kragen war, anders als meines, akkurat in die Hose gesteckt. Darüber trug er einen rot-schwarz gestreiften Pollunder.

Das war damals der Hit.

Ich kannte Helmut schon mein Leben lang. Als ich mit sieben Jahren anfing das Racket zu schwingen, war er einer der wenigen Vereinsspieler, die sich mit mir als Anfänger auf den Court stellten, um die Vorhand zu üben.

Immer wieder kam er auf meine Seite, warf mir eine Filzkugel zu und korrigierte meine Ausholbewegung, Griffhaltung und Ausschwung.

Vermutlich wusste er daher auch, wie er mich problemlos vom Platz pusten konnte, ohne dabei auch nur einen schnellen Ball spielen zu müssen.

An diesem Tag spielten Helmut und ich die erste Runde bei den Clubmeisterschaften. Als zwölfjähriger, der recht gut die Vor- und Rückhand traf, spielte ich bei den Erwachsenen mit. Helmut war damals die Ikone im Verein. Unzählige Clubmeistertitel prägten in Form von Pokalen seine Vitrinenschränke. Er hatte auf dem Tennisplatz so gut wie alles erlebt, was man als Clubspieler erleben konnte.

Verheiratete Männer mit ordentlich Kohle auf dem Konto, die aufgrund zwei verschlagener Vorhände zwischen T- und Grundlinie zu weinenden Kindern mutierten - innerhalb von drei Sekunden.

Typen, die sich und ihre spielerischen Fähigkeiten vollkommen überschätzten.

Grandiose Techniker, die allein durch das Setzen ihrer Schläge zahlreiche Titel gewannen.

Mondballspieler, die allein durch hohe Bälle auf die gegnerische Rückhand ebenfalls zahlreiche Titel gewannen.

All diese Erfahrung nutzte er, während unseres Matches immer wieder zufrieden grinsend, um mich sang- und humorlos aus dem Turnier zu befördern.

Ich stelle dir jetzt die fünf Lehren vor, die ich aus dieser zermürbenden Niederlagen mitnehmen konnte. Damit dir nicht das passiert, was mir damals geschah.

Und damit du ein klein bisschen mehr über unseren geliebten Sport lernen kannst.

Lass uns starten.

1) Einen kurzen Slice sollte man besser nicht als Einladung zum Winner verstehen

Helmut ging mit seinem Slice so um, wie die heutige Jugend mit ihrem Leben:

Verschwenderisch.

Er spielte sehr viel Rückhand-Slice. Aus der Defensive chippte er immer mal wieder die Vorhand mit Schnitt auf die T-Linie.

Was ich im gesamten Verlauf des Matches nicht zwischen meine beiden Ohren bekam:

Mir unterliefen unglaublich viele Fehler auf diese kurz gespielten Slice-Bälle. Mit Fehler meine ich nicht direkt Fehler ins Netz oder ins Aus. Ich spreche von taktischen Fehlern.

Dazu gehörte:

  • Schnell und gerade mit der Vorhand spielen wollen
  • Lang und platziert spielen wollen
  • Im Halbfeld stehenbleiben

Durch diese taktischen Fehler eröffnete sich für Helmut eine komfortable Situation im Ballwechsel. Er konnte mich rechts-links schicken, ein Stöppchen einstreuen oder mir einen langen Slice (mal wieder) in die Rückhand geben.

Mentale Übung: Nimm eine aggressive Einstellung ein, wenn dein Gegner viel Slice spielt. Das bedeutet nicht, dass du schreiend auf den Ball zulaufen sollst. Eine aggressive mentale Haltung dem langsamen Slice-Ball gegenüber zeigt: Du bist heiß auf den Ball. Du unterschätzt den Ball nicht. Du weißt, dass du an die Kugel ran musst. Zack, zack. Ein Gedankenablauf kann sein: "Ok, da ist der kurze Slice. Früh ausholen, kleine Schritte zum Ball und ran an die Filzkugel!". Trödel nicht rum und denke, dass du dich langsam zu Ball bewegen kannst, weil der Ball langsam in der Luft unterwegs ist. 

Helmut verstand es mir Aufgaben zu geben, die ich nicht lösen konnte. Dafür musste er mich nicht mit knallharten Schlägen vom Platz schießen.

Was uns direkt zur zweiten Lehre führt.

2) Wer den Ball setzen kann, der ist klar im Vorteil

Es sieht schön aus.

Der knallhart gespielte Vorhand-Winner, zwei Zentimeter über das Netz gespielt. Oder die brachiale Rückhand-Longline.

Doch sind wir Clubspieler nicht Dominic Thiem oder Stan Wawrinka. Uns unterlaufen dabei mehr Fehler als Winner. Und ich habe von Helmut gelernt, dass es klüger ist den Ball platzierter zu setzen, als einen spektakulären Winner für die fünf anwesenden Zuschauer zu spielen.

Helmut schaffte das, was viele Spieler nicht schaffen:

Er ließ sein Ego Zuhause auf der Couch.

Wie ein Uhrwerk platzierte er seine Schläge:

  • Aufschlag lang auf meine Rückhand
  • Stopp gegen meine Laufrichtung
  • Rechts, links, rechts - Stopp

Allein beim Schreiben wird mir schwindelig. 

Ähnlich wie damals auf dem Court. Damit war aber nicht genug. Durch das kluge Setzen seiner Schläge gab er mir in vielen Phasen unseres Matches nicht die Chance meine Stärken einzusetzen. Meine Rückhand-Longline (mein Paradeschlag) fand an diesem Tag, wie die Bundesliga im Jahr 2020, teilweise nicht statt.

Ich war damit beschäftigt die Bälle von Helmut zu erlaufen. 

Er agierte, ich reagierte.

3) Spielintelligenz schlägt Zerstörungswut

Der bessere Spieler gewinnt beim Tennis nicht immer.

Du kannst jeden einzelnen Schlag besser als dein Gegner spielen. Das bedeutet nicht, dass du auch den Court als lächelnder Sieger verlässt, der anschließend die Gratulationen der Vereinsmitglieder entgegennehmen darf.

Warum ist das so?

Weil es nicht darum geht, die Tasche mit den gefährlichsten Waffen mitzubringen. Die gefährlichen Waffen allein reichen nicht. Es geht darum die Tasche mit den richtigen Waffen mitzubringen, um diese gefährlich einzusetzen.

Das ist der entscheidende Unterschied.

Schau:

Ich war 53 Jahre jünger, schneller, fitter und konnte Vor- sowie Rückhand viel härter schlagen als Helmut. Ich war in der Lage viel mehr Bälle zu erlaufen.

Auch mein Aufschlag war, trotz dünner Ärmchen, ganz gut.

Ich hatte die Tasche mit den gefährlichen Waffen mit dabei, konnte aber keine dieser Waffen einsetzen. Ein mentales Training hätte vermutlich auch nicht geholfen.

Helmut hingegen hatte seinen Slice und sein Auge für Spielsituationen. Diese zwei waren die richtigen Waffen, die er dann gefährlich auf dem Court einsetzen konnte.

Kleine Anekdote: Bei uns im Verein spielte früher Dragan. Dragan spielte an Position eins in unserer ersten Herrenmannschaft in der Verbandsliga. Dragan sah nicht aus wie ein Sportler. Er sah aus wie ein Rentner, der gerade vom Frühschoppen aus der Kneipe kam. Bierbauch, dicke Beine, ungewollt tiefer Körperschwerpunkt. Er gewann dennoch fast jedes Einzel, obwohl seine Gegner athletischer und spielerisch besser waren. Wie schaffte es Dragan trotzdem meist als Sieger den Platz zu verlassen? Er spielte Rückhand-Slice, Vorhand gerade, beides zwei Millimeter über das Netz und schickte jeden Gegner rechts-links. Dank seiner Erfahrung und Antizipation sah er, wo der Gegner hinspielen würde. Er musste sich nicht viel bewegen. Er spielte wie ein Roboter sein Spiel herunter. Seine Konkurrenz war machtlos gegen seine eigenwillige Spielweise. 

4) Die Schwäche im Spiel des Gegners ist mindestens so entscheidend wie die eigene große Stärke

Wenn du brachiale Grundschläge wie Dominic Thiem besitzt, dann kannst du deinen Matchplan simpel halten. Du kannst alles daran setzen deine Stärken auf den Court zu bringen.

Dies erklärte mir sein Vater Wolfgang in diesem Artikel hier.

Ich gehe davon aus, dass du nicht Dominic Thiem bist. Deswegen solltest du zwei Elemente innerhalb der ersten drei Aufschlagspiele herausfinden:

  1. Welche eindeutige Schwachstelle hat dein Gegner? (Beispiel: Rückhand)
  2. Welche deiner Stärken kannst du nutzen, um diese Schwachstelle konstant anzuspielen? (Beispiel: Deine Vorhand-Topspin)

Ich erlebe in Mentalcoaching-Gesprächen immer wieder, dass viele Spieler während eines Matches enorm mit sich selbst beschäftigt sind.

Und das ist vollkommen normal.

Neben dem Blick auf das eigene Spiel, die Selbstzweifel und die zahlreichen Dämonen im eigenen Kopf sollte ein Resttropfen Aufmerksamkeit aber auch dem Gegner gewidmet werden.

Denn, und das habe ich immer wieder erlebt:

Ein Weg, um einen der eigenen Dämonen zu töten, liegt oft auf der Seite des Gegners.

Schwächen des Gegners können dir ein besseres Gefühl geben. Du stellst ihn dann nicht zu sehr auf ein Podest. Du bekommst mehr Ideen für deine Taktik im Einzel.

Daher war meine Lehre aus meinem Match gegen Helmut:

Spiele nicht nur stur dein eigenes Spiel, sonders bediene die Schwächen des Gegners mit deinen eigenen Stärken.

5) Ein Slice-Aufschlag ist effektiver als ein hart durch die Mitte gespielter Aufschlag

Kennst du das?

Du servierst den ersten Aufschlag knallhart. Dein zweites Service schubst du dann zärtlich fünf Zentimeter hinter das Netz.

Wenn dein Erster kommt, dann ist das toll. Es ist ein gutes Gefühl. Dennoch hat dein Gegner ab Mitte des ersten Satzes kaum noch Probleme dein Geschoss zu returnieren.

Ich lernte von Helmut, dass ein Slice-Aufschlag zahlreiche Vorteile mit sich bringt:

  • Höhere Quote beim ersten Aufschlag
  • Mehr Variationsmöglichkeiten
  • Der Gegner kann sich nur schwer auf den Aufschlag einstellen
  • Mehr Optionen beim zweiten Aufschlag
  • Höheres Selbstvertrauen dank besserer Quote

Und, was ich ehrlich gestehen muss:

Mir fiel es schwer den geschickt gesetzten Slice-Aufschlag von Helmut zu returnieren. Mal setzte er ihn lang auf meine Rückhand, dann mal kurz nach außen, wenn er auf der Einstand-Seite servierte.

In engen Situationen spielte er seinen Slice mittig, so drehte sich die Kugel direkt auf meinen Körper. Ich musste mich beim Return dann seitlich bewegen, was mir nicht leicht fiel.

Obwohl ich härter servieren konnte, brachte ich nicht ansatzweise so viele Service-Games wie Helmut durch.

Das aufbauende Fazit

Höre nie auf, von anderen Spielern zu lernen.

Was? 

Du bist in deinem Denken so festgefahren, dass du meinst nur von Profis was lernen zu können?

Ab an die Ballwand mit dir.

Du kannst von jedem Spieler etwas lernen. Selbst von denen, die schwächer spielen, kannst du lernen, wie es nicht geht.

Du kannst die taktischen Fehler von unerfahrenen Spielern analysieren und dir merken, was du im Match vermeiden solltest.

Von erfahrenen Haudegen aus deinem Verein wirst du einiges an Spielintelligenz lernen können. Schau dir mal ein Seniorendoppel an. Du wirst viele Finten, Gemeinheiten und Spielzüge sehen, die du für dein eigenes Spiel adaptieren kannst.

Du kannst von Mondballspielern die hohe Kunst der Disziplin im Ballwechsel lernen. 

Ich beende diesen Artikel mit einem Zitat des grandiosen Psychologen Carl Gustav Jung:

"Alles was uns an anderen missfällt, kann uns zu besserer Selbsterkenntnis führen".
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Sandplatz-Tennis: Vom ersten Rahmenball zum ersten Vorhand-Winner https://www.tennis-insider.de/blog/sandplatz-tennis/ https://www.tennis-insider.de/blog/sandplatz-tennis/#comments Fri, 02 Apr 2021 13:16:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/sandplatz-tennis/ Weiterlesen

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Ein kleiner Junge erklärt dir kurz das Sandplatz-Tennis.

Felix hat ein neues Spielzeugauto zum Geburtstag bekommen.

Mit einem Strahlen in den Augen springt er vom Stuhl im Esszimmer auf und bahnt sich seinen Weg Richtung Wohnzimmer. Vor dem Fernseher plumpst Felix gekonnt in eine Mischung aus Schneidersitz und bequemen Liegen.

Sein Blutdruck steigt.

Geschickt befreit Felix sein neues Vehikel aus der durchsichtigen Verpackung, die seinen Blutdruck und die Vorfreude während des Auspackens noch weiter steigen lässt.

Felix nimmt das Spielzeugauto auf dem dunkelgrauen Teppich in seine rechte Hand. Er holt aus, will das Auto rollen lassen – doch nach wenigen Zentimetern steckt es förmlich im Teppich fest.

Das Auto macht keinen Mucks mehr. Es geht nicht weiter.

Ähnlich wie das Spielzeugauto von Felix auf dem Teppichboden des Wohnzimmers, verhält sich die gelbe Filzkugel beim Umstieg von der Halle auf Sand. Spielst du den Ball gerade, ohne große Rotation, scheint das Tempo, welches du dem Ball mitgegeben hast zu verpuffen.

So wie das Auto von Felix nach nur wenigen Zentimetern im Teppich.

Der Sand bremst deinen Schlag, sobald er auf der gegnerischen Seite sein Ziel gefunden hat. 

Wir kommen im weiteren Verlauf dieses Artikels nochmal auf das Tempo zu sprechen.

Vorab:

Es mag Ausnahmen geben, wie beispielsweise Juan Martin del Potro. Er spielt die Vorhand so schnell, dass diese selbst nach drei Tagen Nieselregen pures Feuer wäre.

Hat dein Schlag wenig Drall, wenig Rotation, wird dein Schlag nach dem Absprung in der Hälfte des Gegners langsamer. Wenn du bereits sehr gut darin bist den Ball richtig anzuschauen, dann wirst du gut erkennen, ob und wie sich der Ball dreht. 

Zu Beginn der Sandplatzsaison ist es für dich besser, wenn sich deine Bälle sehr stark drehen.

Spiele höher, langsamer und mit mehr Spin.

Bei deinen ersten Spielen auf Sand lautet dein oberstes Ziel: Rhythmus.

Du musst Rhythmus und Gefühl für die neue Umgebung, für den neuen Untergrund und für das im Grunde komplett neue Spiel gewinnen. Bevor du also deine Winner zelebrieren kannst, musst du einen Umweg gehen und dir den wichtigen Rhythmus holen, um dann mit diesem Gas geben zu können. 

sandplatz-tennis

So gelingt es schneller mit dem ersten Vorhand-Winner beim Sandplatz-Tennis.

In der Halle wurden deine geraden, harten Schläge auf der gegnerischen Seite noch schneller.

Auf Sand werden sie gestoppt. Dies bringt deinen Rhythmus durcheinander. Dein Spielrhythmus wird verwirrt.

Du musst also einen anderen Weg finden, um schnell in den Schlag zu kommen. Der Weg zu diesem Ziel lautet: Topspin.

Spielst du den Ball mit Topspin, dreht sich das Szenario um. Der Ball fliegt langsamer über das Netz, gewinnt nach dem Absprung aber an Geschwindigkeit und „Schärfe„.

Merke dir:

Der Sand ist der Brandbeschleuniger für deinen Topspin. Spielst du den Ball hart und gerade, fliegt er schnell, verliert nach dem Absprung aber an Geschwindigkeit. Spielst du den Ball langsamer und mit viel Spin fliegt er langsam, gewinnt nach dem Absprung aber an Geschwindigkeit.

Da du es aus der Halle gewohnt bist, dass der Ball nach dem Absprung schnell wird, musst du dieses „Gefühl„ beim Umstieg auf Sand kopieren.

Dies gelingt dir nicht, wenn du auf den Platz gehst und wild drauf los spielst. Du wirst keinen Rhythmus bekommen. Du wirst schlecht zum Ball stehen und viele leichte, ärgerliche Fehler machen.

Ich gehe davon aus, dass du genau das nicht willst.

Kleine Anekdote: Bei uns gab es früher einen Typen im Verein, der auf den Court ging und direkt Winner um Winner um Winner spielen wollte. Hauptsache schnell, Hauptsache furios. Einige dieser Geschosse kamen auch, aber die Streuung der Schläge war enorm. Dieser Typ fand in der gesamten Saison nie zu einem konstanten Spiel. Seine Schwankungen waren so enorm, dass er keine zwei Matches auf einem spielerischen Niveau absolvieren konnte. Er suchte immer beim Platz, dem Wetter und dem Platzwart nach Ausreden. Die Wahrheit war aber: Er hatte nie den Fokus auf den Schlagrhythmus gelegt. Geschweige denn auf mentales Training für den Kopf.

Schritt für Schritt Anleitung: So startest du auf dem Sandplatz durch

Wir haben früher im Verbandstraining folgende Abläufe gehabt:

Starte im T-Feld, beginne damit den Ball richtig zu fühlen, indem du ihn mehr streichelst als schlägst. Spiele hoch über das Netz, langsam und lerne, wie sich der Ball nach dem Absprung verhält.

Nach zehn Minuten gehst du zwei bis drei Schritte hinter die T-Linie. Dann spielst du wieder halbhoch mit Spin. Bis du ein erstes, gutes Gefühl für die neuen Umstände bekommst.

Nach 20 Minuten eroberst du die Grundlinie. 

Dort angekommen, bleibst du deiner Strategie treu. Du hämmerst nicht wild los, sondern fokussierst dich auf deine Füße. Du setzt mehr Schritte ein, um besser am Ball zu sein. Außerdem behältst du dein Tempo im Auge. Spielt dein Gegner schneller, spielst du nicht schneller – sondern nimmst das Tempo mit einem höheren Topspin-Ball raus.

Weil du weißt, dass du erst einen guten Rhythmus brauchst, um schneller spielen zu können, zügelst du dein Ego bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Die Ballwechsel nutzt du, um möglichst viele Bälle zu schlagen und nicht, um möglichst schnell den längsten Ballabdruck durch den schnellsten Schlag zu erreichen.

Das kannst du später bei den Aufschlägen versuchen 😉

Wenn du an der Grundlinie stehst, habe folgende Stichpunkte als Mindset im Kopf:

  1. unter den Ball gehen, mit dem Handgelenk arbeiten
  2. Treffpunkt beachten, zum Ball hin bewegen – nicht warten
  3. halbhoch über das Netz spielen, Netzfehler vermeiden
  4. hinter die T-Linie spielen, nicht zu hohes Tempo gehen
  5. Füße bewegen, Füße bewegen, Füße bewegen

Sandplatz-Tennis: Die mentale Umstellung zwischen den Ohren

Du kannst dich nicht selber finden, indem du in die Vergangenheit gehst. Du findest dich selber, indem du in die Gegenwart kommst – Eckhart Tolle

Als ich früher aus der Halle auf den roten Sand wechselte, nervte mich der Klang meiner Bespannung auf.

So stumpf. Leblos. Frei von jeglicher Teilnahme am Spiel.

Die Vögel gaben ein lauteres Zwitschern von sich, als der Klang meiner Saiten bei der Vorhand. 

Mich irritierte der Zaun, welcher von einem lieblosen Werbeplakat verziert war, auf der ein Firmenname stand, den keiner kannte. Mich verwirrte der Wind, der mal von hinten und mal von vorn kam und meine Schläge beeinflusste.

Über die Sonne brauchen wir erst gar nicht sprechen. Ich liebe sie. Aber nicht beim Aufschlag. Ich suchte nach Lösungen für diese, nennen wir sie mal: Probleme.

Und ja, es gibt eine Lösung mit der veränderten Optik und Akustik zurecht zu kommen.

Willst du sie wissen? Die Lösung?

Verabschiede dich von der Halle.

Du bist, ebenso wie ich als kleiner Steppke, noch als ein Hallenspieler konditioniert, wenn du die ersten Rutschpartien auf Sand von der Leine lässt. Dein Auge, dein Gehör, dein gesamter Verstand sind noch auf „Halle“ programmiert.

Nicht aber auf Sand. 

Auf den blauen Himmel mit seinen kleinen Schleierwolken. Den Zaun mit den hässlichen Werbeplakaten. Den jungen Eltern, die ihren Babywagen durch den Park fahren, indem sich deine Clubanlage befindet.

Wenn du damals als Schüler stets die Klassenräume für die verschiedenen Fächer wechseln musstest, kamen dir die Räume ebenfalls immer anders vor.

Nicht wahr?! 😉

Du bist ein Gewohnheitsspieler

Beginnt die Freiluftsaison, musst du den Sandplatz als neue Liebesbeziehung betrachten, die erst wieder entstehen und wachsen muss. Ihr habt euch lange nicht gesehen. Du musst die Eigenarten und Vorzüge wieder kennenlernen.

Und vor allem musst du lernen mit diesen Vorzügen wieder richtig umzugehen.

Du wärst böse, wenn du sie mit deiner alten Liebesbeziehung, der Halle, vergleichen würdest. Das wäre unfair und würde dir nichts bringen außer Ärger und Groll.

Genieße den blauen Himmel. Lausche den Vögeln beim zwitschern. Ärgere dich nicht über die Werbeplakate im Hintergrund.

Nimm das alles an und konzentriere dich auf jeden einzelnen Moment, den du auf dem Platz verbringst. Sauge jedes Detail auf wie ein Schwamm. Sammle Informationen darüber, wie der Ball springt, wie sich deine Schläge anfühlen, wie du dich zum Ball bewegst.

Wenn du dich schnell mit den neuen Umständen vertraut machst, wird es dir leichter fallen besser zu spielen. Es bringt dir herzlich wenig, wenn du viele leichte Fehler machst, aber überhaupt keine Ahnung hast was die Ursache für diese Fehler ist. 

Viele Vereinsspieler treffen zu Beginn der Sandplatzsaison kaum einen Ball und können dies auch nicht korrigieren, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen. Dabei verstehen sie nicht, dass auf der roten Asche alles anders ist als noch in der miefigen Halle.

Hast du innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Infos beisammen, kannst du dich deiner neuen Liebesbeziehung mit deiner vollen Aufmerksamkeit widmen.

Welche Infos benötigst du, um schnell tolles Sandplatz-Tennis zu spielen?

Verstehe, wie sich der Ball nach dem Absprung verhält. 

Dann weißt du, dass du dich mehr zum Ball hin bewegen musst. Rutsche nicht zu sehr auf dem Platz. Dies macht nicht nur den Platz kaputt, sondern auch deine Beinarbeit. Laufe so viele Bälle wie möglich aus und nutze das Rutschen nur, wenn du einen Drop Shot erlaufen willst.

Dies ist die wichtigste Information: laufe die Bälle aus.

Beim Aufschlag hast du eine vollkommen neue Umgebung. 

Das Hallendach ist verschwunden und Flugzeuge behindern nun deine Quote beim ersten Aufschlag. Wirf den Ball erst ein paar Mal hoch, um ein Gefühl für den neuen Ausblick zu bekommen. Nimm den Tennisschläger schnell in den Rücken und konzentriere dich nur darauf den Ball beim Aufschlag sauber zu treffen.

Deine komplette Aufschlagbewegung und das Tempo sind erst später an der Reihe. Ähnlich wie beim Start von der Grundlinie musst du dich auch beim Aufschlag zunächst an die neuen Umstände gewöhnen und das Timing finden. Dies wird dir zu Beginn nicht gelingen, wenn du dich an die Grundlinie stellst, die Filzkugel hochwirfst und direkt das Ass durch die Mitte spielen willst.

Dann wird es dir eher passieren, dass du den Ball nicht richtig triffst, du das Gefühl hast, dass dein Aufschlag nur 20 km/h schnell ist und die eigentlich noch ein Anfänger bist.

Mit solch einem Gefühl möchte man die neue Sandplatzsaison eigentlich begrüßen 😉 Folglich sollte dein Fokus auf den neuen Umstände liegen.

Sage dir:

Endlich wieder draußen. Ok, auf was muss ich achten? Der Platz ist langsamer, das Spiel ist anders. Der Ball wird anders fliegen. Ich muss also zunächst schauen, dass ich erstmal einen Rhythmus bekomme. Für meine Schläge, aber auch für meinen Kopf.

Dann wunderst du dich auch nicht, so wie ich früher, über den dumpfen Klang deiner Bespannung.

Ein kleiner Trick für großes Sandplatz-Tennis

In meinem Newsletter wurden alle Leser befragt, was ihr größtes Problem bei der bevorstehenden Umstellung auf Sand ist.

Leserin Simone antwortete folgendes:

Hallo Marco,
Ich schaffe es nicht den Ball auf der langsamen Asche schnell zu machen!

Wer bereits treuer Leser von tennis-insider.de ist weiß, dass es nicht einfach ist einen langsamen Ball schnell zu machen. Einen schnellen Ball hingegen noch schneller zu machen ist simpel.

Und genau dieses Szenario haben wir in der Halle, wenn auf einem schnellen Untergrund wie Teppich oder Granulat (so lange noch etwas vom Granulat über die Jahrzehnte übrig geblieben ist) gespielt wird. Der Ball ist eh schon schnell. Dementsprechend ist es einfach diesen Ball mit noch mehr Tempo zu spielen.

Auf Sand sieht es dann ganz anders aus. 

Der Sand stoppt den geraden Ball nahezu. Der rote Untergrund, auf dem wir so gern rutschen, macht den Ball langsamer. Dazu kommt der Wettereinfluß.

Ist es seit drei Tagen sonnig und trocken, ist der Platz schneller. Regnete es hingegen den gesamten Tag und du willst am Abend spielen, ist der Platz weich und langsam.

Um den Ball auf Asche schnell zu machen, musst du einen wichtigen Faktor berücksichtigen:

  • deine Beinarbeit

Der Ball kommt nicht mehr so bequem auf dich zu. Du musst dem Ball mehr entgegengehen. Um ein ideales Timing zu gewinnen, musst du also aus deiner Komfortzone heraustreten und dich immer auf den Ball zu bewegen. Andernfalls triffst du den Ball unsauber, verlierst an Timing und kannst dann nur froh sein den Ball überhaupt zurückzuspielen.

Wenn du dem Ball stets ein paar Schritt auf die Pelle rückst, kannst du das vorgegebene Tempo des Balles mitnehmen. In der Halle musstest du dies nicht so offensiv tun. Dort war es bequemer, da der schnelle Untergrund dir sehr geholfen hat.

Bei deinen ersten Matches auf Sand aber bist du mehr gefordert – speziell deine Füße.

Kleine Anekdote: Mir hilft ein kleiner Trick, wenn ich kaum Gefühl in meinen Grundschlägen habe. Dann positioniere ich mich zwei Schritte weiter nach vorn. Das ist besonders im Einspielen hilfreich. Durch die neue Position trickse ich meinen Kopf aus. ich bekomme automatisch eine "neue Perspektive" auf meine Schläge. Dazu kommt, dass ich den Ball früher nehme. Wenn du beim nächsten Spiel schnell merkst, dass dein Timing bei deinen Grundschlägen nicht passt, dann geh einen oder zwei Schritte weiter nach vorn.

Doch Achtung

Laufe nicht auf Teufel komm raus zum Ball. 

Gehst du mit zu großen Schritten auf den Ball zu, wirst du nicht gut zum Schlag stehen. Du wirst den Ball zu eng am Körper spielen. 

Die Grundlinie muss nach einer Stunde so aussehen, als hättest du drei Stunden gespielt. Die Spuren auf der Asche verraten dir immer sehr gut, ob du dich gut bewegt hast – oder ob du zu faul warst.

In der Mitte hinter der Grundlinie müssen sich also viele Spuren befinden, die deine kleinen Schritte verraten. Wenn diese Spuren dann noch nach vorn in den Platz führen, wirst du ganz sicher den Ball auch auf einem sehr langsamen Ascheplatz schnell spielen können.

Merke dir also:

  • bewege dich zum Ball hin
  • schnelle, kleine Schritte
  • viel Beinarbeit

Was sind deine Ziele für den Sommer?

Schreibe sie in einen Kommentar unter diesen Artikel!

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26 inspirierende Rafael Nadal Zitate und Fakten über Erfolg, Wille und Kampfgeist https://www.tennis-insider.de/blog/zitate-rafael-nadal/ https://www.tennis-insider.de/blog/zitate-rafael-nadal/#comments Wed, 23 Dec 2020 12:36:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/zitate-rafael-nadal/ Weiterlesen

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Ist das dein ernst?

Du spielst keine Rückhand-Passierschläge aus der hintersten Ecke des Courts kurz-cross am staunend dreinblickenden Gegner vorbei?

Und deine Vorhand aus dem Lauf dreht sich nicht um den Netzpfosten, um im Eck des gegnerischen Feldes präzise einzuschlagen?

Du brauchst dich nicht schlecht fühlen. Wir sprechen gerade über einen der besten Spieler, die je auf einem Sandplatz gerutscht sind.

Rafael Nadal hinterlässt keine Abdrücke auf den Linien, weil er diese auf Sand säubert. Aber er wird Abdrücke in den Geschichtsbüchern unseres geliebten Sports hinterlassen.

Liegt das an seinen famosen Defensivschlägen?

Zum Teil.

Es liegt vor allem an seiner Einstellung. Und die nächsten 26 Zitate und Fakten geben dir einen Blick in den Kopf des Matadors.

Lass uns starten und lernen, was Rafa über Erfolg, Wille und Kampfgeist denkt. Mentales Training sozusagen.

1) “Enduring means accepting. Accepting things as they are and not as you would wish them to be, and then looking ahead, not behind.”

Beständigkeit bedeutet Akzeptieren. Dinge so zu akzeptieren wie sie sind und nicht wie man sie sich wünscht, und dann nach vorn zu schauen, ist mentale Stärke. Fast schon eine mentale Übung.

Niederlagen zu akzeptieren und sich nicht über Wochen in diesen zu verlieren ist Stärke. Rafa möchte sagen, dass man sich die Asche von den Schuhen klopfen und weitermachen soll.

Du spielst eine schwache Rückhand? Akzeptiere dies und arbeite dran.

Kurzform: Nicht heulen, sondern machen.

2) “Losing is not my enemy...fear of losing is my enemy”

Verlieren ist nicht der Feind. Die Angst zu verlieren ist der Feind.

Kennst du diese Matches gegen Leute, die du in einem Trainingsspielchen locker vom Platz schießt? Doch in einem Match zittert plötzlich dein Händchen vor dem zweiten Aufschlag.

Es ist keine Schande ein Match zu verlieren.

Ein Match mit Angst vor einer Niederlage zu spielen kann deine Leistung negativ beeinflussen.

3) “The first point is always important, more so in a Wimbledon final”

Der erste Punkt ist immer wichtig, vor allem in einem Wimbledon-Finale.

Du wirst vermutlich kein Wimbledon-Finale spielen.

Was Rafa dir sagen möchte ist, dass in besonderen Matches der erste Punkt dir ein erstes Gefühl für das Match gibt. Vor einem großen Match bist du nervöser als sonst.

Startest du direkt mit einem krachen Vorhand-Winner, dann setzt du direkt ein positives Zeichen. Vor allem für deine Emotionen.

4) “However great your dedication, you never win anything on your own”

Es ist wurscht wie groß deine Hingabe ist. Du gewinnst nie allein.

Dein Trainer, deine Liebsten - dein Umfeld, ist wichtig. Ein Coach, der dich gut auf ein Match vorbereitet ist ebenso wichtig wie dein familiäres Umfeld. Wer nach einem stressigen Tag im Büro auf den Court hetzt, der spielt mit einem dünnen Nervenkostüm.

Achte auf dein direktes Umfeld und deine Leistungen werden sich verbessern.

5) “The problem nowadays is that children have become too much the center of attention. Their parents, their families, everybody around them feels a need to put them on a pedestal. So much effort is invested in boosting their self-esteem that they are made to feel special in and of themselves, without having done anything.”

Das Problem heutzutage ist, dass Kindern zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. jeder um sie herum stellt sie auf ein Podest. Es wird so viel getan um ihren Selbstwert zu steigern. Sie fühlen sich dadurch toll ohne etwas geleistet zu haben.

Das lass ich so stehen ;-)

6) “I have no sense of humor about losing.”

Wenn es um das Verlieren geht habe ich keinen Humor.

Ich glaube, dass Rafa dieser Aussage ein Stück Emotion beigepackt hat. Niederlagen sind nicht lustig. Sie sind wichtige Lehrer.

Du kannst aus deinen Niederlagen mehr lernen als aus deinen Siegen.

Diese Lehren werden von vielen Spielern unterschätzt.

Lesetipp bei Tennisarm: Die Masalo Manschette

7) “When Federer has these patches of utter brilliance, the only thing you can do is try and stay calm, wait for the storm to pass. There is not much you can do when the best player in history is seeing the ball as big as a football and hitting it with power, confidence, and laser accuracy.”

Wenn Federer diese Phasen der Brillianz hat, kannst du nur versuchen cool zu bleiben. Du kannst nur abwarten, bis der Sturm vorbei gezogen ist. Du kannst nicht viel machen, wenn der beste Spieler der Geschichte den Ball so groß wie einen Football sieht und diesen mit Power, Selbstbvertrauen und Laserfokus trifft. Ähnlich wie Jiri Lehecka.

Rafa möchte dir sagen, dass du gegen starke Gegner auf deine Chancen lauern musst. Hier kommt die Frustrationstoleranz ins Spiel, die Wolfgang Thiem mir mal erklärt hat.

Erträgst du es, wenn dein Gegner dir 15 Minuten am Stück die Bälle um die Ohren haut? Oder dir ohne Pause auf deine schwache beidhändige Rückhand spielt?

Bleibst du cool?

Oder zerfetzt du dich innerlich selbst? Die Kunst großer Champions besteht darin in diesen Phasen ruhig zu bleiben und auf die wenigen Chancen zu lauern, die sich bieten werden.

8) “Endure – put up with whatever comes your way, learn to overcome weakness and pain, push yourself to breaking point but never cave in. If you don’t learn that lesson, you’ll never succeed as an elite athlete.”

Aushalten - nimm es mit allem auf, was sich dir in den Weg stellt. Überwinde Schwächephasen und Schmerz, push dich selbst und gib nie nach. Wer diese Lektion nicht lernt, der wird nie ein erfolgreicher Athlet.

Auf dem Court treffe viele Spieler die Kugel sauber. Viele Spieler können großartig Tennis spielen.

Der Unterschied zwischen einem grandiosen Spieler und einem echten Champion liegt in der Fähigkeit dranzubleiben, wenn es weh tut und andere aufgeben würden.

9) “I am the only player who can beat me.”

Ich bin der einzige Spieler, der mich schlagen kann.

Wie oft hast du dir nach einem Match gesagt, dass du gegen dich selbst verloren hast?

Im Tennis spielst du ein Match während der Ballwechsel und ein Match zwischen den Ballwechseln.

In dem Match während der Ballwechsel spielst du gegen deinen Gegner. In dem Match zwischen den Ballwechseln gegen dich selbst.

10) “It’s not the time to look for excuses.”

Es ist nicht an der Zeit, um nach Ausreden zu suchen.

Der Himmel war zu grau. Der Ball zu rund. Das Netz zu hoch. Der Platzwart zu faul.

Rafa möchte dir sagen, dass du die Verantwortung für deine Leistung bei dir suchen solltest - nie außerhalb. Dein Gegner hat ebenfalls mit den äußeren Umständen zu kämpfen. Es gibt keinen Grund nach Ausreden zu suchen.

11) “I play each point like my life depends on it.”

Ich spiele jeden Punkt als würde mein Leben von diesem abhängen.

Klar, es ist nicht immer möglich Punkt für Punkt zu spielen. Doch können unwichtige Punkte ein Momentum auslösen. Punkte, die du gar nicht auf dem Schirm hast.

Wenn du 1:4 zurückliegst, dein Gegner innerlich bereits den Sieg feiert und du zum 15:15 einen krachen Rückhand-Winner spielst, dann kann dieser Punkt die Dynamik eines ganzen Matches verändern.

Rafa möchte dir sagen, dass du immer alles geben sollst. Selbst dann, wenn die Lage aussichtslos scheint. Du weißt nie, was noch passieren kann.

12) “Even if I have already peaked, I have to believe I can improve. I wake up every morning, and go to practice, with the illusion that I’m going to get better that day.”

Selbst wenn ich das Leistungsmaximum scheinbar erreicht habe, glaube ich mich noch verbessern zu können. Ich wache jeden Morgen auf und gehe zum Training mit der Vorstellung, dass ich noch besser werde.

Wer sich zufrieden in die Hängematte fallen lässt kann nur dort herausfallen, aber nicht besser werden.

Rafa möchte dir sagen, dass du nicht für ein klar definiertes, unverrückbares Endziel zum Training gehen sollst, sondern um dich selbst immer und immer wieder zu verbessern.

Erfolge sind schön. Die persönliche Entwicklung als Spieler ist schöner.

Und erfüllender als ein einzelner Triumph.

13) “The glory is being happy. The glory is not winning here or winning there. The glory is enjoying practicing, enjoy every day, enjoying to work hard, trying to be a better player than before.”

Ehre ist es glücklich zu sein. Ruhm ist nicht mal hier und mal dort zu siegen. Ruhm ist das tägliche Training, die harte Arbeit zu genießen. Um ein besser Spieler zu werden.

Wer nur spielt um mal ein Turnier zu gewinnen, der wird schnell die Motivation verlieren. Wer es nicht schafft den Prozess an sich zu genießen, der wird niemals den Erfolg haben, den er haben könnte.

14) “I like fishing. Not actual fishing – I like the peace and quiet of being at sea. It’s different.”

Ich mag das Fischen. Nicht nur Angeln an sich, ich mag die Ruhe auf See. Es ist anders.

Rafa möchte dir sagen, dass du nicht immer Vollgas geben kannst. Du brauchst Ruhephasen, um deinen Akku wieder aufzuladen. Das gilt nicht nur für den Tennissport, sondern auch für dein Berufsleben.

15) “I tried to find a solution to the problem that I had, tried to find a way to start playing better.”

Ich habe versucht eine Lösung für mein Problem zu finden, einen Weg um besser zu spielen.

Zahllose Spieler denken im Match nur in Problemen:

"Oh je, meine Vorhand kommt nicht!".

Oder:

"Mein zweiter Aufschlag ist zu kurz und harmlos!".

Rafa denkt in Lösungen. Er jammert nicht über seine Vorhand, sondern analysiert die Ursachen, um diese direkt im nächsten Ballwechsel beheben zu können. Dieses Mindset unterscheidet grandiose von durchschnittlichen Spielern. Wenn Rafa gegen Djokovic spielt und der Serbe kaum Fehler macht, dann sucht Rafa nach Möglichkeiten Djokovic zu kürzeren Bällen zu zwingen.

Erliege nicht deinen Problemen, sondern suche mit deinem Matchplan immer nach Lösungen.

16) “I learned during my career to enjoy suffering.”

Ich habe während meiner Karriere gelernt das Leiden zu genießen.

Verletzungspausen, lange Konditionseinheiten, Niederlagenserien - du kennst es. Was Rafa dir sagen möchte:

Nichts, was wirklich Wert besitzt, bekommst du ohne dafür zu leiden.

Suche nicht nach Abkürzungen oder Tricks. Schlag lieber Umwege ein, um langfristig wesentlich mehr Erfolg und Freude erfahren zu können.

17) “I always work with a goal – and the goal is to improve as a player and a person.”

Ich arbeite immer an einem Ziel. Und dieses Zel ist es mich als Spieler und Person zu verbessern.

Dein Charakter kommt immer mit auf den Court. Dieser Charakter entscheidet nicht selten über deinen Erfolg oder über deine Niederlage. Du arbeitest an der Vorhandtechnik und dem Rückhand-Slice - gut.

Vernachlässige deinen Charakter dabei nicht. Trainiere deine Konzentrationsfähigkeit, das Lesen und Verstehen des Gegners sowie deine Frustrationstoleranz.

Wer die Technik und den Charakter trainiert wird von diesem Training langfristig profitieren.

Was Rafa dir sagen möchte:

Glaub an dich, deine Fähigkeiten und nimm nicht andere Spieler, sondern nur dich als Maßstab.

Alles klar, lieber Tennisfreund. 

Wir machen weiter mit inspirierenden und coolen Fakten zu Rafa Nadal.

Inspirierende und witzige Fakten zu Rafael Nadal

18) Rafa ist der jüngste tennisspieler in der Geschichte des Sports, der den Golden Slam gewonnen hat

Der Golden Slam ist der Triumph bei allen vier Grand-Slam-Turniereen, sowie der Triumph bei den Olympischen Spielen. Dies schaffte neben Rafael Nadal nur Andre Agassi. Rafa war aber der jüngere Spieler von den beiden.

19) Rafa Nadal ist eigentlich Rechtshänder

Rafa schreibt beispielsweise mit rechts. Die starke rechte Hand ist bei seiner beidhändigen Rückhand ein riesiger Vorteil. Er kann mit dem rechten Handgelenk unglaublich viel Spin auf seine Rückhand geben. Auch beim Fußball ist das rechte Bein das stärkere bei Rafa.

20) Rafa schlug mit 15 Jahren einen Grand-Slam-Champion

Bei einem Exhibition-Match schlug Rafa mit 15 Jahren Pat Cash. Cash spielte damals zwar nicht mehr als Profi auf der regulären ATP-Tour. Er war aber immer noch bei einigen Turnieren aktiv.

21) Es gibt nur drei Spieler, die eine positive Matchbilanz gegen Rafael Nadal haben

Das ist natürlich Novak Djokovic.

Die anderen beiden Spieler sind:

  1. Dominik Hrbaty
  2. Nikolay Davydenko

22) Rafa hat den längsten Erfolgslauf auf einem Untergrund

In den Jahren 2018-2019 gewann Rafa unfassbare 81 Matches in Serie auf seinem geliebten Sandplatz. Er verlor erst gegen, verrückterweise, Roger Federer.

23) Der dritte Spieler, der sein erstes großes Finale gewann

Rafa gewann im Jahr 2005 seinen ersten Grand-Slam-Titel bei den French Open. Er schlug damals Mariano Puerta. Erst Carlos Alcaraz schaffte es, ebenfalls sein ersten Grand-Slam-Finale zu gewinnen. Das war bei den US Open 2022.

24) Acht Titel in Folge

Rafael Nadal gewann das Turnier von Monte Carlo zwischen 2005 und 2012 achtmal in Folge.

25) Rafael Nadal schläft bei Licht

Jepp, Rafa hat tatsächlich Angst vor der Dunkelheit. Deswegen schläft er stets bei angeknipsten Licht.

26) Rafa ist einer der größten und fairsten Sportler aller Zeiten

Es gibt glaube ich keinen anderen Spieler, der immer Autogramme für seine Fans gibt. Egal, wie hart die Niederlage war. Rafa nimmt sich immer Zeit, um ein paar Unterschriften für seine zahlreichen Fans zu verteilen.

Wie hat Rafa dein Tennis beeinflusst? Schreib dazu gern einen Kommentar unter diesem Artikel.

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Matchplan: Wie du perfekt vorbereitet in dein nächstes wichtiges Match gehst https://www.tennis-insider.de/blog/matchplan-erstellen/ https://www.tennis-insider.de/blog/matchplan-erstellen/#comments Fri, 11 Dec 2020 14:12:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/matchplan-erstellen/ Weiterlesen

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Paul ist verdammt sauer.

Die dritte Stunde beginnt gleich. Er ist seit Mitte der zweiten Stunde durchgefroren. Ständig muss der Klassenraum gelüftet werden.

Paul sitzt direkt am Fenster.

Selbst Kniebeuge und in die Hände klatschen wärmen ihn nicht. Außerdem fällt es ihm dann schwer dem Unterricht zu folgen.

Und jetzt auch noch das.

Paul`s Mimik zittert vor Wut beim Blick in seine Butterbrotdose. Papa hat das Toastbrot mit Marmelade geschmiert. Dazu drei Heidelbeeren.

"Verfluchte Schei... ... Ich hasse Marmelade. Und was sind diese drei lilanen Dinger da? Ich will doch einfach nur eine Nutellastulle und ein Knoppers!".

Paul erging es in dieser Situation wie so vielen Spielern in einem wichtigen Match.

Sie überlassen zu viel dem Zufall und bereiten sich nicht mit einem Matchplan vor. Dann sind sie wütend und können nicht das Tennis spielen, was eigentlich in ihnen steckt.

Damit deine Mimik an der Grundlinie in Zukunft nicht vor Wut zittert, legen wir jetzt einen klaren Matchplan fest. Wir schauen, wie du perfekt vorbereitet den Court betrittst und vom Einspielen bis zum verwandelten Matchball genau weißt, wie du dein Spiel aufziehen kannst.

Hole deinen Rucksack aus dem Schrank und erstelle deinen Matchplan

Bevor wir deinen Matchplan erstellen schauen wir uns die Leute an, die es besser machen als wir.

Es ist immer eine clevere Taktik bei den Spielern zu schauen, die wesentlich weiter sind. Björn Borg, Roger Federer und Daniil Medvedev kommen aus unterschiedlichen Generationen. Alle drei Jungs sind beste Beispiele dafür, wie du deinen Matchplan gestalten kannst.

Wir beginnen mit Björn Borg.

Sein Matchplan (vor allem auf Sand) bestand aus einer unfassbar simplen Taktik. Er wusste, dass sein Gemüt dem eines Siddhartha Gautama glich. Dazu wusste er, dass er körperlich topfit war.

Diese beiden Bausteine setzte er für seine Spielweise zusammen.

Geduldig, ausdauernd, konstant.

Bei dir im Verein sagt man dazu auch: Der nervige Mondballspieler.

Björn Borg wusste ebenso, dass er seine Gegner nicht vom Platz schießen konnte. Das entsprach nicht seinem Gemüt.

Im Mentaltraining symbolisiere ich den Matchplan mit einem Rucksack. Du holst einen Rucksack aus deinem Schrank. Diesen Rucksack befüllst du mit allem, was du brauchst.

Der Haken?

Wenn dieser Rucksack zu schwer wird, dann bekommst du im Laufe des Matches Probleme.

Daher ist es deine Aufgabe deinen Rucksack, respektive Matchplan, klug zu packen. Björn Borg packte seinen Rucksack verdammt klug. Er legte nur zwei bis drei Teile hinein und hatte so immer genügend Kraft, um auch lange Matches erfolgreich zu beenden.

So sah sein Matchplan aus:

  1. Wenig Fehler machen
  2. Viel und gut bewegen, Fokus auf die Beinarbeit
  3. Gegner mental mürbe machen

Wo wir schon beim Mürbe machen sind.

Daniil Medvedev setzt seinen Matchplan ebenfalls simpel zusammen. Er packt in seinen Rucksack zwei unterschiedliche Fleischsorten und ein Gewürz.

Sein Fleisch:

  1. Das Cross-Spiel
  2. Vermeidbare Fehler vermeiden, dem Gegner nichts schenken

Und dazu das spezielle Gewürz:

3. Wahnsinn

Immer wieder rennt er ans Netz, wechselt plötzlich das Tempo im Ballwechsel oder er spielt Stopps, obwohl dieser keinen Sinn macht. Diese Unberechenbarkeit ist, das ist meine persönliche Einschätzung, ein Teil seines Matchplans. Er will auf diesem Wege die mentale Überlegenheit. Sein Gegner soll nicht wissen, was als nächstes passiert.

Dies schürt Unsicherheit. Brandon Nakashima kann in Bezug auf einen coolen Matchplan noch viel von Daniil lernen.

Dieser Wahnsinn kann ein Teil seiner Persönlichkeit sein. Jeder Spieler bringt immer auch einen Teil seines Charakters mit auf den Court. Es gibt immer wieder Phasen in denen der Charakter und nicht der Arm die Vorhand schlägt. Hier kann mentales Training helfen.

Lesetipp: 5 mentale Übungen, die dein Tennis verbessern

Was können wir lernen?

Auch Daniil Medvedev gestaltet seinen Plan simpel. Er läuft mit zwei bis drei Ideen auf den Court. Diese Ideen setzt er perfekt um.

Wo wir gerade bei perfekt sind.

fed cartoon

Was glaubst du wird Roger Federer in seinen Rucksack packen? Er kann fast jeden Ball spielen. Allein beim Aufschlag besitzt er mehr Variation als manch anderer Spieler in seinem gesamten Schlagrepertoire.

Und dennoch versucht es der Meister der scharfen Vorhand simpel zu halten. Im Rucksack des Schweizers finden wir:

  1. Einsetzen der starken Vorhand
  2. Nah an (oder gar auf) der Grundlinie, attackieren
  3. Sehr gut bewegen, um gut zum Ball stehen zu können

Packe deinen Rucksack: Wie du deinen Matchplan erstellst

Du kannst deinen Matchplan im Kopf erstellen oder auf einem Papier. Gern darfst du auch eine App dazu nutzen. Simplenote ist dafür eine gute Wahl.

Plane deinen Matchplan in ruhigen Minuten. Ohne Stress oder andere Hektik. Wichtig ist, dass du dich als Tennisspieler sowie Charakter klar sehen kannst. Dir hilft dabei deine Geschichte, die du bisher als Tennisspieler geschrieben hast:

  • Welche Trainer hattest du und welche eine Sache hast du von jedem dieser Trainer gelernt?
  • Welches Match hat für dich einen wahren Aha-Effekt gehabt?
  • Warum meldest du dich zu Turnieren an? Was ist deine Motivation?

Dies können Fragen sein, die dir helfen dich klar zu sehen. Wenn du deinen Matchplan erstellst, solltest du deine Persönlichkeit mit ins Spiel bringen. Wir haben bei unseren Beispielen ein Stückchen weiter oben gesehen, dass große Champions immer mit ihrem Charakter gespielt haben.

Frage dich unter anderem:

  • Bin ich ein ruhiger oder exzentrischer Typ auf dem Court?
  • Werde ich von meinen Emotionen durch ein Match getrieben oder habe ich diese unter Kontrolle?
  • Rege ich mich schnell auf?
  • Gebe ich im Match auf, obwohl der Spielstand noch vollkommen ausgeglichen ist?
  • Bin ich ein Kämpfertyp?
  • Denke ich viel nach?
  • Sind meine Gedanken destruktiv und zerstören mein Spiel? Oder baue ich mich selbst auf, wenn es nicht läuft?

Diese Fragen sind Beispiele. Finde deine eigenen Fragen.

Und, was viel wichtiger ist: Finde deine eigenen Antworten ;-)

Dieses Frage-Antwort-Spiel zeichnet deinen Charakter auf dem Court. Im Idealfall lernst du dich besser kennen. Wer sich selbst kennt, der kann besser handeln, Entscheidungen treffen und cooler bleiben. Allesamt Eigenschaften, die dir helfen besser Tennis zu spielen.

Im nächsten Schritt kümmern wir uns um deine spielerischen Stärken und Schwächen. Hier kneifen die meisten Spieler verwirrt die Augen zu. Das ist psychologisch einfach begründet. Niemand stellt sich gern nackt auf den Rathausplatz. Einen ganz so krassen Striptease musst du nicht vollziehen. Du kommst bei deinem Matchplan aber nicht umher, deine Stärken und Schwächen festzulegen.

Lesetipp: Die Masalo Manschette beim Tennisarm

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Definiere klar, wie du im Match die Punkte machst und wie dein Gegner gegen dich die Punkte macht.

So könnte deine Liste an Stärken sein:

  1. Flinke Füße
  2. Sichere Vorhand-Topspin
  3. Variantenreicher erster Aufschlag
  4. Giftige Rückhand-Slice

Deine Schwächen könnten lauten:

  1. Schwacher zweiter Aufschlag
  2. Keine Geduld, viele leichte Fehler
  3. Taktisch kaum flexibel

Wenn du diesen Schritt abgeschlossen hast, dann kannst du dich an das Puzzle machen. Im letzten Schritt fügst du deine erarbeiteten Teile so zusammen, dass du ein kleines aber effektives Gesamtbild hast. Dieses Bild ist dann dein Rucksack, dein individueller Matchplan.

Ich möchte dir im letzten Abschnitt ein paar Tipps geben, wie du dein individuelles Puzzle zusammensetzen kannst.

Dein Matchplan steht

Wir haben von den großen Champions gelernt, dass dein Matchplan simpel sein sollte. So bleibt dein Plan klar, umsetzbar und strukturiert. Sobald du Phasen im Match erlebst, die dich emotional aufwühlen, kannst du dich an deinen Matchplan halten.

Du stehst dann nicht gedanken- sowie orientierungslos an der Grundlinie und weißt nicht, wie du den nächsten Ballwechsel strategisch spielen sollst. Ein Matchplan ist immer auch das weiche, sichere Netz, welches dich auffangen kann.

Ich habe mit meinen Schützlingen während einem Mentaltraining zahlreiche Matchpläne erstellt. Es gibt leider kein Muster, keinen 1:1-Plan, den ich dir einfach so auf den Schläger legen kann. Tennis ist komplex und individuell.

Ja, Tennis ist verdammt schwierig.

Deswegen brauchst du einen Plan, der auf deine Persönlichkeit sowie spielerischen Fähigkeiten angepasst ist.

Überlege immer, was du nicht auf dem Court umsetzen willst. Ich weiß von vielen Spielern, dass sie liebend gern die neuen Spielzüge oder Schlagvariationen aus dem Training sofort im Match umsetzen wollen.

Das kann zu Frust und Niederlagen führen.

Dein Matchplan sollte in den Sandplatz gemeißelt sein. Fokussiere dich auf das, was du bereits sehr gut im Match spielen kannst - und was nicht.

Ich zeige dir mal einen simplen Matchplan als Beispiel.

  1. Bewege dich im Einspielen gut und konzentriere dich darauf einen guten Schlagrhythmus zu gewinnen
  2. Vermeide zu Beginn des Matches leichte Fehler. Versuche Selbstvertrauen zu gewinnen und erst dann deine starke Vorhand druckvoll einzusetzen
  3. Analysiere, was dein Gegner gut kann und was nicht. Versuche dann mit deinem giftigen Rückhand-Slice die Schwachstelle anzuspielen

In diesem Matchplan ist das sichere Spiel (1), die große Stärke im eigenem Spiel (2) sowie eine zweite wichtige Stärke (3) integriert.

Ein Matchplan kann aber absolut variieren. Ein Spieler wie Dominic Thiem beispielsweise sollte sofort versuchen von Beginn an Druck zu machen, seine brachialen Schläge einzusetzen und auf diese Weise das so wichtige Selbstvertrauen aufbauen.

Ein Novak Djokovic hingegen wird viel cross spielen, sich gut bewegen, Rhythmus gewinnen und dann, wenn er sich richtig gut fühlt, das Tempo anziehen.

Du erkennst an diesen Beispielen, wie flexibel du beim Erstellen deines Matchplans sein kannst. Hab Spaß, wenn du deinen Rucksack packst. Analysiere dich selbst genau und denk dran:

Pack deinen Rucksack nicht zu voll.

Bonus:
13 Sätze, die dich während eines Matches mental schwächen können

Kennst du ihn? Diesen widerlichen Schmerz?

Das Pflaster muss ab. Aber du willst eigentlich nicht. Weil du weißt, dass es weh tun wird.

Du beginnst das Pflaster abzuziehen. Und der erste Moment lässt dein gesamtes Gesicht zusammenkneifen. Deine Wangen ziehen sich hoch. Du drückst die Augen zusammen. Deine Mundwinkel verziehen sich.

Dann stoppst du kurz. Dabei bist du dir im vollen Bewusstsein darüber, dass du das Pflaster lieber schnell und ruckartig abziehen solltest.

Aber trotz dieses Wissens machst du eine Pause. Holst tief Luft. Entspannst dein Gesicht.

Und fährst weiter fort, das Pflaster langsam von deiner Haut zu lösen.

Wie ein Krieger hältst du das Pflaster anschließend in deinen Händen. Voller Stolz entsorgst du es im Papierkorb.

Du hättest es leichter haben können. Ruck und ab. Und fertig. Aber du hast dich selbst gequält. Du hast dich von deiner Wunde und dem Pflaster leiten lassen.

Komm, mach dir das Leben schwer

Während einem Match hast du unzählige Wunden und Pflaster. In deinem Kopf. In deinen Gedanken. In deinen Gesprächen, die du mit dir selbst führst.

Selbst wenn es gar keinen Grund zum weinen gibt, weinst du.

Du kennst sicherlich die Spieler, die selbst bei einer 6:2 und 4:0 Führung über einen Fehler meckern. Und jeder Zuschauer das Gefühl bekommt, das dieser Spieler soeben ein gesamtes Match verloren hat.

Die Dialoge, die du mit dir selbst während einem Match führst, führen dich durch das Match. Diese Dialoge können dich stärken – oder dich von der Siegerstraße schleudern.

Durch deine inneren Dialoge kannst du dir das Leben auf dem Court schwer machen. Oder aber dich aus schier unmöglichen Matchsituationen wieder erfolgreich auf die Anzeigetafel kämpfen.

Welchen Dialog wählst du?

Vermeide diese Sätze während deinen Matches

Welche Wörter, Begriffe und Sätze ziehen dich runter? Was beeinflusst dich negativ, obwohl das Match für dich läuft? Die folgenden 13 Sätze geben dir di Richtung vor, in welche du dich keinesfalls orientieren solltest.

Sonst schlägst du dich selbst.

Sei es die erste Runde bei den Clubmeisterschaften, bei denen du das Abonnement auf den Titel bereits seit drei Jahren inne hast. Oder aber bei einem wichtigen LK-Turnier, im Halbfinale gegen deinen Angstgegner.

#1 Während du dich mit deinem Gegner einspielst

„Scheisse. Der macht ja gar keinen Fehler da drüben. Das verunsichert mich jetzt“

#2 Wenn dein Gegner beim Einspielen aufschlägt

„Ganz schön Tempo in der Murmel. Dazu kommt fast jeder Aufschlag in die Nähe der T-Linie. Das kann ja was werden beim Return“

#3 Kurz vor Matchbeginn

„So. Da drüben steht er nun. Der, der den gegen den ich 0:6 und 2:6 verloren habe, glatt 6:3 und 6:4 geschlagen hat. Prost-Mahlzeit!“

#4 Nachdem du direkt den ersten Return ohne Umwege Richtung Zaun gedroschen hast

„Ich wusste es. Heut wird das nichts. Komm, gib deinem Gegner gleich die Hand, fahr nach Hause und schau Netflix“

#5 Wenn du bei 0:3 aus deiner Sicht auf der Bank sitzt

„Ok ok … Wo sind denn hier die Abziehnetze? … Ah, dort drüben neben Werbebanner. Gut zu wissen. Heut dauert das Match ja nicht lang“

#6 Wenn dein Gegner einen von zehn Vorhandbällen mit 180 km/h auf die Linie spielt

„Hab`s doch gewusst. Der ist einfach zu stark“

#7 Wenn du eine der letzten sieben Vorhände aus dem Halbfeld knapp ins Aus setzt

„Komm, geh doch nach Hause … Nichts kommt heute. Selbst die leichtesten Dinger segeln ins Aus“

#8 Deine ersten drei Aufschlägen landen im Netz – das Match hat aber gerade erst begonnen

„Kein Erster heute. Der ist zu Hause geblieben. Im Bett. Mit einer Chipstüte und Coke Zero“

#9 4:4, 30:30, zweiter Aufschlag

„Doppelfehler. Ich hab`s im Gefühl“

#10 Nachdem du den ersten Satz 1:6 verloren hast

„Ich will hier nur noch weg. Hoffentlich ist es schnell vorbei“

#11 Nach deinem ersten Rückhandfehler. Es sind bereits 16 Minuten gespielt

„Diese Unsicherheiten auf meiner Rückhand werden mich noch das Match kosten. Ich sollte etwas umstellen, um weniger Fehler zu machen“

#12 Dein erster Stopp fliegt bis über die T-Linie – du weißt aber, dass dein Gegner kaum nach vorn laufen kann

„Das mit den Stopps mag in der Theorie eine gute Sache sein. In der Praxis aber eine Katastrophe. Wenn der erste Stopp schon nichts wird, sollte ich das besser lassen“

#13 Dein Gegner serviert zwei Asse, spielt einen Vorhandwinner auf die Linie und einen unglaublichen kurz-cross-Ball

„Mist. Er scheint seine Normalform erreicht zu haben. Jetzt muss ich reagieren. Schneller spielen. Riskanter. Irgendwas“

Die Moral von der G`schicht

Vielleicht ist es dir beim lesen der verschiedenen Sätze aufgefallen.

Vieles, was du dir selbst während einem Match sagst, ist entweder halbwahr oder gleich eine glatte Lüge. Du neigst dazu, dich selbst anzulügen, schlecht zu reden und damit runterzuziehen.

Du musst lernen, deine Leistungen gesund einschätzen zu können. Nur so kannst du die Unterhaltungen, welche du auf dem Court mit dir führst, positiv steuern.

Manche der 13 Sätze mögen witzig klingen. Doch sind sie ernst und ziehen deine Leistung runter.

Diese Sätze machen aus dir einen schlechteren Tennisspieler.

Und höre auf, dich schlechter zu machen als du eigentlich bist.

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Kick-Aufschlag: Eine detaillierte Anleitung für Anfänger und Wiedereinsteiger https://www.tennis-insider.de/blog/kick-aufschlag/ https://www.tennis-insider.de/blog/kick-aufschlag/#comments Sun, 22 Nov 2020 16:08:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/kick-aufschlag/ Weiterlesen

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Wie macht er das?

Es sieht doch nach 'nichts' aus.

Ball hochwerfen, etwas in die Knie gehen, Schläger in den Rücken und - zack! Die Kugel springt Diego Schwartzman über den Kopf.

Roger Federer spielte mal einen Kick-Aufschlag gegen Nicolas Kiefer, der komplett nicht returnierbar war. Dies war bei den Australian Open, weit vor Tsitsipas und Zverev.

Allgemein fühlen sich manche Gegner von Federer beim Return so, als würden sie dem Bruce Lee des Tennis gegenüberstehen.

Vor allem, wenn dieser den 'Kick'-Aufschlag spielt:

lee federer

Nun, ich muss dir ein Geständnis machen.

Dieser Artikel wird aus dir keinen Federer-Kick-Aufschlag herausholen. Es wird dir nicht gelingen deine Gegner zu einem Schmetterball bei deinem zweiten Aufschlag zu zwingen. Doch wir wollen mal genauer überlegen, wie du deinen Serve mindestens zu 5%-Pünktchen verbessern kannst. Auf eine Weise, die du dir jetzt vielleicht noch nicht ganz zutraust.

Lass uns direkt starten.

Was ist ein Kick-Aufschlag?

Auch wenn wir gerade eine Referenz zum großartigen Bruce Lee hatten. Beim Kick-Aufschlag sollst du deinen Gegner nicht treten.

Beim Kick-Aufschlag gibst du dem Ball den sogenannten Vorwärtsdrall mit. Dein Aufschlag dreht sich, nachdem er im gegnerischen T-Feld eingeschlagen ist, vorwärts. Der Ball verhält sich so, wie wir uns früher beim Klingelmännchen-Streich: Er wird schnell.

Schnell ist hier relativ.

Denn:

Das Tempo deines Aufschlages ist eher gering. Nach dem Absprung nimmt dein Serve aber Fahrt auf - eben durch den Vorwärtsdrall. Dein Aufschlag springt höher ab und ist für deinen Gegner schwieriger auszurechnen. Beim Slice-Aufschlag wird dein Ball flach, schnell und geht zur Seite weg. Beim Kick-Aufschlag springt der Ball höher ab. 

In etwa so, als wenn du eine gewaltige Vorhand spielst.

Dein Vorteil ist, dass du mit weniger Tempo und dadurch weniger Risiko servieren kannst. Dein Nachteil ist, dass dir dein Aufschlag direkt um die Ohren fliegen kann, wenn du nicht genug Kick in deinem Serve hast.

Damit dir das nicht passiert, werden wir uns nun den kleinen gemeinen Details beim Kick-Serve widmen.

Ich werde mich nun zurücknehmen und meinen alten Trainer Tom erklären lassen. Das, was er mir damals beibrachte, möchte ich dir in den nächsten Zeilen weitergeben.

Damit du schon bald mit einer neuen Aufschlagvariation für Furore sorgen kannst.

In eigener Sache: Der Kick-Aufschlag wird auch gern als Twist-Aufschlag bezeichnet. Im Gegensatz zu einigen anderen Medien, würde ich diese Variation nicht als dominierende Spieleröffnung betrachten. Das mag für Dominic Thiem gelten, aber nicht für einen ambitionierten Clubspieler. Selbst einen Thiem spielt diese Aufschlagvariation nicht, um den Gegner vom Aufschlag weg zu dominieren. In meinen Augen ist der Kick eine Variation, um den Aufschlag sicher, aber dennoch zwingend ins Spiel zu bringen. Dazu ist es möglich, trotz zweitem Aufschlag aggressiv im Ballwechsel agieren zu können, ohne sofort vom Gegner in die Defensive gedrängt zu werden.

Kick-Aufschlag: Die Griffhaltung

"Nimm den Schläger richtig in die Hand. Das ist kein Hammer. Oder willst du jemanden erschlagen?".

Dies sagte Tom zu mir, als ich einen Kick-Aufschlag spielen wollte. Was machte mich zum Hammerwerfer?

hammer griffhaltung

Ich wollte mit einer neutralen Griffhaltung den Kick spielen. Neutral heißt, dass ich den Schläger so griff, als wenn ich jemandem die Hand geben wollte. Diese Griffhaltung eignet sich für einen gerade gespielten Aufschlag, aber nicht für den Kick.

Tom erklärte mir:

"Marco, der Kick-Aufschlag wird mit Gefühl gespielt. Du willst deinem Aufschlag Drall mitgeben. Versuche doch mal mit deinem Rückhand-Griff aufzuschlagen. Wenn du diesen nutzt, dann kommst du im weiteren Verlauf deiner Bewegung besser unter den Ball, um diesem den so giftigen Vorwärtsdrall mitzugeben. Klar, du kannst auch die Hammer-Griffhaltung nutzen. Aber es wird leichter fallen einen effektiven Kick-Aufschlag zu spielen, wenn du den Rückhand-Griff nimmst. Probiere es einfach mal aus!"

Gesagt, gespielt.

Ich drehte meine kleine schmächtige Hand etwas nach rechts.

Anschließend ging es weiter mit dem Ballwurf.

Tipp: Nichts ist in den Sandplatz gemeißelt. Wenn du mit einer anderen Griffhaltung ein besseres Gefühl beim Kick-Aufschlag hast, dann nutze diese. Es ist nicht immer einfach technische Tipps zu geben. Du solltest immer dein Gefühl beim Schlag als Orientierung nehmen. Wenn du beispielsweise mit dem Hammergriff einen Kick wie Roger Federer spielst - dann prima ;-) Es sollte dir selbstverständlich auch dein Trainer helfen können die für dich ideale Griffhaltung beim Kick-Aufschlag festzulegen.

Kick-Aufschlag: Der Ballwurf

Ich warf den Ball schön sauber und gerade nach oben, ein Stück weit nach rechts versetzt. Perfekt, wie ich dachte.

Aber mein Aufschlag hatte kaum Kick. Es wollte nicht wirklich etwas 'vorne rauskommen'. Tom griff ein und erklärte mir:

"Du willst deinem Aufschlag ja den Befehl geben, dass er sich nach dem Absprung Vorwärts drehen soll. Was schätzt du, was macht beim Ballwurf Sinn?" - fragte er mich.

Mir fiel spontan nichts ein. Dennoch tat ich so, als ob ich überlegen würde.

Tom brach das Schweigen auf dem grünen Granulat:

"Du kommst mit deiner Bespannung effektiver unter den Ball, wenn du dir den Ball selbst zuwirfst. Das bedeutet: Wirf den Ball weiter nach links, dazu etwas nach hinten - quasi in den Rücken. Du kannst dir das 'zu dir Werfen' als kleine Eselsbrücke merken. Wann immer du dich in Zukunft zu einem Kick-Aufschlag bereit machst, denke dir: 'Ok, Ball zu mir werfen!'. Wir werden gleich noch genau darauf eingehen, wie du den Ball am besten triffst. Aber merke dir jetzt, dass es wichtig ist den Ball mehr nach links zu werfen. Daran kannst du übrigens auch bei deinen Gegnern erkennen, ob sie einen Kick-Aufschlag spielen werden. Wenn dein Gegner den Ball weiter nach links wirft beim zweiten Aufschlag, dann kannst du dich auf einen Kick einstellen."

Diese Lehre war für mich wichtig. 

# Lesetipp: Die 10 besten Lehren aus Winning Ugly

Du kannst dir merken:

  1. Ball weiter nach links werfen
  2. Ball etwas nach hinten werfen
  3. Eselbrücke: 'Ball sich selbst zuwerfen'

Du hast jetzt die Griffhaltung und weißt, wie du den Ball werfen solltest. Im nächsten Schritt widmen wir uns dem Treffpunkt. Auch hier werden wir, wie es im mentalen Training nicht unüblich ist, mit Bildern arbeiten.

Let`s go!

Tipp: Lege den Ball beim Ballwurf so in die Hand, dass die Kugel locker ist. Ergreife den Ball nicht so, als wenn du soeben einen Goldschatz entdeckt hättest. Es kann dir beim Ballwurf auch helfen, wenn du den Ball allein mit den Fingern nach oben wirfst. Du kannst dazu versuchen, den Ball so spät es möglich ist loszulassen. Das kann dir noch mehr Kontrolle beim Ballwurf schenken.

Lesetipp: Die Masalo Manschette beim Tennisarm

navratilova neu

Streicheln, nicht hauen

Nun stand ich dort, an der Grundlinie. Einen Schritt von der Mitte aus nach links versetzt.

Die Griffhaltung saß, ich warf den Ball zu mir und schlug zu.

Die Kugel kam, aber der Kick blieb immer noch aus. Viele Aufschläge gingen ins Netz. Mich verließ das Gefühl für den Ball. Mir kam es vor, als könnte ich die Filzkugel nicht mehr auf meiner Bespannung kontrollieren.

Tom sah, dass ich Probleme hatte. Und er konnte direkt eingreifen, ohne dass ich nur ein Wort sagen musste.

Er erklärte:

"Nimm mal bitte einen Ball in deine linke Hand".

Ich schnappte mir eine abgespielte Filzkugel und sah Tom an.

"Super. Nun streichle bitte mit deiner flachen rechten Hand über den Ball".

Ich schaute ihn fragend an. Zunächst dachte ich, er wolle mich veräppeln. Doch im nächsten Moment war meine Angst groß, dass Tom im nächsten Schritt ein Meerschweinchen aus seiner Prince-Tasche holte. Also setzte ich die Anweisung meines Coaches um.

"Das ist zu lieblos. Streichle jede Faser des Balles. Von vorne nach hinten - das ist wichtig!".

Ich stellte keine Fragen, schaltete meinen Verstand aus und streichelte den Ball.

Nach zwei Minuten Streicheleinheiten durfte ich wieder das Racket in die Hand nehmen. Doch bevor ich weitere Aufschläge ausführen durfte, bekam ich noch eine entscheidende Anweisung:

"Das, was du soeben mit deiner rechten flachen Hand getan hast, tust du jetzt bitte mit deiner Bespannung. Streichle den Ball, schlage ihn nicht. Du kennst die richtige Griffhaltung und weißt ziemlich genau, wie du den Ball werfen musst - das ist ein Schlüssel. Nun öffnen wir die Tür, indem du den Ball streichelst. Wichtig ist, dass du deinen Fehler von vorhin nicht wiederholst. Du hast den Ball zunächst nicht komplett gestreichelt. Nicht von hinten nach vorne. Das ist jetzt, beim Kick-Aufschlag, wichtig. Du kommst mit deiner Bespannung von unten an den Ball. Streichle ihn, sobald du den Ball auf deiner Bespannung spürst. Du wirst merken, dass du mit dieser Bewegung den so entscheidenden Drall auf den Ball bekommst."

Ich setzte die Anweisungen um.

Stück für Stück bekam ich das Gefühl für den Kick-Aufschlag. Nein, es funktionierte nicht alles sofort. Dafür ist Tennis zu kompliziert. In diesem Sport gibt es kein 'sofort'.

Tennis wird mit Gefühl gespielt. Und sobald sich das Gefühl verbessert, wird auch der Schlag oder die Schlagvariation besser. Es muss nicht sofort der perfekte Kick-Aufschlag im Stile eines Roger Federer oder Dominic Thiem sein. Du musst auch nicht sofort einen Kick spielen, der deinem Gegner über den Kopf springt.

Dein erstes Ziel sollte das richtige Gefühl für den Kick sein.

Tom sagte dazu:

"Wenn du die ersten Kick-Aufschläge ins Feld bringst und das Gefühl gewonnen hast, dann kannst du weiter optimieren. Du kannst deinen Ballwurf anpassen, eventuell sogar deine Griffhaltung und vor allem die Zuschlagbewegung. Ich habe dir mit diesen Bausteinen die Grundlage gegeben. Im Tennis musst du viel für dich selbst herausfinden. Du musst Erfahrungen sammeln, aus diesen Erfahrungen lernen und dann besser werden. Dies gilt nicht nur für deine Taktik, sondern auch für deine Technik. Kein Trainer dieser Welt kann dir die komplette Arbeit abnehmen. Aber wie ich sehe, bist du mit deinem Kick-Aufschlag auf einem sehr gute Weg!".

Tipp: Das 'Streicheln, nicht hauen'-Konzept gilt nicht nur beim Kick-Aufschlag. Tennis spielst du nie mit Kraft, immer mit Schwung. Es ist eine gefühlvolle Sportart. Der Klang deiner Bespannung beim Schlag verrät dir immer ganz gut, ob du den Schlag sauber gespielt hast - oder nicht ;-) Klopfe nicht auf die arme Filzkugel ein, sondern behandele sie gut, damit sie auch das tut, was du möchtest.

Gibt es ein Fazit?

Nein ;-)

Du benötigst als Anfänger und Wiedereinsteiger vor allem eines:

Geduld.

Ja, das wolltest du jetzt nicht lesen, das weiß ich. Aber du willst ja auch nicht beginnen den Kick-Aufschlag zu trainieren, um nach zehn Minuten entnervt aufzugeben, oder? ;-)

Die drei wichtigen Bausteine für dich sind:

  1. Griffhaltung
  2. Ballwurf
  3. Zuschlagbewegung

Diese drei Bausteine solltest du immer weiter optimieren. Gib dir die nötige Zeit, mach dich gefasst oft zu scheitern und am Ende wirst du derjenige aus deiner Trainingsgruppe sein, der den besten Kick-Aufschlag spielt ;-)


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Tennis Online lernen: 5 YouTube-Kanäle, die deine Technik verbessern https://www.tennis-insider.de/blog/tennis-online-lernen/ https://www.tennis-insider.de/blog/tennis-online-lernen/#comments Tue, 03 Nov 2020 18:30:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/tennis-online-lernen/ Weiterlesen

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Vor knapp 25 Jahren war ich mit meinem Vater auf einem türkischen Bazar.

Er kaufte mir dort ein Trikot von Ajax Amsterdam. 

Für knapp 100 DM.

Nach dreimal waschen konnte ich das Shirt bauchfrei tragen.

Damit du schnell Tennis Online lernen kannst und dir auf YouTube keine Mogelpackung verkauft wird, habe ich fünf richtig gute YouTube-Kanäle für dich ausfindig gemacht, die dein Spiel nach vorne bringen werden. YouTube kann ein tolles Medium sein. 

Da aber jeder Halbwissende Videos hochladen kann, ist auch eine Menge Quäse dabei ;-)

Kannst du Tennis Online lernen?

Klar.

Seit vielen Jahren kann man sogar Gitarre spielen Online lernen. Warum also auch nicht Tennis?

Ein guter Trainer, der sich für dich Zeit nimmt, ist wichtig. Du kannst aber auch durch YouTube und vor allem durch deine eigenen Fehler viel lernen. Tennis ist ein Prozess des ständigen "Fehler machen" und "Fehler beheben". 

Startet dieser Kreislauf, bist du auf dem richtigen Weg. Online-Videos, Blogartikel und Bücher sind hervorragende Werkzeuge für besseres Tennis.

Wo ist der Haken?

Du musst dein Wissen umsetzen. Es bringt dir nichts, Wissen anzusammeln und in deinem Geist verschimmeln zu lassen. Du musst in die Bewegung kommen.

Tennis Online lernen: Der Hokuspokus Technik-Trick?

Die Technik ist beim Tennis die Basis. 

Du kannst dir diese wie die Baufläche eines Hauses vorstellen. 

Das Haus ist deine individuelle Spielweise. Die Fläche, auf welcher das Haus steht, muss nicht absolut perfekt sein. 

Jeder Spieler besitzt bei der Technik seine Eigenarten. Jede Vorhand-Ausholbewegung ist individuell. 

Schau dir die Profis an. Keiner spielt die Vor- oder Rückhand exakt so wie jemand anderes. 

Deswegen ist es auch wichtig, wer dir die Technik erklärt und wer dir im Laufe deiner Karriere technische Tipps gibt. Wenn du bereits einige Jahre spielst, dann rüttelst du ja nicht an dem Fundament deines Hauses herum. 

Es kann dir aber helfen technische Tipps anzunehmen, auszuprobieren und dann in deine Abläufe zu implementieren. Topspieler wie Novak Djokovic oder Dominic Thiem haben in den letzten Jahren Details in ihren Bewegungsabläufen verbessert.

Das ist für dich ebenfalls möglich.

Es gibt keinen geheimen Zaubertrick. Tennis ist kompliziert, unvorhersehbar und nichts für Charaktere, die eine kurze Zündschnur haben.

Wer aber geduldig und demütig an sich schuftet, der wird ein echter Champ.

So, wir schauen nun, welche YouTube-Kanäle dein Tennis verbessern können.

Bevor ich meine Recherche startete, hatte ich ein paar Bedingungen auf meiner Agenda, damit ein Kanal in diese Liste aufgenommen wird:

1) Der Online-Coach muss ein gutes technisches Wissen besitzen

2) Der Online-Coach muss sein Publikum verstehen

3) Der Online-Coach muss sein Fachwissen verständlich rüberbringen können

Es gibt selbstverständlich noch viele weitere tolle YouTuber. Diese Liste soll nicht die Besten auszeichnen. Du sollst eine Anlaufstelle haben, um dich verbessern zu können. Sollte sich also ein YouTuber persönlich angegriffen fühlen: Keep cool, man!

Die Qualität der Videos war mir unter uns gesagt nicht wichtig. Man kann auch mit Smartphone-Kamera und einem Schläger in der Hand Tennis erklären. High-End-Qualität habe ich nicht bewertet. Davon habe ich keine Ahnung und du vermutlich auch nicht.

Wichtig ist, dass deine Vorhand morgen schneller über die Netzkante fliegt ;-)

Wir halten das Intro kurz und starten direkt mit meiner ersten Empfehlung für dich.

Technik: Online Tennis lernen mit Sven Bendlin

sven bendlin

Stell dir vor:

Du wechselst den Verein, bekommst einen neuen Trainer und surfst anschließend auf YouTube herum. Dort stellst du fest, dass ein Typ wesentlich mehr Ahnung von Technik hat als dein neuer Trainer.

Wenn dir das passieren sollte, dann hast du wahrscheinlich Sven Bendlin gefunden. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass Sven bereits seitdem er ein Kind ist eine grandiose Technik spielt. Mittlerweile ist er A-Lizenz-Trainer und besitzt eine Fähigkeit, die du so nicht in jedem Verein findest:

Er kann dir die Technik perfekt erklären.

Du findest auf seinem Kanal alles, was du für deine Technik brauchst:

  • Vorhand-Anleitungen (ah, sorry, das heißt auf YouTube glaube ich Tutorial ... ;-) )
  • Rückhand-Tipps
  • Tipps für mehr Spin
  • Tipps für einen besseren Aufschlag
  • Tipps für einen tollen Slice-Aufschlag

Und:

Sven garniert sein Fachwissen gern mit einem Schuss Strategie.

Man merkt dem Kanal an, dass Sven sein Leben lang das Racket schwingt und jede Menge Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Spielern auf dem Platz hat. Du kannst von seiner Expertise nur profitieren.

Also:

Du kannst einen unterdurchschnittlichen Trainer überdurchschnittlich bezahlen. Oder du abonnierst gleich, nachdem du diesen Artikel gelesen und auf Facebook geteilt hast, den Kanal Online Tennis lernen.

Tennis Online lernen mit Spielintelligenz: Backup Coach

backup coach

Nachdem du bei Sven deine Technik verfeinert hast, willst du das Ganze natürlich im Match umsetzen. Du willst ein Spiel besser lesen und deine Stärken gezielt einsetzen können.

Wenn du ein kleiner Machiavelli auf dem Platz werden willst, dann schau bei Markus von Backup Coach vorbei.

Ich habe keine Ahnung, ob er mit 2000 Abonnenten ein Big-Player ist. Diese Abonnenten-Zahl ist auch vollkommen egal. Was zählt, ist die Qualität. Und diese stimmt auf diesem Kanal definitiv.

Du findest bei Backup Coach:

  • Analysen toller Hobbyspieler-Matches
  • Anleitungen (Pardon, Tutorials ...) für deinen Return
  • Ganze Matches von LK-Spielern
  • Tipps zum Spielverständnis und der Spielintelligenz

Ich mag es, dass es nicht nur um Technik geht. Das analytische Denken für Tennisspieler ist hervorragend umgesetzt worden. Markus erklärt die Videos fachlich gut. Er konzentriert sich auf Spieler, die hungrig nach frischem Wissen sind. Mentales Training inklusive.

Genial ist, dass Markus Matches von LK-Spielern analysiert. Das ist so, als würde dein Trainer mit dir dein Match analysieren. Das ist in vielen Vereinen, aufgrund der zeitlichen Kapazitäten der Trainer, leider nicht immer möglich. 

Das übernimmt Backup Coach für dich.

Du kannst allein durch diese Analysen eine Menge für dein Spiel lernen. Es ist wichtig eine eigene Spielphilosophie zu kreieren. Einen Matchplan, der dir im Wahnsinn eines Medenspiels hilft. Das strategische Denken ist im Tennis fast so wichtig wie deine technische Basis.

Du weißt ja, wie es ist, gegen Mondballspieler zu verlieren.

Diese Spielertypen spielen nicht viel besser Tennis. Sie haben dafür aber eine Strategie, die funktioniert. Die ihre Stärken, hohe Bälle, gegen deine Schwächen setzt, keine Geduld.

Wenn du keine Ahnung hast, warum du dein letztes Match gewonnen oder verloren hast, dann besuche jetzt den Backup Coach YouTube-Kanal.

Ein kurzer Zwischenruf:

Ich habe damals Tennis noch ein wenig anders erlernt. Mir wurde noch beigebracht, bei der Vorhand mit der freien Hand auf den Ball zu zeigen. Auch wurde mir das seitliche Stehen zum Ball empfohlen.

Bedenke, dass bei der Technik nichts in den Sandplatz gemeißelt ist. Was für einen anderen Spieler bestens funktioniert, kann dich nur verwirren. Wenn du dir die verschiedenen YouTube-Kanäle anschaust, dann habe immer dich dabei im Hinterkopf. Du wirst deine Problemzonen bestens kennen. Solltest du bei deiner Rückhand-Ausholbewegung keine großen Probleme haben, dann musst du diese Bewegung auch nicht von Grund auf verändern, nur weil ein YouTuber das sagt ;-)

Fokussiere dich auf die Bereiche, die dir noch Schwierigkeiten bereiten. Dies kann der Einsatz des Handgelenks oder der Ausschwung bei der Vorhand sein.

Tennis Online lernen mit Technik und Taktik: Online Tennis Instruction

oti

Kannst du kein Englisch?

Das ist nicht schlimm. Du wirst mit dem visuellen Part des YouTube-Kanals von Florian Meier (nein, das ist kein Tippfehler) trotzdem Fortschritte machen.

Der gesamte Kanal bietet dir über 400 Videos über Taktik im Einzel und Doppel, um Tennis für den Rest deines Lebens zu studieren. Hier jetzt ins Detail zu gehen würde meine Tastatur schädigen. Was dich auf diesem Kanal weiterbringt ist das extreme Fachwissen. Es gefällt mir sehr gut, dass Florian kleine Details von komplizierten Schlägen behandelt.

Das ist top.

So lernst du zum Beispiel, welche kleine Bewegung bei deinem Aufschlag wichtig ist.

Dazu erhältst du Inspiration, um deine Beinarbeit zu trainieren. Falls du darauf Lust hast. Falls nicht, kann ich das auch sehr gut verstehen ;-)

Was findest du auf dem YouTube-Channel Online Tennis Instruction?

  • Slow-Motions der Topstars
  • Technik-Anleitungen und Tipps
  • Strategie-Ideen
  • Fallstudien

Tipp: Klicke zunächst auf Playlists und orientiere dich so besser auf diesem äußerst umfangreichen Kanal.

Du gelangst hier zu Online Tennis Instruction.

Tennis Online lernen mit Technik und Spielzügen: MeinTennisGame

meintennisgame

Funktioniert Unterhaltung mit Expertise?

Eventuell nicht immer. 

Bei Marcus und seinem Kanal MeinTennisGame auf jeden Fall schon. Marcus ist ehemaliger Bundesligaspieler, laut eigenen Angeben tennisverrückter Coach und hat, das habe ich direkt gesehen, richtig Ahnung.

Bevor ich weiter ins Detail gehe: Wenn du von jemandem etwas lernen willst, der Tennis verstanden hat, dann schau bei ihm vorbei. Ich glaube, dass ein Profi nicht unbedingt der beste Trainer sein muss. Aber im Falle von Marcus, der anscheinend recht hoch gespielt hat, muss ich sagen: Er bringt Tennis verständlich rüber.

Er hatte mich mit seinen Begriffen gepackt.

YouTube ist voll mit Tennis-Tipps. Seine Videos wie "Bälle aus dem Niemandsland spielen" oder "Mondballspieler besiegen" haben mich direkt abgeholt.

Das sind Begriffe, die man kennt.

Kurz zum Niemandsland:

Boris Becker nutzt diesen Begriff auch immer wieder als Kommentator. Damit ist der "tote" Bereich zwischen T- und Grundlinie gemeint. Bei MeinTennisGame findest du viele kleine Tipps und Tricks, die in die Tiefe gehen. Das ist wichtig, wenn du Tennis Online lernen willst. Gehe nie zu sehr in die Breite. 

Gehe in die Tiefe.

Nutze kleine Hebel.

Was meine ich damit?

Brettere nicht durch alle Grundschläge durch. Du kannst nur schwer Vor- und Rückhand gleichzeitig verbessern. Nimm dir erst deine Vorhand vor. Verbessere Griffhaltung, Timing, Ball anschauen und den frühen Treffpunkt vor deinem Körper. Feile an deiner Ausholbewegung, aber auch an deinem Ausschwung.

Wenn dann alles gut sitzt, dann stürze dich auf deine Rückhand.

Was findest du bei MeinTennisGame?

Ich habe keine Ahnung, wie viele Abonnenten dieser Kanal zählt. Das ist, wie du weißt, auch egal.

Du kommst hier zu MeinGameTennis.

Tennis Online lernen mit Spielsituationen: RacquetFlex

RacquetFlex

Dieser Kanal ist gespickt mit tollen Tennissequenzen der Macher und umsetzbaren Tipps.

Wenn du ein Video schauen und direkt umsetzen willst, dann bist du bei RacquetFlex an der korrekten YouTube-Adresse. Der Kanal ist auf Englisch, was aber für dich kein allzu großes Hindernis darstellen sollte. Die Videos bestechen durch detaillierte Aufnahmen, die dir genau zeigen, was du schon morgen verbessern kannst.

Mir persönlich haben am besten die Videos zur Ausholbewegung bei Vorhand und Rückhand gefallen. Das ist toll gezeigt und selbst für Tennis-Neulinge umsetzbar.

Im Bereich der zahllosen Technik-Videos ist dieser Kanal ein tolles Ausrufezeichen!

Und:

Die Jungs spielen selbst eine recht passable Kugel, was immer einen guten Nebeneffekt hat.

Was findest du bei RacquetFlex?

  • Vorhand-Tipps (Ausholbewegung)
  • Rückhand-Tipps (Ausholbewegung)
  • Wie du kurze Bälle des Gegners attackierst
  • Beinarbeit 

Du findest diesen höchst unterhaltsamen sowie informativen Kanal hier.

Zusammenfasung

Tennis ist komplex.

Diese YouTube-Kanäle können dein Wissen allerdings recht schnell bereichern. Die Umsetzung liegt natürlich an dir. Filtere die für dich wichtigen Infos heraus. Denke trotz all der Anleitungen für dich selbst. Kopiere nicht einfach stumpf irgendwelche Bewegungen.

Hier eine kleine To-Do-Liste für deine nächsten Schritte:

  1. Nimm dir einen deiner Schläge, beispielsweise deine Vorhand
  2. Suche bei den YouTube-Kanälen nach hilfreichen Vorhand-Videos
  3. Achte auf kleine Details bei den Videos. Griffhaltung, Ausholbewegung, Einsatz des Handgelenks, Ausschwung, Ende der Schlagbewegung
  4. Setze zwei bis drei dieser kleinen Details, ich nene sie gern Hebel, in deiner nächsten Trainerstunde oder in deinem nächsten Trainingsspiel um
  5. Prüfe, was für dich funktioniert hat - und was nicht
  6. Feile weiter an diesem kleinen Hebel, bis er sitzt
  7. Nimm dir den nächsten Schlag mit dem nächsten kleinen Hebel vor

Und zum Schluss:

Du kannst Tennis Online lernen, wenn du dran bleibst.

Lass dich NIE entmutigen. Auch nicht, wenn du dreimal in Serie gegen einen autodidakten Mondballspieler verloren hast. Analysiere immer wieder deine Spiele. 

Wie hat der Gegner seine Punkte gemacht?

Wie hast du deine Punkte gemacht?

Hinterfrage genau, warum du Spiele gewinnst - oder verlierst. Dabei wirst du auf Fragen stoßen. Nimm diese Fragen und suche bei den YouTube-Kanälen aufmerksam nach möglichen Antworten.

Die Tenniswelt gehört den Spielern, die immer weitermachen.

Die nicht aufgeben, wenn es nicht läuft.

Ich wünsche dir viel Erfolg auf dem Court!

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Ich habe Daniil Medvedev analysiert und das habe ich über Cross spielen gelernt https://www.tennis-insider.de/blog/daniil-medvedev/ https://www.tennis-insider.de/blog/daniil-medvedev/#comments Mon, 14 Sep 2020 14:53:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/daniil-medvedev/ Weiterlesen

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Du willst einen klaren Plan besitzen, wie du im Match cross spielen kannst?

Dann kannst du in diesem Artikel eine Menge von Daniil Medvedev lernen.

Ich habe immer noch das Gefühl, dass er bei Vor- und Rückhand zu spät ausholt. 

Was ich dir aber jetzt schon verraten kann: Wie das aussieht, was er tut, hat nichts mit der Qualität seines Spiels zu tun.

Du wirst bei dir im Verein mindestens eine Handvoll Spieler haben, die nicht allzu elegant bei dem aussehen, was sie da auf dem Court so praktizieren. Das, was bei den Schlägen herauskommt, ist allerdings qualitativ stark.

Medvedev ist ein absoluter Charakterkopf. Er schleicht über den Court, als hätte er gerade Klingelmännchen gespielt. Seine Aufschlagbewegung ist schon fast ignorant.

So simpel, wie sie ist.

Und da wären wir schon beim Kern seiner Spielweise:

Simpel.

Oder, Daniil?! ;-)

giphy

Und das bedeutet nicht, dass sein Tennis einfach ist. Es ist ganz sicher nicht einfach gegen jemanden zu spielen, der wie eine Art Gummiwand jeden Ball in etwa so zurückspielt, wie er ihn zugespielt bekommt. Du wirst im Clubspieler-Bereich die erfolgreichsten Spieler an ihrer geringen Fehlerquote erkennen.

Wir versuchen in diesem Artikel die Strategie, aber auch den mentalen Aspekt der Schlagplatzierungen von Medvedev zu verstehen. Das Ziel ist es, dass du so viel aus diesem Artikel mitnehmen kannst, damit du ab morgen 1% besser als zuvor spielst. Ohne das komplette Buch Winning Ugly lesen zu müssen.

Ich bin davon überzeugt, dass wir das hinkriegen ;-)

Lass uns in den Kopf von Medvedev schauen. So können wir sein Spiel besser verstehen.

Ich glaube, dass Medvedev extrem kurze Gedanken während eines Matches hat.

Das läuft dann in etwa so ab:

Der Ball ist im Spiel. Der Gegner spielt in seine Rückhand. Der kurze Gedankenweg lautet: "Cross, Mitte - dann wieder positionieren".

Bei mir wäre der Gedankengang beispielsweise:

Der Ball ist im Spiel. Der Gegner spielt in meine Rückhand. Mein Gedankenweg lautet: "Longline, mit vollem Tempo. Mindestens ins Eck, am besten noch an die Außenkante. Ich hab jetzt schon keine Luft mehr. Mist ...".

Du wirst es kennen ;-)

Kurze Gedanken, um besser cross zu spielen

Diese kurzen Gedankenwege haben für ihn den Vorteil, dass er schnell gute Entscheidungen treffen kann. Die Coolness, die er nach außen präsentiert, ist keinesfalls ein Schauspiel.

Er ist entspannt, weil er recht wenig denkt.

Diese Art zu Denken kann aber auch einen Nachteil haben. Dazu später mehr.

Medvedev hat sein Spiel von allem überflüssigen Kram befreit. Das macht ihn so gefährlich und sein Spiel so effektiv.

Bruce Lee sagte mal, dass er nicht den Kämpfer fürchtet, der tausend Tritte einmal trainiert hat. Er fürchte den, der einen Tritt tausend Male trainiert hat.

Jepp, Daniil spielt aus der Defensive fast stärker als in der Offensive. Er nimmt das Tempo des gegnerischen Schlages gern mit. Ich würde ihn aber dennoch nicht als Defensivkünstler oder Counterpuncher bezeichnen. Dafür besitzt er auch in der Offensive zu viele Stärken.

Vor allem seine Stopps sind intelligent gewählt. Dass er ein schlauer Bursche ist werden wir nachher noch detaillierter beweisen können.

Behalte im Verlauf dieses Artikels das Wörtchen "simpel" im Hinterkopf. Dies zieht sich durch alles, was Medvedev auf dem Platz tut.

Lesetipp: Die Masalo Manschette

Wie tickt der Russe?

Es ist für mich als Mentaltrainer immer interessant zu vermuten, wie der Spieler im Match tickt. Was denkt er, bevor er zum Satz serviert? Wie hakt er ärgerliche Fehler ab? Wie geht er mit den ganz natürlichen Ups und Downs in einem Matchverlauf um?

Medvedev ist ein Spieler, der seine Emotionen sehr gut unter Kontrolle hat. Er besitzt die Fähigkeit nicht zu emotional zu reagieren.

Weder positiv, noch negativ.

Diese grundlegende Coolness hilft ihm sein simples Spiel mit voller Power auf den Court zu bringen. Nur nicht mit ganz so viel Power wie Jiri Lehecka ;-).

Der Charakter kommt immer mit auf den Platz. Bei Daniil Medvedev passt der Charakter hervorragend zu seiner grundlegenden Spielidee. Bei Benoit Paire beispielsweise passt dies nicht so ganz gut zusammen ;-) Ein hoch emotionaler Charakter, der sehr viele spielerische Möglichkeiten hat - das endet im Chaos.

Ein Dominic Thiem beispielsweise braucht Emotionen, um sich wie ein Actionheld in die nächste Vorhand werfen zu können. Auch dies ist eine äußerst gesunde Art mit Emotionen während eines Matches umzugehen.

Nun geht es aber um die Platzierung der Schläge von Medvedev.

Ich will noch nicht zu viel verraten, aber er mag es Cross-Court zu spielen.

Der Hochsicherheitstrakt

Daniil Medvedev versteht das Spiel.

Einer der Gründe, warum er sich von vielen anderen jungen Spielern mit starken Grundschlägen abhebt, ist seine Spielintelligenz. Er ist ein verflucht gewieftes Kerlchen. Ein kleiner Gauner, der dem Gegner Nerven raubt.

Er versteht die Winkel, die sich in einem laufenden Ballwechsel immer wieder verändern. Mit diesem Verständnis ist er in der Lage einen wahren Hochsicherheitstrakt um sein Spiel herum aufzubauen.

Das ist Spielintelligenz a la Winning Ugly.

Wie sieht dieser Trakt im Detail aus?

Medvedev spielt sehr viel cross und sehr viel durch die Mitte.

Simpel, richtig?!

Vor knapp zwei Jahren war sein Spiel noch weniger variabel. Meiner Beobachtung nach spielte er damals noch zu viel durch die Mitte. Die ganze Geschichte war zu eintönig. Der Gegner konnte sich schneller auf sein Spiel einstellen.

Dieses kleine Rätsel konnte er für sein Spiel aber recht gut lösen.

Daniil bewegt sich, wie sehr viele andere Spieler auch, meist rechts-links an der Grundlinie. Spieler wie Federer gehen den Bällen mehr entgegen und haben dadurch eine Verschiebung nach vorn - zusätzlich.

Die besten Positionen, um effektiv cross zu spielen

Die Positionen von Medvedev können wir wie folgt festlegen:

  1. sehr weit hinter der Grundlinie
  2. ab und zu nah an der Grundlinie
  3. in Ausnahmefällen im Feld stehend

Siehe:

medvedev analyse

Wenn Medvedev weit außen steht, beispielsweise tief in der eigenen Rückhand-Ecke, dann ist der Winkel für einen Longline-Ball wesentlich enger, als wenn er cross spielt. Das Risiko ist bei einem Cross-Schlag auffällig geringer.

Im Feld stehen spielt er sehr gerne die Vorhand Inside-Out. Dies siehst du in der Grafik an der Position mit dem grünen Pfeil. Ich habe in den vielen Stunden nur wenige Longline-Schläge von ihm aus dieser Position heraus gesehen.

Diese Variation passt zu seiner Spielidee.

Aus der Mitte heraus spielt er selbstverständlich - cross! Oder durch die Mitte. Du siehst: Er hat einen ganz klaren Plan für jede Position im Ballwechsel. Er muss sich keine Gedanken machen, sondern sich einfach der Spielsituation entsprechend verhalten.

Lesetipp: Die ultimative Anleitung für einen perfekten Aufschlag

Ein cleverer Matchplan

Er hat im laufenden Ballwechsel schnell eine Idee, wie er wohin spielen kann. Leute wie Nick Kyrgios, Benoit Paire oder auch Grigor Dimitrov haben längere Gedankenwege. Sie verkomplizieren ihr Spiel - auch aufgrund ihrer vielen spielerischen Möglichkeiten.

Die erfolgreichsten Tennisspieler halten ihre Spielweise simpel. Sie bauen eine gerade Fahrstrecke - fertig.

Sie erschaffen kein Labyrinth.

Medvedev hat genau das verstanden und konzentriert sich darauf keine Fehler zu machen. Jeder Gegner muss extrem viel im psychischen und physischen Bereich ackern, um Punkte gegen Medvedev zu erspielen. Der Russe ist wie ein kleiner Pitbull, der sich in der Wade festbeißt. 

Er lässt nie locker. 

Vom ersten Punkt an stellt er seinem Gegner eine Aufgabe:

"Spiel mich taktisch clever aus oder schlage einen grandiosen Winner. Ich werde keinen Fehler machen und die starke Länge in meinem Grundlinienspiel halten!"

Dies erklärt seine teilweise glatten Siege bei Turnieren.

Die meisten Matches werden durch Fehler entschieden. Das ist übrigens ein Grund, warum Jan-Lennard Struff gegen Novak Djokovic keine Chance hat. Die Spielanlagen der beiden schließen einen Struff-Sieg fast gänzlich aus.

Wir bleiben bei Daniil Medvedev, dem cross spielen und seinem Hochsicherheitstrakt. Wir kennen nun seine grundlegende Spielidee, seinen Matchplan. Dazu haben wir einen Blick in seinen Kopf geworfen.

Schauen wir nun, wie Daniil Medvedev diese Idee im Match umsetzt.

Irgendwo Richtung Publikum: Medvedev beim Return

Damit wir etwas über die Schlagplatzierung lernen können, müssen wir das Returnspiel von Medvedev analysieren. Medvedev steht unfassbar weit hinter der Grundlinie bei seinem Returnspiel.

Wir werfen einen Blick auf seine Position und seine Schlagplatzierung beim Return:

daniil medvedev return

Interessant ist, dass der Gegner seinen ersten Schlag nach dem Aufschlag aus der Platzmitte heraus spielen muss. Medvedev bewegt sich nach seinem Return direkt Richtung Grundlinie - in seine Komfortzone.

Auf diese Weise gibt Medvedev seinem Gegner kein festes Ziel. Der Schlag für den Gegner aus der Mitte heraus ist nicht einfach, weil es kaum brauchbare Winkel für einen aggressiven Schlag gibt.

Diese Winkel sind dazu so eng, dass sie problemlos zu einem für den Zuschauer leichten Fehler führen können.

Das sieht dann von außen nach einem Unforced Error aus, aber für mich ist dies tatsächlich ein erzwungener Fehler. Medvedev zieht durch seinen Return und den dann folgenden Laufweg die Winkel für platzierte so eng, dass der Fehler "hintenrum" erzwungen ist ;-)

Schau:

winkel return

Wie geschrieben:

Habe das Wörtchen "simpel" stets im Hinterkopf ;-)

Die orangenen Felder zeigen, wie wenig Raum der Schlag an die Seitenlinie aus der Mitte heraus hat. Da bleibt nicht viel Platz. Der Aufschläger muss schon volles Selbstvertrauen besitzen, um die Kugel perfekt platzieren zu können.

Novak Djokovic fährt bei seinem Returnspiel eine ähnliche Taktik.

Damit Medvedev seine simple, aber höchst effektive Spielidee umsetzen kann, benötigt er den laufenden Ballwechsel. Er braucht schöne, lange Bälle des Gegners. Gern mit viel Tempo und flach über das Netz gespielt.

All seine Stärken entwickeln sich im Laufe einer Rally. Er wird vermutlich nie im Stile eines Roger Federer den zweiten Aufschlag des Gegners mit einem giftigen Rückhand-Slice auf`s T beantworten.

Das muss er auch nicht.

Roger wird wohl auch nie fünf Meter hinter der Grundlinie mit einem Vorhand-Return über dem Kopf ausgeschwungen überraschen.

Lass uns einen Blick auf die Return-Statistiken von Medvedev werfen. Ich habe mal die Jahre 2019 und 2020 heraugesucht:

Return-Statistik im Jahr 2019

  • Returnpunkte gewonnen, wenn der erste Aufschlag kam: 31%
  • Returnpunkte gewonnen, wenn der zweite Aufschlag kam: 56%
  • Breakchancen: 622
  • Breakchancen genutzt: 43%
  • Returnspiele gespielt: 963
  • Returnspiele gewonnen: 28%
  • Returnpunkte gewonnen: 40%

Return-Statistik im Jahr 2020

  • Returnpunkte gewonnen, wenn der erste Aufschlag kam: 33%
  • Returnpunkte gewonnen, wenn der zweite Aufschlag kam: 54%
  • Breakchancen: 190
  • Breakchancen genutzt: 43%
  • Returnspiele gespielt: 272
  • Returnspiele gewonnen: 30%
  • Returnpunkte gewonnen: 41%

Ich möchte gar nicht so sehr auf einzelne Zahlen eingehen. Meine Analyse hat gezeigt, dass Medvedev auch beim zweiten Aufschlag des Gegners sehr weit hinter der Grundlinie steht.

Das ist ein klares Indiz dafür, dass er Sicherheit braucht:

  1. Aufschlag austrudeln lassen
  2. Return spielen, wenn sich der Ball im Fallen befindet
  3. Zeit haben, um sich nach dem Return in die Komfortzone an der Grundlinie orientieren zu können

Wenn er diese Sicherheit bekommt, dann kann er seine Stärken im Bereich der Spielintelligenz im laufenden Ballwechsel voll entfalten. 

Seine Returnstärke liegt nicht im Return selbst, sondern im Laufe des Ballwechsels nach dem meist mittig gespielten Return.

Ein Stückchen weiter oben hatte ich eingeworfen, dass seine recht kurzen Gedankenwege auch einige Nachteile mit sich bringen können.

Und hier ist der Grund, warum ich das vermute:

Wenn ein Spieler ihm diese Sicherheit, die er braucht, nimmt, dann bekommen seine kurzen Gedankenwege nicht eingeplante Kurven.

Das triggert ihn.

Sein Hochsicherheitstrakt wird heimlich angegriffen, während die Wachen schlafen ;-)

Ein spielerisches Beispiel:

Ein Gegner, der effektiv mit Slice nach außen servieren und einen Slice auf`s T spielen kann, der macht dieses Sicherheitskonstrukt ein Stück weit kaputt. Medvedev kann dies bei eigenem Aufschlag noch ganz gut kontrollieren, wenn er eine hohe Quote an ersten Aufschlägen ins Feld bringt.

Er kann die Platzierung seiner Schläge, viel cross und mittig, dann nicht mehr so effektiv spielen. Wenn ihm diese Stärke genommen wird, dann bekommt er Probleme. 

Dominic Thiem hat dies sehr gut im Halbfinale der US Open gespielt.

Schau:

slice aufschlag

Das war eine starke Leistung von Thiem. Taktisch, wie auch mental.

Was kannst du über das cross spielen von Daniil Medvedev lernen?

Ich habe bei dieser Analye gelernt, dass man sein Spiel simpel halten sollte. Schau nicht zu viele YouTube-Tutorials, um neue Spielzüge zu lernen.

Dieser Overkill tötet dein Spiel.

Du vermeidest Fehler, wenn du viel cross und damit meist über die niedrigste Stelle des Netzes spielst. Es ist eine wahre Qualität dem Gegner in jedem Ballwechsel die Aufgabe zu geben einen besonders guten Schlag zu spielen.

Ich habe gelernt, dass es vor allem aus der Defensive heraus schlau ist mittig zu spielen. Man neigt ja meist dazu aus dem Lauf heraus den Longline-Winner a la Nadal spielen zu wollen ;-)

Das sieht bei Rafa auch leicht und geil aus, aber in der Welt der normalen Spieler ist dies eher Fiktion.

Außerdem durfte ich lernen, dass der Return von weit hinter der Grundlinie die richtige Option ist, wenn der Spieler von seinen Fähigkeiten her dazu geeignet ist längere Ballwechsel zu gehen.

Ich würde Pierre Hughes-Herbert diese Strategie nicht raten ;-)

Für meine Arbeit als Mentaltrainer habe ich von Daniil Medvedev gelernt, dass die grundlegende Spielidee stets simpel gehalten werden sollte. Wer im Match weniger denkt, der spielt stärker. Diese Qualität macht Medvedev zu einem der besten Spieler derzeit.

Jeder Spieler sollte sich überlegen, was er aus seinem Matchplan streichen kann.

Stattdessen sollte er sich darauf konzentrieren die eigenen Stärken zu perfektionieren.

Was hältst du von Daniil Medvedev?

Begeistert dich sein Spiel? Und wenn ja, welches Element findest du gut?

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Wolfgang Thiem: Warum man als Tennisspieler geboren sein sollte (und welche Fähigkeiten du verbessern kannst) https://www.tennis-insider.de/blog/wolfgang-thiem/ https://www.tennis-insider.de/blog/wolfgang-thiem/#comments Fri, 31 Jan 2020 07:03:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/wolfgang-thiem/ Weiterlesen

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"Ball anschauen. Früh genug ausholen. Beinarbeit. Etwas in die Knie gehen. Über die Schulter ausschwingen."

Die Vorhand kommt.

Der Ball trifft mittig die Scheibe. Zu weit unten wäre 'Netz' gewesen. Zu weit oben 'Out'. Der weiße Rahmen der Terrassentür bleibt verschont. Auch die große Pflanze neben der Tür zählt noch alle Blätter. Bei der Ausholbewegung, der Schleife, stand fast der Essenstisch im Wege.

Aber eben nur fast.

Die drucklose, bunte Filzkugel fliegt von der Glasscheibe zurück. Sie besitzt nicht mehr ganz so viel Rotation, als sie vor den kleinen Füßen aufspringt. Aber sie wird schneller.

Der Nachbar ist bereits genervt. Seine Gedanken sind so laut, dass man sie beinahe hören kann:

"Es ist Sonntag und dieser kleine Nachbarsjunge drischt trotz Nieselregen voll konzentriert einen Tennisball stundenlang gegen die Terrassentür. Was soll aus dem bloß werden?!"

Plopp. Tick. Plopp. Tick. Plopp.

Der Junge konzentriert sich weiter auf die Ausführung seiner Schläge:

"Side-Step zurück zur Mitte. Schlägerfläche unter den Ball bringen. Gewicht auf das vordere Bein verlagern. Von unten nach oben schlagen. Stehenbleiben beim Schlag."

Viel Zeit zum durchschnaufen bleibt ihm nicht. Die Terrassentür macht keinen einzigen Unforced Error.

Was der Nachbar nicht weiß:

Der kleine Bub ist in Gedanken gerade auf dem Centre Court von Paris. Er spielt die Vorhand nach, die er gestern mit großen Augen im Fernsehen bei seinem Idol analysiert hat. Jede einzelne Phase der Bewegung hat er sich detailliert eingeprägt. Er ist gerade dabei seinen Plan umzusetzen, damit er seine Vorhand mit noch mehr Topspin spielen kann. Mit diesem Gedanken ist der Junge heute morgen wach geworden. Er muss diesen Plan umsetzen. Sonst kann er am Abend nicht schlafen.

Heute passt die Vorhand-Topspin.

Dominic Thiem hat ebenso wie sein Bruder Moritz als Kind Stunden damit verbracht einen Tennisball gegen eine Terrassentür zu spielen. Wer Tennis im Blut hat, der benötigt nur wenig Motivation, um auf jede erdenkliche Weise das Racket zu schwingen. Dann wird eine freie Wand im Wohnzimmer während eines Umzugs blitzschnell zur Trainingsanlage.

Wolfgang Thiem hat den Prozess von der Terrassentür bis zur Weltspitze miterlebt und aktiv begleitet. Aber auch seine Erfahrungen mit anderen Spielern und ihren individuellen Charakteren machen ihn zu einem absoluten Fachmann, der aus der Praxis berichten kann. In der Box ist er der ruhige Pol. In der Südstadt arbeitet er mit talentierten Spielern an deren Technik und gibt sein Know-How weiter.

Wolfgang und die gesamte Familie Thiem spielt nicht nur Tennis. Sie lebt Tennis. Und das seit den Zeiten, als die Terrassentür noch ein unbezwingbarer Gegner für die Dominic und Moritz war.

Zwischen der zweiten und dritten Runde bei den Australian Open nahm sich Wolfgang Zeit und beantwortete meine Fragen. Es geht um Matchpläne, das Analysieren des Gegners und um entscheidende mentale Eigenschaften. Wenn du erfahren willst, welche Bereiche Wolfgang Thiem im mentalen Bereich für entscheidend hält, dann lies unbedingt weiter.

Bevor wir uns zum Ende dieses Artikels um die Jugend kümmern und überlegen, welchen Einfluss Social Media auf die Konzentrationsfähigkeit junger Spieler hat, starten wir weit vor dem ersten Ballwechsel eines Matches.

Wolfgang Thiem über die Vorbereitung auf ein Match

Wie sieht ein Matchplan aus? Benötigt Dominic überhaupt einen? Oder reicht es auf gut Glück den Court zu betreten?

Wolfgang Thiem über die Vorbereitung auf ein Match:

"Ganz klar: Es werden die Gegner studiert. Es gibt YouTube Videos und es gibt Statistiken. Ich bin ein großer Freund von Statistiken. Beim Turnier in Barcelona beispielsweise war ein Computer, an dem man sich jeden Punkt anschauen konnte.

Dort konnte man die Position des Spielers, die Treffpunkthöhe, die genaue Position beim Return und die Platzierungen jedes einzelnen Schlages sehen. Man kann aus diesen Statistiken unglaublich viel rauslesen.

Auf Grundlage dieser Statistiken stellt man dann einen Matchplan zusammen. Das Wichtigste ist natürlich, dass man den eigenen Spieler dabei nicht vergisst. Es gibt Spieler, die beschäftigen sich lieber mit dem Gegner. Manche beschäftigen sich mit ihrem eigenen Spiel.

Dominic ist jemand, der sich lieber mit seinem eigenen Spiel beschäftigt und nicht so sehr mit dem Gegner, weil er eben die entsprechenden Waffen hat, um das Spiel selbst zu bestimmen."

Die Statistiken sind die Analyse des Gegners. Sie lassen einen Blick in den Kopf des Gegners zu. Muster und wiederkehrende Verhaltensweisen können entdeckt werden.

Lässt sich beispielsweise erkennen, dass ein Spieler von auffällig weit hinten returniert, so lassen sich die eigenen Aufschlagvariationen besser planen.

Hier wäre zum Beispiel ein etwas kürzer gespielter Aufschlag mit Slice nach außen eine Variation.

Was Dominic betrifft kann man nur im Chor mit dem Kopf nicken. Er würde sich selbst Beinchen stellen, wenn er nicht seine mächtigen Grundschläge einsetzen, sondern sich im taktischen Geplänkel verlieren würde.

Was kannst du für dein Tennis mitnehmen?

  • Beobachte deinen Kontrahenten und schaue, bei welchen Schlägen und Bewegungen er sich sehr sicher fühlt - und bei welchen nicht
  • Vergiss nicht im Match deine individuellen Stärken einzusetzen. Vertraue diesen mehr und scheue dich nicht diese gegen die Schwächen deines Gegners einzusetzen

Lass uns zu Dennis Novak kommen. Er hat sich im Ranking nach oben gearbeitet. Was war entscheidend für diese Erfolge? Was braucht ein Spieler, um sich stetig weiterzuentwickeln?

Wolfgang Thiem:

"Dennis Novak hat sich spielerisch gar nicht so sehr verbessert, da er schon vor zwei Jahren sehr sehr weit war. Aber er ist den schwierigen Weg gegangen.

Er hat immer die Challenger in Europa gespielt, die stärker besetzt waren. Er hat schon einige Top 100 Spieler geschlagen. Spielerisch war immer klar, dass er das Zeug dazu hat.
Er ist mental gereift. Dadurch, dass er in Julian Knowles einen eigenen Tourcoach hat weiß er jetzt, dass er auf eigenen Beinen steht und sein eigenes Team um sich hat.

An der Base kümmere ich mich um die technischen Aspekte und ich glaube, dass es ihm die mentale Stärke gegeben hat, dass er um diesen Rückhalt weiß und zusätzlich auf Tour sein eigenes Team um sich hat".

Das Umfeld macht eine Menge aus. Der Charakter und die persönlichen Umstände kommen stets mit auf den Platz. Es ist wichtig zu wissen, dass man auch in diesem Bereich Veränderungen und dadurch Verbesserungen für sich vornehmen kann.

Lass uns schauen, was du für dein Tennis mitnehmen kannst:

  • Prüfe dein Umfeld. Wer sagt dir etwas zu deinem Spiel? Kannst du eventuell noch weitere Meinungen einholen?
  • Besitzt du einen echten Rückhalt? Gibt es eine Person, die mit dir an deiner Technik oder deinem Kopf arbeitet? Dies muss nicht zwangsweise ein Vereinstrainer sein. Du kannst dir auch von sehr guten Spielern aus deinem Verein Rat einholen

Apropos Mentalität und Charakter.

Wie wichtig ist der Charakter eines Spielers? Und welche Eigenschaften sollte dieser kultivieren?

Wolfgang Thiem:

"Ich glaube grundsätzlich, dass man als Tennisspieler geboren sein sollte. Man kann sich natürlich gewisse Fähigkeiten aneignen. Doch wenn man nicht die Grundfähigkeiten in einem sehr ausgeprägten Maße in den Genen mitbekommen hat, dann wird es schwierig.
Ein Tennisspiel ist geprägt von so viel Auf und Ab. Beispielsweise das Match vom Dominic gegen Bolt.

Er führt fast 2:0 Sätze, dann passieren ein paar blöde Fehler und dann liegt man 1:2 Sätze hinten. Eine Partie kann so schnell kippen und man wird mit so viel Erfolg und Misserfolg konfrontiert.

Es ist eine extrem hohe Frustrationstoleranz gefragt und ich glaube man muss sowohl körperlich, als auch mental, für den Sport geboren sein.

Man kann und muss natürlich diese mentalen Fähigkeiten verbessern. Je nachdem, welche Problembereiche der Spieler hat. Sollte man einen Mentaltrainer zu Rate ziehen, so sollte dieser immer sehr tennisaffin sein.

Aus meiner Sicht ist ein guter Tennistrainer auch ein guter Mentaltrainer. Ich halte wenig von Mentaltrainern, die am Wochenende eine Ausbildung gemacht haben und sich dann Mentaltrainer nennen.

Man muss verstehen, was in einem Tennisspieler vorgeht und wie dieser tickt."

Wir alle kennen diese ärgerliche Vorhand bei 2:1 und Breakball, die zwei Zentimeter neben der Seitenlinie landet. Dann steigt der Puls und der Kopf fährt runter. Man weiß, dass man eine dicke Chance hat liegen lassen.

thiem wolfgang

Vor allem gegen stärkere Gegner steigt dann der Frust. Man bekommt Panik, dass dies die letzte Chance war. Im Kopf durchfliegt man die ganze Arbeit, die physische und mentale Energie, die man bis zu diesem Breakball investieren musste.

Dann führt allein schon der Gedanke daran diese ganze Energie nochmals aufbringen zu müssen zur Kapitulation im Kopf.

Der Spieler, der diese Situationen meistert, stemmt Pokale in die Höhe.

Welche mentalen Fähigkeiten lassen deine Hände vielleicht schon bald zu einem Pokal greifen?

  • Lerne, dir selbst Fehler ernsthaft und aufrichtig zu verzeihen. Sei fair zu dir
  • Im Match befindest du dich in einem nicht endenden Dialog mit dir selbst. Lerne diesen Dialog vor allem in deinen schwachen Phasen motivierend und aufbauend zu führen. Du hast im Match nur einen Freund und das bist du

Neben der Mentalität ist Konzentration ein entscheidender Punkt für mehr Erfolg zwischen Netzkante und Grundlinie.

Wir leben in einem digitalen Zeitalter. Der amerikanische Evolutionspsychologe Geoffrey Miller sagte in einem Podcast, dass die Welt vor 200 Jahren in einem Chaos versunken wäre, wenn die Menschen Social Media gehabt hätte.

Wolfang Thiem über den Einfluss von Social Media auf die Konzentrationsfähigkeit

YouTube Videos werden bewusst immer kürzer gehalten. Die Timeline bei Facebook besitzt kein Ende.

Ist das Zufall? Selbstverständlich nicht.

Junge Menschen werden durch Social Media trainiert ihre Aufmerksamkeitsspanne möglichst kurz zu halten. Was nicht innerhalb weniger Sekunden fesselt, wird weggescrollt. Ich habe dir hier einen ausführlichen wissenschaftlichen Beitrag zur Konzentrationsfähigkeit herausgesucht.

Wolfgang Thiem zu dieser wichtigen Thematik:

"Durch Facebook, Instagram und Snapchat werden die jungen Leute ständig mit neuen Einflüssen konfrontiert. Im Match muss man sich aber über einen längeren Zeitraum auf eine Sache konzentrieren und damit haben die jungen Leute Probleme.

Dies ist eine Riesenaufgabe für uns Trainer und Erziehungsberechtigte. Am Platz musst du drei, vier Stunden konzentriert sein und deine Leistung bringen. Durch die ständig wechselnden Eindrücke durch die sozialen Medien sind die jungen Leute kaum noch in der Lage sich auf eine Sache konzentrieren zu können.

Darin sehe ich in Zukunft die größte Herausforderung für Spieler: Sich über einen längeren Zeitraum voll konzentrieren zu können.

Beispielsweise ein Buch lesen oder sich bei YouTube mal ein ganzes Match anschauen und nicht nur die Highlights. Das würde ich als sehr sehr wichtig erachten".

Der Mensch ist für zu viel Social Media nicht gemacht. Es liegt einfach nicht in der Natur des Menschen auf einen Bildschirm zu starren und süchtig nach Benachrichtigungen und Neuigkeiten zu werden.

Wenn du daraus eine Sache für dein Tennis ziehen kannst: Lege dein Smartphone bewusst dreimal am Tag beiseite. Du trainierst allein dadurch ein Stück weit deine Konzentrationsfähigkeit.

Was ich praktiziere: Physische Bücher kaufen und nicht zu viel am Smartphone lesen.

Aufgrund von fehlender Konzentrationsfähigkeit katapultiert man sich in Matchsituationen, aus denen man keinen Ausweg mehr findet. Es gibt verdammt ärgerliche Niederlagen gegen schwächere Gegner. Das sind die Matches, die du im Grunde gewinnen musst.

Aber manchmal reicht es eben nicht.

Wie geht Wolfgang Thiem mit einer Niederlage seines Schützlings um? Wie verhält er sich?

"Ich lasse immer etwas Zeit vergehen. Es macht keinen Sinn eine Analyse unmittelbar nach dem Match zu besprechen. Es sind noch zu viele Emotionen da.

Man kann die Niederlage nach der Dusche, Massage oder nach dem Cool Down angehen. Ich persönlich halte es so, dass ich am Abend auf dem Hotelzimmer oder beim gemeinsamen Abendessen auf den Spieler zugehe.

So lässt man die emotionale Komponente raus. Das Match kann sachlich und nüchtern analysiert werden.

Das Schöne beim Tennis ist, dass man meist die Möglichkeit hat es direkt in der folgenden Woche besser zu machen und aus seinen Fehlern zu lernen. Ein 100 Meter Läufer bei Olympia hat diese Möglichkeit nicht. Dieser müsste sich wieder vier Jahre gedulden und lange auf seine nächste Chance warten."

Hakst du deine Niederlagen immer schnell ab? Zerreißt du dich unter der Dusche selbst und nimmst nur schlechtes mit aus deinen Niederlagen?

Dann hat Wolfgang dir mit seiner Ansicht hoffentlich eine komplett neue Perspektive auf deine nicht so fantastischen Matches gegeben. Lass ein frustrierendes Match erstmal sacken. Deine Emotionen sind nur in diesem Moment, direkt nach der Niederlage, wirklich 'echt'.

Viel wichtiger ist, was du mit einem klaren Kopf aus deinen Niederlagen lernen und direkt beim nächsten Training oder Match besser machen kannst.

Es ist einiges an Informationen für dein Tennis zusammen gekommen.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal bei Wolfgang für seinen Einsatz bedanken. Dieser hat mir gezeigt, wie die Einstellung eines Profis ist, der Champions entwickelt hat. Ich bin kein Journalist, kein Autor einer großen Zeitschrift und erst recht kein bekannter Name.

Wolfgang hat sofort auf meine Anfrage geantwortet und außergewöhnlich höflich und vertrauensvoll meine Fragen und Rückfragen beantwortet.

Er hätte dies nicht tun müssen.

Was kannst du daraus für dein Tennis mitnehmen?

Entscheidend ist, wie du die kleinen, unauffälligen und dir nicht so wichtigen Dinge angehst und behandelst.

Denn darin liegt das Geheimnis deines Erfolgs.

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Alexander Zverev: Warum er oft Doppelfehler serviert und was du daraus lernen kannst https://www.tennis-insider.de/blog/zverev-doppelfehler/ https://www.tennis-insider.de/blog/zverev-doppelfehler/#comments Tue, 07 Jan 2020 10:27:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/zverev-doppelfehler/ Weiterlesen

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Vor zwei Tagen sah ich eine technische Analyse von Alexander Zverev.

Diese zeigte in einem kurzen Video seine vorbildliche Aufschlagbewegung, die jeder Jugendliche direkt so übernehmen kann. Zu dieser Analyse schrieb der Verfasser, dass es ja merkwürdig sei, dass bei dieser Aufschlagtechnik so unendlich viele Doppelfehler passieren.

Was du als erfahrener Haudegen zwischen T- und Grundlinie bereits weißt: Es ist nicht die Technik, die Doppelfehler verursacht. Es ist der Kopf.

Es gibt im mentalen Training einen ziemlich fest im Boden verwurzelten Grundsatz. Ich habe nicht mit Alex gesprochen und kenne sein Umfeld nicht. Aber was für Alex gelten könnte, kann auch dich vor Doppelfehlern, Unsicherheit, starker Reizbarkeit und extrem hoher Emotionalität auf dem Platz bewahren.

Dieser Grundsatz lautet: Du spielst das, was du denkst.

Das Versteckspiel deiner Psyche dabei ist, dass diese das Wort "nicht" nicht kennt. Merke dir dies, denn dieser Fakt ist das Kernelement für dich in diesem Artikel. Wir werden den Alex nicht zerreißen. Das machen schon andere Medien, die vermutlich weniger Ahnung von Tennis haben als wir beide.

Wir wollen verstehen was in seinem Kopf vorgeht, warum Alex so viele Doppelfehler serviert und so enorm sensibel auf dem Court ist.

Und: Wir wollen natürlich, dass du daraus für deine Karriere lernen kannst.

Lesetipp: Die schnellsten 3 Wege zu einer perfekten Vorhand

Lass uns mit einer kleinen Geschichte beginnen, um dieses "Kopfproblem" ein wenig besser darstellen zu können.

Die Wurzel, die alles zum Fallen bringt

Als kleiner Junge fuhr ich in Dänemark immer mit meinem Fahrrad von unserem Ferienhaus zum nahe gelegenen Strand. 

Der Weg führte durch ein kleines Waldstück, welches zum Ende des Weges hin besser belichtet war als noch zu Beginn. Der Weg war, ähnlich wie meine Schultern, äußerst schmal. Immer wenn ich das Meer sehen konnte, wurde ich euphorisch und trat noch fester in die Pedale.

In dieser Euphorie übersah ich eines Tages eine riesige Wurzel, die aus einem mächtigen Baum am Rand des Weges ragte. Ich plumpste aus dem Sattel, fiel auf mein linkes Knie und nahm sofort den erhöhten Puls und das Adrenalin wahr. Bis auf eine schramme am Knie, etwas Blut und einem gehörigen Schrecken passierte nichts. 

Das Fahrrad war noch heile; das Lenkrad nur etwas verbogen.

Ich stand auf, schnappte mir das Rad und ging die letzten Meter, mein Fahrrad links neben meinem verwundeten Knie schiebend, zum Strand.

Diese Wurzel steht sinnbildlich für die mentale Vorbereitung vieler Spieler - so eventuell auch bei Alexander Zverev. Ich erlebe es im mentalen Training oft, dass Spieler über eine selbst gepflanzte "gedankliche Wurzel" stolpern. Leider schaffen sie es dann nicht sich kurz zu schütteln, einmal über die Schramme zu pusten und ihren Weg weiterzugehen.

Du spielst das, was du denkst - auch Alexander Zverev

Wir Menschen sind schon kompliziert.

Du besitzt Gedanken. Diese Gedanken erwecken in dir Bilder. Diese Bilder wiederum füllen deinen Körper mit Emotionen. Diese Emotionen erwecken echte, von dir so empfundene, körperliche Symptome.

Auf diese Weise entsteht zum Beispiel der zusammengezogene Magen mitsamt schwitzigen Handflächen, wenn du das volle Wartezimmer bei deinem Hausarzt betrittst.

Wir versetzen uns jetzt in die Lage von Alexander Zverev vor seinem Match gegen Stefanos Tsitsipas beim ATP-Cup. Da erwartet ihn ein Gegner, den er nicht mag. Die letzten vier Duelle hatte Alex gegen den schönen Griechen obendrein verloren.

Du weißt selbst wie du dich fühlst, wenn du gegen jemanden spielen musst, den du nicht magst und nicht schlagen kannst. Da findest du dich mit deinem Ego sehr schnell in der Endphase eines MMA-Fights wieder. Dein Ego ist dabei nicht irgendein Kämpfer, sondern Israel Adesanya.

In seinem Match zuvor servierte Zverev reihenweise Doppelfehler. Du wirst aus eigenen Erfahrungen bei deinen Turnieren wissen, dass Doppelfehler ein klares Indiz für totale Verunsicherung sind. Hier kann mentales Training helfen.

Oder, Sascha?

zverev gif

Wir definieren kurz den Begriff "Verunsicherung", um diesen besser packen zu können:

Verunsicherung = kein Vertrauen in die eigenen spielerischen Fähigkeiten. Die Bewegungen fühlen sich fremd an und können nicht automatisch, ohne zu überlegen, aus dem Unterbewusstsein abgerufen werden. Der Spieler muss sehr viel gedankliche Arbeit leisten, um seine Ausholbewegungen durchzugehen. Dies zerrt an den Nerven und der Konzentrationsfähigkeit.

Nun wird Alexander Zverev selbstverständlich auch mal sein Smartphone in die Hand nehmen und lesen, was über ihn geschrieben wird. Das ist menschlich und kann, so zumindest meine persönliche Vermutung, die oft unterschätzte Portion "Hass" liefern, um seine Einstellung noch zu schärfen.

Wir fassen die mentale Verfassung von Alex vor seinem Match gegen den "youtubenden" Stefanos zusammen:

  • total verunsichert
  • kein Selbstvertrauen
  • enormer Druck
  • emotional aufgewühlt, weil es gegen einen Gegner geht, den man nicht mag und zuletzt nicht schlagen konnte

All diese Zutaten kommen jetzt in Einmachglas. Wir drehen den Deckel fest zu, schütteln kräftig, drehen den Deckel wieder auf, schauen auf die tödliche Mischung und geben dem Ganzen noch K.O. - Tropfen hinzu.

Diese Tropfen wirken wie folgt:

Der Kopf kennt "nicht" nicht

Ich werde dieses Phänomen so simpel wie möglich in Worte fassen.

Du denkst vor deinem Match:

"Verfluchter Mist, ich habe vorgestern nur Doppelfehler serviert ... Was lief falsch? Mist ... Morgen darf ich auf keinen Fall Doppelfehler servieren. Ich darf nicht wieder so viele zweite Aufschläge ins Aus spielen. Ich muss einen Weg finden nicht mehr so viele Doppelfehler zu servieren. Verdammt, wie kann ich das lösen?"

Ich gehe jetzt nicht darauf ein, dass man sich durch solche Gedanken vollends mit seinem Problem, aber nicht mit dessen Lösung identifiziert. Das wird vielleicht in den nächsten Wochen mal Thema sein.

Es geht jetzt um die "echte" Message, die du deinem Geist durch diese Gedanken mitteilst. Wie bereits angesprochen kennt deine Psyche das "nicht" nicht.

Come on!

zverev2 gif

Daraus ergibt eine ganz andere Message, die du mit auf den Platz nimmst:

"Verfluchter Mist, ich habe vorgestern nur Doppelfehler serviert ... Was lief falsch? Mist ... Morgen darf ich Doppelfehler servieren. Ich darf wieder viele zweite Aufschläge ins Aus spielen. Ich muss einen Weg finden viele Doppelfehler zu servieren. Verdammt, wie kann ich das lösen?"

Logisch, oder? ;-)

Lesetipp: Die Masalo Manschette

Fazit: Wenn Boris ratlos und der Schlägerrahmen zerfetzt ist

Ich wollte an dieser Stelle das Match von Alexander Zverev gegen Stefanos Tsitsipas nicht analysieren. Stefanos spielt tolles Tennis und würde noch besser spielen, wenn er sich selbst nicht so furchtbar ernst nehmen würde.

Alex hat große mentale Probleme, die man aber mit mentalen Übungen lösen kann.

Viel mehr wollten wir verstehen, warum Zverev seinen Dad anbrüllt, Boris wie einen überforderten alten Freund aussehen lässt und jedem jungen Spieler eine perfekte Anleitung zeigt, wie man sein Racket vernünftig zertrümmert.

Dieser Artikel soll die Leistungen von Zverev nicht in ein Licht rücken, welches die Sache schöner aussehen lässt, als sie ist. Du kannst als Hobbyspieler (oder selbstverständlich auch als Profi) immer sehr viel von anderen Spielern lernen. Dazu musst du nicht die Ausholbewegungen deiner Vorbilder kopieren. Das wird in vielen Fällen nicht funktionieren, weil jeder Spieler seine individuellen Abläufe hat.

Aber du hast auch deine gedanklichen Abläufe, so wie alle anderen Spieler auch. In genau diesem Bereich kannst du vor allem aus den Fehlern anderer Spieler lernen.

Bevor du ein Haus bauen kannst, benötigst du ein Grundstück.

Bevor du dich spielerisch weiterentwickelst, benötigst du die richtige Einstellung. Die hohe Kunst dabei ist es sich selbst kritisch zu hinterfragen, um anschließend mit den ehrlichen Antworten arbeiten zu können.

Dann überlebt es in Zukunft auch der Schlägerrahmen.

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Chip n Charge: Wie du kluge Netzangriffe in dein Spiel integrierst https://www.tennis-insider.de/blog/chip-n-charge-taktik/ https://www.tennis-insider.de/blog/chip-n-charge-taktik/#comments Fri, 29 Nov 2019 15:02:00 +0000 https://www.tennis-insider.de/blog/chip-n-charge-taktik/ Weiterlesen

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Chip n Charge ist nicht nur ein verdammt smarter Podcast.

Bevor es Radiosendungen im Internet gab und als die T-Linie in Wimbledon noch abgelaufener als die Grundlinie war, machten sich Spieler wie Stefan Edberg oder Patrick Rafter immer wieder auf den Weg ans Netz. 

Klar, beide waren vor allem für ihr Serve and Volley- Spiel berühmt und gefürchtet. Doch die beiden Angriffsspieler konnten ja nicht jeden Ballwechsel mit dem eigenen Aufschlag beginnen. Sie mussten sich Strategien überlegen, um auch aus dem laufenden Ballwechsel heraus ans Netz vorrücken zu können. 

Da diese Spielertypen sich am Netz so wohl fühlten wie du heutzutage an der Grundlinie, wollten sie selbstverständlich auch direkt nach dem Return vor ans Netz. Pete Sampras spielte die Chip n Charge- Variante beim Return in Perfektion.

Der Amerikaner konnte mit dieser Taktik im Einzel seinen vielleicht nicht ganz so druckvollen Return in eine echte Waffe verwandeln. 

Wir werden in diesem Artikel später noch herausfinden, wie diese Strategie auch für dich möglich ist.

Was bedeutet Chip n Charge überhaupt?

Wir dröseln die beiden Begriffe jetzt mal kurz auf.

Chip bedeutet, dass der Ball nur "ins Feld gelegt" wird. Du chippst die Filzkugel, du schlägst sie nicht. Dieser Chip ist im Tennis der Slice. Du streichelst bei dieser Schlagvariation den Ball. Bei deiner Vorhand oder auch bei deinem Aufschlag drischt du von hinten vor den Ball. Beim Rückhand-Slice gehst du mit deiner Schlägerfläche unter den Ball und gibst diesem dadurch den bekannten Schnitt, auch gern Effet genannt, mit.

Charge wird auf dict.cc mit "angreifen" übersetzt. Es wird auch "stürmen" genannt. Da du beim Chip n Charge aber nicht gedankenlos ans Netz stürmen sollst, benutzen wir in unseren Falle lieber den Begriff angreifen. Er passt wesentlich besser zu dieser Spielidee.

Da wir die beiden Begrifflichkeiten nun geklärt haben, können wir die Spielvariation auch schon in Worte fassen. Du spielst einen Slice und folgst diesem anschließend ans Netz. Das ist Chip n Charge.

Warum solltest du Chip n Charge in dein Tennis integrieren?

Rund 99% deiner Gegner spielen von der Grundlinie. Du wirst dich in fast jedem Ballwechsel in einem spannenden Grundlinienduell befinden. Auch deinen Return wirst du im Match fast immer gleich spielen. Beim ersten Aufschlag deines Gegners stehst du noch etwas weiter hinter der Grundlinie. Beim zweiten Aufschlag rückst du dann ein paar Schritte vor. 

Du bist dann vielleicht gewillt diesen zweiten Aufschlag zu attackieren. 

Dein Return auf den ersten Aufschlag deines Gegners willst du meist ins Spiel bringen, um im Laufe des Ballwechsels deine Chancen auf den Punktgewinn zu suchen.

Du hast beim lesen des letzten Absatzes vermutlich bemerkt, dass der Rhythmus in den Ballwechsel oft sehr ähnlich ist. Wenn du dich mit einem Teamkollegen verabredest und ihr eine halbe Stunde einfach nur lange Bälle spielt, dann wirst du merken wie gut du in den Schlagrhythmus kommst. 

Dann spielst du sicherer, länger und eventuell sogar druckvoller.

Lesetipp: Die schnellsten 3 Wege zu einer perfekten Vorhand

Aber möchtest du, dass auch deine Gegner im Match sicher, druckvoll und lang spielen? Sollen deine Kontrahenten einen tollen Rhythmus für ihre Grundschläge haben? Nein. Das willst du selbstverständlich nicht. Du willst einen umkämpften Sieg mit nach Hause bringen und Erfolge erringen. Diese Erfolge werden größere, wenn du deine Spielvariationen erweiterst.

Chip n Charge ist eine wunderbare Spielvariation, um den Rhythmus deiner Gegner im Match zu brechen.

Kann man Chip n Charge auch im Doppel einsetzen?

Ja klar.

Chip n Charge ist eine unheimlich wirkungsvolle Strategie, um vom Return weg direkt ans Netz zu gehen und das gegnerische Doppel sofort unter Zugzwang zu setzen.

Schau dir die Profi-Doppel an.

Du wirst sehen, wie oft der Returnspieler teilweise mit einem Vorhand-Slice ans Netz läuft. Das hat nichs damit zu tun, dass er die Vorhand nicht anders spielen kann. Er will den Ball möglichst lange in der Luft halten, damit er mehr Zeit hat klug ans Netz zu laufen und sich dort zu positionieren.

Chip n Charge ist eine Variation, die du unbedingt mit deinem Partner üben solltest, wenn du oft und gerne Doppel spielst.

Chip

Ich möchte dir in diesem Artikel gar nicht zu viele technische Tipps mitgeben. Wenn du meine E-Mails liest weißt du, dass ich dem Thema Technik etwas distanziert gegenüber stehe. Du sollst natürlich an deiner Technik feilen und mit deinem Trainer deine Schläge verbessern. Doch bin ich der Meinung, dass Technik stets sehr individuell zu betrachten ist. Solltest du bereits länger als vier Jahre Tennis spielen, dann hast du deine Bewegungsabläufe und Griffhaltungen schon fest abgespeichert. 

Tiefgreifende Veränderungen können dich dann verwirren.

Hinzu kommt, dass deine Technik im Match selten über deinen Sieg oder deine Niederlage entscheidet. Taktik, Köpfchen und Mut sind meist die wichtigeren Faktoren, um ein Tennismatch zu gewinnen und erfolgreich zu sein.

Damit du Chip n Charge effektiv einsetzen kannst, solltest du beim Chip, also dem Slice, aber auf folgende Grundlagen achten:

  • stehe möglichst im Feld und nicht weit hinter der Grundlinie
  • bleibe bei der Durchführung des Slice unbedingt stehen und laufe nicht durch den Schlag hindurch (weil du ja anschließend ans Netz kommen willst)
  • folge der Richtung deines Schlages auch ans Netz (verfolge deinen Ball wie einen Dieb, der dir das Portemonnaie geklaut hat)

Dein Vorteil ist, dass der Slice langsamer gespielt wird und somit länger in der Luft ist, bevor dein Gegner den Ball schlagen wird. Dir bleibt also mehr Zeit, um geschickt ans Netz vorzurücken. 

Eine sehr schnell gespielte Vorhand würde dir weniger Zeit für deinen Netzangriff bieten, da dein Angriffsball dann auch schneller zurückkommen würde. Das ist einer der Hauptgründe, warum Stefan Edberg und Patrick Rafter früher besonders auf Rasen diese Variante eingesetzt haben. Der Slice bleibt lang in der Luft und wird am dem Absprung auf der generischen Seite aufgrund des Schnitts schnell und flach.

Perfekt, um einen Angriff ans Netz vorzubereiten.

Wie könnte ein solcher Spielzug auf dem Platz aussehen? Damit du dir ein Bild in deinem Kopf abspeichern kannst, nutze die folgende Grafik mitsamt Skizzen:

chip n charge taktik

Wir halten fest:

  • du nutzt einen Slice (meist Rückhand-Slice), um diesem ans Netz zu folgen
  • dabei solltest du diesen Slice möglichst im Feld stehend spielen
  • du folgst nach dem Slice der Richtung deines Schlages nach vorn
  • aufgrund des langsam gespielten Balles hast du mehr Zeit deinem Angriffsball zu folgen

Hervorragend. Du hast die Grundlagen des Chip n Charge verstanden und weißt jetzt, wann du den Slice einsetzen kannst und wie du diesem ans Netz folgen solltest. Wir machen uns jetzt auf den Weg ans Netz und spielen den Volley.

Auf geht`s!

Charge

Wir hatten vorhin besprochen, dass "Charge" für das Angreifen steht. Dieser Angriff ist beim Chip n Charge nicht nur spielerischer, sondern auch mentaler Natur. Du setzt deinen Kontrahenten im Kopf unter Druck. Mit deinem Angriff stellst du ihm die Frage: "Bist du in der Lage einen tollen Passierball oder Lob zu spielen?".

Lesetipp: 5 mentale Übungen, die dein Tennis verbessern

Dein Weg ans Netz sollte, wie bei jedem guten Angriff, mit einem Plan erfolgen. Ein kopf- sowie gedankenloses nach vorne Hetzen bringt dir nichts - außer Volley-Frust. Du läufst dann durch den Volley, triffst diesen nicht richtig, kannst den Ball kaum auf deiner Schlägerfläche kontrollieren und wirst die Kugel weit ins Aus spielen.

Damit du einen Plan für deinen Angriff hast, setze dir zwei Ziele:

  1. die Höhe der T-Linie
  2. das weitere Vorrücken nach deinem ersten Volley

Mehr Ziele würde ich dir nicht empfehlen. Es würde zu kompliziert werden . Chip n Charge ist eine Variation, die auch dich aus deiner Komfortzone an der Grundlinie herauszieht. Es ist deswegen ratsam, dass du nur wenige Ziele im Kopf hast, damit du auf diese beiden deine Konzentration ausrichten kannst.

Konzentriere dich beim Tennis lieber auf wenige Dinge, aber dafür mit einer enorm hohen Intensität. Ein zerstreuter Professor spielt meist nur zwei von zehn Aufschlagspiele gutes Tennis ;-)

Spiele deinen ersten Volley möglichst kurz und mit wenig Risiko. Bedenke, dass du allein durch dein nach vorne Laufen die Winkel für deinen Gegner verkleinerst. Du musst kein Volley-Gott sein, um Chip n Charge spielen zu können. Auch dein eventuell zweiter Volley, näher am Netz gespielt, muss nicht in die hinterste Ecke gespielt werden. Konzentriere dich lieber darauf deinen Volley kurz und möglichst cross zu spielen. Diese Variation zieht die Winkel für deinen Gegner noch weiter zu und gibt dir die Möglichkeit allein durch dieses "Winkelspiel" mehr Punkte für dich zu entscheiden.

Lass uns doch eben kurz schauen, wie du bei deinen Netzangriffen den ersten wichtigen Raum auf Höhe der T-Linie "besetzen" kannst. Wir gehen in unserem Beispiel davon aus, wie schon ein Stückchen weiter oben in der Grafik, dass du mit einem Rückhand-Slice cross angreifst, um deinem Gegner eine schwierige Rückhand spielen zu lassen.

Schau dir die Grafik an:

charge raum

Klasse. Du hast jetzt die Strategie hinter Chip n Charge kennengelernt und weißt, wie du diese Variation taktisch auf den Court zaubern kannst. Wir werden uns jetzt noch kurz überlegen, wann denn diese Variation am meisten Sinn für dich macht.

Come on! ;-)

In welchen Situationen kannst du Chip n Charge spielen?

Wir starten das taktische Geplänkel mit einem Schwung Spielverständnis.

Der Slice lässt sich leichter auf einen langsamen Ball deines Gegners spielen. Solltest du eine brachial schnell gespielten Ball für deinen Slice nutzen wollen, so kann dir schneller die Kontrolle verloren gehen.

Ich würde dir, zumindest aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, die halbhohen Bälle deiner Gegner empfehlen, um mit einem Slice anzugreifen. Dies kann selbstverständlich von Spieler zu Spieler verschieden sein. Wenn es dir leichter fallen sollte auf schnelle Bälle einen Slice zu spielen, dann setze dies bitte auch so um. Nichts, was ich hier auf diesem Blog schreibe, ist in den Sandplatz gemeißelt. Tennis bedeutet immer, dass du die individuell für dich besten Lösungen finden musst.

Ein Beispiel wäre dein Return auf den zweiten Aufschlag. Dieser wird meist nicht so schnell gespielt. Du kannst dann, wie Pete Sampras in seiner besten Zeit, Chip n Charge spielen und deinen Kontrahenten direkt unter Druck setzen - vom ersten Schlag an.

Kommen wir nun zu einem kleinen Ausschnitt mentaler Kriegsführung auf den Tennisplätzen dieser Welt. Denn auch die Stimmung deines Gegners kann dir verraten, ob es ein guter Zeitpunkt ist Chip n Charge einzustreuen.

Sollte der Fall gegeben sein, dass dein Gegner nervlich sichtlich angespannt und eventuell verunsichert ist, dann ist Chip n Charge eine hervorragende Option, um den mentalen Druck noch weiter zu erhöhen. Du wirst aus deiner eigenen Erfahrung wissen: Ein Longline-Passierball spielt mit mit lauter Selbstzweifeln im Kopf noch schwieriger.

Dazu ist natürlich ein bisschen Empathie deinerseits notwendig. Wenn du dich ein wenig in die Gefühlslage deines Gegenüber reinfuchsen kannst, dann wirst du schnell die richtigen taktischen Mittel im Kopf haben. Du hast in diesem Artikel gelernt, dass Netzangriffe deinen Gegner vor eine schwierige Aufgabe stellen. Spielerisch, aber vor allem auch im Kopf.

Bei akuter nervlicher Belastung wird deinem Gegner dein Angriffstennis ganz sicher nicht in den taktischen Kram passen ;-)

Hast du Chip n Charge schon genutzt, um deine Gegner unter Druck zu setzen? Falls nicht, dann hast du jetzt das Rüstzeug um dein Tennis taktisch weiterzubringen.

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Liebst du das Spiel zwischen den Ohren?

Willst du mental so stark wie eine Mutation aus Jannik Sinner und Carlos Alcaraz werden?

Dann bleib dran. Es wird sich für dich lohnen.

Du interessierst dich für mentales Training im Tennis, aber hast noch keine Ahnung, wie das überhaupt funktioniert?

Dann habe ich fantastische Neuigkeiten für dich. 

In diesem Artikel breche ich Schritt für Schritt für dich herunter, wie sich ein ganz normaler Vereinsspieler innerhalb von drei Monaten mental, aber auch taktisch, verbessern konnte.

Verbesserung bedeutet im Mentaltraining:

  • Mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
  • Verbessertes Umsetzen der Trainingsleistungen im Punktspiel
  • Einsetzen neuer Schlagvariationen
  • Besseres Spielverständnis
  • Die Fähigkeit eigenständig seine Performance zu analysieren und darauf aufbauend bessere Lösungen auf dem Platz zu finden

Gleich vorweg: 

Wir bleiben realistisch. Tennis ist ein komplexer Sport. Wer dir verspricht, dass du innerhalb von einem Monat deutlich besser wirst, der erzählt dir ein Märchen.

Du wirst vermutlich ein wenig enttäuscht sein beim lesen dieses Artikels. Die Methoden sind simpel. Der Artikel enthält keine hawaiianischen Heilmethoden, bei denen du auf dem Platz ein Feuer auf Höhe der T-Linie errichten musst. Es werden auch keine Yogaposen während deiner Seitenwechsel besprochen.

Und nein, du wirst auch keine Anleitung für das garantierte Verfluchen deiner Gegner erhalten.

Mentales Training hat in meiner Arbeit das Ziel den Spieler mit einem besseren Gefühl im Punktspiel (oder auch gerne Match genannt) auszustatten. Du kennst sicherlich dein Gefühl, wenn du nach einem hektischen Arbeitstag im Büro direkt auf den Platz hetzt, beinahe noch mit Krawatte auf dem Platz stehst und hibbelig drei Vorhände in Serie zwei Meter ins Aus spielst. Du bist dann erst recht entnervt und die eigentlich schöne Stunde Tennis ist nach fünf Minuten bereits im Eimer.

Dein Gefühl für dich, für den Sport und die verschiedenen Spielsituationen ist essentiell, wenn du in Zukunft bessere Ergebnisse auf dem Platz erleben willst. Ein Kopf voller Zweifel, Ängste und Sorgen wird niemals deine tollen Trainingsleistungen im Match umsetzen können. 

Dein Training mit einem Trainer auf dem Platz, der deine Schläge korrigiert, ist wichtig. Dies ist deine Grundlage. 

Deine Arbeit ist damit aber nicht abgeschlossen. Du musst auch deinen Kopf so trainieren, dass er deine Fähigkeiten und dein Potential abrufen und bestmöglich umsetzen kann.

Wir stürzen uns jetzt voller Freude auf die Fallstudie und schauen anschließend, was du daraus mitnehmen kannst.

Mentales Training im Tennis, gestatten: Peter, 52 Jahre jung

Dein Charakter kommt immer mit auf den Platz. Wenn wir über mentales Training im Tennis sprechen, dann sprechen wir auch über den Charakter. Wir schauen uns zunächst Peter etwas genauer an und erstellen ein Profil.

Name: Peter

Alter: 52

Beruf: Unternehmer

Vater, Ehemann und stolzer Hundebesitzer

Charakter:

  • Ehrgeizig, zielorientiert, ehrlich und loyal
  • Will manchmal zu viel zu schnell
  • Der große Ehrgeiz setzt ihm manchmal Scheuklappen auf
  • Durch die hohe Arbeitsbelastung fehlt teilweise die Ruhe auf dem Platz

Tennis:

  • Rechtshänder, technisch durch einen Trainer im Verein gut ausgebildet
  • Schnell zu Fuß, aber unsicher in den Grundschlägen
  • Nach eigenen Angaben gute Vorhand, aber anfällige beidhändige Rückhand
  • Probleme die Stärken und Schwächen des Gegners zu erkennen
  • Geringes Spielverständnis
  • Kaum taktisches Wissen

Mentales Training beim Tennis für bessere Ergebnisse in Punktspielen

Der Kopf ist der Kapitän des Schiffes. Wenn der Kapitän in der rechten Hand eine Bierdose und in der linken ein Backfischbrötchen hält, dann hat er kaum noch Kapazitäten frei, um das Schiff zu manövrieren.

Peter musste im ersten Schritt eine wichtige Sache lernen: Er musste auf dem Platz weniger tun. In der Praxis sah das so aus, dass er ein bis drei Ziele für jedes Trainingsspiel bekam. Eine höhere Anzahl an Aufgaben verwirrt den Kopf und die darin befindlichen Gedanken nur. Je mehr ein Tennisspieler auf dem Platz denkt, desto verkrampfter wird die Vorhand.

Diese ein bis drei Ziele sahen wie folgt aus:

  1. Spiele zunächst höher über das Netz
  2. Schaue den Ball bewusst und aufmerksam an
  3. Konzentriere dich auf deine Beinarbeit

Ich stattete Peter mit diesen Aufgaben für den Kopf aus. Der Gedanke dahinter war, dass jede Aufgabe für den Kopf einen direkten und möglichst positiven Effekt auf sein Spiel haben sollte.

Höher über das Netz spielen = Mehr Sicherheit, besserer Schlagrhythmus
Ball anschauen = Sauberer Treffpunkt, mehr Kontrolle beim Schlag
Beinarbeit = Besserer Abstand zum Ball, besseres Gefühl

Ich könnte schneller als Stephen King einen ganzen Roman über die Fehler schreiben, die viele Spieler im Kopf regelmäßig begehen. In den letzten Jahren haben sich aber folgende Fehler auffällig oft wiederholt:

  • Das Vergleichen der Trainingsleistungen mit der Leistung im Match
  • Zu viele Gedanken auf einmal, die nichts mit dem Schlag zu tun haben
  • Philosophieren über den möglichen Ausgang des Matches
  • Ego

All diese Bereiche werden unweigerlich dazu führen, dass die eigene Leistung im Match wesentlich schlechter wird, als es das Potential eines Spielers hergibt.

tennistasche packen

Peter war erstaunt, dass er weniger auf dem Platz tun sollte. Er war davon ausgegangen, dass er richtig was auf den Schläger bekam und richtig viel umsetzen sollte. Zaubersprüche, Meditationsübungen und okkulte Rituale. 

Das war aber ein Trugschluss. 

Es war im Falle von Peter wichtig, dass er auf dem Court möglichst wenig im Kopf hatte. Aufgrund seiner Arbeit und dem Stress, den er schon außerhalb des Platzes zu handeln hatte, war beim Tennis Einfachheit angesagt. 

Die einfachen Aufgaben sollten auch seinen Ehrgeiz bündeln. Ehrgeiz ist Energie. Leider wird diese oft in den falschen Bereichen eingesetzt. Das vorhandene Maß an Energie auf wenige und simple Aufgaben zu verteilen funktionierte im Falle von Peter hervorragend.

Wir hatten ein Stückchen weiter oben bereits besprochen, dass dein Charakter immer mit auf den Platz kommt. Das ist ein Paradebeispiel dafür, wie du dich mental auf deine Matches vorbereiten kannst - auf Grundlage deines individuellen Charakters.

Welche Fähigkeiten durch mentales Training im Tennis verbessert werden können

Der nächste wichtige Schritt zu einer spürbaren Verbesserung war das Spielverständnis, ergo die Spielintelligenz.

Ein kurzer Zwischenruf:

Viele Vereinsspieler sind auf dem Platz mit allerlei Dingen beschäftigt. Sie müssen sich extrem auf die Ausführung ihrer Schläge konzentrieren. Sie müssen das Timing zum Schlag managen. Hinzu kommt eine nervliche Belastung durch die Matchsituation. Dies sind nur ein paar Beispiele, was ein Spieler bei jedem Schlag im Match empfindet.

Die Emotionen sind unter anderem:

  • Aufregung
  • Freude
  • Wut
  • Frust
  • Verzweiflung
  • Hoffnung

Diese Emotionen sind stark und treten konstant auf. Du kannst dir jetzt vielleicht ungefähr vorstellen, warum du immer mal wieder das Verlangen verspürst den Netzpfosten mit deinem Schläger zu Kleinholz verarbeiten zu wollen. Das ist menschlich, normal und alles andere als schlecht.

Ende des Zwischenrufes ;-)

Peter sollte in der Lage sein die Geschehnisse während des Matches selbst analysieren zu können. Er sollte verstehen, warum etwas auf dem Platz passierte und was er direkt im nächsten Ballwechseln tun konnte, um das Ergebnis zu verbessern.

Hierzu ein kleines Beispiel:

Peter gab an, dass seine Rückhand unsicher war. Er fühlte sich mit diesem Schlag nicht wohl. Das sind alles tiefgreifende Aussagen, die aber noch nicht an den Kern der Sache stoßen. Ich analysierte mit Peter, warum denn seine Rückhand anfällig war. Spielte er sie zu kurz? Zu oft ins Netz? Flog sie permanent seitlich ins Aus? Ging die Kugel immer nach hinten raus ins Aus?

Die Antworten zu diesen Fragen sind wichtig, wenn man sein Spielverständnis schulen will.

Erst wenn du weißt, warum etwas nicht funktioniert, kannst du starten eigene Lösungen zu entwickeln. Ich nenne dies im mentalen Training das lösungsorientierte Denken. Leider verhaspeln sich viele Vereinsspieler in ihren Matches im problemorientierten Denken. 

Du, als mental starker Spieler, musst aber stets in Lösungen denken.

Wir analysierten, dass Peter die Rückhand zu oft ins Netz spielte. Er stellte dies in weiteren Matches fest. So konnten wir mentale Maßnahmen ergreifen, um seine Fehlerquote bei der Rückhand zu minimieren. Peter war in der Lage zu erkennen, wenn seine Rückhand zu oft ins Netz flog. Dieses Verständnis führte ihn dazu eine der drei Aufgaben für seinen Kopf umzusetzen:

Höher über das Netz spielen.

Wir hatten ein Problem und Peter konnte im laufenden Match ab sofort die Lösung für dieses Problem eigenständig auf den Schläger nehmen. Als Mentaltrainer im Tennis ist es nicht möglich sich selbst auf den Platz zu stellen und seinem Schützling zu helfen. Die Aufgabe des Mentaltrainers besteht darin seinem Schützling die Gedanken mitzugeben, die dieser nutzen kann, um die bestmöglichen Entscheidungen auf dem Platz treffen zu können. 

Ich zeige dir jetzt, welche psychologischen Auswirkungen dies auf Peter hatte.

Eines der größten Kopfprobleme von Tennisspielern ist das Gefühl der Hilf- bzw. Planlosigkeit. Dieses Gefühl kann für ein Match tödlich sein. Meist entsteht daraus ein nicht mehr zu brechender Kreislauf, der direkt in die Niederlage führt.

Damit Peter nicht in diese eben erwähnte Hilf- und Planlosigkeit abdriftet, entwarfen wir die auf seinen individuellen Charakter und seine Spielweise angepassten Lösungen. Dieses Wissen, diese Spielintelligenz, gab Peter ein Gefühl von Sicherheit. Ein Match verhält sich immer dynamisch. Es wird Phasen geben, die du dominierst und es wird ebenso Phasen geben, die dein Kontrahent dominieren wird. Deine Aufgabe besteht darin, beide Phasen ruhig, analytisch und lösungsorientiert zu spielen.

Es war für Peter wichtig diese Sicherheit im Match zu haben. Die Gedanken wirken sich direkt auf die Spielweise aus. Peter war vor dem Mentaltraining permanent in Unsicherheit und Zweifeln gefangen. 

Dies war selbstverständlich keine besonders gute Grundlage, um sein bestmögliches Tennis in Drucksituationen abrufen zu können.

Was kannst du für dein mentales Training mitnehmen?

Du hast vermutlich eher selten über Training für deinen Kopf nachgedacht. Das ist gut, denn du besitzt dadurch einiges an Potential in diesem Bereich. Mentales Training ist individuell und orientiert sich an dem Charakter des Spielers. Dennoch gibt es für dich ein paar Hinweise, die du aus dieser Fallstudie für dich mitnehmen kannst.

Der wichtigste Punkt ist, dass du beginnst dich als Charakter auf dem Platz kennenzulernen. Was macht dir Angst im Match? Welche Spielweise bringt dich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs? Wie entstehen deine Siege und Niederlagen? Wo liegen deine individuellen Stärken und Schwächen? 

Behältst du in kritischen Situationen die Ruhe oder lässt du dich dann zu sehr von deinen Emotionen leiten?

Die Antworten bringen dich ein Stück weiter, wenn es darum geht deinen Charakter als Tennisspieler zu entdecken. Alles, was dich an deinen Gegnern irritiert, führt dich zu deinen Stärken und Schwächen.

Ich empfehle dir deinem Kopf vor jedem Ballwechsel eine analytische Aufgabe zu geben. Mit dieser recht simplen mentalen Technik lenkst du dich von negativen Gedanken ab und bleibst nicht in diesen stecken.

Starte mit diesen zwei Ansätzen und du wirst schnell merken, dass sich deine Gedanken auf dem Platz verbessern werden.

Anhang: Mentales Training: Tipps für deinen Kopf

Ich habe auf dem Tennisplatz eine harte Lektion gelernt, die dir jetzt Tennis Mental Tipps für deine Karriere gibt.

Du lernst jetzt aus meinen Fehlern 😉

Fast jeder Tennisspieler ist auf dem Platz der Sklave seiner Emotionen. Kaum ein Spieler kann sich gegen seine Emotionen wehren. Du hast es schon selbst erlebt, wenn Spieler 6:2 und 4:0 führen, einen Passierball aus dem Lauf heraus knapp neben die Seitenlinie spielen und dann beginnen sich künstlich aufzuregen:

„Was eine schlechte Qualität heut von mir, ey …. Da kommt aber auch gar nix heute …..“

Soll ich dir was verraten? Du bist mit deiner Beobachtung nicht alleine.

Dieses Jammern, obwohl man klar führt und das Match im Griff hat, erlebt man auf jeder Tennisanlage. Ich glaube, mit dieser These lehne ich mich nicht zu weit über die Netzkante. Dieses Jammern zeigt aber auch die emotionale Spannung, die im Spieler aktiv ist. Jeder ist nervös, jeder hat Angst. Tausende negative Gedanken rasen pro Match durch deinen Kopf. Du malst dir Horrorszenarien aus, die noch nicht mal ansatzweise eingetroffen sind.

Das würde dir natürlich niemand sagen. Wenn man einen Spieler nach seinen Schwächen fragt, dann kommt als Antwort meist:

Meine beidhändige Rückhand kommt derzeit nicht.

Mein zweiter Aufschlag ist zu ungefährlich.

Das mag alles sein.

agassi neu

Aber die größte Schwäche sind die Emotionen. Dabei ist es ziemlich egal, ob man im Match führt oder ob man überhaupt gar keine Chance hat.

Ich hatte in einem Artikel bereits die Geschichte angeschnitten, in der ich im Einspielen von meinem Gegner verarscht wurde.

Anders kann ich das nicht ausdrücken.

Ich erzähle dir nochmal kurz, um was es genau ging.

Mentales Training: Tipps für dein Einspielen

Ich spielte bei einem Turnier in Herne. 

Mein Gegner war in der Rangliste schlechter platziert als ich. Ich dagegen gehörte bei diesem Turnier zu den gesetzten Spielern und ging als klarer Favorit auf den Platz. Dies sollte nicht unbedingt zu meinem Vorteil sein.

Nach einigen Schlägen im Einspielen merkte ich, dass mein Gegner Schwächen auf der Rückhand hatte und auch seine Vorhand nicht konstant kam. Aber dann veränderte sich nach einem Schlag alles. Mein Gegner spielte mir nach zwei Minuten keinen einzigen Ball mehr zu. Zunächst blieb ich ruhig und spielte einfach weiter.

Dann fragte ich höflich nach, ob er nicht einfach den Ball auf meinen Körper spielen könne. Wir waren ja noch jung, standen nicht auf dem heiligen Rasen von Wimbledon und einen mentalen Krieg führten wir ja auch nicht.

Oder führten wir diesen vielleicht doch?!

Mein Gegner grinste.

Er hatte dunkelblonde, kurze Haare, trug eine Mütze und spielte einen Schläger der Marke Head. Ich mochte ihn von Beginn an nicht, was meinen späteren Zustand auf dem Platz noch verschlimmern sollte.

Du wirst später genau lesen, was ich damit meine.

Um ein paar Volleys zu spielen, so wie es üblich ist, bewegte ich mich nach vorn ans Netz.

Dort angekommen, prügelte mein Gegner jeden Ball direkt auf meinen Körper. Es ging nicht darum schnell zu spielen. Es ging darum mich abzuschiessen. Einigen Bällen konnte ich ausweichen, anderen wiederum nicht. 

So langsam brodelte das Blut in meinen Blutbahnen. Wahrscheinlich kennst du es, wenn die pure Wut langsam aber beständig in dir hochsteigt. Diese Wut beginnt ihren Sprint im Magenbereich, um schnell deinen gesamten Körper einzunehmen.

Mein Gegner grinste wieder.

sampras neu

Ich verlor sämtlichen Fokus. Ich war wütend, verstand die Welt nicht und regte mich innerlich extrem auf. Die Umstände konnte ich nicht ändern. Und ich hatte zu diesem Zeitpunkt überhaupt gar keine Ahnung davon, wie man auf dem Tennisplatz, in der Hitze eines umkämpften Matches, mit seinen Emotionen umgehen kann.

Wobei ich sagen muss, dass es mich immer beruhigt hat, wenn ich mal den Schläger in schmiss.

Es passierte etwas, was ich heute ganz gut beschreiben kann:

Es war mir nicht möglich mich auf die einzelnen Schläge zu konzentrieren, da ich mit meiner Wut beschäftigt war. An dieser Stelle hätte ich einen guten Psychologen gebraucht, der mir ein paar mentale Tipps gibt.

Es gibt nun mal ein paar Mentaltipps, die dein Tennis sofort verbessern können.

Weder dachte ich daran meinem Gegner auf die Rückhand zu spielen, noch blieb ich in den Ballwechseln ruhig, um auf Fehler zu warten. All das, was ich an Informationen sammeln konnte, war wie weggewischt.

Ich verlor glatt in zwei Sätzen und wusste danach nicht so recht, wie das überhaupt passieren konnte.

Jetzt weiß ich es.

Tennisspieler sind sensibel, wetten wir?!

Mein Gegner hat meine größte Schwäche attackiert: Emotionen. Ich war ohne den eben erwähnten Psychologen, der mir mentales Training gibt, aufgeschmissen.

Du sollst jetzt natürlich nicht damit beginnen deine Gegner im Einspielen abzuschiessen. Aber du kannst trotzdem mit seinen Emotionen spielen.

Jetzt verrate ich dir einen Trick, den du garantiert schon selbst in Aktion gesehen hast.

Der gewöhnliche Vereinsspieler ist EXTREM sensibel. Er scheint mentale Tipps gekonnt zu ignorieren, weil er sie für Esoterik hält 😉

Da zwitschert ein Vögelchen, wenn der Ball zum Ballwurf die Hand verlässt und schon ist dieses arme Vögelchen schuld daran, dass der Aufschlag ins Netz ging. Da hustet einer der zwei Zuschauer im Ballwechsel und obwohl auf der Nebenanlage gerade ein lautstarkes Fußballspiel stattfindet, ist dieses Husten der Grund für den leichten Fehler mit der Vorhand.

Jetzt stell dir mal vor wie deine Gegner reagieren, wenn du beim Seitenwechsel einfach mal die 90 Sekunden auf der Bank sitzenbleibst, die dir zustehen!

Mentales Training: Deine Liste mit Tipps für dein nächstes Match

Fast jeder Spieler steht nach 30 Sekunden wieder auf, um weiterzuspielen. Jetzt bleibst du drei Seitenwechsel 60 Sekunden länger sitzen. Das wird deinen Gegner rasend machen. Er wird dir dies nicht zeigen, aber innerlich wird er brodeln wie eine Linsensuppe im Winter.

Mach dir kurz vor dem Return die Schuhe auf und wieder zu. Übertreibe es nicht, aber integriere diese Finten in dein Spiel. Drehe dich kurz vor dem Return mit dem Rücken zum Gegner, um deine Saite zu richten. Lass dir vor deinem Aufschlag ein bisschen mehr Zeit, indem du zu deinem Gegner schaust und den Blickkontakt hältst.

Dein Gegner wird innerlich wahnsinnig, wenn du ihn zehn Sekunden anschaust und nicht aufschlägst.

Halten wir die Punkte, die deinen Gegner auf faire Weise in den Wahnsinn treiben können, kurz in einer Stichtwortliste fest:

  • bleib beim Seitenwechsel 90 Sekunden sitzen
  • suche den Blickkontakt vor deinem ersten Aufschlag und halte ihn für einige Sekunden
  • drehe, wie die einzigartige Maria Sharapova, deinem Gegner beim Return zunächst den Rücken zu
  • öffne deine Schnürsenkel und mache sie (bitte vergiss das bloß nicht) wieder zu

Diese Kleinigkeiten kitzeln die Emotionen deiner Gegner immer und immer wieder. Wenn dann noch ein paar leichte Fehler hinzukommen, hast du deinen Gegner auf vollkommen legitime Art und Weise aus der Ruhe gebracht.

Und das wird zu deinem Vorteil sein.

Dann drehst du das mentale Spiel um und entscheidest dieses zu deinen Gunsten. Tennis ist immer ein Fight im Kopf. Darüber schreiben wenige und noch weniger Trainer sprechen darüber. Es ist wunderbar, wenn du die Vorhand technisch perfekt spielen kannst und dein erster Aufschlag mit einer Quote von 75% kommt.

Unterschätze aber nie, egal wie nett dein Gegner auch sein mag, dieses psychologische Spielchen. 

Dieses Spielchen kann ein Match drehen, die Dynamik von einem Ballwechsel zum anderen ändern und eine echte Waffe in deinem Repertoire für mentale Tipps werden.

Du hast nun eine Fallstudie sowie ein paar handfeste Tipps.

Lass uns jetzt an einem Beispiel noch drei mentale Strategien durchgehen.

Mentales Training: Was Alexander Zverev dir über das Mindset eines Champions verraten kann

Ich erinnere mich an mein erstes Mal.

Es war auf der Hofeinfahrt.

Die Sonne ging langsam unter. Der wunderbare Sommertag verabschiedete sich mit ein paar kaum wahrnehmbaren Schleierwolken in den lauwarmen Feierabend.

Der Wind bewegte sanft die Blätter des Apfelbaumes.

Dann griff ich ihn mir.

Den rechten Griff des Lenkrads meines Mini-Mountainbikes. Ich schwang mich auf den Sattel, kniff die Augen aufgeregt zu, und strampelte einfach los. Die erste Fahrt ohne Stützräder führte mich adrenalingeladene sieben Meter die Hofeinfahrt hinunter.

Fassungslos stoppte ich, blickte zurück. Ich fühlte mich, als hätte ich die Welt erobert.

Warum erzähle ich dir das?

Ich möchte mit dir in diesem Teil des Artikels über Entwicklung sprechen. Eine Fähigkeit, die gern unter die Asche an der Grundlinie gekehrt wird. Ein Blick auf die Champions zeigt aber: Sie sind Meister darin ihr Spiel zu entwickeln. Sie setzen sich kritisch mit ihrem Tennis auseinander, analysieren Niederlagen, hinterfragen sich - und werden stärker.

Diese Fähigkeit auf sich selbst zu schauen, unbequeme Fragen für sich zu beantworten und mit diesen Antworten zu arbeiten, nennen wir: Mindset.

Mentales Training und was ein Mindset überhaupt ist

Komm, wir alle tun es.

Googlen.

Also lass uns den Begriff "Mindset" mal unserem Alleswisser "Onkel Google" auf den virtuellen Tisch knallen.

Der Onkel meint:

Das Mindset (dt.: Denkweise, Einstellung, Mentalität) bezeichnet die generelle Denkweise einer Person und welche Meinungen sie vertritt.

Ok, scheint was mit Denken zu tun zu haben.

Nun denken viele Spieler sehr viel. Sie zerbersten sich ihre Köpfe vor einem Match über den Gegner. Sie haben einen Kopf voller Ängste, Zweifel und Hoffnungen. Und im Verlauf eines Matches wird der Denk-Herd erst richtig angeschmissen.

Ich habe früher vor manchen Turnieren gar nicht richtig schlafen können, weil ich immer Spielzüge und mögliche Szenarien auf dem Court durchgegangen bin. Dann wälzte ich mich nach links, um die Rückhand im Kopf durchzugehen. Und dann nach rechts, um gedanklich ein Ass mit Slice nach außen zu servieren.

Mit dem Ergebnis, dass ich unkonzentriert und emotional (sehr) instabil auf dem Court stand.

Ich habe dadurch gelernt:

In vielen Matches sind es die Gedanken, die das Match entscheiden - nicht die Technik.

Wir können daraus schließen, dass wir alle ein Mindset besitzen.

Aber ...

Warum ist das Mindset wichtig?

Wenn du an der Grundlinie zum Return bereit stehst, ist deine Leistung die Summe all deiner Gedanken, die du vor dem Match gedacht hast.

Der Stress im Büro, den du wegen deinem faulen Arbeitskollegen hast, hat Einfluss auf deine Vorhand aus dem Halbfeld. Dein Mindset, deine Denkweise, ist ein weiterer Schlag in deinem Repertoire. Mentales Training bildet diesen Schlag aus.

Dieser Schlag findet eben zwischen deinen Ohren statt.

Wenn also dein Mindset mindestens so wichtig ist wie dein Aufschlag, deine Vorhand und deine Beinarbeit, dann können wir dieses doch bestimmt trainieren.

Oder?

Definitiv.

Dieser Teil des Artikels ist ein kleines mentales Training. Wenn du bis hierhin gelesen hast, dann ist dein Denkapparat zwischen den Ohren nun gestretcht und warm. Du hattest ein paar Bilder im Kopf und bist bereit die mentalen Hanteln zu schwingen.

Wir passen natürlich auf, dass dir keine dieser Hanteln aus der Hand und deinem Nachbarn an den Hinterkopf fliegt ;-)

Wir beide gehen nun drei Aussagen von Alexander Zverev durch und schauen, wie diese dein Mindset positiv beeinflussen können. Wir schauen, was du von Alexander Zverev für den Kopf lernen kannst.

Ah, ich höre deine Gedanken:

"Zverev? Der macht doch nur Doppelfehler, schmeißt Schläger und brüllt rum! Was soll ich von dem über das richtige Mindset lernen?"

Nun, der gute Sascha ist seit Jahren in den Top 10 Zuhause und Olympia-Sieger. Dazu gewann er 17 Einzeltitel.

rafa

Mit 24 Jahren.

Was für uns fast noch wichtiger ist: Er hat sich innerhalb kürzester Zeit mental und spielerisch verbessert wie kein anderer Spieler. Er ist also ein Typ, von dem wir lernen können.

Außerdem kann ein gezieltes Ausrasten angestaute Emotionen abbauen und unseren Verstand für den nächsten Big-Point schärfen ;-)

Let`s go!

"Jeder gute Tennisspieler sollte eine kurze Erinnerungsspanne haben - positiv wie negativ!"

Kennst du es?

Ein dämlicher Fehler, und der Rest des Matches läuft im Schnelldurchlauf an dir vorbei.

Du fühlst dich wie ein Sumoringer beim Ironman - zur falschen Zeit, im falschen Wettbewerb.

Ein Tennismatch besteht aus verschiedensten, teils unlogischen und vor allem unkontrollierbaren Dynamiken. Mal triffst du beinahe gedankenlos jede Vorhand-Longline. 15 Minuten später weißt du vor dem zweiten Aufschlag nicht mehr, wie du den Ball hochwerfen sollst.

Diese Extreme bedeuten für dich:

Schnell vergessen. Schnell abhaken. Schnell weitermachen.

Alexander Zverev hat dieses Mindset sehr schön auf den Punkt gebracht.

Ich erinnere mich daran, wie ich in einem Match den ersten Return seitlich ins Aus gespielt habe. Es ging eine Schranke in meinem Kopf runter. Der erste Punkt ist der unwichtigste in einem Match.

Und dennoch hat dieser Punkt mein gesamtes Mindset für das komplette Match beeinflusst. Ich war negativ, passiv in den Ballwechseln, haderte nach jedem schnellen Fehler.

Mein Gegner musste nicht viel tun. Er spielte die Kugel konstant rein, ging wenig Risiko. Ich nahm mich selbst aus dem Spiel und war nicht in der Lage ansatzweise mein bestes Tennis zu zeigen.

Ich verlor dieses Match glatt, weil ich den ersten Fehler nicht vergessen konnte.

"Ich versuche so wenig wie möglich auf Leute außerhalb meines Teams zu hören. Was für mich zählt ist, was mein Vater sagt - er ist mein Coach. Dazu höre ich auf meinen Bruder und meinen Fitnesscoach. Den Rest versuche ich auszublenden"

Zu viele Meinungen, Tipps und Ratschläge sind kontraproduktiv.

Stell dir vor, du buchst eine Trainerstunde.

In dieser Trainerstunde ballert dich der Trainer mit Silben ab und lässt dich hinterher mental Scheintod die Bälle sammeln:

"Ja, jetzt Schläger zurück. Schulter-Hüftdrehung ... Ja, jetzt in die Knie, Schlägerkopf fallen lassen. Auf den Ball schauen! Ja, genauer Ball anschauen! Körpergewicht! Körpergewicht nach unten verlagern! Ja, gut ... Ball streicheln, nicht schlagen! Spin, mehr Spin!"

Ich weiß nicht, wie gut deine Auffassungsgabe ist.

Aber das sind arg viele Tipps für einen einzelnen Schlag, oder? Was bleibt bei dir hängen? Was würdest du aus solch einer Trainerstunde mitnehmen?

Vermutlich nichts, was dir in deinem nächsten Meisterschafts- oder Turniermatch hilfreich ist.

#Lesetipp: Warume deine LK (oder ITN oder R) unwichtig ist

Ähnlich verhält es sich mit den Leuten, Webseiten oder YouTubern, von denen du lernst. Man verliert sich schnell in Informationen. Wir geben zu schnell auf und wollen dann neue Infos, die uns möglichst unkompliziert und schmerzfrei an unser Ziel führen.

Meist ist es aber der steinige Weg, der zum Erfolg führt.

Wähle eine Informationsquelle, höre auf diese und setze das Wissen dieser Quelle auch wirklich um.

Zu viele YouTube-Anleitungen können verwirren.

"Ich versuche mein Spiel zu spielen. Mein Spiel zu spielen über einen längeren Zeitraum im Match"

Du hast einen Matchplan ausgeheckt und fährst voller Euphorie zur Tennisanlage.

Dann spielst du dich ein und holst dir einen ersten guten Schlagrhythmus. Und dann, nach dem 3:0 für deinen Gegner, überfällt dich dieser Frust und du denkst dir:

"Schei$$e! Nichts funktioniert hier ...!"

Dann wirfst du deinen Plan komplett über den Haufen und spielst teilweise Sachen, die du gar nicht kannst.

Alexander Zverev gibt dir den Tipp lieber an deiner Spielidee festzuhalten, diese im Match anzupassen und deinen Weg zu gehen. Deine Spielidee, dein Matchplan, ist deine Landkarte. Sie führt dich im Laufe eines Spiels durch alle Höhen und Tiefen.

Wenn du diese Landkarte einfach über den Zaun wirfst, dann verlierst du komplett deine Orientierung im Match.

Vertraue deinen Fähigkeiten!

Was du von Alexander Zverev über dein Mindset und mentales Training lernen kannst

Wir sind drei Gedanken vom guten Sascha durchgegangen.

Zunächst, warum nur drei?

Du sollst aus diesem Teil des Artikels etwas mitnehmen. Und wenn ich dich mit zehn Zitaten malträtiert hätte, dann wäre dies wie bei der in diesem Artikel angesprochenen Trainerstunde gewesen. Hier auf tennis-insider.de möchte ich dir sogenannte Mini-Skills, Fähigkeiten mitgeben, die dein Denken, dein Fühlen und somit dein Tennis verbessern.

Welche Mini-Skills kannst du aus diesem Artikel für dich mitnehmen?

Der erste interessante Gedanke ist:

Wer bei sich selbst die Schuld sucht, der kommt schneller zur Lösung!

Ja, an manchen Tagen stört die Sonne beim Aufschlag extrem. Und es gibt definitiv den einen oder anderen Platzwart, der höchstens eine Dose Heineken als Lohn verdient hätte.

Die Schuld für deine verschlagene Vorhand bei anderen zu suchen, macht deine deine Vorhand aber nicht besser.

Schau immer, was in deinem Einflussbereich liegt - und was nicht.

Der zweite coole Gedanke, den wir mitnehmen können:

Es ist wichtig ärgerliche Fehler schnell abzuhaken. Ebenso sollte man aber auch geile Punkte schnell vergessen, um sich auf den nächsten Ballwechsel fokussieren zu können.

Dies ist eine wichtige Fähigkeit für dein Tennis. Dabei spielt es keine Rolle, ob du erst ein paar Wochen das Racket schwingst oder bereits ein erfahrener Fuchs zwischen T- und Grundlinie bist.

#Lesetipp: Die besten Tipps für Tennis-Anfänger

Ich fand es interessant, dass Sascha auch die guten Bälle angesprochen hat. Wer sich selbst zu lange feiert, der liegt schneller im Match zurück, als er gucken kann.

Ein abschließender Gedanke, der das Mindset eines Champions ganz gut abrundet:

Spielerische und charakterliche Entwicklung ist wichtiger als ein kurzfristiger Sieg.

Schau dir Alex an.

Er hat schon früh erste richtig gute Siege eingefahren. Sein Umfeld und eventuell auch er selbst haben aber das große Ganze gesehen. Alex hat sich nie auf tollen Siegen ausgeruht. Er und sein Team haben immer geschaut (und tun das ganz sicher auch weiterhin), wo man sich weiter verbessern kann.

Wie man seine Schwächen stärken, die Stärken noch weiter optimieren kann.

Das ist das Mindset eines Champions, welches auch dein Tennis auf das nächste Level heben kann.

Was glaubst du:

Schafft es Alexander Zverev bald auf den Tennisthron zu klettern?

Ich freue mich über deine Meinung in einem Kommentar.

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